MXL Blizzard 990 Test

Praxis

Nicht ideal für geringpeglige Signale

Das MXL Blizzard 990 ist ein erstaunlich pegelfestes Mikrofon. Selten wird man ein Pad vermissen, außer im Nahbereich mancher Schlaginstrumente und am Blech. Überschreitet man die obere Pegelgrenze, wird man durch ein klares Kratzen im Signal darauf hingewiesen. Schön: Bis zu diesem Punkt geschehen kaum schlimme Kompressionen, was für ein derart preiswertes Mikrofon nicht unbedingt selbstverständlich ist. Generell bleibt die ordentliche Mikrodynamik über den gesamten Pegelbereich annähernd gleich. Die Medaille hat zwei Seiten, klanglich entspricht das Ergbenis durchaus dem, was man den Daten entnehmen kann: Das MXL 990 wird mit niedrigpegligen Signalen nicht der dickste Freund, denn zu schnell handelt man sich in diesem Fall Probleme mit dem Rauschteppich ein. Was nicht unbedingt ein Manko ist, macht mich bei einem preiswerten Mikrofon schon etwas stutzig: Viele Käufer des Blizzard 990 werden in Schlaf- oder Wohnzimmern ihren Gesang in das Mikrofon säuseln oder Akustikgitarre damit aufnehmen, als Verstärker muss sicher nicht selten einer der wenig potenten eingebauten Preamps eines einfachen Audio-Interfaces herhalten. Nicht, dass man sich damit sein Signal unbrauchbar verrauschen würde, Rauschen ist ja nichts generell Böses. Nervig ist Rauschen aber dann, wenn es bewegt wird. Und ändert man Pegelverhältnisse durch Kompression stark, dann wird das Rauschen mit bewegt und dadurch auffällig.

So lange das aufzunehmende Signal nicht flüsterleise ist, arbeitet das 990 problemlos.
So lange das aufzunehmende Signal nicht flüsterleise ist, arbeitet das 990 problemlos.

Stabiles Nierenpattern

Mit einem wirklich ordentlich stabilen Nierenpattern macht das arktische Kondensatormikrofon eine wirklich gute Figur, wenn man die abseits der Hauptachse eintreffenden Schallanteile betrachtet. Raumrückwürfe, Bleeding durch Nachbarinstrumente – all dies findet sich etwas höhenärmer, aber ohne schlimme Verfärbungen im Signal wieder. Eine Ausnahme stellt wie bei eigentlich allen Nierenmikrofonen die genaue Rückseite dar. Allerdings ist die Dämpfung ausreichend hoch, sodass dies nicht zu sehr ins Gewicht fällt.  

Audio Samples
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MXL Blizzard 990, 10 cm MXL Blizzard 990, 30 cm MXL Blizzard 990, 30 cm, 45 Grad MXL Blizzard 990, 70 cm Aston Origin, 10 cm Aston Origin, 30 cm Mojave Audio MA-201FET, 30 cm

Frische Höhen

Der Frequenzgang des MXL 990 ist nicht erst seit der optischen „Eiskur“ etwas höhenlastig. Es ist durchaus „frisch“. Und es gibt so einige Mikrofone in diesem Preissegment, bei denen die Höhenbetonung weitaus künstlicher und spitzer klingt. Das haben MXL beim 990 schön austariert. Nur wenige Stimmen werden Probleme mit den S-Lauten bekommen – und wenn, muss eben ein De-Esser her. Manche Stimmen könnten zwar ein wenig mehr „Fleisch“ vertragen, aber dafür kann man das Blizzard auch im Nahbereich ohne zu starke Verbassung durch den Proximity Effect benutzen. Das passt zur Pegelausrichtung: Das 990 will nah an die Schallquelle! Und wäre es generell basslastiger, würde man schnell ein Hochpassfilter vermissen… Es ist zwar generell eher poppunempfindlich, dennoch sollte man nicht auf ein entsprechendes Filter verzichten. Eine Spinne ist im Normalfall nicht notwendig, kann bei Bedarf aber für unter 40 Euro dazugekauft werden.

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