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Moog Etherwave Theremini Test

Praxis

Kalibrierung

Nach dem Einschalten sollte das Theremini zunächst kalibriert werden, insbesondere wenn es an einem neuen Ort aufgestellt wurde. Ein Menü führt durch den Prozess, bei dem man mit dem Körper und den Händen verschiedene Positionen relativ zu den Antennen einnehmen muss, um die Empfindlichkeit einzustellen und das Instrument an die jeweilige Umgebung anzupassen. Das dauert ungefähr eine Minute. Da die Lautstärke mit zunehmender Entfernung der Hand von der Lautstärkeantenne steigt, erzeugt das Theremini normalerweise einen Dauerton, wenn man sich vom Instrument entfernt. Dies lässt sich mit der Einstellung „Auto Mute“ unterbinden, die im Setup-Menü zu finden ist und das Theremini bei großer Entfernung der Lautstärkehand stummschaltet. Übrigens produziert das Theremini beim Ein- und Ausschalten unangenehm laute Knackser auf den Ausgängen – man sollte also besonders darauf achten, die Abhöranlage herunter zu regeln.

Erstkontakt

Das Theremin gilt gemeinhin als eines der am schwierigsten zu erlernenden Instrumente. Bei meinen ersten Gehversuchen wurde mir dann auch schnell klar, dass das keine Übertreibung ist. Zwar enthält die Bedienungsanleitung einige nützliche Tipps zu Spieltechnik und Handhaltung, aber es dauert trotzdem recht lange, bis man dem Instrument halbwegs treffsicher Töne entlocken und die Lautstärken- und Tonhöhenhände koordinieren kann. Die stufenlos regelbare Tonhöhenkorrektur und die grafische Anzeige der Stimmung sind natürlich große Hilfen, aber schwierig bleibt es auch damit. Man sollte sich also nichts vormachen: Wer noch keine Theremin-Spielpraxis hat, dem steht ein langer Lern- und Übungsprozess bevor, bis gezielte Melodien gelingen. Ein bisschen Durchhaltewillen und Frustresistenz sollte man also definitiv mitbringen, wenn man das Theremini als Musikinstrument und nicht nur als spacigen Effektgenerator einsetzen möchte.
Hier hört ihr einige Beispiele für die Tonhöhenkorrektur des Thereminis. Zunächst hört ihr den Sound „Classic Theremin“ ganz ohne Korrektur und dann mit verschiedenen Intensitäten und Skalen.

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Tonhöhenkorrektur aus Raster C-Dur hart Raster C-Dur mittel Raster chromatisch hart

Sounds

Die 32 Presets bieten eine erfreulich große Bandbreite von Klängen, die von einer simplen Emulation des charakteristischen Theremin-Sounds („Classic Theremin“) bis hin zu Synthesizerklängen und allerlei Effektsounds reicht. Der Klangcharakter erinnert oft an klassische, analoge Synthesizer, kann aber wegen der Wavetable-Verwandschaft auch mal in entrückt-digitale Sphären abheben. Da es prinzipbedingt nicht möglich ist, Staccatonoten oder generell Klänge mit hartem Attack zu spielen, eignet sich das Instrument hauptsächlich für schwebende, wabernde Texturen und fließende Melodien. Wie beim klassischen Theremin treten gelegentlich Assoziationen mit fremdartigen Science-Fiction-Welten auf den Plan – entsprechenden Soundtracks kann man mit dem Theremini also eine besondere Note verpassen. Hier hört ihr ein paar Beispiele für die Werkspresets.

Audio Samples
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Superfat Saw Eire Aniwave In Orbit Charlie Mute Square Wavy Strange Stuff
Fotostrecke: 4 Bilder In der kostenlosen iPad-App kann man Klänge bearbeiten und selbst erstellen

iPad Software Editor

Wer ein iPad besitzt, kann mit der kostenlosen Theremini-App in die Details der Klangerzeugung eintauchen, Presets modifizieren und eigene Sounds erstellen. Dazu ist je nach iPad-Version ein Camera Connection Kit oder ein Lightning USB-Adapter erforderlich, um das Tablet mit dem USB-Anschluss des Theremini zu verbinden. Sounds lassen sich auf dem iPad archivieren und bei Bedarf wieder auf das Theremini übertragen, sodass die App auch eine willkommene Speichererweiterung darstellt. Als Bonus enthält sie außerdem 35 weitere Factory Presets, zum Beispiel die beiden nachfolgenden.

