Mackie MP-120, MP-220, MP-240 Test

Praxis

Dank der ergonomisch geformten Gehäuse sitzen die In-Ears der Mackie-MP-Serie sicher im Ohr. Das Kabel habe ich – wie vom Hersteller vorgesehen – zunächst hinters Ohr gelegt und dann aus Gewohnheit in Richtung Brust geführt. Der zunächst etwas steife Ohrbügel lässt sich einfach an die Ohrform anpassen. Aufgrund des recht geringen Gewichts der Gehäuse hielten die In-Ears auch bei stärkerer Kieferbewegung (Singen und Sprechen) sowie beim Headbangen sicher in den Ohren. Aus diesen Gesichtspunkten sind die Kopfhörer als Monitoringlösung also zu empfehlen. Bei der Wahl der geeigneten Ohrpassstücke muss letztendlich jeder selbst entscheiden, welche Größe und Materialart am besten für ihn ist. Sitzen die In-Ears fest im Ohr, fällt im Vergleich die Verwandtschaft sofort auf, denn alle drei Mackie-Kopfhörer konzentrieren sich auf eine gute Detaildarstellung. Die Anwendungsgebiete unterschieden sich allerdings laut Hersteller und so auch die individuellen Klangcharakteristika.

Große Auswahl: Mackie liefert pro In-Ear neun verschiedene Ear-Tips aus Silikon, Schaumstoff und im Dual-Flange-Aufbau.
Große Auswahl: Mackie liefert pro In-Ear neun verschiedene Ear-Tips aus Silikon, Schaumstoff und im Dual-Flange-Aufbau.

Der Mackie MP-120 ist für HiFi-Anwendungen und den täglichen Gebrauch unterwegs gedacht. Der Kopfhörer klingt für meinen Geschmack jedoch etwas dominant in den Höhen mit vordergründigen Schlagzeugbecken, leicht zischelnden Hi-Hats und einigen Schärfen bei der Konsonantenbildung von Gesangsstimmen. Zum Gegenhören von Mixen in ruhiger Studioumgebung kann ich diesen In-Ear nicht empfehlen. Dafür setzt sich der Kopfhörer unterwegs bei lautem Straßenlärm umso besser durch. Dank des kompletten Ohrabschlusses dringen auch keine Geräusche nach außen durch, sodass man auch seinen Sitznachbarn in der Bahn nicht stört. Der absolute Tiefbass – ich spreche hier von Frequenzen unterhalb von 50 Hz – ist ebenfalls unterrepräsentiert. Das Hauptgeschehen spielt sich hier verstärkt in den unteren Mitten ab.
Der Frage nach dem Bass nimmt sich der Mackie MP-220 an. Dieser bringt mehr Fundament ins Spiel, klingt insgesamt kräftiger und erinnert leicht an den berühmten Badewannenfrequenzgang. Auch dieser In-Ear ist laut Mackie für HiFi-Anwender gemacht und entspricht dem mobilen Pendant einfacher Stereoanlagen. Die Dual-Treiber-Technologie trennt Höhen und Tiefen besser auf als der Breitbandtreiber des MP-120. Kick-Bässe kommen druckvoll und große Schlaginstrumente wie Kesselpauken klingen dynamisch. Bassgitarren haben eine angenehme Knorrigkeit, während der Höhenbereich zwar viele Details bereithält, sich aber nicht ganz so aggressiv wie beim MP-120 hervortut. Auch in lauter Umgebung hat mir der milde Bass-Boost gut gefallen – so lässt sich Musik genießen, ohne Details zu vermissen. Für Bühnenanwendungen wäre mir der MP-220 jedoch auch nicht linear genug.
Für Live-Musiker ist der Mackie MP-240 gemacht und hier hat der Hersteller ganze Arbeit geleistet. Der Einsatz der Balanced-Armature-Technik wirkt sich positiv aus: Der In-Ear klingt ausgewogen über den kompletten Frequenzbereich. Filigrane Instrumente wie etwa Triangeln spielen mit viel Details, die sich aber nicht negativ auf s-Laute von Stimmen auswirken. Der Mittenbereich klingt homogen mit einer schönen Grundtonabbildung von Instrumenten und Stimmen. Bässe kommen auf den Punkt und gliedern sich im korrekten Verhältnis zu den Höhen ein. Die tiefsten Lagen spielen nicht so dominant wie beim Mackie MP-220 sind aber spürbar kräftiger als beim MP-120. Deutliche Charaktereigenschaften hat Mackie dem MP-240 nicht spendiert, was aber angesichts seines Einsatzzwecks als völlig positiv zu bewerten ist. Wer unterwegs mal eben an seinem Mix nachjustieren will oder auf der Bühne das komplette Bandgeschehen im korrekten Verhältnis nachvollziehen muss, erhält hier ein ideales Arbeitswerkzeug, das zudem nicht die komplette Gage des letzten Live-Gigs schluckt.

Fotostrecke: 11 Bilder In-Ear ohne Ohrpassteil
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