Mackie SRM350 V3 Test

Praxis

PA

Für meinen Testbericht bekam ich zwei SRM350 von Mackie zur Verfügung gestellt, die ich in klassischer Stereo-Manier links und rechts aufgebaut habe. Der Abstrahlwinkel der Box ist mit 90° angegeben, und das stimmt nach meinem Hörempfinden: Das Audiomaterial wird frontal vor der Box in allen Dimensionen sehr gut abgebildet, auch wenn die Speaker hoch hängen. Hinsichtlich des Klangs finde ich nur ein Wort: super! Von zeitgenössischem Rock über Evergreens, Pop, Reggae, Disko bis hin zu Techno, Dubstep und House  – ich höre stets weiche, nicht nervende Höhen, ordentliche Bässe und knallenden Mitten-Punch. Respekt. Der 10-Zöller deckt locker den Bereich von 50 Hz bis hoch auf die Trennfrequenz von 3 kHz ab.
Zwar erreicht die SRM350 nicht die Wärme der bedeutend größeren SRM650, aber die Präsenz des Basses ist schon sehr beeindruckend. Lautstärke und Leistungsreserven sind enorm und waren für meinen Studioraum fast schon überdimensioniert. Da ist viel Luft für Venues auch über 100 qm übrig. Um den Limiter zu aktivieren, muss man ordentlich aufdrehen. Dann aber greift er weich und sauber ein. Sollte ein deutliches Pumpen zu vernehmen sein, wird es Zeit, den Input zu zügeln. Für den Live-Test habe ich eine Sängerin um eine kleine Session mit ihren Playbacks gebeten. Die Balance Playback/Stimme war leicht einzupegeln, und die Sängerin konnte im Solo- und PA-Modus hervorragend mit der Box als Monitor arbeiten.
Der nächste Punkt ist die hervorragende Unterdrückung von Feedbacks. Diese werden sozusagen im Keim erstickt: Vier Sperrfilter arbeiten parallel den Frequenzbereich ab und eliminieren Feedbacks auf der Stelle. In der Regel kämpfe ich bei Live-Events mit zwei Frequenzen, die quietschen, doch hier geht Mackie auf Nummer sicher. Wo der Destroyer eingreift, verschwindet sehr engbandig die Störfrequenz, und das fällt in der Summe keinesfalls negativ auf.
Einen Wermutstropfen musste ich dennoch hinnehmen, und zwar das Fehlen eines Groundlift-Schalters. Solche Features waren in den guten alten PA-Zeiten natürlich obsolet, da die PA meist schon mit einem sauberen Signal angefahren wurde. Da mittlerweile aber immer mehr Mix-Funktionen in die Boxen integriert werden, ist die Gefahr von Brummschleifen durch direkt an die Box angeschlossenes Equipment groß. Daher gleich zwei Bitten an alle Hersteller: Bitte baut einen Groundlift-Schalter ein. Und wenn ihr schon dabei seid, legt die Buchse für Schmelzsicherungen wieder neben die Netzversorgung, damit wir das notfalls schnell selbst reparieren können.

Netzanschluss ohne Schmelzsicherung und ohne Groundlift
Netzanschluss ohne Schmelzsicherung und ohne Groundlift

DJ

In der Stellung PA arbeitet die Box mit einer Loudness-Schaltung, Höhen und Bässe werden angehoben. Für meinen Geschmack ist dies zu viel des Guten und höchstens bei sehr alten Rock-Produktionen bzw. bei schlecht komprimierten MP3s sinnvoll. Für ausgewogen gemastertes Audiomaterial und bis an die Zähne komprimierte Chartmusik ist diese Einstellung ein klangliches No-Go. Der Basstreiber hat ohnehin schon einen schweren Job und muss im neutralen PA-Modus die Balance zwischen großem Frequenzband und Genauigkeit meistern. Im DJ-Modus hingegen leidet die Präzision des Basses, der Sound neigt zum Verwaschen und bringt leider kein profunderes Bassfundament. Nehmt lieber die PA-Einstellung und denkt über die Anschaffung eines Woofers nach. Der Mackie SRM1850, beispielsweise, kann auch gleich noch die SRM350 als Satellitensystem ansteuern.

Monitor

Aufgrund ihrer kompakten Bauform und der respektablen Lautstärkenreserven bietet sich die SRM350 als Monitor-Wedge an. In dieser Funktion sollte sie selbst für den harten Einsatz auf Metal-Festivals oder als DJ-Monitor in Clubs taugen, sogar wenn der DJ direkt auf dem Dancefloor steht. Die erste Feedback-Entschärfung gibt die Schaltung durch den sanfteren Verlauf der oberen Mitten vor. Eine Begrenzung des Bassbereichs sorgt für bessere Verständlichkeit des Mittenspektrums. In diesem Modus kann die Box also leiser gefahren werden, da die wesentlichen Frequenzen besser herausgearbeitet sind. Hantieren mit einem heißen Mikro direkt über der Box? Darüber lacht die SRM350 nur. Der Feedback-Destroyer gewährleistet selbst bei extremen Lautstärken und wildem Mikrofon-Gefuchtel eine rückkopplungsfreie Performance (siehe auch SRM650-Test).

Solo

Die Solo-Schaltung bietet einen besonders schlanken Sound. Der Hochtonbereich wird etwas angehoben, der Bassbereich mit flacher Flankensteilheit zwischen 100 Hz und 50 Hz bedämpft, und eine leichte Mittensenke setzt bei ungefähr 3 kHz an. Der untere Mittenbereich wird bis in die oberen Bässe moderat betont. Dadurch wirkt der Sound „obenrum“ crisp und in den Bässen „intimer“. In den Mitten erreicht die Schaltung eine Weichheit genau da, wo Gesang und Akustikgitarre ohnehin schon viel Präsenz zeigen. Für Singer/Songwriter ist dieser Modus also ideal, da Charakter und Charme der Performance positiv beeinflusst werden.

Optimale Straßenlage
Optimale Straßenlage
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