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Magic Afterimage

Die App kommt in der vertrauten Moog-Optik daher und bietet die drei Hauptansichten „Basic“, „Advanced“ und „Global Settings“. Letztere ist schnell abgehandelt – sie bietet Einstellmöglichkeiten für das Master Volume und den Tonumfang des Presets, der mit dem Programm abgespeichert wird. So kann man für jeden Sound einen speziellen Tonumfang definieren, was sehr praktisch sein kann. Die weitaus interessanteren Möglichkeiten – nämlich die Eingeweide der Klangerzeugung – findet man aber unter „Basic“ und „Advanced“.
In der „Basic“-Ansicht kann man die wesentlichen Parameter der Klangerzeugung modifizieren. Zunächst findet man hier die Einstellungen für die Tonhöhenkorrektur, die sich zwar auch am Instrument selbst verändern lassen, aber in der App mit dem Preset gesichert werden können. Das „Waveform“-Menü enthält sieben verschiedene Schwingungsformen als Ausgangsmaterial (Sinus, Dreieck, Super Saw, Animoog 1-3 und Etherwave). Die Animoog- und Etherwave-Varianten lassen sich mit den drei Reglern Scan Rate, Scan Amount und Scan Position noch verbiegen und lebendig gestalten. Hier kann man Einfluss darauf nehmen, mit welcher Geschwindigkeit und Intensität die Wavetables durchfahren werden, wobei der Effekt bei den Varianten Animoog 2 und 3 sehr subtil ist.
Weiter geht’s mit einem Multimode-Filter mit den Typen Lowpass, Bandpass, Highpass und Notch sowie Reglern für Cutoff, Resonance und Pitch Track. Außerdem enthält die Basic-Seite die Delay-Einstellungen, hier – im Gegensatz zur Hardware – auch mit Regelmöglichkeiten für die Delayzeit und das Feedback.

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Sine, Triangle, Supersaw Animoog 1-3 mit Scan Modulationen Etherwave mit Modulation Lowpass Filter Bandpass Filter Highpass Filter Notch Filter

Das Theremini als Controller

Mit dem CV-Ausgang und der USB-MIDI-Buchse eignet sich das Theremini auch als ungewöhnlicher Controller für andere Klangerzeuger. Wenn man den CV Out mit einem CV-Eingang eines analogen Synthesizers verbindet, kann man mit einer Antenne des Thereminis zum Beispiel die Tonhöhe oder den Filter Cutoff des Synths steuern – je nachdem, welche CV-Inputs am Synthesizer zur Verfügung stehen. Das Theremini verstand sich im Test auf Anhieb mit den CV-Eingängen meines Moog Sub 37 und Arturia Minibrute. Die am CV-Ausgang ausgegebene Steuerspannung lässt sich zwischen 0-5V (Standard) und 0-10V umschalten und kann auch auf die einstellbare Pitch Correction „hören“.
Der USB-Anschluss sendet MIDI CC-Daten. Im MIDI CV Menü kann man den beiden Antennen jeweils eine CC-Nummer zuweisen, die dann wahlweise mit 7 Bit oder 14 Bit Auflösung ausgegeben wird. So lassen sich mit den Antennen bis zu zwei Parameter eines Klangerzeugers über USB-MIDI steuern. Die berührungslose Steuerung ist mal etwas anderes und erinnert ein bisschen an Rolands D-BEAM Controller. Ob man das in der Praxis wirklich braucht, bleibt jedem selbst überlassen – effektvoll ist es allemal.

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Profilbild von Joerg

Joerg sagt:

#1 - 20.05.2019 um 14:56 Uhr

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Fazit beim Test einer Violine, einer Oboe und einer akustischen Wandergitarre:
- Spieltechnik erfordert viel Übung

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