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Native Instruments – Traktor Scratch Pro 2 Test

DETAILS

„Traktor Scratch Pro“ – das bedeutet traditionell Vollausstattung. Also erstmal tief im Karton gewühlt, der sich im Übrigen optisch kaum von seinem Vorgänger unterscheidet. Er fördert so ziemlich alle Utensilien ans Tageslicht, die man benötigt, um seine Turntables, den Mixer und den Laptop ins Geschehen einzubinden und abzurocken. Im Detail sind dies: eine hybride Windows-Mac-Installations-Disc, je zwei Timecode-CDs und Timecode-Vinyls, das Audio-10-Interface mit externem Netzteil und Adapterstücken, sechs Stereo-Cinch-Kabel und ein Bogen Aufkleber. Ferner ein Faltblatt mit Tastatur-Shortcuts für deutsche und amerikanische Layouts sowie ein fünfsprachiges Benutzerhandbuch und ein 10 Dollar Gutschein (entspricht etwa drei Songs) für den Online-Shop Beatport.

Lieferumfang_NI_Traktor_Scracth_Pro_210

Audio-Interface
Das Audio-10 Interface sitzt in einem robusten Aluminiumrahmen, dessen Oberfläche von einem harten, durchsichtigen Kunststoff gegen äußere Schadeneinwirkungen geschützt wird. Sämtliche Anschlussbuchsen sitzen fest im Gehäuse. Das Spreekind ist sehr solide und sauber verarbeitet und vermittelt einen widerstandsfähigen Gesamteindruck. Ich hege keine Zweifel, dass es wie sein Vorgänger dem rauen DJ-Alltag standhält. Apropos Vorgänger: Stellt man das Audio 8 daneben, fällt sofort auf, dass unser Kandidat ein wenig in die Breite gegangen ist. Wie es der Name schon andeutet, hat er um zwei Ausgänge zugelegt und ist daher mit 950 Gramm bei Maßen von 45 x 192 x 144 mm geringfügig schwerer ausgefallen. Im Zuge des Re-Designs erfolgten einige Änderungen hinsichtlich der Auslegung und Anordnung mancher Schnittstellen sowie der Signalflussanzeigen auf der Oberfläche.  
Der Hauptkanal 1/2 befindet sich nun an der Frontseite neben dem regelbaren Mikrofoneingang, welcher sich nicht mehr im XLR-Format präsentiert, sondern als 6,3 Millimeter-Klinkenbuchse. Nach vorn gewandert sind ebenfalls die Standard-MIDI-I/O-Buchsen. Im DJ-Controller-Segment verlieren sie durch das USB-MIDI-Protokoll zwar zunehmend an Relevanz, werden dennoch zurecht von Native Instruments weiterhin implementiert. Das ist leider bei Konkurrenzprodukten nicht immer der Fall. Apfel-Jockeys (bis auf das 2700 Euro Spitzenmodell haben MacBooks lediglich zwei USB-Ports verbaut), die bei Verwendung eines Audio-10 mit einem Kontrol-X1 und einer NI-Maschine ansonsten bereits ein USB-HUB nutzen müssen, können ein Lied davon singen. Deejays, die mit einem Faderfox Baureihe-Zwei (kein USB-MIDI) durch die Clubs ziehen, sind sicherlich ebenfalls dankbar.

Man stelle sich vor: Gerade wurde ein fetter Einkauf neuer MP3-Tracks getätigt. Und dummerweise ist gerade einer dieser Tage, wo es draußen wieder einmal schüttet wie Sau und man keine Lust hat, mit dem Rad oder den Öffentlichen ins Studio oder den Proberaum zu fahren. Nee, man möchte sich lieber im heimischen, stillen Kämmerlein vergraben und ohne viel Aufhebens, gemütlich am Schreibtisch, bei einer schönen Tasse Tee dem frischen Tongut lauschen. Oder vielleicht ein paar Mixe testen oder eine Playliste vorbereiten – sei es mit oder ohne Controller. Ist es da nicht klasse, wenn das mobile Audio-Interface einen Ausgang für den Kopfhörer besitzt (was ja leider nicht die Regel in der DVS-Oberliga darstellt)? Was mich angeht: Ich finde das klasse. Standardmäßig liegt hier beim Audio-10 das Signal des ersten Kanals an. Direktes Input-Monitoring der vorderseitigen Eingänge ist ebenfalls gestattet, selbst ohne Trecker- oder USB-Verbindung.

