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Korg Kronos – Preview Test

Details

Hardware
KRONOS wird es mit einer 61er Synthesizer-Tastatur sowie mit 76 oder 88 Tasten Hammermechanik geben. Die verbauten Hammermechanik-Tastaturen entsprechen denen, die in Korgs SV1 verbaut sind. Im Rahmen der Präsentation des Kronos hatte ich Gelegenheit, die 61er Version zu spielen. Zunächst muss ich sagen, dass das Gehäuse kompakter ist, als es mir anhand der Fotos zunächst vorkam. Es entspricht in etwa einer Korg M1 oder 01W und ist damit, verglichen mit so manchem Workstation-Schiff der Konkurrenz, erfreulich schlank. Der 61er KRONOS wiegt 17kg, was angesichts des stabilen Metallgehäuses vollkommen in Ordnung geht. 

Das Design kam mir auf den bisher veröffentlichten Fotos ehrlich gesagt ein wenig langweilig vor. Aus der Nähe betrachtet kann ich den Ansatz, den die Korg-Entwickler hier gewählt haben, aber durchaus verstehen: Ihr Ziel war ein „klassisches“ Design, mit einer ordentlichen Portion Understatement. Und ich muss sagen, das ist wirklich gelungen. Da KRONOS voraussichtlich die unterschiedlichsten Einsatzgebiete kennenlernen wird (Studios, Hotelbars, Rock´n´Roll-Bühnen etc.), ist so ein unauffälliges Design wahrscheinlich die beste Idee.

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Konzept
Bei KRONOS handelt es sich um eine Workstation, die neun verschiedene Klangerzeugungs-Engines plus einen Sequenzer mit 16 Audio- und 16 MIDI-Spuren sowie Masteringfunktionen beinhaltet. Dies hat es bisher in keiner Workstation (nicht mal im Korg OASYS, der voll ausgebaut sieben Engines beherbergen kann) gegeben.

Betrachten wir mal die einzelnen Engines:

SGX1Klavier

Mit dem SGX1 gibt es nun erstmalig in einem Hardware-Keyboard die Möglichkeit, Samples direkt von einer SSD zu streamen (mal von PC-basierten Exoten wie OpenLab. Receptor oder Lionstracs abgesehen, bei denen nie so klar war, ob sie überhaupt richtig funktionieren). Somit können also gigabytegroße Libraries abgespielt werden. Das „German Grand“ beispielsweise ist achtfach-Velocity gelayert, mit voller Sustainphase ohne Loops – und zwar jede Taste einzeln. Zusammen mit den Stringresonanzen, Pedal- und Hammergeräuschen kommen wir hier auf 4,7 Gigabyte Samples, und das ist natürlich viel viel viel mehr als alles, was bisher in Keyboardworkstations verbaut worden ist. Viele Pianosounds im Hardwarebereich mussten bis dato mit einer Handvoll MB auskommen – die großen, aufwendigen Samples waren rechnerbasierten Softwaresamplern vorbehalten.

Zusätzlich zum „German Grand“ (gemeint ist hier natürlich ein Steinway) gibt es noch einen 4,3 GB großen „Japan Grand“, also einen Yamaha-Flügel.

Bei Klaviersounds gehen die Geschmäcker ja bekanntlich weit auseinander (und ich möchte an dieser Stelle nicht darüber urteilen), aber ich kann jetzt schon definitiv sagen, dass es so detailreiche Klaviersamples bisher in keiner Workstation gegeben hat.

EP1 E Pianos

Bei der E-Piano Simulation EP1 handelt es sich NICHT um die Sounds des Korg Vintage Pianos SV1, wie viele (mich eingeschlossen) geglaubt haben, sondern um eine komplette Neuentwicklung. Während das SV1 auf Samples basiert, handelt es sich hier um Physical-Modeling. Der Vorteil des Modeling gegenüber Samples ist, dass man keine Soundsprünge von einem Velocity-Layer zum nächsten hört und dass es – anders als bei starren Samples – diverse Eingriffsmöglichkeiten in den Sound gibt.

