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JoeMeek JM37DP Shockmount Bundle Test

Praxis

Qualität von Lack und Aufdrucken

Durch seine solide Fertigung aus Messing wirkt das JoeMeek JM37DP robust und äußerlich langlebig. Seine gesamte Verarbeitung wirkt solide, wenn auch – wer hätte es bei diesem Kaufpreis ernsthaft anders erwartet – nicht hochwertig. Auf der einen Seite machen Verschraubung und Passung der Bauteile einen guten Eindruck, auf der anderen Seite spricht vor allem die Qualität von Lack und Aufdrucken eine andere Sprache. Bereits bei der Auslieferung sind kleinere Schäden der Lackierung zu erkennen, die Bedruckung des Mikrofons wirkt oberflächlich und fragil. Ein Eindruck, der sich im Laufe des Tests leider bestätigt.

Stativhalterung auch ohne Kauf des Shockmount-Bundles

Kommen wir zum Handling des günstigen Bundles. Auch ohne dass der Käufer zum Shockmount-Bundle greift, erhält er mit dem Lieferumfang des JM37DP eine Stativhalterung. Sie ist wie das Mikrofon selbst aus Messing gefertigt und macht einen guten Eindruck. Ihre Gewindeaufnahme ist mit einem Reduziergewinde ausgestattet, der weitläufige Schwenkarm der Halterung wird per Flügelschraube festgestellt. Per Arretierring wird der Großmembraner sicher mit der Halterung verschraubt. Ein Gummiring soll den Lack am Boden des Mikrofonkorpus schützen. Diese Lösungen sind im besten Wortsinne standardmäßig, weil gut.

Fotostrecke: 2 Bilder In der mitgelieferten Stativhalterung…

Elemente nicht gut aufeinander abgestimmt

Auf den ersten Blick macht auch die zum Bundle gehörende Spinne einen guten Eindruck. Gewindeaufnahme, Arme und umlaufender Stabilisierungsring sind wiederum aus verschraubten Messingteilen hergestellt. Die Neigung der Spinne kann wiederum per Flügelschraube justiert werden. Arretierring und Gummierung der Mikrofonhalterung kommen uns schon von der Stativhalterung her bekannt vor und verrichten auch hier reibungslos ihren Dienst. Zwei stoffummantelte Gummibänder sorgen für die elastische Aufhängung des JM37DP. So weit so gut. Allerdings sind die einzelnen Elemente nicht gut aufeinander abgestimmt. Das führt dazu, dass die Metallärmchen der Mikrofonhalterung den Mikrofonkorpus berühren, was aufgrund der Bauweise nicht zwingend sein müsste. So aber können sogar auch bei vorsichtigem Drehen des Mikrofons Spuren entstehen, die in den Aufdrucken zurückbleiben. Für mich ein echter Minuspunkt, wenn beim Ausrichten des Equipments selbiges in Mitleidenschaft gezogen wird. Zumal ich mir als Anwender die Frage stelle: Was passiert, nachdem der Aufdruck abgenutzt ist? Zumindest Kratzer dürften im Lack zu erwarten sein.

Fotostrecke: 3 Bilder Im Shockmount-Bundle ist eine metallene Mikrofonspinne enthalten…

Auch enthielt die für den Test mitgelieferte Spinne leider nicht das erforderliche Reduziergewinde zur Befestigung der Spinne an einem Stativ. Das wäre zu verschmerzen, wenn stattdessen das Reduziergewinde der einfacheren Stativhalterung aus dem Transportkoffer passen würde. Das ist jedoch nicht der Fall. Deshalb behelfe ich mir für die Dauer des Tests mit dem Reduziergewinde der Spinne des JoeMeek JM47a, für das ich zeitgleich ein Review verfasse… Ein weiteres kleines Problemchen ergibt sich durch die konkrete Bauweise der Spinne: Ist das Mikrofon erst per Arretierring festgeschraubt, lassen sich die Schieberegeler für die Auswahl von Richtcharakteristik und Pad nur noch mit sehr viel Fingerspitzengefühl bedinen. Hier sind die verschiedenen Teile zueinander einfach nicht kompatibel genung. Das Handling des JM37DP ist deshalb eher durchwachsen.

