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Line 6 POD HD500 Test

Praxis

Ich habe natürlich das gemacht, was wir (Gitarristen) immer machen, wenn ein neues Gerät auf den Einsatz wartet. Einschalten – spielen, was sonst!? Aus diesem Grund hat Line 6 auch keine große Bedienungsanleitung mitgeliefert, sondern nur ein kleines Handbuch, in dem die grundlegenden Dinge (Anschlüsse, Regler, etc.) kurz abgerissen erklärt werden. Der POD ist direkt an den Mixer angeschlossen,  und wir unternehmen zunächst einmal eine kleine Reise durch die ersten Preset-Sounds aus der ´Best Of´-Setlist.

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MyBad Dutch Jimi Uprisen

Okay! Klingt interessant und sehr vielfältig. In diesem bunten Stilmix geht es dann auch weiter. Ist natürlich klar, dass der Hersteller mal richtig auf die Kacke hauen will und bei den „Best Of“-Sounds zeigt, was alles möglich ist. Doch nach dem ersten Aha-Erlebnis kommt der tiefe Fall, wenn man mit der Kiste in den Proberaum geht und die üblichen Brot- und Butter-Sounds für die Rock´n´Roll Standardsituationen benötigt. Also Clean- und Crunch-Sounds, dann noch eine Variante mit mehr Verzerrung für Rock-Riffs und eine für die Soloeinsätze mit einem Hauch mehr Gain. Dazu noch ein wenig Effekte, z.B. Chorus für den Clean-Sound und Delay für Leads. Das Wah-Pedal sollte auch immer zur Verfügung stehen. Das wär´s. Damit ist der Gitarrist in der Cover-Band, Rock-Band, Blues-Band für´s Erste optimal versorgt. Ich verstehe bis heute nicht, warum die Hersteller von Multieffekten diesen reell existierenden Anspruch nicht berücksichtigen, schließlich wären damit nur vier Speicherplätze belegt (von mir aus auch die letzten vier) und man wäre in der Band sofort mit amtlichen Sounds am Start. Es soll ja tatsächlich schon vorgekommen sein, dass Multieffekte wieder zurückgegeben wurden, weil der Gitarrist einfach zu ungeduldig war und keine Lust hatte, sich durch den Parameter-Dschungel zu kämpfen, um an wirklich praxistaugliche Sounds zu kommen. Beim POD HD500 sollte man aber nicht sofort die Flinte ins Korn werfen, denn es lohnt sich, am Ball zu bleiben. Man benötigt nur ein wenig Zeit – und am besten einen Computer.
Editor
Das Editieren am Display des PODs geht im Notfall in Ordnung. Mit der Praxis-orientierten Klangregelung des Preamps hat man schnellen Zugriff auf die Basis-Sounds. Die Programmierung der Grundsounds ist aber am Einfachsten über den Editor am Rechner zu erledigen. Den sehen wir uns jetzt mal genauer an. Und so sieht das Ganze aus:

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Damit lässt sich natürlich gut arbeiten. Wie bei Line 6 üblich, fällt die grafische Umsetzung ansprechend und übersichtlich aus. Das Fenster teilt sich in vier Bereiche auf. Oben rechts wartet eine Darstellung des benutzten Equipments und seiner jeweiligen Verschaltung. Die aktiven Pedale sind deutlich zu erkennen, die nicht aktiven werden transparenter gezeigt. Links daneben findet man die Buttons zum Senden/Empfangen der Sounds aus dem POD. Es können einzelne Sounds oder komplette Setlists übertragen werden. Die momentan angewählte Setlist findet man auf der linken Seite, hier lassen sich die entsprechenden Patches per Mausklick anwählen. Der größte Teil der Bedienoberfläche dient dem Editieren der angewählten Geräte. Welche Einstellungen gerade gezeigt werden, bestimmt man über die vier Buttons FX, Amps, Mixer und Set Lists unterhalb der Übersichtsdarstellung. In unserem konkreten Fall sind die Einstellungen des Amps zu sehen.

