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Millenium MPS-750 E-Drum Mesh Set Test

Praxis

Das Rack: Stabil, aber mit Schwachstellen

Der Karton, in dem das Set geliefert wird, wiegt satte 36 Kilogramm, was in erster Linie am verhältnismäßig schweren Rack des MPS-750 liegt. Folglich wirkt es auf den ersten Blick auch sehr stabil, allerdings hinterlassen die Kunststoffschrauben der Verbindungsteile keinen sehr vertrauenserweckenden Eindruck, wie überhaupt sämtliche Klammern und Schellen. Das alles sieht nach billigem Plastik aus und knackt bei stärkerem Anziehen – was vonnöten ist, damit die gebogenen Rohre sich durch das Gewicht der Pads nicht verdrehen – schon mal verdächtig. Im Verlauf des Tests kann ich zwar keine Beschädigungen feststellen, aber zum häufigen Auf- und Abbau ist das Rack vermutlich nicht geeignet. So praktisch die Kugelgelenke zur Einstellung der Trommel-Pads theoretisch auch sind – in der Praxis vollzieht sich die Einstellung mühsam, da man die Schrauben doch sehr weit lösen muss, damit sich die Kunststoffkugeln bewegen. Die Sechskant-Aluminiumstäbe, die in den Kugeln stecken, sind übrigens am Ende des Tests leicht verbogen, da sie für das Gewicht der Pads einfach zu dünn beziehungsweise weich sind.

Die Verarbeitung der Hardware-Komponenten ist streckenweise mangelhaft

Als weiteres Ärgernis stellt sich das Metallgestell des Bassdrum-Pads heraus. Die Bohrlöcher zum Zusammenfügen der zweiteiligen Konstruktion sind so ungenau gesetzt, dass das fertig montierte Pad nicht plan auf dem Boden steht und beim Spielen wackelt. Zudem ist es mir nicht möglich, die Feststelldornen zu verdrehen, was an den absolut miserabel geschnittenen Gewinden liegt. Die rustikale Verarbeitung setzt sich bei den teilweise scharfen Kanten am den Trittbrettern der Pedale fort, die aber ansonsten zufriedenstellend funktionieren. Allerdings neigt der überaus leichte Hi-Hat Controller bei ambitionierter Spielweise zum Verrutschen. Theoretisch könnten da – zumindest auf Teppichboden – die beiden an der Unterseite verklebten Klettstreifen Abhilfe schaffen, aber leider mögen diese meinen Teppich so gerne, dass sie, als ich das Pedal anhebe, an selbigem haften bleiben. 

Passt nicht, wackelt und hat Luft: Das Metallgestell des Bassdrum-Pads.
Passt nicht, wackelt und hat Luft: Das Metallgestell des Bassdrum-Pads.

Die Drumpads sprechen gut an, bei den Becken muss nachgeholfen werden

Das Spielgefühl auf den Mesh Head Pads ist angenehm und konstruktionsbedingt relativ leise. Auch die Größe der Pads empfinde ich als angenehm, die Umstellung vom akustischen Drumset dürfte hier nicht schwer fallen. Bezüglich des Ansprechverhaltens gibt es nichts zu meckern, auch leise Schläge oder leichte Anschläge am Fellrand werden in der Werkseinstellung zuverlässig übertragen. Das Ridebecken-Pad reagiert mir in der Werkseinstellung zu unsensibel, daher muss ich hier die Sensitivity auf den Maximalwert stellen, was zu einem immer noch nicht optimalen, aber halbwegs akzeptablen Ergebnis führt. Auch bei der Hi-Hat erhöhe ich den Wert, um eine einigermaßen realistische Performance zu erzielen. Die Gummispielfläche des Bassdrum-Pads ist etwas nachgiebig und spielt sich dadurch angenehm.

Viele Sounds, aber wenig dynamische Bandbreite

431 Sounds sind eine ganze Menge, aber klingen die auch gut? Zunächst einmal: ja. Die Sounds an sich klingen nicht schlecht und bieten eine gute Mischung aus akustischen und elektronischen Klängen sowie Effekt-Sounds. 
Einen ersten Eindruck könnt ihr euch anhand des folgenden Videos verschaffen.

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Mehr Informationen

Leider basieren sämtliche Sounds aber nur auf jeweils einem einzigen Sample, das heißt sie klingen, egal mit welcher Intensität die Pads angeschlagen werden, abgesehen von der Lautstärke immer gleich. Dadurch ist der Klangeindruck recht undynamisch und steril. Bei den Hi-Hat Sounds sieht es ähnlich aus, es gibt nur „offen“ und „geschlossen“, ohne Zwischenstufen. Für ein 500 Euro teures E-Drumset ist das ziemlich mager. Beim Spielen stelle ich eine leicht spürbare, aber noch akzeptable Verzögerung (Latenz) zwischen Anschlag und erklingendem Sound fest, die sich aber mit gemessenen acht Millisekunden noch im Rahmen hält. Zur Veranschaulichung hier eine Grafik, bei der oben der mit Mikrofon aufgenommene tatsächliche Anschlag des Pads und unten der ausgegebene Sound zu sehen sind.

Das MPS-750 Modul kommt auf 8 Millisekunden Latenz.
Das MPS-750 Modul kommt auf 8 Millisekunden Latenz.