Rauschanteile oder Nebengeräusche spielen keine Rolle

Aber kommen wir zum Wesentlichen, dem Klang. JoeMeek bewerben das JM37DP als Studiomikrofon für Vocals. Deshalb teste ich es an dieser Stelle mit einer weiblichen Gesangsstimme. Und ich muss sagen, dass mich das Mikrofon beim ersten Hinhören in puncto Klang positiv überrascht. Rauschanteile oder Nebengeräusche spielen keine Rolle, gut eingepegelt ist das Signal wunderbar nutzbar. Bei Auswahl der Nierencharakteristik hält sich der Nahbesprechungseffekt in Grenzen. Trotz naher Mikrofonierung tönt das Signal zwar bassiger als bei mittlerer Besprechung oder bei Einsatz der Kugelcharakteristik, das bei einigen anderen Mikrofonen dieses Budget-Bereichs auftretende Mulmen im Bass bleibt aber aus. Stattdessen kommt der für Vocals relevante Bereich von 200 Hz aufwärts gut zur Geltung. Abgesehen von einem leichten Dip bei 5 kHz wirkt sich der Frequenzgang positiv auf die Durchsetzungsfähigkeit der Stimme aus. Allerdings liefert auch das JM37DP – wie so viele Mics seiner Klasse – deutlich gehypte Höhen zwischen 10 und 12 kHz. So erscheint das Stimmsignal zwar fein aufgelöst, allerdings können dadurch bei einigen Gesangsstimmen Zischlaute zum Problem werden. Hier ist dann ein sehr hoch einsetzender De-Esser vonnöten. Dieser Effekt ist auch beim Einsatz der Kugel ausgeprägt, wirkt hier jedoch aufgrund der fehlenden Bassbetonung etwas harmonischer eingebunden.

Audio Samples
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Niere, close Kugel, close Niere, close, Pad -10dB Niere, close, Pad -20dB Niere, mid Niere, mid, 45° Niere, mid, 90° Kugel, mid

Die Kugel gefällt

Auch in Sachen Signaldynamik gefällt mir das Mikrofon. Transienten sind durchsetzungsstark und ausgewogen im Sound eingebunden. Mit der Kugelcharakteristik wirkt das Stimmsignal deutlich weniger komprimiert und wunderbar offen. Bei der Nahbesprechung per Kugel klingt das JM37DP in meinen Ohren daher am besten. Zwar liefert das Mikrofon bei mittlerer Besprechung der Nierencharakteristik einen vergleichbaren Signalpegel aus, im Vergleich zum „Kugel-Sound“ erscheint der Klang des Großmembran-Mikrofons dagegen weniger brillant. Dennoch liegt hier ein Vorteil auf der Hand: Die Überbetonung der Höhen fällt bei mittlerer Mikrofonierungsdistanz der Nierencharakteristik nicht mehr ins Gewicht. Das Signal wirkt hier wärmer als bei Nahbesprechung der Kugel.

Mikrofon muss nicht zwingend axial besprochen werden

Jenseits der Haupteinsprechachse zeigt das Kondensatormikrofon, dass es Bewegungen der Schallquelle großzügig vergibt. Klanglich ist bei einer 45°-Besprechung praktisch kaum ein Unterschied auszumachen und selbst bei seitlicher Besprechung ist das Signal zur Not durchaus noch verwendbar. Somit eignet es sich hervorragend für Einsteiger, die in ihrer Performance noch keine ausgefeilte Mikrofontechnik entwickelt haben. Damit bleibt unter dem Strich ein insgesamt überzeugender klanglicher Auftritt.

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