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LD Systems MEI 100 G2 & MEI 1000 G2 Test

Praxis

Generelles zu dem Thema Ohrhörer

Die mitgelieferten Ohrhörer sind natürlich für einen InEar-Einsteiger ausreichend, um sich mit der Materie anzufreunden. Die beigepackten drei Silikonaufsätze werden dennoch sicherlich nicht für jedes Ohr optimalen Sitz gewährleisten. Das können sie ohnehin nicht. Wirklich hohe Passgenauigkeit und sicheren Sitz bieten nur speziell angepasste Hörer, die natürlich wesentlich teurer sind, aber bei bewusster Pflege auch viele Jahre halten können. Ich kenne jedoch auch Kollegen, die sehr wohl auf der Bühne mit stinknormalen iPod-Ohrhörern klarkommen. Trial & Error ist hier angesagt. Ich persönlich arbeite seit 20 Jahren mit InEar-Systemen und möchte auf die angepasste Variante nicht mehr verzichten.
Tatsache ist, dass ein nicht angepasster Hörer sehr leicht herausfallen kann und dass sich durch minimale Positionsänderungen im Ohr bereits massive Klangveränderungen ergeben. Vor allem betrifft das die Übertragung der tiefen Frequenzen. Bereits eine Kaubewegung des Unterkiefers führt dann zum Verlust von Bässen oder Lautstärkeschwankungen. Außerdem habe ich schon diverse Male verzweifelten Kollegen auf der Bühne helfen müssen, steckengebliebene Silikonstöpsel aus den Gehörkanälen zu fischen. Das wirkt nicht gerade souverän und ist im Ernstfall dann auch überhaupt nicht lustig, wenngleich willkommener Anlass zu glorreichen Aftershowgesprächen.
Da bei mir prinzipiell Standard-Ohrstöpsel keinen Halt finden, habe ich den Test mit meinem angepassten 3-Wege-Hörer durchgeführt, mit dem ich dann auch weit objektiver die Übertragungs-/Empfangsqualität der hier getesteten zwei InEar-Systeme beurteilen kann.

Fotostrecke: 9 Bilder Ohrhörer (MEI 1000 G2)