Drückt man jetzt z.B. auf FX, werden die zur Verfügung stehenden Effektpedale und ihre einzelnen Einstellungen angezeigt.

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Weiter geht es mit dem Mixer. Hier lassen sich Einstellungen für Gesamtlautstärke, Panorama, die Fußschalter und Controller vornehmen. Unten im Bild seht ihr die Belegung der Controller.

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Unter ´Set Lists´ findet man eine tabellarische Darstellung der verfügbaren Sounds, die in acht so genannten Setlists abgelegt sind.

Editor-Setlist-1022470 Bild

Jede Setlist bietet 64 Speicherplätze aufgeteilt in 16 Bänke á vier Sounds. Diese sind im Regelfall über die Schalter FS5 bis FS8 abrufbar. Die Bänke werden mit den Up/Down-Schaltern am POD auf der linken Seite nach oben oder unten weiter geschaltet. Man kann einzelne Sounds auch in andere Setlists kopieren (Drag and Drop mit der Maus), und selbstverständlich sind die Einstellungen auch auf dem Computer speicherbar. In der unteren Hälfte warten die User-Setlists mit freien Speicherplätzen – die beste Möglichkeit, um ein paar Basis-Sounds von Grund auf einzustellen.

Amps
Als Erstes widmen wir uns den Verstärkern. Mal sehen, ob die neue Modeling-Generation von Line 6 auch das hält, was der Hersteller verspricht. Ich habe den ´New Tone´ der User1-Setlist angewählt, erhalte ein leeres Setup und kann mich anschließend aus dem Verstärker-Angebot bedienen. Es stehen 16 verschiedene Amp-Typen zur Auswahl. Es gibt zwei Darreichungsformen: Im Modus „Normal“ werden Vor-und Endstufe simuliert, mit dem Zusatz ´Pre´ ausschließlich die Vorstufe. Diese Simulationen sind eigentlich dafür vorgesehen, wenn man den POD an einen externen Amp anschließen möchte, die Vorstufe also vom POD nimmt und die Endstufe vom externen Amp. 

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Starten wir mit einem Klassiker, der Simulation eines Marshall JTM45. Mit folgenden Einstellungen tönt es aus dem POD.

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JTM45

Das klingt schon mal sehr gut. Auch das Spielgefühl ist nicht von schlechten Eltern. In der ´Pre´-Version des JTM45 wird die Endstufe des Originals nicht simuliert, daher hat dieses Modell einen eher unverzerrten Ton. Das liegt daran, dass beim alten Marshall viel Verzerrung über die Endstufe kommt. Die Nachbildung des Verstärkers und seiner Eigenschaften ist wirklich überaus gelungen. Genau wie das Original, zerrt auch das Model nur bei voll aufgedrehtem Gain – und auch dann muss man kräftig in die Saiten langen, um den Amp zum Zerren zu bringen. Und wenn der Pegel der Gitarre beim Ausklingen nachlässt, wird es wieder clean. Gerade an solchen Feinheiten erkennt man die Qualität der verwendeten Modeling-Technik und die Leistung des Prozessors. Beides ist außerordentlich gut! Hier ist das Beispiel, zuerst wird der Akkord leicht angeschlagen und dann hart.

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DynaPick

Parallel zur Auswahl des Amps wird automatisch eine passende Box (und ein Abnahmemikrofon) aktiviert. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, eine andere Variante „anzuschließen“. Insgesamt stehen 16 Boxen-Typen von 1×12 bis 4×12 zur Verfügung. Der Soundunterschied ist deutlich zu hören. Folgende Modelle sind im nächsten Beispiel im Einsatz:

4×12 Greenback 25
4×12 Blackback 30
4×12 Tread V-30

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Speaker

Auch die Wahl des Mikrofons nimmt einen intensiven Einfluss auf den Klang. Hier eine Auswahl von vier verschiedenen Typen, die ich in Kombination mit der Greenback-Box benutzt habe.

