Moog The Ladder Test

Praxis

Ist man erst einmal über den Punkt hinweg, an dem man sich fette, vollgriffige Potiknöpfe wünscht, dann macht das Ladder-Filter vor allem eines: sehr viel Spaß! Die Familienzugehörigkeit zu Robert Moogs Soundwelt ist ab der allerersten Sekunde überdeutlich. The Ladder röhrt, schmatzt und schreit ganz so, wie man sich das von Moogs 4-Pol-Transistorkaskade wünscht, und auch subtilere Klänge gelingen im Handumdrehen. Der kleinen Kassette hätte man einen derart fetten Klang gar nicht zugetraut, aber es sind einfach alle Zutaten da, die aus einem Moogfilter schlichtweg ein großartiges Filter machen. Für mich fühlt sich das Drehen am Moog-Cutoff immer an, wie einen großen Topf dickflüssigen Honig umzurühren. Rein haptisch ist das in diesem Fall ein eher kleines Behältnis, aber gefühlt (beziehungsweise gehört) ist der Topf trotzdem riesengroß.

Mittels Drive- und Output-Potis lässt sich das Filter herzhaft in die Sättigung fahren

Dank der üppigen Feature-Ausstattung sind der Klangbearbeitung kaum Grenzen gesetzt. 2-Pol-Betrieb und Hochpass sind Alternativen, die im Alltag etwas seltener gebraucht werden, aber wenn man sie denn benötigt, dann legt The Ladder einem hier keine Steine in den Weg, zumal das Filter ordentliche Reserven hat, sich schon recht früh im Resonanz-Regelweg in die Selbstoszillation treiben lässt.
Insbesondere die Drive-Funktion lässt sich für sehr herzhafte bis böse Effekte einsetzen. Die analoge Sättigung klingt sehr gut, auch bei stärkerem Einsatz bleibt der Klang bei aller Rotzigkeit schön voluminös. Aufpassen muss man jedoch in folgender Hinsicht: Ab einem gewissen Punkt ist mit erhöhtem Rauschen zu rechnen, es kann sein, dass man irgendwann den „Sweet Spot“ des Envelope Followers verlässt, und ab einem gewissen Punkt, wenn nämlich die OpAmps ihre Hardclipping-Grenze erreichen, klingt das ganze auch nicht mehr gut, sondern etwas kratzig. Aber man kann die Zerrung schon sehr weit ausreizen, bis man überhaupt an diesen Punkt gerät.
Typische Features wie die symmetrischen Lunchboxanschlüsse und der Relais-Bypass, wie wir sie von hochwertigem Studioequipment kennen, runden die praktischen Einsatzmöglichkeiten in der Studioumgebung ab.

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Moogbass Original Moogbass durch Ladder Rhodes Original Rhodes durch Ladder Drums Original Drums durch Ladder (LPF) Drums durch Ladder (LPF + Envelope) Drums durch Ladder (LPF + Envelope + Distortion)

Bleibt noch die Frage aller Fragen: Wie schlägt sich das aktuelle Moogfilter mit seinen SMD-OpAmps etwa im Vergleich zu einem Vintage-Moogfilter? Wir haben den Model D angeworfen und ein Klangbeispiel dazu produziert. Es lässt sich festhalten: Beiden Filtern ist gemein, dass der Sound bei hohen Resonanzwerten etwas dünner wird, wobei dieser Effekt beim 500-Modul etwas stärker ausgeprägt ist. Insgesamt erscheint das Minimoogfilter etwas sämiger und gutmütiger, mit einem weicheren Übergang in die Selbstosziallation und einer noch gefälligeren Sättigungskurve. Aber das sind Unterschiede auf sehr hohem Niveau, denn auch „The Ladder“ atmet den klassischen Moog-Vibe gewissermaßen durch jede Pore.

Alt und neu: Wir haben „The Ladder“ mit einem Minimoog Model D verglichen.
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Moog The Ladder Moog Minimoog Model D
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BoomBoomBass sagt:

#1 - 21.01.2015 um 10:12 Uhr

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Hallo,
welche Frequenz ist die niedrigst einstellbare am Cutoff-Poti?
Kann man den Moog auch gegebenenfalls auf dem 2-Buss verwenden?SG, BoomBoomBass

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