Numark CS-1 Test

PRAXIS

Der Griff zum Anheben des Tonarms ist beim CS-1 wirklich sehr gut gelungen. Die gewölbte Form und die leicht raue Oberfläche bieten Daumen und Zeigefinger optimalen Grip. Außerdem erweist sich der verwendete Kunststoff als bruchsicher. Top!   
Mit seinem 53 mm langen Überhang weicht unser Kandidat leicht von der bei Technics 1200/ 1210 Laufwerken erforderlichen Länge von 52 mm ab. Bei anderen Plattenspielern (Numark, Vestax, etc.), ist dieser Wert eventuell genau richtig. Hier lohnt sich ein Blick in die entsprechenden Begleitunterlagen!   
Nun steht für unseren Prüfling aber der praktische Härtetest auf dem Programm. Laut den technischen Daten ist der CS-1 für Auflagekräfte von 3 – 6 Gramm geeignet. Also stelle ich das Minimum von 3 Gramm ein und setze die Nadel auf eine laut gepresste Maxisingle. Leider stellt sich heraus, dass dieser Wert für solche Schallplatten nicht ausreicht, die Nadel springt gnadenlos aus der Rille und das Signal klingt verzerrt. Erst ab einer Auflagekraft von ca. 4,2 Gramm ist das Signal sauber und die Nadel bleibt fest in der Rille. Somit müsste der Minimalwert zumindest in dieser Disziplin eigentlich nach oben korrigiert werden. Schließlich sind laute 12-Inches gerade für Club-DJs nichts Ungewöhnliches, eher Standardware.   
Bei Alben und leiser gepressten Maxis stimmt der angegebene Minimalwert von 3 Gramm allerdings. Hier bleibt die Nadel sicher in der Rille sitzen. Sogar schnellere Basic-Scratches (Baby-Scratches, Transformer, etc.) und langsamere Backspins sind bei diesem Wert möglich. Also alle Techniken, die ein reiner Mix-DJ zum Cueing und Abwerfen seiner Platten benötigt.   Schnellere Scratches (Skribbles und Tears) funktionieren erst ab einer Auflagekraft von ca. 3,5 Gramm. Bei schnellen Backspins bedarf es ganzen 3,8 Gramm, damit die Nadel in der Rille bleibt.   
Dank der starren Aufhängung des Nadelträgers neigt das CS-1 beim Scratchen erfreulicherweise nicht zu Eigenschwingungen. Entsprechend gering sind hier die tieffrequenten Störfrequenzen. 

Klang 
Im Vergleichstest mit den anderen Tonabnehmern hatte der CS-1 zusammen mit dem in etwa gleichwertigen Concorde S-120 von Ortofon den mit Abstand höchsten Ausgangspegel – vor allem für den Einsatz in Clubs ein großer Pluspunkt! Der obere Bassbereich (150-300 Hz) klingt sehr druckvoll, während die Subbässe leicht verschwommen daherkommen. Die mittleren Frequenzen haben für meinen Geschmack etwas zu wenig Transparenz. Ein wenig zu undeutlich und schwach ausgeprägt ist auch die Wiedergabe der hohen Frequenzanteile. Im Vergleich zu anderen Tonabnehmern mit sphärischen Nadeln ist das Klangbild des CS-1 insgesamt als warm zu bezeichnen. 

Audio Samples
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Numark CS-1

ZWEITE MEINUNG

(Peter Westermeier, Vestax PDX2300 MK2 Pro Turntable, Pioneer DJM-Mixer)
Mit einer UVP von 96 Euro ist Numarks CS1 eines der preiswerteren Systeme im Testumfeld. Stutzen und Kontakte sind vergoldet, der Diamant ist sphärisch geschliffen. Es hat ein stattliches Eigengewicht von 18 Gramm und einen leicht bulligen, sehr stabilen Träger mit festsitzendem Nadelschieber. Der gebogene Griff zeigt eine Aussparung für den Finger, mit dem sich die Konstruktion angemessen sicher anheben lässt. Es ist daher ziemlich unwahrscheinlich, dass einem der Tonabnehmer in der Hitze der Nacht durch die Finger flutscht. An der Unterseite ist zudem ein kleines Schräubchen angebracht, mit dem sich der Griffring entfernen lässt, um ihn im Falle eines abgebrochenen Halters besser reparieren zu können. Wäre schön, wenn die Ummantelung samt Griff als Ersatzteil im Handel erhältlich wäre, würde es doch dem Aufkommen abgebrochener Systeme Einhalt gebieten. Die durchschnittliche Lebensdauer gibt Numark im Übrigen mit 500 Stunden an.
Numark ist bekannt dafür, hochwertige Hardware in einem sehr attraktiven Preis-Leistungsverhältnis zu produzieren. Ob ihnen das auch mit dem CS1 geglückt ist? Zumindest hat man sich für die Entwicklung keinen geringeren Paten als DJ-Schwergewicht Carl Cox ins Boot geholt. Dementsprechend bewirbt der Hersteller sein „Carl Cox Signature Modell“ als prädestiniert für Dance-Music-lastige DJ-Performances, Clubs und mobile DJs. Klingt wie Musik in meinen Ohren. Der Hersteller nennt vergleichsweise hohe drei Gramm als Einstiegsgewichtung, die ich dann auch für die ersten Lauf- und Hörproben ausgewählt habe. Man sollte sich diese Empfehlungen wirklich zu Herzen nehmen und die Auflagekraft nicht, um Vinyl zu schonen, unter die Herstellerangaben senken. Denn wenn die Nadel partiell gegen die Rillenflanken schlägt, hat man mittelfristig auch nichts anderes als Knackser gewonnen.   
Den Parcours über die funky 1974-er Seven-Inch und den leise gepressten Ska-Longplayer bewältigte der Proband mit Leichtigkeit. Richtig rund klingt die Nadel bei Clubsound, denn sie bildet den fetten Sound der Twisted-America-Maxi für die Preisklasse gut ab. Vor allem in puncto Räumlichkeit war ich positiv überrascht. Lediglich im Sub-Bass könnte etwas mehr Druck nicht schaden. Bei einem Track von Curtis Mayfield, dessen Arrangement sanfte Drums, eine Basslinie, schwermütige Strings, Wah-Wah-Gitarren und natürlich die Stimmdarbietung beinhaltet, klingt das CS1 im direkten Vergleich mit manchem Konkurrenzsystem nicht ganz so durchsichtig.
Kommen wir zu einer enorm wichtigen Disziplin für ein Club-System, nämlich die Spurtreue. Ein wiederholtes, rasches Zurückdrehen beim Abwurf der Bassdrum war beim Minimalwert am Vestax problemlos möglich – da lacht das Herz des Mix-Deejays. Babyscratches sind bei diesem Auflagegewicht ebenfalls durchaus zu bewältigen. Für fortgeschrittene Techniken bedarf es 3,5 Gramm, mit denen sich die Nadel auch weitestgehend erschütterungsresistent zeigt. Sehr schnelle Backspins fordern vier Gramm ein. Das Numark-System ist für mich ein robuster Allrounder mit grundsolidem Sound bei hoher Ausgangsleistung und tollem Preis-Leistungsverhältnis. Gemacht für den dancelastigen Club ist er den Protagonisten eben dieser Spielrichtungen zu empfehlen, wenn sie ihre Scheiben auch als Werkzeug sehen und mit den Auflagekräften leben können.

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