Praxis

Zum Test der beiden Systeme bediente ich mich eines hochwertigen Audiomitschnitts des Monitormixes der Show „Rock of Ages“, die ich ca. 800 mal im Londoner West-End gespielt habe und mit dessen InEar-Mix ich entsprechend vertraut bin. Zum Einsatz kamen die gleichen 3-Wege-Hörer wie in der Show.
Die Bedienung beider LD-Systems MEI Systeme ist nahezu identisch, sehr einfach und intuitiv. Zunächst sollte man ein Testmonitorsignal am Sender optimal einpegeln. Dazu reicht ein Audio-Player oder eine ähnliche Quelle und die Pegel-Eingangsanzeige AF auf dem Senderdisplay. Dann wählt man den gewünschten Monitormodus, also Mono oder Stereo. Beim MEI 100 G2 erfolgt diese Auswahl über einen kleinen Schiebeschalter an der Rückseite, was im Rackbetrieb etwas umständlich ist, genau so wie die Einpegelung der Eingangslautstärke des Monitorsignales, die gleichfalls über zwei getrennte Regler an der Rückseite des MEI 100 G2 erfolgt. Das MEI 1000 G2 dagegen ist souveräner über die Vorderseite zu bedienen, hier muss man sich lediglich mittels eines zentralen Levelreglers um die Einpegelung kümmern. Die Auswahl der Betriebsart Mono, Stereo oder Focus (Dual Mono) erfolgt dann nachfolgend am Empfänger. Die Einpegelung am Sender kann im Übrigen bei beiden Geräten rein optisch über die Pegelanzeige des Displays erfolgen.
Nun wird die Sende-/Empfangsfrequenz festgelegt, wobei die Reihenfolge der hier genannten Schritte natürlich jedem selbst überlassen ist. Hat man die Grundinformation verstanden, dass alle zur Auswahl stehenden 96 Frequenzen in 8 Gruppen á 12 Kanälen aufgeteilt sind, kann man auch umgehend loslegen. Zunächst wählt man am Sender mittels Set- und Scrolltasten eine Gruppe und danach einen Kanal aus. Den sollte man sich dann möglichst merken, denn nach wenigen Sekunden springt die Anzeige auf dem Display um und zeigt nur noch die ausgewählte Frequenz an. 
Als nächsten Schritt wählt man die identische Gruppe und den entsprechenden Kanal am Empfänger aus. Zuerst einmal gilt hier die Grundregel, dies entweder ohne eingesteckten Ohrhörer zu tun oder zumindest mit heruntergedrehter Empfängerlautstärke. Die Störgeräusche, die dabei entstehen können, sind weder für den Hörer geschweige denn für die Ohren gesund. Hat man in der Zwischenzeit die am Sender eingestellte Gruppe und den Kanal vergessen, muss man erst wieder über das Setmenü am Sender nachsehen, denn das Display zeigt ja nur noch die zur Zeit aktive Frequenz an. Das ist leider etwas umständlich.
Nun stellt man also die identische Gruppe/Kanal am Empfänger ein. Am MEI 100 G2 liegen die Set- und Scroll-Tasten direkt zugänglich an der Vorderseite des Empfängers. Beim MEI 1000 erreicht man so nur die Scrolltasten, die Set-Taste liegt unter der frontseitigen Abdeckung des Batteriefaches, die für die Einstellungen zunächst heruntergeklappt werden muss. Auch hier werden erst Gruppe und Kanal mittels der Set-Taste im Menü gewählt. Die hat man beim MEI 1000 G2 vorrangig deshalb unter der Klappe versteckt, damit man während des Betriebes sorglos die Scrolltasten bedienen kann. Beim MEI 100 G2 ist ein Verbergen der Set-Taste nicht notwendig, da es keine weiteren Menü-/Bedienoptionen am Empfänger gibt, außer der Frequenzauswahl.
Analog zum Prozess am Sender zeigt das Display des Empfängers nach wenigen Sekunden die gewählte Frequenz an, die mit der des Senders übereinstimmen muss. Auf dem Display beider Empfänger wird angezeigt, ob ein RF, also ein Sendesignal, empfangen wird, und eine AF-Anzeige meldet, ob ein Audiosignal anliegt. So hofft man nun, dass eine nebengeräuschfreie Übertragung des am Sender anliegenden Monitorsignales erfolgt. Das ist jedoch nicht immer sofort der Fall. Es ist also ratsam, den Lautstärkeregler am Empfänger langsam und allmählich aufzudrehen. Ist das Ergebnis nicht zufriedenstellend, findet also eine mangelhafte Übertragung statt oder hört man viele Aussetzer und Störgeräusche, wiederholt man den Frequenzwahlprozess so lange, bis ein optimales Ergebnis erzielt ist. Dabei sollte man nicht vergessen, die Lautstärke am Empfänger wieder zurückzudrehen.

Besser ausgestattetes 1000er von LD Systems
Besser ausgestattetes 1000er von LD Systems

