Native Instruments Traktor Kontrol D2 Test

Praxis

Der Testrechner (MacBook Pro, 2,8 GHz Core i7, Mid-2014, OS 10.10.3) erkennt den D2 ohne weitere Rückfragen als USB-Eingabegerät. Auch Traktor brauche ich in Version 2.8.1 keine Treiber oder Mappings zu verabreichen, damit der D2 seinen Dienst antreten kann. Das zu steuernde Deck (von den vier möglichen) wähle ich über die Tastenkombi Shift plus FX-Taster (A, B, C, D) aus. Den jeweiligen „Deck-Flavour” (Native Instruments Bezeichnung für die Modi: Track-, Remix- und Live-Input-Deck) erkennt der D2 automatisch und passt die Display-Darstellung ohne Verzögerung an. Auf die Details des Screen Designs (bei Native Instruments „Smart Views“ genannt) der jeweiligen Modi einzugehen, würde den Rahmen dieses Tests sprengen. Tatsächlich ist das von NI für den S8 angepasste GUI in einigen Bereichen wie etwa bei der Visualisierung der Effekt-, Remix-Deck- und Freeze-Mode-Parameter, der Darstellung am Rechner sogar überlegen. Gerade im (ursprünglich von der iPad-Version von Traktor stammenden) Freeze-Mode, bei dem die einzelnen Slices des Automaterials automatisch auf die Trigger-Pads wandern, erweist sich die natürliche Blickrichtung in Richtung Controller als weitaus angenehmer als das gleichzeitige Schielen auf einen entfernten Laptop-Monitor. Gleiches gilt auch für den Loop-Modus, wo sich der gerade wiederholte Bereich übersichtlich im Display ablesen lässt.

Fotostrecke: 4 Bilder So sieht perfekte Integration aus: Loop am Z2 gesetzt, der D2 visualisiert den geschleiften Bereich augenblicklich.

So gut sich vom Start weg mit dem D2 auch arbeiten lässt, ein bisschen Einarbeitungszeit sollte man einkalkulieren, um das ganze Potenzial des Geräts zu nutzen. Es hat schon eine ganze Menge Funktionen und Möglichkeiten, die man hier unter die Finger bekommt. Besonders die Fußzeile mitsamt den darunter liegenden Potenziometern, deren Funktionen ich mit den beiden Links/Rechts-Tastern umschalten kann, konnte mich während des Tests mit ihrer Informationsfülle einige Male kurzzeitig verwirren. Hinzu kommen die berührungsempfindlichen Bedienelemente (Potis und Fader), die ihrem Namen alle Ehre machen: Hier genügt wirklich eine Millisekunde, damit sie sich angefasst fühlen und entsprechend die Anzeige in der Fußzeile aufklappt. Das wird übrigens nicht einfacher, wenn man vom Dual-Deck-Modus Gebrauch macht, bei dem das Display des D2 sowohl das Hauptdeck, wie auch – in einer miniaturisierten Form – das andere Deck der jeweiligen Deckhälfte anzeigt.
Über die Fader- und Pad-Sektion kann ich nur gutes berichten: Die neuen, auch 30 Millimeter verkürzten Fader bedienen sich hervorragend. Tatsächlich mag ich den kurzen Fader-Weg sogar lieber, da sich bei mir (und ich denke bei vielen anderen Remix-Deck-Usern auch) die Routine eingefahren hat, Clips meist nicht zu stoppen, sondern raus zu faden. Irgendwie fühlte es sich für mich auch so an, als ob NI den Mikroschaltern hinter den Trigger-Pads eine Revision spendiert haben. Sie lösen jetzt mit einem noch präziseren, leichten „Klick” aus, als es am F1 der Fall ist – sehr gut.
Tja und da wäre da der Touchslider, der sowohl als Pitch-Bend, wie auch als Track-Navigationshilfe agieren kann. Und diese Aufgabe erledigt er tadellos. Auch Traditionalisten, die einen weiten Bogen um den Sync-Button machen, dürften dabei Gefallen an der über dem Slider platzierten LED-Kette finden, die den aktuellen Beat-Drift visualisiert. Aber hören wir uns mal einige typische DJ-Routinen in der Praxis an:

Audio Samples
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Scrubbing und Pitchbend mit dem Touchslider Freeze-Triggering (Flux-Mode) Loop-Triggering Das Remix-Deck in Aktion (Triggering, Filter und Effekt)

Stems

Der D2 wäre natürlich nicht der neue Flaggschiff-Controller von NI, böte er nicht die Möglichkeit, das ebenfalls brandneue Mehrspurformat „Stems” zu unterstützen. Das geht in der Praxis – der bis hier hin aufmerksame Leser dürfte es sich bereits denken – absolut reibungslos vonstatten. Traktor muss dazu lediglich auf die aktuelle Versionsnummer 2.9 aufgefrischt sein, dann nehmen die Track-Decks Stem-Dateien anstandslos an und lediglich ein Klick auf die Checkbox “Deck Flavor” zeigt mir, dass hier vier Einzelspuren auf ihren Einsatz warten.
Anders das Bild am D2: Hier erscheinen sofort nach dem Laden vier vertikal verteilte Einzelspuren, die zusammen mit dem kleinen Hinweis-Tag „Stem” klare Indikatoren sind, dass ich auf die einzelnen Bestandteile des Tracks zugreifen darf. Hauptsächlich dürften Stem-DJs dann Gebrauch von den vier Fadern machen, mit denen sich die Lautstärke der vier Einzelspuren regeln lässt. Auch die vier darüber liegenden Potis können natürlich zur Effekt- und Kanalfiltersteuerung zum Einsatz gebracht werden. Das funktioniert in der Praxis so selbstverständlich und nahtlos, wie man es sich nur wünschen kann. Tatsächlich ging mir schon nach einem Nachmittag das Arbeiten mit Stems so in die Routine über, dass ich auch bei „normalen” Audiodateien schon mal versehentlich zum ersten Volume-Fader griff, um mal eben die Drums raus zu cutten.

Fotostrecke: 3 Bilder Innerhalb von Traktor verrät allein die Aufklapp-Box „Deck Flavor“, dass man mit Stems arbeitet

Weitere Überlegungen

Unschwer zu erkennen ist, dass Native Instruments dem Autosync- und Remix/Stem-Deck Workflow weiter Vorschub leisten und diesen in die Controller-Konzepte integrieren und auch den Workflow in sofern optimieren, als dass sie Waveforms, Slots und relevante Parameter direkt am Controller ablesbar machen. Das gefällt, doch was ist mit den Usern, die damit weniger am Hut haben. Schließlich wird es immer einige DJs geben, die sehr wohl mit Traktor auflegen, aber kein Interesse am Live-Remixing haben, sondern einfach Tracks spielen wollen. Nun, solange Native Instruments die Jogwheel-gepowerten S4 oder S2-Controller weiter führt, bieten diese eine sehr gute Alternative für Mainstreamer, Crossgenre- und Party-DJs. Wie dem auch sei, der D2 wir seinen Weg gehen, sei es allein oder im Doppelpack an der Seite eines Clubmixers oder als Kollaborateur (e) neben einem S8, um überhaupt nicht mehr zwischen einzelnen Decks umschalten zu müssen. Ja, und letztlich ließe sich damit auch ein S2 oder S4 Setup „upgraden“.

Fotostrecke: 2 Bilder Volle Traktor-Kontrolle, soweit das Auge reicht.