Sämtliche Taster am Audio-10 sind etwas größer geraten als am 2006-er Modell und die neuerdings gummierten, geriffelten Potikappen zeigen sich griffiger als ihre konischen glatten Vorgänger. Eine Suche nach dem Button für den Input-Modus von Channel A und B (Timecode-/Vinyl-/CD-Phono, Software-Lock) kann ich mir sparen. Er fiel dem Rotstift zum Opfer und die nötigen Einstellungen sind nun über das Softwarepanel zu setzen. Das macht Sinn, denn um den Vollzugriff auf alle Einzelkanäle zu gewährleisten, wären vier separate Taster (für gemischte CD/TT-Setups) nötig. Ob man die wirklich am Gerät haben will, sei mal dahingestellt.  
Digitale Ausgänge gibt es nach wie vor nicht. Dafür haben die Berliner ihrem jüngsten Spross sage und schreibe vier Phono-Preamps mit auf den Weg gegeben. Bestimmt auch ein Grund, warum eine USB-Stromspeisung nicht mehr möglich ist, sondern das externe Netzteil zur Pflichtverbindung gehört.
Die Rückseite ist sehr stringent aufgebaut, weil sämtliche für das DVS relevante I/Os klassisch nebeneinander geparkt sind. Schön. Ein Fingerzeig Pro-Turntable! Neben dem USB- und Netzteil-Anschluss finden wir am Backpanel noch einen Kabelhalter und eine Erdungsschraube – was ich als etwas knapp bemessen finde, will man tatsächlich vier Plattenspieler anschließen.

Unten drunter bleibt es bei vier Gummi-Stoßfängern, kommen wir also zur Oberflächengestaltung. Neben den obligatorischen Lämpchen für USB und Power gibt es Licht für ein- und ausgehende Signalströme (Mikrofon, Main, A, B, C, D), die Through-Funktion (Phono/Line) und die Monitoring-Quelle. Sämtliche LEDs sind nun deutlich größer und heller ausgefallen. Sie schalten auf rot, wenn der DJ übersteuert, blinken aber nicht mehr separat für die einzelnen Monokanäle, sondern mit einem Summenlämpchen. Dies erschwert ein wenig die Fehlersuche, weil man sonst auf einen Blick erkennen konnte, ob ein Kabelstrang abgeraucht ist. Doch wozu haben wir zwei Ohren mit auf die Reise durch die digitale DJ-Landschaft mitbekommen. Schade ist es zudem um die Pegelmeter-Anzeige für das Mikrofon.

Software
Damit der Trecker ans Laufen kommt, gilt es zunächst das mitgelieferte TSP2 von CD zu installieren, über das Service-Center zu aktivieren und dann mit dem Download-Update 2.03 überzubügeln, welches mächtige 377,5 MB durch die Glasfaser-Leitungen pumpt. Umständlich, dass der Käufer seine Seriennummer nicht online registrieren, den Download ausführen und den ersten Installationsprozess einsparen kann.  
Bevor der Mac mit dem Kopiervorgang beginnt, darf ich festlegen, ob ich aktualisierte Hardwaretreiber für potentiell vorhandene, relevante NI-Gerätschaften gleich mit auf die Platte schaufeln will. Das ist eine echte Erleichterung gegenüber den Einzelinstallationen. Unsere Test-Mac nimmt die ganze Rutsche und landet bei 758,6 MB notwendigem freien Festplattenspeicher. Der Installationsprozess dauert genau eine Kaffeepause lang. Bis gleich

Was haben wir auf unseren Testsystemen nicht schon alles bei Software-Upgrades und Updates erlebt – bis hin zu physisch gelöschten Audiodateien beim Abbruch eines Aktualisierungsvorganges. Mal sehen, wie es hier so läuft.
Bei der Erstinstallation fragt Traktor höflich, ob es eine Kopie der Benutzerdateien anlegen darf. Grundsätzlich keine schlechte Idee. Settings, Playlisten, Stripes, Transients, History und die bestehende Musikbibliothek werden dabei kopiert und können zum Teil unmittelbar verwendet werden. Allerdings bleiben somit bei jedem kleineren Update Moorleichen zurück, die es dann manuell zu löschen gilt. Warum? Weil jedes Mal ein neuer Ordner (2.01/2.02/2.03 usw.) angelegt wird. Ein Vorteil: Entscheidet sich der DJ gegen die Kopie, hat er sozusagen einen sauberen Benutzerordner. Potentielle Änderungen in Traktor Pro 2 sind nicht mehr rückwärts kompatibel zu Traktor Pro 1. Aber wofür kauft man sich denn schließlich ein Upgrade? Um das alte Programm zu ersetzen.

Der Setup-Wizard ist ein wirklich praktischer Gefährte, vor allem wenn der DJ mit unterschiedlichen Setups im Club, im Studio oder im viel zitierten Bedroom arbeitet. Und wenn das eigene Equipment aus nativ unterstützten Produkten besteht. Dazu gehört Natives hauseigene Steuer- und Audio-Palette, aber auch DJ-Controller und zertifizierte Mixer von Drittherstellern wie Allen & Heath, Pioneer, Denon, Numark oder Vestax. Mit wenigen Klicks steht die Konfiguration. Wer unterschiedliche Aufbauten benutzt, speichert seine Präferenzen in eine tsi-Datei und lädt sie bei Bedarf über die Import-Funktion in den Preferences. Die nachfolgende Grafik zeigt, was ihr dabei alles exportieren könnt.

