Oto Biscuit Test

Praxis

Allgemeines
Das Layout des Biscuit wurde ganz nach dem Motto „weniger ist mehr“ gestaltet. So dienen zur Steuerung sämtlicher Funktionen lediglich 11 Tasten und sechs Drehregler. Sowohl von der Anordnung der Bedienelemente, als auch der Beschriftung her orientiert man sich hier am Blockdiagramm des Biscuit und sorgt somit für eine einfache und intuitive Bedienbarkeit. Clever ist auch die Anordnung der acht Funktionstasten, die sowohl für die Veränderung/ Reduktion der Bits, als auch als Lauflicht des Step-Filters dienen. Da macht das Arbeiten Spaß. Top!

Ebenfalls positiv zu erwähnen ist die verschiedenfarbige Beleuchtung der Tasten. So kann man auch ohne Display immer schnell die aktuelle Funktion der einzelnen Tasten ablesen. Insgesamt wurde beim Biscuit meiner Meinung nach ein fast perfekter Kompromiss zwischen einem auf das Wesentliche reduzierten Design und einer hohen Funktionalität realisiert. Hierfür ein Lob an die Entwickler!

OTO-Machines wirbt damit, den Biscuit in französischen Unternehmen monierten zu lassen und nur hochwertige Bauteile zu verwenden. Ich muss sagen, dass diese Aussage sehr glaubwürdig ist. Denn der Biscuit überzeugt durch eine überdurchschnittlich hohe Verarbeitungsqualität und hochwertige Bedienelemente und Anschlussbuchsen. Hier gibt es absolut nichts zu beanstanden.
Die Arbeit mit der Hauptfunktion des Biscuit, nämlich der Bit-Reduktion, ist denkbar einfach. Die acht Funktionstasten repräsentieren die acht Bits des digitalen Wandlers.

Kinderleicht können sie so entweder einzeln ausgeschaltet (Tastenbeleuchtung aus) oder auch umgekehrt (Tastenbeleuchtung rot) werden. Der Clock-Drehregler steuert zusätzlich stufenlos die Abtast-Frequenz des Wandlers von 250 Hz bis 30 kHz. Dies sorgt für eine optimale Performance bei der Manipulation der gewünschten Aliasing-Effekte. Und auch das durch die Datenreduktion entstehende, zum Teil massive Obertonspektrum lässt sich mit der Filter-Sektion sehr gut bearbeiten. Alle drei Filtertypen (High-Pass, Low-Pass & Band-Pass) leisten hier wirklich gute Dienste.

Aber auch die stufenlos veränderbaren Parameter (Grenzfrequenz und Resonanz des Filters) wurden optimal auf die „Kontrolle“ der durch die Datenreduktion entstehenden Obertöne abgestimmt. Allerdings ist es ein wirklicher Nachteil, dass dieses Filter nicht deaktiviert werden kann. So hört man das volle Frequenzspektrum nur bei der maximalen Grenzfrequenz des Tief-Pass oder bei der minimalen Grenzfrequenz des Hoch-Pass. Auch hier wäre ein Bypass sinnvoll gewesen. Insgesamt übertreffen die Bearbeitungsmöglichkeiten der Bit-Reduktion und der Abtast-Frequenz des Bisquit hier definitiv die Möglichkeiten der meisten Plug-Ins (z.B. Logic „Bitcrusher“) um Längen. Das Herzstück des Biscuit ist demnach sehr gut gelungen!

Zusätzlich zur Bit- und Abtast-Frequenz-Reduktion bietet das Gerät noch vier weitere Effekte an. Der Waveshaper verändert, wie der Name bereits andeutet, die Form der anliegenden Wellenform. Auch dies sorgt für eine teilweise radikale Veränderung bzw. Erweiterung des Obertonspektrums. Hierzu stehen acht verschiedene Presets zur Verfügung. Auch diese können leicht mit den acht Funktionstasten gesteuert werden. Dabei funktionieren die einzelnen Presets sehr unterschiedlich. Es gibt welche, die eher wie eine reguläre Bit-Reduktion arbeiten. Außerdem gibt es dynamisch und auch rhythmisch gesteuerte Presets. Die Bedienung des Waveshapers ist kinderleicht und sorgt für wirklich interessante Ergebnisse. Auch hier lässt sich das Obertonspektrum mittels der Filter „kontrollieren“. Super!

