Mackie ProDX4 und ProDX8 Test

Praxis

Unser ProDX4 ist eines der ersten in Deutschland verfügbaren Exemplare. Dementsprechend liegt dem Karton nur ein äußerst sparsames „Getting started‟ bei. Auch im Netz sind zum Testzeitpunkt keine weiteren Dokumente vorhanden. Prima, denn besser kann man die Bedienbarkeit eines Geräts nicht überprüfen. Das „Getting started‟ landet daher ungelesen wieder im Karton.
Machen wir’s kurz: Der kleine Digitalmixer ist ruckzuck startbereit und dank logischer Benutzerführung auch mit Bordmitteln gut zu bedienen. Selbst absolute Neulinge sollten nach kurzer Einarbeitung mit dem ProDX4 klarkommen. Man muss sich halt nur an die Hierarchie der Druckknöpfe gewöhnen. Noch besser gelingt all das mit der Mixer-App. Über Mackies „Easy Mix“ ist auf Bonedo schon viel geschrieben worden, deshalb nur so viel: Man muss sich schon mutwillig blöd anstellen, um mit der Software nicht zu Recht zu kommen. 

In der „Führungsschiene‟ lassen sich Smartphone oder Tablet deponieren.
In der „Führungsschiene‟ lassen sich Smartphone oder Tablet deponieren.

Bei den ersten Gehversuchen wird Folgendes deutlich: Die beiden Mic/Line-Inputs werden monophon summiert, nur der Stereoeingang 3/4 behält seine Kanalinformationen. Es gibt also nirgends im Mixer einen Panoramaregler. Das ist für einen so kleinen Live-Mixer eine durchaus sinnvolle Entscheidung, denn der sprichwörtliche Singer/Songwriter wird beispielsweise kaum Stimme und Gitarre links und rechts verteilen wollen. Ohnehin ist ein Stereo-Mix in vielen Locations keine besonders clevere Idee.
Ebenso fällt mir erst jetzt auf: Es gibt keine Phantomspeisung. Es können also nur dynamische oder selbstversorgte Elektretmikrofone zum Einsatz kommen. Außerdem vermisse ich die obligatorischen Gain-Regler. Dazu verrät Mackies Webseite, dass durch den Einsatz der Wide-Z-Preamps eine spezielle Pegelanpassung entfallen kann. Aha. Ob das auch die relativ geringe Verstärkung von 20 dB erklärt? Experimente mit verschiedenen Mikrofonen und akustischen wie elektrischen Instrumenten ergeben folgendes Bild: All diese Signalquellen verarbeitet der ProDX4 überraschend anstandslos, übertrieben rauscharm geht er dabei aber nicht zu Werke. Für einen Live-Mixer – zumal in dieser Preisklasse – ist die Performance aber unproblematisch.
Die Effektsektion fällt ebenfalls in die Kategorie live-tauglich. Man darf keinen Studiokillerhall oder elaborierte Tape-Echos erwarten, sondern solide Kost, um der Bühnenperformance den letzten Schliff zu verleihen. Gleiches gilt für die EQs und Kompressoren: alles solide, unkomplizierte Arbeitspferde. Wer partout meckern möchte, könnte beispielsweise anmerken, dass das Mittenfilter nicht stufenlos durchstimmbar ist. Vielmehr springt der Filter von Wert zu Wert, wobei die Hüpfer umso größer werden, je mehr man sich im oberen Mittenbereich bewegt. Aber im Ernst: Für den Bühnenbereich ist dies völlig unerheblich. Vor Beginn des Gigs wird der Mixer eingestellt und während der Performance höchstens im Notfall nachregelt. Also alles gut.
Weniger clever scheint mir, dass man das Frontpanel des ProDX4 nicht gegen versehentliche Bedienung sperren kann. Gerade die Effekte sind nämlich ruckzuck umgeschaltet. Als Solokünstler kommt dann bei einem Live-Auftritt rasch Hektik auf.