Export

Nach zehn Jahren Traktor-Observierung bin ich nach wie vor froh, dass die Entwickler auch in dieser Fassung am grundsätzlichen Layout festhalten und dieses in punkto Kontrast und Übersichtlichkeit erneut zulegen konnte. Abgesehen von der Implementierung neuer Zugpferde (mehrfarbige Wellenformen, Sampledecks, Loop-Recorder) gibt es einige kosmetische Änderungen. So wurde beispielsweise der Info-Button durch den Autopiloten, respektive Cruise-Mode ersetzt und dort, wo sonst die Master-Sektion zu finden war, zeigt sich der besagte Loop-Recorder. Aus diesem Grunde wandern Master, Cue und Cuemix, die ja hauptsächlich für Controller-DJs relevant sind, auf die Höhe des Crossfaders (rechts).  
Bei den Deck-Ansichten sind zu den Modi Full, Mini und Advanced noch Small und Micro dazugekommen. Zudem kann der DJ zur Beobachtung des Steuer-Vinyl-Signals neben den Timecode-Messer (Scope) und dem rotierenden Teller (Platter) jetzt auch lediglich den kleinen Seitenstreifen aus dem Scope anzeigen lassen – was aber lange nicht so genau ist wie die Kreisanzeige. Ähnlich wie bei Serato Itch sind mit Tempo- und Beat-Sync zwei unterschiedliche Synchronisations-Methoden implementiert. Tempo bringt die BPM auf den gleichen Wert, Beat legt zusätzlich noch die Takte übereinander (Auto-Sync dehnt oder staucht jetzt über volle 100 Prozent). Über die neue Form der Wahlfreiheit werden sich Beatjuggler und Scratcher sicherlich besonders freuen. Automatische Beat-Synchronisation ist selbstverständlich nicht jedermanns Sache. Doch auch, wer seine Songs manuell einpitcht, hat durch das Phasenmeter und die BPM-Anzeige Anhaltspunkte, die ihn schnell auf die Zielgerade bringen. Am Ende bleibt etwas mehr Zeit für die Trackauswahl, Effekte oder ein Schwätzchen in der Kanzel.

Tempobezogenes
Hatte der DJ bei TSP1 fünf verschiedene Pitch-Auflösungen zur Auswahl, protzt der Nachfolger mit satten 14 Stufen. Die kleinste Einheit ist nicht mehr bei Turntable typischen acht Prozent angesetzt, sondern es geht bereits bei zwei Prozent los. Dann folgen vier, sechs, acht und so weiter. Grazilen Tempoanpassungen steht von dieser Seite also nichts im Weg. Aber:

Pitch_NI_Traktor_Scratch_Pro_2

Der angezeigte BPM-Wert springt oder sagen wir besser er zittert zeitweise im Hundertstel BPM-Bereich, was ich nicht als problematisch empfinde, da ich persönlich bei Verwendung eines DVS-Systems nach Gehör mische und die BPM vielleicht als Näherungswert nutze. Auf den letzten Metern werden die Lauscher aufgestellt, genau hingehört und das Ding reingemacht. Dabei stört mich das BPM-Geflacker nicht wirklich. Wem es jedoch auf die Augen schlägt, der kann die Anzeige auf Stable-BPM umstellen (Preferences -> Decks -> Deck Heading -> Top Row -> Stable BPM) und erhält fortan den Mittelwert aus dem letzten Zeitintervall. Im Forum hat es ein wenig Wirbel um die rasende BPM-Anzeige gegeben, weil die Stable-BPM den Nutzern von Scratch Duo nicht zur Verfügung stehen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Zudem bringt das neue Update etwas Ruhe in den Tempomaten.
  Einige Änderungen finden sich auch in den Preferences wieder, etwa in den Audio-Settings oder im Routing. Dazu kommen auch gänzlich neue Einträge, zum Beispiel für den Loop-Recorder oder ein Samples-Verzeichnis. Die Produkte Kontrol S1 und X1 lassen sich ebenfalls auf zwei separaten Seiten kalibrieren und konfigurieren. Für den X1 hält ein automatisches Sample-Deck-Mapping Einzug, welches allerdings (noch) auf die Decks C/D limitiert ist. Ein alleiniger sechzehnfacher Sample-Marathon mit zwei X1-Geräten und Synchronisation zur Master-Clock ist aktuell noch nicht möglich. Wir warten also ab.  
Schön, dass sich Native Instruments endlich dazu durchringen konnten, den M3U-Export inklusive Copy-Funktion zu implementieren. Damit ist es nun etwas einfacher, eine Titelfolge in ein anderes Programm zu übernehmen, wie etwa iTunes und somit natürlich auch den iPod. Yeah. Importiert man die Liste in ein anderes DJ-Programm, bleiben vorhandene Tags wie BPM erhalten. Allerdings ist es natürlich nötig, eine Analyse für Peak und Beatgrid-Daten durchzuführen. Etwas schade finde ich, dass nach wie vor lediglich Ogg-Vorbis Streaming an einen Broadcast-Server möglich ist, sodass auf diesem (oder auf dem Laptop selbst) noch ein zusätzlicher Stream-Transcoder laufen muss. Zeit für etwas Praxis.

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