Der Nachteil ist, dass alle Modeling-E-Pianos, die ich bis jetzt gehört habe, mehr oder weniger künstlich klingen. Aber ich muss sagen: Beim EP1 handelt es sich um die besten Rhodes- und Wurlitzer-Modelings, die ich je gehört habe. Ich bin zwar eigentlich mehr ein Freund von aufwendigen E-Piano-Samples mit vielen Velocity-Layern und fand alle bisherigen Modeling-Versuche der verschiedenen Hersteller misslungen, aber ich habe bei KRONOS ein paar E-Pianos gehört, die absolut überzeugen konnten. Besonders das Herbie Hancock Signature „Butterfly“ Rhodes hat mich und einige andere anwesende Keyboarder absolut begeistert. Und ich denke, dass dank der einstellbaren Parameter jeder E-Piano-Freund in der Lage sein sollte, sein individuelles Lieblings-Rhodes oder -Wurlitzer zu designen. Und ich muss außerdem anmerken, dass mir sowohl Rhodes als auch Wurlitzer des KRONOS besser gefallen als die des SV1.

Es gibt acht Modeling-Effekte, mit denen die E-Pianos belegt werden können, unter anderem Amp-Simulation, WahWah, Phaser, etc.

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CX3 Orgel

 Die Orgelsimulation des KRONOS entspricht im Wesentlichen Korgs bewährter New CX3 (die digitale Version, nicht die „Alte“ aus den Siebzigern). Allerdings wurde die Leslie-Simulation schon bei der Implementierung in OASYS verbessert – und nun gibt es noch mal ein kleines Update. Ab sofort kann man festlegen, in welcher Position das Leslie-Horn verharren soll, wenn man die Rotation anhält. Beim Original-Leslie kommt das Horn ja zufällig irgendwo zum Stehen –  und je nachdem wie weit es dabei vom Mikro weg ist, erhält man eben sehr unterschiedliche Sounds. 

Was mir bei der Orgel nicht so gut gefallen hat, war der Overdrive. Er klingt sehr kalt und kratzig, aber das kann daran liegen, dass das vorliegende Preset in Bezug auf Drive nicht optimiert ist. Wahrscheinlich kann man hier bessere Ergebnisse erzielen, wenn man mal etwas in den Röhren- und Amp-Simulationen des KRONOS herumsucht.

AL1

Bei AL1 handelt es sich um einen virtuell-analogen Synth, der aus dem OASYS übernommen wurde. Leider hatte ich keine Gelegenheit, hier tiefer einzusteigen, aber was ich gehört habe, klang absolut überzeugend. So war z.B. auch in den höchsten Lagen kein Aliasing zu hören. Sehr gelungen sind auch die Polysix-Emulation und der virtuelle MS20, bei dem man auf dem Touch-Screen virtuelle Kabel patchen kann. Das riecht nach Schrauberspaß!

MOD7

MOD7 ist ein FM-Modul, das sowohl mit einfachen Wellenformen (üblicherweise Sinus) als auch mit Samples arbeiten kann. Hiermit lassen sich z.B. tolle experimentelle Effektsounds kreieren.
Aber die eigentliche Überraschung ist: MOD7 kann sämtliche DX7-Sounds laden! Es gibt ja bekanntlich Millionen von Patches für den DX7, und KRONOS kann sie alle abspielen. Damit hätte wohl keiner gerechnet.
 
STR1 Plucked String Synthesizer

STR1 ist komplett und unverändert aus dem OASYS übernommen worden. Mit ihm lassen sich Saiteninstrumente nachbilden. Hier finden wir Akustikgitarren-Sounds, Clavinets und diverse „Fantasieinstrumente“, die irgendwie nach Saiten klingen, aber auch z.B. einen Gong, den man virtuell an verschiedenen Stellen anschlagen kann. Diese Sektion ist für den Keyboarder in der Coverband nicht so bedeutsam, wohl aber für Sounddesigner und Filmmusik-Schaffende.

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HD1

HD1 entspricht in etwa dem, was wir eigentlich von Workstations gewohnt sind, nämlich Soundsynthese auf Basis von ROM Sample-Wellenformen. Allerdings wurde hier nicht die übliche Handvoll ROM mit Sounds verbaut, die wir schon seit Anfang der Neunziger kennen, sondern es gibt sage und schreibe 14 GB Samplematerial! Unter anderem ein Drumset mit Achtfach-Velocity Switching und gesampeltem Raumanteil, der dazugemischt werden kann. So etwas gab es bisher auch nur in Softwares, aber in keinem Hardware-Synth der Welt. Also, ich denke, dem „ROMpler“-Freund wird es hier an nichts mangeln.

