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Moog Filtatron Test

Praxis

Wie gut, dass bonedo keine Print-Zeitschrift ist und wir Texte und andere Medien unmittelbar miteinander verknüpfen können. Denn könnte ich nur schreiben und das Geschriebene nicht mit Audios unterfüttern, würde ich an dieser Stelle glatt verzweifeln. Oder ihr würdet mir vielleicht sogar nicht glauben. Aber hört am besten selbst!

Audio Samples
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Beat 1 Sweeps Beat 2 “Yeah”-Sample

Und? Ist das nicht geil? Sind das nicht die originalen Moog-Sounds, die Synthesizerfreunde glücklich machen? Und an alle “Neulinge”: Na, kommt euch diese Wärme und diese Wucht nicht von vielen Produktionen bekannt vor? Ich weiß fast nicht, wo ich anfangen soll, gehen wir daher den guten alten Weg der Signalkette. Der VCO alleine trägt schlicht und einfach schon Moog-Gene, dies lässt sich vor allem beim Sägezahn nicht leugnen. Die ausgewogene Mischung aus Aggressivität und Wärme, die man in so viele Richtungen beeinflussen kann, ohne dass der Sound seinen Moog-Charakter verliert, ist wirklich hervorragend umgesetzt. Das Filter schlägt in die gleiche Kerbe, denn es liefert Moog-Sound durch und durch. Besonders die Dicke des LPF, die mit vier Polen für den Großteil der Anwendungen genau richtige Flankensteilheit und die selten nervige und angenehm weiche Resonanz sind so gut umgesetzt, dass man einen Phatty vor sich wähnt – doch es ist immer noch ein Telefon! Damit ist das iPhone von meinem ersten Philips-Handy klanglich so weit entfernt wie Dizzy Gillespie von Blockflötenunterricht im Kindergarten.

Da ich meinen Test wie es sich gehört in der “Außenwelt” durchgeführt habe, hielten mich die Besucher eines Cafés in Köln-Nippes sicher für total durchgeknallt, als ich wie ein Besessener euphorisch auf meinem Telefon herumdrückte…mit Kopfhörern auf den Ohren: Wer weiß, was ich außer “Yeah” noch so alles laut hörbar von mir gegeben habe? Peinlich! Ach was: verständnislose Blicke hin oder her. Das verzückte Kurbeln und Drehen am Filtatron werde ich bestimmt nicht mehr missen wollen.

Bringt man die Modulationen ins Spiel, wird es richtig lustig. Und natürlich ist es die beste Idee, möglichst viel mit den Pads anzustellen. XY ist zwar ein alter Hut, aber in Verbindung mit dieser Soundqualität kann mich momentan kaum etwas mehr flashen, als zwei Finger über das iPhone-Display wandern zu lassen. Kommen dann erst verhaltene, dann vollständig ausartende Delay–Einsätze und die Amp-Zerre samt Feedback ins Spiel, gibt es kein Halten mehr. Sogar aus dem Nichts mit den Feedbacks schrägste Soundscapes zu basteln funktioniert! Schön ist, dass man mit Sample-Record den Ausgang des Filtatron aufzeichnet. Wie bei meinem alten E-Mu ist das also eine Art von Re-Sampling (hier leider begrenzt auf 10 MB Größe). Dennoch: Ich kann kaum glauben, dass mein Tonic Water und das mickrige Stück Kuchen auf meinem Cafétisch mehr kosten als dieses Programm. Kurz holt mich ein trauriger Gedanke auf den Boden der Tatsachen zurück: Schade, dass der gute Bob Moog diese App nicht mehr erleben durfte. Dennoch an dieser Stelle: Danke, großer Meister!  

So, und wo sind die Haken? Nun, in meiner Version, die ich am Releasetag heruntergeladen habe, funktionierte Audio Copy/Paste noch nicht, weil das Filtatron in den Listen mit den unterstützten Programmen der Sonoma Wire Works noch nicht auftauchte. Dies wird aber sicher nur eine Sache von Tagen sein. Der File-Transfer mit ftp funktioniert äußerst einfach, jedoch lassen sich bei der Nutzung in “freier Wildbahn” Files auf diese Weise nicht hin- und herschieben. Im Live-Betrieb mit Mikrofon störte die nicht ganz zu vernachlässigende Latenz zwischen In- und Out. Hier stellt sich natürlich die Frage, ob ein Telefon nicht vielleicht doch die falsche Plattform für derartige Vorhaben ist. Vielleicht lässt sich am Code noch etwas optimieren, vielleicht müssen wir auf die nächste Hardware warten.

Die Bedienung ist hervorragend, die Parameter sind sinnvoll unterteilt, jeder Button kann selbst auf einer Bühne oder der ruckeligen Straßenbahn treffsicher gefunden werden. Lediglich bei den kleinen Fähnchen zur Einstellung Samplestart und -ende habe ich ab und zu ins Leere gegriffen. Schade ist jedoch, dass es keine Rasterungsfunktion für den Parameter “Sample Speed” gibt, denn nach wildem Herumdrehen wieder die “x 1,0” zu treffen, ist äußerst schwierig. Im Zusammenspiel mit anderen Instrumentalisten wäre zudem notwendig, den VCO im Pad zumindest chromatisch rastern zu können.

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