Fotostrecke: 2 Bilder Hier passt ein Samsung S4/S5 bequem hinein und …

Musik, zwo, drei vier

Um die Qualitäten des Kandidaten zu demonstrieren, habe ich vier Audiofiles erstellt. Im ersten spreche ich ein paar warme Worte in ein Pro 70 von Audio Technica. Da das Beltpack dieses Lavaliermikrofons nach Speisespannung verlangt, habe ich es mit einer 1,5-V-Batterie gefüttert. Der ProDX4 kann ja keine Phantomspeisung. Gut zu hören ist der leichte Noisefloor des Mixers.
Beispiel Nummer 2 bietet einige Gitarrentakte, eingespielt mit einer Cort CR 270. Bei diesem Les-Paul-inspirierten Instrument kam der tendenziell leicht muffige Hals-Pickup zum Einsatz. Im ProDX habe ich den Kompressor zur Hälfte aktiviert, die tieferen Mitten etwas reduziert und die Höhen angehoben. Außerdem fand ich das Effekt-Preset „Chorus + Hall“ passend. Sicherlich kein Clean-Sound für den man sterben muss. Aber für den Kneipen-Gig durchaus brauchbar.
Das gilt auch für das dritte Klangbeispiel, bei dem eine Yamaha AC-1M Steelstring herhalten muss. Ein wenig Kompression, etwas Sparkle für die Höhen und ein wenig Bass – das klingt schon ganz ordentlich, aber mit einem Schuss Chorus noch besser.
Zu guter Letzt dann ein kurzer Drum-Loop aus dem genialen iPad-Synthesizer Elastic Drums. Der läuft zunächst clean durch den ProDX4, dann werden die Höhen auf- und zugezogen, anschließend der Mittenfilter durchgestimmt (Gain +7 dB) und schließlich der Bass-EQ bedient. Vor allem bei den Mitten fällt ein deutliches Klicken auf, sobald der Frequenz-Slider zu schnell verschoben wird.

Audio Samples
0:00
Sprachprobe mit Lavalier Paula-artige Gitarre clean Steelstring EQ-Demo mit Drum-Loop

Für wen?

Mackies ProDX4 ist ein toller Begleiter für alle Künstler, die singend und Gitarre (Mandoline, Akkordeon etc.) spielend unterwegs sind und dazu auch noch einige Backings abspielen möchten. Zwar passt der Mixer nicht in den Gitarrenkoffer, dafür aber in jeden Rucksack. Da man Playbacks vom selben Gerät abspielen kann, das auch als Remote dient, lässt sich der Materialaufwand erheblich eingrenzen, zumal sich der Mixer beispielsweise auch mit einem iPhone hervorragend bedienen lässt. Alleinunterhalter werden ebenfalls einen Blick riskieren wollen. Wer sich nicht daran stört, sein Keyboard über einen Adapter an den Stereokanal 3/4 anzudocken, bekommt für wenig Geld ein performantes, kleines Mixerchen. Zu bedenken ist allerdings, dass bei dieser Konfiguration keine Playbacks mehr über Bluetooth eingeflogen werden können. Schließlich könnten sich auch Bars, Kneipen und Szenelounges für den ProDX4 erwärmen. Die Hintergrundmusik wird über Bluetooth gestreamt, für eventuelle Durchsagen oder Karaoke-Einlagen reichen die beiden Mikrofonkanäle lässig aus. 

Nachschlag

Einige Wochen nach Testende trifft ein weiterer Karton der Firma Mackie ein: Er enthält den größeren Bruder ProDX8. Der besitzt vier zusätzliche Mic/Line-Eingänge, stellt also acht Inputs zur Verfügung. Außerdem versorgt er den Anwender mit zwei Aux-Wegen – der ProDX4-Besitzer muss sich, wie eben gelesen, mit einem Aux-Weg bescheiden.
Entsprechend der üppigeren Ausstattung misst der ProDX8 nun 23 cm in der Breite, für einen Achtkanal-Mixer immer noch ein verdammt schmaler Fußabdruck. Auch auf der Front gibt es leichte Veränderungen, denn zur Anwahl der zusätzlichen Eingänge gibt es passende Taster, sodass deren Zahl auf elf angestiegen ist. Bedienung und interne Ausstattung mit Effekten und Equalizern sind bei beiden Mixern identisch, auch hinsichtlich der Soundqualität gibt es keine neuen Erkenntnisse.

Fotostrecke: 2 Bilder Zum Vergleich der ProDX8:
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.