Combinations

KRONOS ist 16-fach multitimbral, und im sogenannten Combination-Mode lassen sich entsprechende Split- oder Layer-Setups bauen, die alle möglichen Sound-Engines gleichzeitig beinhalten können. Spätestens bei der Kombination aller Engines tun sich so Möglichkeiten auf, von denen man als Hardware-Keyboarder bisher nur träumen konnte. Ein Gigabyte-Piano, gelayert mit einem Pad aus dem Polysix, und so weiter, und so weiter…

Combinations und Einzelprogramme lassen sich auf sog. „Setlisten“ anordnen und dann per Druck auf das Display sofort anwählen. Und an dieser Stelle sei ein sehr entscheidendes Feature erwähnt: Weder die gehaltenen Sounds noch die Effekte werden beim Umschalten abgeschnitten oder verändert – das ist für den Live-Betrieb natürlich super!

Viele Keyboarder mögen sich jetzt fragen, wie das mit den Effekten funktioniert, wenn man mehrere Programme zu einer Combination zusammenbaut.

Montiert man sich z. B. ein Split-Setup aus Orgel, Grand Piano, E-Piano und Analog-Synth, so nimmt jeder Sound seine Effekte 1:1 mit, bis das Maximum von 16 gleichzeitig nutzbaren Effekten erreicht ist. Alle im Einsatz befindlichen Effekte werden auf einer Seite angezeigt. Falls man die 16 überschritten hat, kann man sich aussuchen, welche man deaktivieren möchte oder ob sich z. B. mehrere Parts einen Hall teilen können. Diesen Ansatz finde ich sehr flexibel und gut gelöst. Im Coverband-Alltag sollte man mit den 16 Effekten ganz gut auskommen können, und so stellt man sich einfach seine Setups zusammen und die einzelnen Zonen klingen genauso wie im Program-Mode.

Es lassen sich übrigens keine Parameteränderungen an einzelnen Parts eines Multis (außer ein paar Hüllkurvengeschichten) mit in eine Combination schreiben. Stattdessen müssen eventuelle Änderungen in die jeweiligen Programme geschrieben werden. Ändert man also etwas an irgendeinem Programm, das Teil eines Multis ist, so muss man dieses auf einen neuen Speicherplatz legen, wenn man den Sound auch in anderen Combinations nutzt und er dort unverändert bleiben soll.

Sampling

Der Samplespeicher hat ab Werk eine Größe von 1 GB. In wieweit dieser erweitert werden kann stand bis dato noch nicht fest.  Allerdings handelt es sich NICHT um einen Flash-Speicher, wie viele wahrscheinlich gehofft haben, der Speicherinhalt geht beim Ausschalten leider verloren.

Es können Samples im AKAI-Format verarbeitet werden, Kontakt oder EXS24 Programme beispielsweise kann KRONOS nicht lesen. Auch die automatische Sortierung von Multisamples nach Tonhöhe, wie das z.B. die Blofeld-Sampleverwaltungssoftware von Waldorf kann, ist bei KRONOS nicht vorgesehen, d.h. dass hier alles von Hand gemapt und angeordnet werden muss. Es sind übrigens im Program-Mode acht Velocity-Layer möglich – möchte man mehr, muss man zwei Programme zu einer Combination zusammenfassen.

Korg plant in Zusammenarbeit mit einer Mannheimer Sounddesign-Firma, laufend neue Sample-Libraries für den KRONOS anzubieten. Eindrucksvolle String- und Orchestersamples haben wir schon zu hören bekommen, und hier soll noch einiges nachgelegt werden.

Sonstiges

Der KRONOS, der uns im Rahmen der Präsentation vorlag, befand sich in der Softwareversion 0.9, das heißt Beta-Stadium. Es gibt noch ein paar Dinge, an die Korg ran muss, bevor er Ende März in Serie gehen kann. So kam es während der Präsentation einmal zu einem unerwarteten und unerklärlichen Geräusch. Außerdem dauert es nach dem Einschalten im Moment noch 2 Min. 15 Sek., bis der KRONOS hochgefahren ist, was für das Live-Geschäft eigentlich viel zu lang ist. Aber da ich noch nie ein Korg-Keyboard mit unausgereifter Software oder Absturzneigung erlebt habe, bin ich sehr zuversichtlich, dass bis zur Auslieferung der ersten Geräte alles in Ordnung sein wird.

Laut dem deutschen Vertrieb wird KRONOS ab Mai 2011 in den Läden stehen. Der angepeilte Preis wird mit einer „2“ vorne angegeben, also für das 61 Tasten Modell wohl knapp unter 3000 Euro.

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