ANZEIGE

Marantz PMD620 mkII Test

Praxis

Immer dabei

Die Größe des Marantz PMD620 mkII ist Trumpf. Oder besser: die „Kleine“. Für Sounddesigner, die ständig und überall neue Soundquellen „erlegen“ wollen, eignet sich das System genauso wie für Musiker, als Diktiergerät und…und…und. Bei einem Recorder dieser Größe überlegt man nicht. Man hat ihn einfach dabei.

Das Display ist klein und einfach, aber dennoch übersichtlich genug.

Intuitiv?

Der Recorder lässt sich leicht mit der Hand umschließen und mit einem Finger bedienen, dem Daumen. Schade ist, dass die Gummiknöpfe keinen klaren Druckpunkt aufweisen. Da das eine so wabbelige Angelegenheit ist, muss man sich bei jedem Bedienvorgang auch optisch vergewissern, die Funktion auch tatsächlich ausgeführt zu haben. Das Display selbst ist natürlich von „Retina“ meilenweit entfernt. Doch trotz seiner Farblosigkeit und Klötzchenoptik ist das kleine Display übersichtlich gestaltet. Es verwirrt meist nicht mit irgendwelchem Firlefanz, sondern zeigt klar und aufgeräumt die wichtigsten Daten und Einstellungen. Eine Ausnahme gibt es jedoch: Um „mal eben“ die Record-Settings zu ändern, muss eines der „Presets“ im Utility-Menü aufgesucht werden. Dort kann dann das Aufnahmeformat gewählt werden. Zwar kann nachher schnell zwischen Presets wie „wav 48/24 st int mic“ und „mp3 mono“ gewählt werden, doch für einen Neuling am Gerät ist das sehr verwirrend. Das Display ist ok, die Menüstruktur und die Logik der Navigation mit den Tasten aber nicht gerade selbsterklärend. Es zeigt sich: Wenn man sich ausreichend lang mit dem PMD620 hingesetzt und die Struktur kennengelernt hat, kann man mit ihm schnell und sicher arbeiten. „Intuitiv“, was man Bedienungen vieler Geräte gerne zuschreibt, ist die des Marantz nicht.

DMP nur für Windows

Natürlich ist es meist angenehmer, separate Knöpfe für Funktionen wie das Hochpassfilter, das 12- oder das 24dB-Pad zu haben. Auch Gain ist bekanntlich besonders mit Drehreglern schöner eingestellt. Hardware kostet nun mal Geld und verbraucht Platz, insofern muss man bei kleinen Systemen wie dem 620 Abstriche machen. Was ich gut finde: Marantz-Digitalrecorder können das Audiofile verschlüsseln. Je nach Anwendung ist das eine gute Option. Blöd wiederum: Die DMP-Software gibt es nur für Windows. 

Copy Segment und Retake: Geht im Grunde

Während der Aufnahme lässt sich mit „Display“ einfach und verständlich umschalten, was auf dem kleinen Bildschirm des Marantz zu sehen ist. Pegel, Settings und dergleichen werden einfach hin- und hergeschaltet. Ok: Ein größeres Display, das alles gleichzeitig anzuzeigen in der Lage ist, wäre angenehmer.
Hat man dann eingepegelt und aufgenommen, kann man sich an den Transfer und das Abhören machen. Zuvor versuche ich mich noch mit weiteren Funktionen, die der Marantz bietet. Beispielsweise „Copy Segment“ oder „Retake“ (also das File ab einer bestimmten Stelle mit neuem Material überschreiben) zu nutzen, ist eine komplizierte Routine, die man im Grunde auswendig lernen muss. Ich würde sie für den Tag auch behalten, an dem ich sie benötige, ein paar Wochen später würde ich mich bestimmt nicht daran erinnern. Aber: Editierfunktionen an einem derartigen Gerät werden heutzutage meines Wissens nicht allzu oft benötigt.

Wichtig bei allen Digitalrecordern: Wie klingt das, was aufgenommen wurde?

Überraschung

Die Audiofiles haben eine Überraschung parat. Nein, keine schöne. Bevor das Programmaterial beginnt, lässt sich ein kleiner Störfaktor im Signal wahrnehmen. Ganz weit unten, in der Nähe des Rauschteppichs ist dem Audiofile ein „Digitalgeschwurbel“ beigemengt, welches Ähnlichkeiten mit LTC, also Audio-Timecode hat. Das ist nicht laut, aber es ist da. Und es gehört dort nicht hin. Blöd. 

Audio Samples
0:00
Gitarre und Vocals Drums Atmo

Stereobild geht in Ordnung

Das Signal selbst präsentiert sich prinzipiell ordentlich. Wird der Rekorder in der Hand gehalten, gibt es keine übermäßigen Probleme durch Griffgeräusche. Der Sound des PMD620 mkII ist ziemlich fett und voluminös, was zunächst positiv klingt. Genauer betrachtet, wird aber deutlich, wie aufgeblasen das Material klingt. Dem Drumkit steht das vielleicht gar nicht mal schlecht, aber es handelt sich um Komponenten, die man meist im Nachhinein mit spezialisierten und fein dosierbaren Werkzeugen vornehmen möchte. Die Kompressionseffekte, aber auch die Bassbetonung des Klangs stehen besonders der Akustikgitarre aus dem Beispiel nicht so gut zu Gesicht. Es gehen Feinheiten verloren, die man gerne bewahrt hätte. Achtet mal auf die Griffgeräusche und die Reflexionen des Raumes beim Singer-/Songwriter-Beispiel. Das Stereobild geht in Ordnung, auch wenn die Ortungsschärfe nicht sonderlich hoch ist. Es ist aber breit und ausgewogen. Im Schlagzeug-Beispiel entlarvt die Hi-Hat durch ihr leicht phasiges Klangbild ein Problem der Hochmitten. 

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.