57 On Axis (Shure SM-57 Simulation)
409 Dynamic (Sennheiser M 409 Simulation)
121 Ribbon (Royer R-121 Simulation)
U67 (Neumann U67 Simulation)

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Mikrofon

Bei den heutzutage erhältlichen Software-PlugIns hat man in puncto Mikrofonierung natürlich noch mehr Gestaltungsmöglichkeiten – die einem das Leben aber nicht unbedingt erleichtern. Es ist zwar schön, wenn man zwei Mikrofone kombinieren und im Raum verteilen kann, aber das Einstellen und Vergleichen der Sounds wird dann doch schnell extrem zeitraubend. Im Falle des POD HD500 ist es also durchaus angenehm, dass man nicht so viel Auswahl hat. Außerdem liefern die Entwickler eine so gute Voreinstellung, dass man wirklich schnell ans Ziel kommt.

Hier sind noch ein paar weitere Amp-Modelle. Für die härtere Gangart ist natürlich die Simulation des Mesa Rectifier ein absolutes „Muss“. Und auch in der POD-Version liefert er ein fettes Zerrbrett.

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Treadplate

Eine Alternative dazu stellt die Nachbildung des Bogner Überschall dar. Hervorragend geeignet für HiGain-Sounds – egal, ob Lead oder Rhythm.

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Bomber

Bei den HiGain-Sounds ist der Nebengeräuschpegel naturgemäß relativ hoch. Damit kein Rauschen in den Spielpausen stört, habe ich ein Noise-Gate im Signalweg vor dem Amp geparkt. Das Ganze lässt sich sehr gut einstellen und schneidet auch den ausklingenden Ton nicht ab.

Die Transparenz des Tons ist auch bei diesem HiGain-Modell gut gelungen. Bei schwachen Prozessoren wird der Sound oft sehr matschig, je mehr Töne (Saiten) man anschlägt. Hier ist das nicht der Fall. Der Klang bleibt stabil. Man hört das beim folgenden Akkord-Test. Die Akkorde E, G, D, A und E werden nacheinander angeschlagen und sind noch deutlich als solche zu erkennen. Auch beim letzten E-Akkord, dessen Töne nacheinander angeschlagen werden, ist trotz hoher Verzerrung jeder Ton klar zu orten. Sehr gut!

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Chords

Effekte
In Sachen Effekt-Bestückung  wird natürlich die komplette Bandbreite aufgefahren. Insgesamt 101 unterschiedliche Effektpedale sind in simulierter Version an Bord. Dabei hat Line6 die Sounds der beliebten Modeling-Pedalen M9 und M13 fast 1:1 in den POD HD übernommen. Allerdings kann man hier acht Pedale gleichzeitig hintereinander schalten. Das ist bei den beiden Multis nicht möglich. Selbstverständlich ist auch die Position der Effekte (vor oder hinter dem Amp) frei wählbar.
Für Freunde von Special-FX-Sounds gibt es eine extrem gut bestückte Vorauswahl. Mit acht hintereinander geschalteten Effekten kann man so manchem Vintage-Synthesizer Konkurrenz machen. Nehmen wir zum Beispiel das Preset ´PwrChords´ aus der „Special Effects“-Setliste, das einen dicken Bass Synthesizer-Sound bringt.

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Power-Chords

Es gibt selbstverständlich auch „normale“ Gitarren-Effektsounds, zum Beispiel ein U2-orientiertes Delay-Setting.