Beide Systeme haben innerhalb weniger Versuche in einem guten und störfreien Bereich arbeiten können, wobei das MEI 100 G2 bei einigen Frequenzen etwas anfälliger erschien und sich vor allem nicht besonders gut in der Nähe von Laptops verhielt. Das MEI 1000 G2 erschien weitgehend resistent gegen allerlei sonstige Einstreuquellen wie Mobiltelefone, Laptops, Bluetooth, W-Lan und was sonst noch alles an Elektrosmog durch die Räume schwebte. Die Empfangsreichweite, selbst durch mehrere Mauern, war bei beiden Modellen gleichermaßen beeindruckend. Es dürfte also im Bühnenbetrieb selten zu Reichweitenproblemen kommen, was speziell für Anwendungen entscheidend ist, bei denen die Akteure durchaus weit entfernt von der Sendestation positioniert sind. Das ist häufig bei Theaterproduktionen, Outdoorveranstaltungen, Konferenzen und ähnlichen Events der Fall und funktioniert hier ohne aufwändige Richtantennen. Zum Rauschabstand muss ich hinzufügen, dass offene, nicht angepasste Hörer für gewöhnlich auch lauter angesteuert werden müssen, was zwangsläufig auch das Grundrauschen erhöht. Bei geschlossenen, angepassten Systemen hält sich das Rauschen vollkommen innerhalb des Toleranzrahmens, der nach meiner Erfahrung für InEar-Monitoring relevant ist.
Die klangliche Qualität würde ich bei beiden Systemen als ausreichend bezeichnen, auf jeden Fall gut genug für die meisten Anwendungsbereiche. Der Sound ist vergleichbar mit MP3-Audios in 192 kBit/sek oder etwas darunter, mit leichten Vorteilen auf Seite des MEI 1000 G2, vor allem in der Bassübertragung, die bei beiden Geräten nicht überwältigend ist, aber selbst mir als Bassist immer noch ausreicht. Man muss sich im Klaren sein, dass es vor allem die tiefen Frequenzen sind, die bei den Funkübertragungen verloren gehen. So ist laut Betriebsanleitung die Untergrenze beim MEI 100 G2 bei 80 Hz angesetzt und beim MEI 1000 G2 bei 60 Hz. Ich unterstelle jedoch den mitgelieferten Ohrhörern, dass die Wiedergabe dieser Frequenzen ohnehin nicht unbedingt mehr in ihren Aufgabebereich fällt.
Wenn man Ohrhörer besitzt, die etwas verwaschen klingen, so lässt sich mit der EQ-Option des MEI 1000 G2 BPR Empfängers eventuell etwas mehr Transparenz erreichen. Die hebt die Höhen bei 10 kHz um +6 dB an. Es mag sein, dass man das hier und da mal benötigt und ich empfand das Ergebnis auch als hilfreich, aber die Funktion trotzdem nicht zwingend notwendig. Im Normalfall kann man sich den Sound bereits vom Monitorpult her entsprechend modifizieren lassen. In der Höhenübertragung empfand ich keine großen Unterschiede zwischen beiden Systemen. Auch das billigere MEI 100 G2 zeigte dort ausreichende Definition. Beide Systeme produzieren keinen HiFi-Sound, dessen muss man sich klar sein. Aber es geht schließlich um Bühnenmonitoring mit der Maßgabe, bestimmte Dinge gut hören zu können, und das gewährleisten die Beiden absolut. Der optional zuschaltbare Limiter am MEI 1000 G2 ist definitiv ein Plus in puncto Sicherheit, sollten unerwartete Peaksignale auftreten.
Als Plus vermag man die MEI 1000 G2 Option mit dem Focus-Modus ansehen. Das ist jedoch strikt eine Frage des Anwendungsgebietes. Man muss sich darüber klar sein, dass man für den sogenannten Focus-Mode, der in Wirklichkeit ein Dual-Mono Modus ist, erhebliche Soundkompromisse eingeht. Wenn man mit einer stark stereolastigen Klangumgebung arbeitet, beispielsweise mit vielen Keyboardflächen, zwei Gitarren, im Stereobild liegender Schlagzeugmikrofonierung oder Stereo-Ambience Mikrofonierung zur Einspeisung eines Raumklanges in die Ohrhörer, dann kommt es zu erheblichen Klangeinbußen im Monobetrieb. Speziell viele Keyboardsounds, die mit Phaseneffekten arbeiten, sind nicht monokompatibel und verschwinden plötzlich im Monitormix, viele Signale klingen phasenverschoben, dünn und blechern, Hallräume verschwinden teilweise aus dem Klangbild.  Andererseits ist die Möglichkeit, das eigene Signal im Verhältnis zum Restsignal an seinem Empfänger während der Aufführung selbstständig und ohne Umwege direkt kontrollieren zu können, nicht zu verachten. Ich persönlich würde dem Stereomix jedoch immer den Vorrang geben, das klangliche Ergebnis und die Möglichkeit, die Signale im Stereobild zu verteilen, sorgen für weitaus höhere Transparenz. Aber, wie gesagt, gibt es andere Anwendungsbereiche, wie zum Beispiel rein sprachorientierte Aufführungen, bei denen Monosignale absolut ausreichend sind und einer eigenen Kontrolle der Kanallautstärken Vorrang gegeben werden kann.
Im Übrigen ist es auch mit dem preiswerteren MEI 100 G2 möglich, im Dual Mono Modus zu arbeiten, allerdings kann man die Verhältnisse der beiden Kanäle zueinander ausschließlich über den Sender verstellen, was während einer Liveaufführung natürlich nicht praktikabel ist.

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Josh Le sagt:

#1 - 27.07.2014 um 23:46 Uhr

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Hi,unsere Band hat sich ein paar MEI100 zugelegt und wir wollen nachrüsten. Das MEI1000 erscheint mir mit dem Fokus Modus durchaus Interessant, da spart man ein paar Geräte im Rack ;). Meine Frage wäre, ob man beide Modelle miteinander kombinieren kann, sprich mit dem 1000 senden und dem 100 Bodypack empfangen (oder auch andersrum).

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