Das Delay des Biscuit ist da schon ein wenig komplizierter in der Bedienung. Es gibt die Möglichkeit, den Effekt Tempo-gesteuert oder auch Tempo-unabhängig arbeiten zu lassen. Das Tempo kann hier praktischerweise entweder der MIDI-Clock entnommen oder manuell per Tap-Taste eingegeben werden. Beides funktioniert gut. Bei der Tempo-abhängigen Steuerung des Delays gibt es sechs festgelegte Delay-Zeiten. Diese lassen sich leider nicht direkt mit den Funktionstasten anwählen. Die Auswahl erfolgt über den Clock-Drehregler. Allerdings wird die aktuell gewählte Delay-Zeit von den Funktionstasten angezeigt.

Wählbare Delay-Zeiten:
-Viertel-Noten
-punktierte Viertel-Noten
-Achtel-Noten
-punktierte Achte-Noten
-sechzehntel Noten
-punktierte Sechzehntel

Wechselt man im laufenden Betrieb die Delay-Zeit, so braucht der Effekt ca. zwei Sekunden, um sich auf den neu gewählten Wert „einzuschwingen“. In den Pausen entsteht so ein deutlich hörbares „Pitching-Chaos“. Daher sollte man die Delay-Zeit im laufenden Betrieb besser nicht ändern. Auch das Feedback des Effektes kann in acht Schritten per Clock-Drehregler eingestellt werden. Der aktuelle Wert wird ebenfalls mittels der acht Funktionstasten angezeigt. Im Tempo-unabhängigen Modus des Biscuit treten leider die gleichen Probleme auf wie im Tempo-gesyncten Modus. Der Effekt braucht einfach zu lange, um sich dem neu eingestellten Zeit-Wert anzupassen. Zwar leistet der Delay-Effekt beim Biscuit zweifelsohne seinen Dienst, ist aber meiner Meinung nach verbesserungsfähig.

Ein Pitch Shifter ist ebenfalls Teil der Effekt-Sektion des Biscuit. Die Bedienung ist hier allerdings etwas leichter als beim Delay. Der Pitch ist in acht Stufen veränderbar, welche über die Funktionstasten angezeigt werden. Zur Auswahl dient wieder der Clock-Drehregler. Veränderungen des Pitchs werden hier glücklicher Weise zügig umgesetzt. Allerdings kommt es zu klar hörbaren Verzögerungen im Audiofile. Eine Verwendung des Pitch-Shifters mit Material, welches z.B. Drums beinhaltet, ist daher nicht ratsam (Audiobeispiel). Dies beschränkt die Einsatzmöglichkeiten des ansonsten ordentlich arbeitenden Effektes leider auf Signale wie Gesang, oder Keyboards, etc.

Stufen des Pitch Shifter:
-zwei Oktaven herunter
-eine Oktave herunter
-Quinte herunter
-Verstimmt (Signal wird um einige Hundertstel eines Halbtones verstimmt)
-kleine Terz herauf
-große Terz herauf
-Quinte herauf
-Oktave herauf
Ein Highlight der Effekt-Sektion ist das leicht und intuitiv zu bedienende Step-Filter. Hier lassen sich bis zu acht Filtereinstellungen abspeichern. „On the fly“ kann man so sehr interessante, rhythmische Klangbilder entstehen lassen. Das Step-Filter macht wirklich Spaß und bietet frei gestaltbare Effekte, die mir von keinem anderen Produkt her bekannt sind. Wirklich super!

Mit den beiden Tasten „Brain“ und „Filter“ gelangt man ins Preset-Menü. Alle Werte, wie die Position der Drehregler, Tasten, Filter, Bypass und Effekte lassen sich so kinderleicht in einem der 16 Presets speichern. Sehr praktisch ist auch die Möglichkeit, die 16 Preference-Presets immer wieder aufrufen zu können. Hier gibt es nichts auszusetzen. Ebenfalls kinderleicht zu bedienen ist die Snapshot-Funktion des Biscuit. Unabhängig von den Presets gibt es hier acht Speicherplätze, auf denen die aktuelle Einstellung der Bit-Reduktion abgespeichert werden kann. Wirklich sehr praktisch!

Das MIDI-Menü des Biscuit ist leicht verständlich. Sowohl als MIDI-Controller als auch als Empfänger von MIDI-Daten funktioniert das Gerät stabil und verzögerungsfrei. Mein „Versuchsaufbau“ bestand aus einem Apple iMac, Logic 8 als DAW und einem Motu 828 MK 2 USB Audio-Interface. Hier funktionierte die MIDI-Kommunikation absolut vorbildlich.