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Without

Die Effekte weisen allesamt eine exzellente Qualität auf. Sehr gut ist auch das Tracking bei Synth-Sounds. Man kann also auch mal ein paar extravagante Klänge aus der Kiste zaubern, ohne gleich Gefahr zu laufen, dass die Ansprache der Gitarre flöten geht. Wer weitere Audios zu den Effekten hören möchte, dem empfehle ich an dieser Stelle die bonedo-Tests des M9 und des M13, denn in exakt dieser Qualität sind die Sounds auch im POD HD500 am Start.
Zwei Amps
Auch beim POD HD 500 kann der Signalweg aufgeteilt werden. Dadurch hat man die Möglichkeit, zwei Amp-Modelle gleichzeitig anzusteuern. Diese können dann im Panorama nach links und rechts verteilt werden, und man bekommt einen breiten Stereo-Sound. Eine Herangehensweise, die gerade bei Studio-Aufnahmen gerne benutzt wird. Ich habe im nächsten Beispiel auf der linken Seite den ´Brit P-75´ (Park Amp) und auf der rechten Seite den ´Brit J-800´ in Front gebracht. Man hört auch hier ganz deutlich die unterschiedlichen Reaktionen bei beiden Amps auf den Anschlag an der Gitarre. Der Prozessor arbeitet wirklich extrem gut, denn bei zwei Amps muss er ja doppelt so hart ran…

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Dual Amps

POD HD500 mit Amp
Direkt ins Pult gespielt macht der POD HD500 einen exzellenten Eindruck. Doch wie sieht es vor einem „echten“ Amp aus. Um das zu testen, habe ich das Teil zuerst vor ein Petersburg-Röhrentop geschaltet, also direkt vor die Vorstufe. Der Amp liefert einen sehr guten Röhrensound und ist vor allem sehr wählerisch, was das Vorschalten von Effektpedalen (besonders digitalen) betrifft. Im Team mit dem POD war das Klangergebnis sehr gut, die Dynamik blieb voll erhalten. Das beste Klangergebnis konnte ich in dieser Konfiguration erzielen, wenn beim POD die simulierten Preamps (z.B. Brit J-800 PRE) angewählt wurden und die Speaker-Simulation ausgeschaltet war (no Cab).  

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Noch besser ist es allerdings, wenn man den POD HD500 direkt an die Endstufe eines Röhrenamps hängt. Auf diese Weise ist die Preamp Sektion/Amp-Simulation des POD am Start und die Endstufe des Röhrenamps sorgt für die nötige Power. Auch das funktioniert bestens. Natürlich ist auch hier die Speaker-Simulation deaktiviert, schließlich hat man ja einen echten Lautsprecher am Start.  

Kommentieren
Profilbild von torben

torben sagt:

#1 - 03.08.2011 um 23:16 Uhr

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Die Line6 Teile sind allesamt echt gut. Amp-Modelling ist modern. Aber die grosse Frage ist, wie verstärkt man die Teile ohne den erstellten Sound zu verändern? Dies tut nämlich ein Combo, ebenso wie eine Röhrenendstufe mit Gitarrenbox.
Gibt es andere Lösungen als nen aktiven Monitor oder einen Atomic Reactor?Das wäre mal ein Test! Wie verstärke ich meinen Amp-Modeller.

Profilbild von Steve S.

Steve S. sagt:

#2 - 14.12.2011 um 04:36 Uhr

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@Torben
Line6 DT25 Combo. Habe selbst noch keine Erfahrungen damit, aber es gibt ein 45-minütiges Produktvideo auf YT, das extrem vielversprechend klingt. Das Teil wäre auch einen Test wert :-)

Profilbild von Guido Metzen (bonedo)

Guido Metzen (bonedo) sagt:

#3 - 15.12.2011 um 13:30 Uhr

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Hi Steve s. und torben,
erst mal Danke für eure Kommentare. Vielleicht interessiert es euch ja: Wir haben den DT50-Combo bereits getestet:
http://www.bonedo.de/artike...
Viele Grüße,
Guido

Profilbild von dehelli

dehelli sagt:

#4 - 06.04.2013 um 20:39 Uhr

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Hallo,
was ich nicht so gut finde sind die wenigen Amp Simulationen. Warum wird da gespart?? Dann der Bügel zum Schutz wie beim Podxt und Podx3 wurde verzichtet. Zum Klang kann ich noch nix sagen. Aber einige finden den x3. Besser! Warum dieses sparen?
Gruß Helmut

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