JZ Microphones Vintage V67 Test

Details

Produkte des lettischen Herstellers JZ Microphones haben in vorangegangenen Tests bei bonedo ja schon ordentlich Sympathien einheimsen können. Ein entscheidendes Alleinstellungsmerkmal der Mikrofone ist die besondere Art und Weise, in der die Membran gesputtert (also mit leitfähiger Substanz beschichtet) wird: Im Gegensatz zu herkömmlichen Kondensatorkapseln hat die Kathodenzerstäubung keine durchweg gleich hohe Schichtdicke des leitfähigen Materials zur Folge, vielmehr werden mehrere Punkte (“Golden Drops”) auf die Membranoberfläche aufgebracht. Dies wiederum hat einen entscheidenden Einfluss auf die Membranmasse im Allgemeinen und die Entstehung von Moden im Speziellen – und somit natürlich auch auf den Sound.

Was der Namensgeber und Kopf des Unternehmens Juris Zarins bloß am “Nichts” findet? Schließlich baut er es an verschiedenen Stellen in seine Mikrofone ein: Löcher, überall Löcher! Nicht nur im bereits getesteten Black Hole, auch im V67 lauert ein nettes Guckloch ein Stück weit über dem Fuß des Mikrofons. An der Unterseite des flachen Mikrofons findet man neben dem allseits bekannten XLR-Anschluss einen intelligenten Stativadapter: Mittels einer dicken Kugel kann das Mikrofon beliebig ausgerichtet werden, ein Ring fixiert diese Position. Die Metallkugel lugt auf der Unterseite des Lochs ein wenig hinaus. Wer das Mikro lieber auf eine Spinne montieren möchte, der guckt leider in die Röhre, denn eine solche gibt es schlicht und einfach nicht.

Der Korpus des JZ V67 verfügt über ein angenehmes Äußeres – allerdings hinterlässt die “Glitzi-Pitzi”-Beschichtung nicht den Eindruck, als würde sie ihre Schönheit über die Jahre konservieren können. Schnell machen sich dunkle Abriebspuren bemerkbar. Der große Kopf aus Drahtgeflecht beherbergt die Nierenkapsel, deren Durchmesser mit 25 Millimetern knapp unter einem Zoll liegt. Der Frequenzgang steht mit 20 Hz bis 20 kHz im Datenblatt, ein Blick auf die grafische Darstellung verrät, dass erst unter 30 Hz mit einem starken Rückgang zu rechnen ist. Im Höhenbereich geht es zwar ab 7 kHz kontinuierlich in den Keller, dies jedoch mit erstaunlich flacher Flanke, sodass mit einer ordentlichen Portion Höhen zu rechnen ist. Ansonsten verläuft die Kurve recht ausgeglichen, lediglich eine breite, sanfte Senke zwischen 200 Hz und 2 kHz ist bemerkbar – anders ausgedrückt: eine leichte Anhebung um 80 Hz und 5 kHz herum. Der direkte Verwandte des V67, das V47, verfügt im Frequenzgang lediglich um einen geringfügig tiefer angesetzten Support der oberen Mitten – dort liegt er bei etwa 3 kHz und ist etwas schmaler. Der maximale Schalldruckpegel des phantomgespeisten V67 liegt mit 134 dB für 5% THD in einem ordnungsgemäßen Bereich für ein modernes Mikrofon, die Empfindlichkeit mit 22 mV/Pa ebenso. Das A-bewertete Rauschen des Echtkondensator-Mikros liegt laut Hersteller-Angaben bei erstaunlich geringen 6 dB – was ich im späteren Hörtest nie bezweifelt habe. Geliefert wird der baltische Schallwandler in einer kleinen Holzschatulle mit Magnetverschluss.

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