Um Probleme mit anderen, ebenfalls angeschlossenen MIDI-Geräten zu vermeiden, kann der Biscuit einem von 16 MIDI-Kanälen zugeordnet werden. Auch die sechs verschiedenen MIDI-Filter des Biscuit funktionieren absolut problemlos. Hier gibt es nichts zu beanstanden.

Das Speichern oder Laden von Presets über einen sogenannten MIDI-Dump (System Exclusive MIDI-Daten) ist ja in der Regel eher etwas für Leute, die sich intensiver mit dem Thema MIDI auseinandergesetzt haben. Trotzdem funktioniert auch dies beim Biscuit völlig problemlos. Allgemein lässt sich sagen, dass die Bedienoberfläche des Franzosen, trotz der recht wenigen Tasten und Drehregler, sehr durchdacht ist. Was zunächst extrem undurchsichtig scheint, erweist sich nach ein paar Tagen als sehr praktisch. Gerade der Minimalismus des Biscuit macht großen Spaß und sorgt für ein sehr intuitives Arbeiten. Hier merkt man das Entwickler am Werk waren, die ein Gerät bauen wollten, an dem sie auch selbst ihren Spaß haben.

Klang
Durch die einzeln ausschalt- oder umkehrbaren Bits bietet die Bit-Reduktion des Biscuit eine maximale Flexibilität. Allerdings haben die höherwertigen Bits einen sehr viel stärkeren Einfluss auf den Klang als z.B. die „kleinen“ Bits. Dies kann, gerade zu Beginn, schon einmal zu ungewollten klanglichen Extremen führen. Das Ganze erfordert halt einfach ein wenig Übung. Klanglich gibt es hier nichts auszusetzen, denn diese Sektion arbeitet völlig ohne hörbare Latenzen. So lässt sich das bearbeitete Signal getrost mit dem „trockenen“ Signal mischen, ohne dass dabei Flanging-Effekte oder sonstige Phasenprobleme entstehen würden. Absolut vorbildlich!

Die Filter-Sektion ist simpel, wurde aber optimal auf die entstehenden Obertöne abgestimmt. Und auch die beiden veränderbaren Parameter (Grenzfrequenz und Resonanz) sorgen für optimale klangliche Ergebnisse. Hier gibt es absolut nichts zu meckern. Die acht Presets des Waveshapers bieten interessante und vor allen Dingen neue klangliche Ergebnisse. Für Sound-Tüftler tun sich so wirklich neue Möglichkeiten auf, da sich die teilweise dynamisch arbeiteten Presets quasi selbst modulieren. Top! Leider kann das Delay des Biscuit da nicht mithalten. Es klingt leider etwas schwammig und undefiniert. Außerdem kommt das Delay leicht ins „trudeln“, sobald der Zeitwert verändert wird. Klanglich daher leider eher unterer Durchschnitt. Eigentlich bietet der Pitch Shifter des Biscuit klanglich ein zufriedenstellendes Ergebnis. Selbst bei extremeren Absenkungen/ Erhöhungen der Tonhöhe kommt es nur zu dezenten Artefakten. Allerdings ist die dabei entstehende zeitliche Verzögerung des Effekt-Signales zu hoch. Dies schränkt die Einsatzmöglichkeiten des Effektes ein. Hier also leider auch nur durchschnittliche Klang-Ergebnisse.

Sehr gut hingegen klingt das Step-Filter. Mit der Zuverlässigkeit eines Step-Sequenzers ruft es die abgespeicherten Filtereinstellungen in einer rhythmischen Abfolge auf. Das funktioniert auch bei extremen „Sprüngen“ innerhalb der einzelnen Filter-Stufen völlig störungsfrei und sorgt für sehr interessante klangliche Modulationen, die einfach Spaß machen. Top!

Audio Samples
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Bits An/Aus Bits umkehren Samplerate-Reduktion SR-Red. + Low-Pass SR-Red. + High-Pass SR-Red. + Band-Pass
Audio Samples
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Wave-Shaper Delay Pitch-Shifter Step-Filter Forward Step-Filter Alternate Step-Filter Random

Obwohl der Biscuit leider nur über unsymmetrische Ein- und Ausgänge verfügt, überzeugt er im Gesamtbild dennoch durch einen druckvollen und warmen Klang. Das Unternehmen Oto-Machines wirbt damit, dass beim Biscuit die Bauelemente ausschließlich hinsichtlich ihres Klangs ausgewählt wurden. Diesen Eindruck kann ich eigentlich nur bestätigen. Abgesehen vom doch etwas schwachen Delay-Effekt, passt hier soundmäßig alles sehr gut zusammen. Großes Lob an die Entwickler!

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