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Meinl Byzance Jazz-Serie Test

Details

Folgende Becken der Meinl Byzance Jazz Serie wurden mir zum Test zur Verfügung gestellt: zwei Paar Hi-Hats (13“, 14“), ein Splash (10“), drei Extra Thin Crashes (16“, 17“, 18“), ein Thin Ride (20“), ein Sweet Light Ride (20“), zwei Extra Thin Rides (20“, 22“) sowie ein Club Ride und ein China Ride (beide 22“). Schon beim Transport der Pakete fällt mir das erstaunlich geringe Gewicht der Becken auf. Nach einem kurzen Blick auf den Lieferschein zweifle ich wirklich für einen Moment an der Vollständigkeit der Lieferung. Die Inhaltskontrolle sorgt aber schnell für Erleichterung: alle 14 Becken vorhanden, fein säuberlich in separate Tüten verpackt. Diese metallenen Fliegengewichte flüstern einem schon beim Anblick leise „Jazz“ ins Ohr, und so krame ich erstmal meine alten Jazzplatten heraus, um mich mit den Sounds der Originale vertraut zu machen. Mit diesen Klängen im Kopf geht es anschließend direkt zum Aufnehmen ins Studio. Aber zunächst will ich kurz auf die Grundzüge der Serie eingehen: Die Becken werden, wie alle B20-Becken, aus flüssiger Bronze gegossen, gewalzt und gehämmert. Die Hämmerung erfolgt bei dieser Serie komplett von Hand und ist individuell auf die verschiedenen Beckentypen abgestimmt. Hierbei zahlt sich die langjährige Erfahrung der türkischen Beckenschmiede aus. Durch die manuelle Bearbeitung kann man beim Kauf eines Byzance-Beckens sicher sein, ein Unikat zu erwerben, denn handgehämmerte Becken desselben Typs klingen niemals vollkommen identisch, lediglich vom Grundcharakter her sind sie in etwa gleich. Die Oberflächen der Byzance Jazz Becken sind, bis auf die Hi-Hat Bottoms, im traditionellen Natural Finish gehalten und mit einer hauchdünnen Schicht Schutzlack versehen. Alle Becken tragen das goldgelbe Byzance-Logo, welches im deutschen Meinl-Werk mittels Lasertechnik aufgebracht wird. Soviel zu den Gemeinsamkeiten der getesteten Becken. Im Folgenden werde ich die einzelnen Modelle genauer beschreiben.

Thin Hi-Hats (13“/14“)

Die Modellpalette ist bei den Byzance Jazz Hi-Hats recht überschaubar. Es gibt ausschließlich Thin Modelle in 13“ und 14“, welche beide zum Test vorliegen. Die Top Becken der Hi-Hats sind im Natural Finish gehalten und fallen extrem leicht aus. Das 13“ bringt 710 Gramm auf die Waage, und das 14“ ist mit gerade mal 830 Gramm ebenfalls ein Leichtgewicht. Wie üblich sind die Bottom-Becken etwas schwerer, wobei der Unterschied bei diesen Modellen mit jeweils knapp 250 Gramm schon erheblich ist. Auffallend ist das recht flache Profil der Becken. Aufgrund der Tatsache, dass die Bottoms nicht abgedreht sind, offenbaren sie ein, im wahrsten Sinne des Wortes, sehr „erdiges“ Erscheinungsbild. Die dunkle, naturbelassene Oberfläche ist mit vielen kleinen, runden, unregelmäßig gesetzten Hammerschlägen versehen, welche durch größere, kreisrunde, maschinell erzeugte Einschläge ergänzt werden. Die Kuppe ist gänzlich unbehandelt. Angesichts der außergewöhnlichen Optik könnte man fast meinen, es mit soeben ausgegrabenen, antiken Tellern zu tun zu haben. Das Top-Cymbal kommt im Vergleich wesentlich konventioneller daher. Es ist auf beiden Seiten fein abgedreht und zeigt auf dem Profil zahlreiche kleine Einschläge und dieselben großen Hämmerungsmale wie das Bottom-Becken.

Splash (10“)
Dieses nur in 10“ erhältliche Becken ist extrem dünn und mit etwa 200 Gramm wohl das leichteste Splash-Becken, das ich bisher in der Hand hatte. Da man ein solches Becken leicht überbeanspruchen kann, ist hier ein sensibles Händchen und entsprechend leichtes Werkzeug gefragt. Das Abdrehmuster ist sehr fein gehalten, und es sind über die ganze Spielfläche – abgesehen von der Kuppe – kleine, nicht allzu tiefe Hammerschläge verteilt.