Ein Testlauf mit dem integrierten, zweifachen USB-Hub zeigt zunächst einmal, dass er tadellos funktioniert: Vom USB-Stick, über eine externe Soundkarte (Akai EIE Pro), bis hin zu einem Traktor Z2, F1 und Maschine Studio wurden alle Geräte vom gastgebenden Rechner einwandfrei erkannt. Gerade im Verbund diverser Traktor-Kontrol Geräte plus Steuervinyl zeigt sich dann die ganze Wirkmacht, die einerseits im Zusammenspiel der Komponenten, andererseits in der hervorragenden werksseitigen Integration und Zuweisung ausgeht. Dank des nicht selten auch kritisierten „nativen Mappings“ funktioniert alles sofort, so wie man es erwartet. Und sämtliche Geräte interagieren auf Anhieb hervorragend. Ein Remix-Deck mit Vinyl steuern, dabei die einzelnen Clips am D2 übersichtlich starten, dann einen Effekt und ein Loop aktivieren, diese dann am Z2, wo der Status unmittelbar auch angezeigt wird, wieder beenden – alles geht. Ja selbst die LED-Kette über dem Touchstrip spiegelt die Scratch-Manöver wider, die ich am Kontrollvinyl ausführe. Dass der am Z2 gestartete Loop-Bereich natürlich auch im Display des D2 angezeigt wird, versteht sich fast von selbst. Und das im laufenden Betrieb, ohne einen Treiber zu installieren, ein Mapping zu suchen oder in die Voreinstellungen wechseln zu müssen. Zeit für das Fazit.

Kommentieren
Profilbild von Martin

Martin sagt:

#1 - 17.06.2015 um 16:52 Uhr

0

hoffe das ding hält mehr aus als F1 oder X1. Da sind nach 1Jahr hausgebrauch schon die ersten Buttons hinüber.

Profilbild von NUMINOS

NUMINOS sagt:

#2 - 01.09.2015 um 18:19 Uhr

0

@Martin - ich sag Dir: Eine große (validierte) Datenbank in der alle
User-Erfahrungen bezüglich Haltbarkeit/Ausfällen (u.a.: was, wann, wie
intensiv genutzt) zentral an einem Ort zu finden und statistisch sauber
aufbereitet wären - dafür würde ich sofort fuffzig Euro in die
Kickstarter-Kasse geben. Für mich als Tester ist es nämlich unmöglich,
die vielen Einzelmeinungen qualitativ wirklich zu fassen. Ich höre ja
nicht selten Kritik an Hersteller A - allerdings verkauft sich
Hersteller A auch wie geschnitten Brot. Treten durch die Masse der
Geräte auch automatisch mehr Ausfälle auf oder liegt da tatsächlich ein
Problem bei den Bauteilen vor? Gegenbeispiel: Neulich hatte ich ein
Mischpult von Hersteller B (sehr wenig verbreitet weil teuer) von einem
Freund zu Besuch, das ab Kauf zwei Jahre ungenutzt im Case, trocken in
einem Zimmer stand und - zwei Kanalfader und mehrere Taster hatten (auch
nach längerem "Oxyd-Wegrubbeln" - sprich ganz oft bewegen) bleibende
Kontaktprobleme. Subjektiv dachte ich mir natürlich 'ja wenn dieser
ungenutzte Mischer schon Macken macht, wie soll das dann erst bei der
gesamten Serie sein' - aber es bleibt eben (leider) subjektiv...

    Profilbild von orangefarm

    orangefarm sagt:

    #2.1 - 01.11.2015 um 18:32 Uhr

    0

    Guten Tag, ich habe eine Frage zum D2.Wenn ich mir zwei D2 kaufe und diese neben den Mixer stelle, ist es für mich logisch, dass ich mit den 4 knobs ganz oben die Effect Unit 1 (linker D2) und die Effect Unit 2 (rechter D2) steuere und diese dann mit den 4 buttons rechts daneben (A, B, C, D) an die einzelnen Decks routen kann.Meine Frage ist nun jedoch, wie steuere ich Effect Units 3 und 4 und wie route ich diese an die verschiedenen Decks? Ist dies mit dem D2 möglich?Vielen Dank

    +1
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