Die 20 Preset Kits repräsentieren natürlich nicht die komplette Bandbreite an Klängen und sind zudem bezüglich der Lautstärkeverhältnisse teilweise schlecht abgestimmt, besonders deutlich zu hören in Kit 07 (80‘s) mit viel zu leisen Toms. Mein Tipp: Lautstärken angleichen und auf demselben Speicherplatz neu abspeichern.

Hier könnt ihr einige ausgewählte Preset Kits hören:

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Kit 01 Rock Kit 02 Funk Kit 06 Latin 1 Kit 07 80‘s Kit 12 Mario Kit 13 Impulse

… und hier einige Rolls über die Toms zur Demonstration der Dynamik:

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Tom Rolls

Mittelmaß bis Gruselfaktor bei den Play-Along Songs

Die 40 Play-Along Songs klingen überwiegend altbacken und in einigen Fällen sogar regelrecht gruselig. Etwas wirklich Ansprechendes ist nicht dabei, aber zum Üben beziehungsweise Mittrommeln erfüllen sie prinzipiell ihren Zweck. Hier und da kann man bekannte Melodien hören, so auch im Song „Celebration“ (richtig… der alte Gassenhauer von Kool & The Gang), den ihr im folgenden Soundfile hört. 
Kennt eigentlich jeder, oder? Nur der Programmierer offenbar nicht…

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Celebration (Nanu, wo ist denn hier die Eins?)

Einen kurzen Zusammenschnitt weiterer Play-Along Songs könnt ihr hier hören:

Audio Samples
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Song Auswahl

Die Aufnahme eigener Songs – wahlweise mit oder ohne Begleitung – ist absolut unkompliziert. Einfach die Aufnahmetaste drücken und am Ende das aufgenommene Getrommel einem der 15 User Song Speicherplätze zuweisen.

Bei der Editierung bringen die Fader mehr Probleme als Vorteile

Zwei Oktaven umfasst der Tonhöhenumfang jedes Sounds, was absolut ausreichend ist, um die Klänge ordentlich zu „verbiegen“, und auch der Halleffekt dürfte von den meisten Nutzern begrüßt werden. Zu beachten ist allerdings, dass der Hall auf globaler Ebene nach jedem Einschalten des Gerätes erst mit Hilfe der Fader – die übrigens mit verschiedenen Funktionen belegt werden können – hochgefahren werden muss. Gleiches gilt für die wenig spektakulären Distortion-Effekte. Der Hallanteil kann pro Kit individuell zugewiesen werden. Wirklich ärgerlich ist, dass das Modul, sobald man bei geöffneter Effekt-Seite im Setup Menü einen Effekt mit Hilfe der Fader an Stelle der Cursor-bzw. Value-Tasten editieren möchte, augenblicklich abstürzt und nur durch ein Trennen des Netzkabels und anschließenden Neustart wieder zum Leben zu erwecken ist. Doch damit nicht genug: Einige Parameter im Setup Menü wie zum Beispiel Reverb-, Attack- oder Release-Time bewirken keine Veränderung des Sounds. Um auszuschließen, dass es sich um ein „Montagsmodell“ handelt, haben wir uns ein zweites Modul zum Vergleich schicken lassen, bei dem aber leider dieselben Fehler auftraten.
Während das alles für den Normalverbraucher, der gar nicht so tief in die Materie einsteigen will, keine gravierenden Nachteile sind, nervt es aber, dass, wenn man zum Beispiel für die Snare eines Kits den Lautstärke-Fader runterzieht und dann zu einem anderen Preset wechselt, auch dort die Snare entsprechend leise ist und erst wieder angepasst werden muss. Auch wegen der oben genannten Probleme erscheinen mir die Fader daher überflüssig. Am besten die Lautstärken für alle Instrumente in den häufig benutzten Kits sorgfältig anpassen und dann einfach losspielen und die Fader in Ruhe lassen.
A propos Fader: Mehrere davon lösten sich während des Tests, ebenso wie das Cursor-Rad, das ich nach ein wenig Schrauberei plötzlich in der Hand halte. Beim Ersatzgerät traten diese Probleme nicht auf.

Die Kommunikation mit dem Rechner sollte vorab geprüft werden

Da Besitzer von E-Drumsets häufig auf Sound Libraries aus dem Rechner zugreifen, stöpsele ich das Modul über die USB-Verbindung an mein Macbook und rufe in Garage Band das Heavy Kit auf. Die Pad-Zuordung stimmt, allerdings sind die Lautstärkeverhältnisse nicht optimal. Zwar können diese über die Sensitivity-Einstellungen der Pads im kleinen Rahmen angepasst werden, aber auch bei maximal sensibler Einstellung ist die Ansprache des Ride-Becken-Pads nicht sehr feinfühlig, so dass leise Schläge verschluckt werden. Beim Spielen des Garage Band Kits ist eine stärkere Latenz spürbar, was aber beim Ansteuern einer externen Sound Library normal ist.
Was mir dann aber doch sehr schnell den Spaß verdirbt, ist die Tatsache, dass nach ein paar Minuten Getrommel grobe Aussetzer bis hin zum fast völligen Verstummen der Sounds zu verzeichnen sind. Nach einem Neustart von Garage Band funktioniert es zunächst wieder, aber nach wenigen Minuten wiederholt sich das Spiel. Das Austauschmodul funktioniert in dieser Hinsicht übrigens problemlos, daher sollte der Aspekt vor dem Kauf unbedingt geprüft werden. Ein Soundfile, bei dem ich das Garage Band Heavy Drumkit über die Pads des MPS-750 getriggert habe, könnt ihr hier hören. 

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Garage Band Heavy Drumkit
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