Extra Thin Rides (20“/22“)
Die Extra Thin Rides, erhältlich in 20“ und 22“, machen ihrem Namen alle Ehre. Sie sind mit 1600 bzw. 1900 Gramm wirklich außergewöhnlich leicht und bringen weniger Gewicht auf die Waage als die meisten Thin Crash-Becken. Die Becken sind deutlich gröber abgedreht als das Hi-Hat Top, verfügen aber ebenfalls über eine Kombination zweier verschiedener Hämmerungsmethoden. Die sehr intensive, dichte manuelle Hämmerung mit feinen Einschlägen wird ergänzt durch ein maschinell erzeugtes Muster mit großen, kreisförmigen Einschlägen. Die Kuppen wurden hierbei ausgespart.

Thin Ride (20“)
Von den in 20“ und 22“ erhältlichen Thin Rides lag das kleinere Modell zum Test vor. Das Profil fällt im Vergleich zum 20“ Extra Thin Ride etwas flacher aus. Ansonsten sind die Becken bezüglich der Bearbeitung  identisch. Mit 1770 Gramm ist das Thin zwar geringfügig schwerer als das Extra Thin, aber immer noch ausgesprochen leicht für ein Ride-Becken.

Sweet Light Ride (20“)
Das 20“ Sweet Light Ride liegt gewichtsmäßig zwischen dem Thin und Extra Thin Ride und ist ebenso fein abgedreht. Allerdings ist die Kuppe des Sweet Light Rides im Vergleich deutlich kleiner, und es kam hier nur eine Hämmerungsmethode zum Einsatz, nämlich jene mit den vielen kleinen, verhältnismäßig tiefen Einschlägen.

Extra Thin Crashes (16“/17“/18“)
Die Extra Thin Crash-Palette liegt in allen drei erhältlichen Größen von 16“ bis 18“ zum Test vor. Diese Becken gehören zu den leichtesten Crashes, die auf dem Markt erhältlich sind. Strukturell ähneln sie dem Sweet Light Ride, allerdings mit dem Unterschied, dass die Hämmerungsmale bei den Crashes flacher ausfallen. Interessanterweise ist die Kuppe des 17“ Beckens intensiv gehämmert, während sich bei den anderen beiden Modellen nur jeweils drei bis vier Einschläge finden. Entweder war der zuständige Beckenschmied hier etwas zu übereifrig oder die Hämmerung diente dem finalen Feintuning des Beckens. Wie auch immer, hieran sieht man deutlich, dass die Byzance Becken Unikate sind und sich selbst innerhalb einer Kategorie mehr oder weniger deutlich voneinander unterscheiden können.

Club Ride (22“)
In Zusammenarbeit mit dem populären deutschen Jazz- und Sessiondrummer Wolfgang Haffner entwickelte Meinl das Club Ride in den Größen 20“ und 22“, wobei ich das letztere Modell zum Test vorliegen habe. Das Cymbal ist im Prinzip ein Flat Ride, verfügt also über keine Kuppe. Allerdings ist es schwerer als vergleichbare Becken. Meinl hat das Club Ride bereits ab Werk mit vier Sizzles versehen, um dem für diese Beckenkategorie typischen trockenen Sound mehr Leben einzuhauchen. Neben der vollflächigen feinen Hämmerung zeigt dieses Cymbal auch die sehr deutlichen, großen runden Hammereinschläge wie bei den Thin bzw. Extra Thin Rides. Das Club Ride ist ähnlich fein abgedreht wie die Hi-Hat-Becken.

China Ride (22“)
Beim 22“ China Ride springt sofort das sehr auffällige, wunderschöne Hämmerungsmuster, bestehend aus zahlreichen kleinen, tiefen Einschlägen, ins Auge. Es ähnelt im Großen und Ganzen dem des Sweet Light Rides, wobei die Hämmerung aber hier noch prägnanter ist. Bezüglich des Abdrehmusters finden wir hier die gröbere Variante vor. Das 2100 Gramm leichte Becken verfügt über eine winzige Kuppe sowie einen relativ breit umgebogenen Rand und gehört damit im Prinzip in die Gruppe der Swish-Becken. Als Besonderheit hat Meinl dem China Ride acht Sizzles spendiert.

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