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IGS Audio Rubber Bands 500 Test

Praxis

Die beiden großen Überraschungen

Zunächst einmal möchte ich den neuen Mitarbeiter namens IGS Rubber Bands 500 mal ein bisschen kennenlernen. Ich mache also ein Projekt auf und stecke das Ding nach Lust und Laune auf den einen oder anderen Kanal. Außerdem habe ich mir ein kleines Testfeld zurecht gelegt und fange an, den Kollegen mit verschiedenen anderen passiven EQs zu vergleichen. Da wäre zum Beispiel ein Vintage Pultec, ein paar passive Neumann-EQs aus den 60ern und ein Warm Audio. Mit Plugins vergleiche ich den RB 500 nicht.

Kaum angeschlossen, hat der IGS Überraschungen parat.

Sofort erlebe ich die zentrale Überraschung: Der IGS Rubber Bands 500 klingt ganz und gar nicht wie ein Pultec-Style EQ, geschweige denn wie andere passive EQs! Mag sein, dass es an der Farbgebung der Potis liegt, das Auge hört ja schließlich mit, aber der Klang der Filter erinnert mich schon beim ersten Herumdrehen ein bisschen an den George Massenburg 8200. Das ist ja keine schlechte Referenz, denke ich, suche gleich mal nach Unterschieden und die zweite Überraschung folgt sogleich: Tatsächlich ergibt sich, dass der IGS, wenn auch nicht ganz so neutral, dem George Massemburg Labs ML 8200 recht nahe kommt. Das wundert mich ein bisschen, weil ich ja weiß, wie unterschiedlich die Bauweise beider Geräte ist, aber ich habe erst einmal Respekt.

Audio Samples
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Drumloop dry Drumloop 100 Hz +2/-2 Drumloop 20k -5; 5k +10 (Q: 8) Drumloop 20k -5; 10k +7 (Q: 10) Drumloop 20k -5; 5k +10 (Q: 8); 60 Hz + 2 Vocals dry Vocals 20k – 6; 5,8k +10 (Q: 7); 240 +1,5 Piano dry Piano 240 +1 Piano 20k -3,5; 5k +6,5 (Q:10), 20 -2

In den Höhen klingt der Rubber Bands 500 klar und sauber, wenn auch nicht gerade unaufdringlich. Ihm fehlt der von Pultec-Geräten bekannte seidige Charakter, sondern er packt als – guter Transistor – das Signal beim Schopf. Dabei ergibt sich eine Art Scharfzeichner-Effekt: so eine spezifische Frische, die an einen Maag-EQ, frühe Focusrite-Modelle oder eben den GML 8200 erinnert. Wegen dieser Eigenschaft würde ich ihn persönlich für E-Gitarre, Snaredrum und ähnliches verwenden.
Im Bassbereich sind sehr viel drastischere Ergebnisse möglich als mit allen anderen passiven EQs in meinem Testfeld. Der “Pultec-Trick”, bei dem man Bässe gleichzeitig anhebt und absenkt, ist zwar möglich, klingt aber verwaschen und missfällt mir sofort. Das können andere besser. Allerdings sind die Tiefen klarer gezeichnet als beim Pultec. Hier geht es muskulös zu, das Wort Boost ist Programm. Eine Bassdrum oder ein Drumloop kann ungeahnten Bums entfalten, höher angesetzt lässt sich eine Anhebung der unteren Mitten realisieren, die auch Gitarre oder Klavier gut steht.
Insgesamt macht der Rubber Bands eine sehr gute Figur, wenn es darum geht, Signale im Mix herauszustellen und ist ein Spezialist für Präsenz. Die Transienten scheinen klarer, darüber hinaus ist ein ordentlicher, aber sehr angenehmer Klirrfaktor über den ganzen Frequenzgang wahrnehmbar.



Mastering-EQ?


Ein paar Versuche, ihn als Mastering-Tool zu verwenden bestätigen meinen ursprünglichen Impuls, das Gerät eher als Einzelsignal-Waffe zu sehen. Gezielte Korrekturen sind schon aufgrund des Designs nicht naheliegend, und für eine grundlegende Veredelung des Signals ist der Sound mir persönlich etwas zu herrisch. Im oberen Frequenzbereich kann allerdings sicher der eine oder andere Mix davon profitieren, wie der EQ alles nach vorne holt. Auf komplexen Signalen fehlt mir recht schnell die Entspanntheit und Größe, die einen passiven EQ normalerweise auszeichnet. So wird ein Master mit dem Rubber Bands 500 zwar mühelos sehr präsent, verliert aber ein bisschen an Offenheit.

Vom IGS Rubber Bands gibt es auch eine spezielle Mastering-Version.

Zupackend im Bassbereich

Der Regelbereich ist ungewöhnlich: Sowohl im High Boost als auch im Low Boost kann man die aufgedruckten Zahlen getrost mal zwei denken, sodass eine Einstellung von +5 in etwa 10 dB gemessener Anhebung entspricht. Die maximale Anhebung ist dann bei beiden Bändern gemessen bei fast 25 dB, wobei der Bass subjektiv wesentlich lauter wirkt. Und das ist durchaus kein esoterischer Unterschied: Während Höhenanhebungen beispielsweise bei Gesang erst ab etwa 10 dB überhaupt zu greifen scheinen, ist beim Bass schon eine Anhebung von 4 dB subjektiv ein veritables Gewitter. Da kommt man sich bei der Bedienung des Low Boost etwas grobmotorisch vor. Durchaus bemerkenswert ist allerdings, dass auch das noch sehr natürlich klingt.



Knackgeräusche bei der Frequenzwahl

Ein technisches Detail fällt mir auf: Wenn ich mit angehobenen Bässen das entsprechende Frequenzwahlpoti drehe, reagiert dieses mit sehr lauten Knackgeräuschen. Es ist laut Hersteller bei diesem nicht vermeidbar und tritt bei manchen Geräten auf – in der Masteringversion des Rubber Bands existiert dieses Problemchen aber nicht.

Im Bass muss man sehr behutsam dosieren – insgesamt ist es aber eine Freude, den “EQ In”-Schalter zu drücken.
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