Livid Instruments Base Test

Praxis

In der Praxis zeigt sich schnell, dass das BASE mit den vielen gleichförmigen MIDI-Controller-Keyboards, die es auf dem Markt so gibt, nicht viel gemein hat. Das zeigt sich zum einen darin, dass das BASE seine Eigenschaften als MIDI-Controller gar nicht hinter einer Automatisierungssoftware verstecken will, zum anderen aber auch durch ein paar andere – und zwar durchaus neue und überraschende – Konzepte.

Fotostrecke: 2 Bilder Auch die spartanische „Öko-Verpackung“ ohne umweltschädlichen Hochglanzdruck unterstreicht diese Markenbotschaft klar.

So ist der Editor als Webpage im Netz zu erreichen und auch die Bedienungsanleitung befindet sich online in einem sogenannten Wiki. Die Vorteile davon liegen den Programmierern unter euch sicherlich klar auf der Hand: Die Bedienungsanleitung ist immer auf dem neuesten Stand und der Editor funktioniert anstandslos mit jedem Betriebssystem, sofern es denn HTML-Seiten darstellen kann. 
Andererseits muss man aber auch sagen, dass die Bedienungsanleitungen zum einen sehr technisch, vielleicht auch etwas umständlich und zum anderen ausschließlich auf Englisch geschrieben ist. Dass BASE kein Gerät zum einfach An-stöpseln und sofort Losspielen ist, sondern erst einmal programmiert werden muss, sollte spätestens jetzt klar sein. 

So zeigt sich der Editor im Browserfenster - on- und offline
So zeigt sich der Editor im Browserfenster – on- und offline

Der Editor ist auf jeden Fall wunderbar organisiert: auf der linken Seite globale Einstellungen, in der Mitte eine Abbildung des Instruments, und je nachdem welches Element man gerade anklickt, stehen auf der rechten Seite verschiedene Parameter zur Verfügung. Wir schauen uns die Möglichkeiten anhand der Touchfader einmal beispielhaft an. Hier kann man also einstellen, ob der Touchfader

  • CC-, PitchBend- oder Aftertouch-Befehle ausgeben soll, auf welcher CC# und mit welcher Präzision,
  • ob er einen Notenwert ausgeben soll und wenn ja welchen und ob mit fixer Velocity von 127,
  • und schließlich welche Farbe dieser Fader haben soll und die Auswahl aus vier Verhaltensmustern.
Die Farbkodierung der Fader.
Die Farbkodierung der Fader.

Die vier Verhaltensmuster sind im Bild in den Farben rot, grün, gelb und magenta abgebildet und zwar jeweils als Minimal- und Maximalwert. Eine weitere Möglichkeit ist in Fader 9 über dem Display zu sehen: hier wird der ganze Faderzug mit blauen LEDs gefüllt und der aktuelle Wert ist mit einem roten Punkt angegeben. Was man allerdings auch sehen kann: das Display gibt die Werte nicht wieder. Wer höhere Präzision braucht, muss also in der Anwendung direkt nachschauen. In der Bedienung sind die Touchfader ganz wunderbar und reagieren sehr schnell und präzise. Da man auch schnell zwischen verschiedenen Auflösungen umschalten kann und die Fader auch interpolieren, sind die Kinderkrankheiten früherer Touchfader aus den 1980er Jahren gut gelöst worden. Ein weiterer Vorteil von Touchfadern ist übrigens, dass diese von einem Wert zum anderen springen können und nicht notwendigerweise von einem Wert zum anderen gleiten.
Ähnlich viele Einstellungen gibt es bei den Pads (fünf einstellbare Velocitykurven, und zwar pro Pad!), die ganz hervorragend auf Velocity und Aftertouch reagieren. Wie erwähnt, senden die Pads keinen Channel-Aftertouch (also “einer für alle”),  sondern jedes Pad ist einzeln kontrollierbar. Auch hier kann man die Farben der LEDs unterschiedlichst einstellen, wobei man vielleicht erwähnen sollte, dass man die LEDs und das Pad, genauso wie bei den anderen Schaltern, entkoppeln kann. Das bedeutet, dass man mit einem Pad einen Ton und einen CC# spielen kann, aber nicht unbedingt diese Werte angezeigt bekommt, sondern z.B. das Laufband eines Sequencers. 
Das wird auch bei den Touchbuttons und den Tastern zum Prinzip gemacht, denn diese haben sowieso zwei unterschiedliche LEDs zur Verfügung. So kann das BASE also mehr Informationen darstellen, als es im Augenblick senden kann. Das ist z.B. praktisch, wenn man doch mal kurz checken muss, ob die Spuren 1-8 doch auf Aufnahme stehen, die Augen aber nicht vom Controller nehmen will.
Aber wie bei jedem Gerät gibt es natürlich auch beim Base Einschränkungen, und die wichtigsten beiden sind vielleicht das Display, welches aufgrund seiner Beschränkung auf zwei Zeichen z.B. die MIDI-Daten nicht anzeigen kann. Welche Werte tatsächlich ausgegeben werden, kann bei den Fadern also nur durch die relativ grobe Rasterung von acht LEDs ausgegeben werden, bei den Pads durch die Beleuchtung. Die zweite Einschränkung betrifft die MIDI-Konfiguration, die bei weitem nicht so flexibel ist, wie man auf den ersten Blick meinen könnte. Zur Erläuterung: Die Belegung aller Bedienelemente des Base werden zu einer Bank zusammengefasst. Davon stehen sieben zur Verfügung, und jede dieser Bänke sendet auf einem anderen MIDI-Kanal. Das bedeutet in der Praxis, dass man nicht Fader 1 auf MIDI-Kanal 1 und Fader 2 auf MIDI-Kanal 2 legen und diese dann gleichzeitig spielen kann. Dazu muss man erst einmal zwischen den Bänken wechseln. Eine weitere Einschränkung gibt es dann dadurch, dass ein einzelnes Bedienelement immer nur einem MIDI-Parameter zugewiesen werden kann. Das bedeutet, dass der erste Fader in jeder Bank z.B. immer MIDI CC 10 ausgibt und nur der Kanal wechselt. Wer mit Hard- oder Software arbeitet, auf deren MIDI-Belegung man keinen Einfluss nehmen kann, z.B. alte Hardwaresynthesizer, kann hier schnell an Grenzen stoßen.

Kommentieren
Profilbild von Igor

Igor sagt:

#1 - 26.06.2013 um 12:15 Uhr

0

Ist das class compliant, sprich kann ich es am iPad benutzen?

Profilbild von Sebastian

Sebastian sagt:

#2 - 27.06.2013 um 19:51 Uhr

0

Ich habe es selber nicht ausprobiert, aber es sieht gut aus: das Base ist class compliant und mit anderen Controllern von Livid Instruments funktioniert es auch.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.