Native Instruments Sessions Strings II Test

Praxis

Artikulationen und Sounds

Wie immer verschaffe ich mir erst mal einen groben Überblick, indem ich jede Artikulation kurz anteste. Leider klingt es genauso, wie ich vermutet habe, dass es klingt, wenn ein komplettes Ensemble über eine Klaviatur gemapped wird: undifferenziert und flach. Das mag in manchen Mixen in manchen Zusammenhängen funktionieren, aber in Filmen und Games als eigenständiges Element? Sicher nicht. Was allerdings nach wie vor Laune macht, sind die typischen Disco- und R’n’B-Artikulationen; schnelle Slides in beide Richtungen und schnelle Crescendi. Diese Artikulationen funktionieren wirklich gut, alle anderen kriegt man anderswo besser. Bei den Sound-Presets hingegen zeigen sich die schlummernden Talente dieser Library. Da gibt es ein paar Presets, die die Streicher auf interessante Art und Weise durch die Mangel drehen. Mich erinnert vieles an Streicher-Pads mit 80er-Einschlag, aber in frisch und modern. Würde ich etwas mit 80er-Anmutung machen wollen – aber in heutig – und bräuchte dafür Pads, die deutlich hörbar aus der Streicherwelt kommen … Voilà, die Session Strings II wären mein Mittel der Wahl.

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Sustain Slide Fast Up Slide Fast Down Arc Crescendo Crescendo Sound: Monolofi Sound: Analogy Sound: The End Sound: Seven Seas Sound: The Gate Sound: Sparkle Sound. Feedback

Smart Voice Split & Smart Chord

Ich mache es kurz, geht gar nicht. Und zwar aus folgendem Grund: Die Art, wie die Voices gesplittet werden, macht musikalisch größtenteils keinen Sinn. Kein Mensch würde Streicher je so setzen. Auch wenn man die Streicher vielleicht gar nicht „korrekt“ gesetzt haben will, unsere Hörerfahrung stützt sich nun einmal größtenteils darauf. Was bedeutet, dass es, wenn es auf einmal anders klingt, „irgendwie nicht mehr richtig“ klingt – und das ist ein Problem. Mit Smart Chord verhält es sich ähnlich, die Voicings bleiben immer gleich und die Töne der verschiedenen Akkorde werden nicht logisch miteinander verbunden. Ich verstehe, dass diese beiden Tools für manche Anwender praktisch sind und das Leben erleichtern. Aber im musikalischen Sinne sind sie leider nicht zu gebrauchen.

Die Effekte: Spaß mit „Color“ und „Humanize“

Mit Shape, Reverb und Delay halte ich mich nicht auf. Wie Attack und Release funktionieren, ist bekannt und Delay und Reverb würde ich nicht mit Bordmitteln lösen. Interessantes zu entdecken gibt es bei Color. Hier stehen verschiedene Kategorien zur Verfügung, um dem Sound Farbe zu geben. Ins Auge fallen mir die ungewöhnlichen; Studio, Modulation und Abstract. Studio ist insofern interessant, als dass hier u. a. Signalwege verschiedener Konsolen simuliert werden. Wie gut, kann ich mangels Vergleich mit den Originalen nicht sagen, aber auf jeden Fall passieren je nach Preset interessante Sachen. Ähnlich verhält es sich mit Modulation, die Detune- und Phange-Presets (ja, es heißt wirklich Phange) sind einfach herrlich. Am besten gefällt mir jedoch Abstract. Hier ist offensichtlich das Pad-Labor. Egal ob Glass-Pad-, Metal- oder Wire-Preset, der Sound wird ungewöhnlich, ungehört und trägt. Humanize greift nicht minder deutlich wenn auch von einer ganz anderen Seite in den Sound ein. Pitch und Time sind die Parameter und die nutze ich, um den Pattern im Rhythm Animator Leben einzuhauchen. Das funktioniert prächtig und sollte ich jemals ein besoffenes Ensemble vertonen, kann man die Pattern mit diesen Tools aufs Schönste auch komplett entgleisen lassen. Zu Demo-Zwecken habe ich den Effekt in den Audiobeispielen einmal voll rein- und dann wieder rausgefahren. 

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Color Modulation: Detune Color Modulation: Phanger Color Abstract: Glass Pad Color Abstract: Wire

Kammermusikalischer Schub in tausendundeiner Variation: der Rhythm Animator

Der Rhythm Animator ist ein rundum gelungenes Tool. Pattern gibt es entweder als reichhaltiges Preset- und Preset-Set-Menü, oder als Buffet zum Selberbauen. Bei den Zutaten zum Selberbauen bleiben keine Wünsche offen; sechs Artikulationen lassen sich in 16er- oder 32er-Schrittweite zu einem Pattern kombinieren. Natürlich lassen sich dabei die Parameter Notenlänge, Velocity, Note an/aus und Laufrichtung des Pattern steuern. Es stehen sechs Keys zur Verfügung, denen ich je ein Pattern zuordnen kann. Für Abwechslung ist also gesorgt. Ich habe gerade keine Lust auf Selberbauen und stöbere im gut gefüllten Browser nach einzelnen Pattern und Pattern-Sets. Das Angebot ist erschlagend und hat einen schönen inspirierenden Nebeneffekt, denn die meisten Pattern wären mir niemals eingefallen, insbesondere was die Artikulationskombi angeht. Hat man das Material beisammen, stehen einem neben dem bereits erwähnten Humanize aus der Effects-Ecke hier auch noch Swing und Dynamik zur Verfügung, um dem Programming entweder dezent die Statik zu nehmen oder die Statik brachial ins Wanken zu bringen. Ich finde den Rhythm-Animator gleichermaßen funktional wie gut durchdacht. Er macht einen ausgezeichneten Job und wenn ich das nächste Mal Pattern in dieser Besetzung brauche, wird er garantiert aus der Kiste geholt.

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Rhythm Animator Pattern A Rhythm Animator Pattern B Rhythm Animator Pattern C: Swing Rhythm Animator Pattern D: Humanize Pitch & Time
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