Icon Qcon Pro & Qcon Ex Test

PRAXIS

Direkt vom Start weg klappt die Kommunikation zwischen Qcon und Cubase einwandfrei: Öffnet man ein leeres Projekt, springen die Fader allesamt augenblicklich in die von Cubase bei Programmstart festgelegte Zero-dB-Position und warten freudig auf ihren Einsatz. Alle Faderkappen sind Touch-sensitiv und eine kleine blaue LED visualisiert bei Berührung den Fingerkontakt.

Die Faderkappen sind von allen Seiten berührungsempfindlich
Die Faderkappen sind von allen Seiten berührungsempfindlich

Anders als beim iControls Proerfolgt die Kontaktabnahme auf der gesamten Faderkappe, sodass auch das seitliche Berühren erkannt wird. Auch ein erster Automationstest verläuft erfolgreich: Zuerst Write-, dann Read-Funktion über das Bedienfeld aktivieren, zwischendrin Faderfahrt aufzeichnen, und im Anschluss den Motorfadern bei der Arbeit zusehen. Diese agieren zwar mit hörbarem Motorgeräusch und Klackern am oberen und unteren Ende der Faderbahn deutlich vernehmbar an, das hält sich aber in Anbetracht der Preisklasse in durchaus vertretbarem Rahmen – meine Studiokonsole von Tascam ist jedenfalls auch nicht viel leiser. Und sollte man des Geschwurbels überdrüssig werden, schaltet die Motor-Taste die Geisterhände auch einfach aus.

Bei der Fahrt mit dem Volume-Fader vom unteren bis zum oberen Anschlag zeigt sich beim Blick auf den MIDI-Analyzer, dass die Fader-Informationen als CC-Controller (Pitchbend) übermittelt werden: Bei hexadezimalen „7F“ (entspricht Wert 127) ist prinzipbedingt Schluss. Lieber hätte ich hier den NRPN-Workaround gesehen, mit dem es möglich ist, der alten Dame MIDI noch eine 14-Bit-Auflösung abzuringen, was in einer effektiven Auflösung von 16.384 Stufen resultiert.

MIDI-Ox zeigt, dass bei 7F, also 127 Schluss mit der Auflösung ist
MIDI-Ox zeigt, dass bei 7F, also 127 Schluss mit der Auflösung ist

Alle Taster der Transport- und Navigationssektion führen Aufträge entsprechend ihrer Beschriftung aus und geben keinen Grund zur Beanstandung. Kritik habe ich erst wieder beim Griff zum Jogwheel und den Kanal-Potentiometern anzumelden, denn beide Drehelemente neigten in meinem Testaufbau zum „Prellen“. So führt ein beherztes Drehen des Jogwheels nach links (also an den Songanfang) zwar zu einer grundsätzlichen Bewegung in diese Richtung, doch wurde diese aber immer wieder von „Rücksprüngen“ begleitet. Selbiges gilt für das Frequenz-Sweepen im Kanal-EQ und das Panning von Cubase: Versucht man einen Parameterwert anzufahren, wird die Bewegungsrichtung zwar übertragen, dennoch kommt es zu Sprüngen und Unterbrechungen. Auf Nachfrage beim deutschen Vertrieb bekam ich versichert, dass es sich hierbei um keinen Serienfehler, sondern um einen solitären Defekt meines Testgerätes handelt. Ich habe grundsätzlich keinen Grund, dieser Aussage zu widersprechen, weshalb ich dieses Verhalten des Tools nicht in die Gesamtwertung einfließen lassen möchte. Die Tatsache, dass die Potentiometer in Ableton Live keine Parametersprünge vollführten, legt aber die Vermutung nahe, dass hier etwas in der Implementierung des Mackie-Control-Protokolls nicht stimmt. Eine Firmware-Revision steht hier also hoffentlich bald ins Haus – respektive auf dem Download-Server bereit.

Nicht wirklich überzeugend scheint mir stellenweise auch die Umsetzung der Displaysektion, denn ich bekam selten das Gefühl, irgendwelche Werte schneller erreichen oder besser sehen zu können, als beim Blick auf den Monitor und dem Griff zur Maus. Bei den Kanalnamen und einfachen Parametern wie dem Panning geht das noch in Ordnung.

Kanalnamen und Panning von Ableton Live
Kanalnamen und Panning von Ableton Live

Aber bereits beim internen Kanal-EQ von Cubase muss man zwischen zwei Displayseiten umschalten. Bei komplexeren Plugins, wird es entsprechend mehr und man darf sich dann schon mal durch zehn Display-Seiten hangeln. Das liegt zum Teil auch daran, dass die Bedienelemente in der Werkszuweisung keineswegs optimal genutzt werden. So muss man beispielsweise am Push-Encoder drehen, um einzelne Bänder in den Bypass-Modus zu versetzen, anstatt dass diese Funktion einfach durch Drücken des Encoders ausgelöst wird. Überhaupt gerät das Suchen und Finden von Parametern in der 2×56 Zeichen LCD-Matrix oft zur Geduldsprobe. Kommen dann noch Plugins hinzu, die man nur ab und an mal benutzt und deren Parameter man nicht in- und auswendig kennt, ist der Griff zur Maus vorprogrammiert.

Fotostrecke: 2 Bilder UAD Fatso und die korrespondierende Anzeige im LED-Display

Nichts zu beanstanden habe ich hingegen im Bereich der Transport- und Navigationssektion. Für alle DAWs wurden entsprechende Schablonen beigelegt. Die Bedienelemente sind meiner Meinung nach sinnvoll belegt. Darüber hinaus reagieren alle Controller prompt und mit visuellem Feedback. Fein!

Die Transport-, Automations- und Navigations-Sektion im Tiefflug
Die Transport-, Automations- und Navigations-Sektion im Tiefflug

Am Rande sei noch bemerkt, dass bei der Suche nach Downloads auf der Firmenwebsite von Icon-Global, zunächst einmal mein Virenscanner Alarm schlug und den Fund des Java-Script Exploits „Blackhole.c“ meldete, das sich offenbar in einem Java-Mouseover-Script eingenistet hat. Grundsätzlich ist ja kein Betreiber einer Website vor so einer Attacke gefeit, nur die Tatsache, dass sich dieser Fiesling auch nach drei Wochen noch auf der Website rumtrieb und sich offenbar niemand um dessen Entfernung kümmerte, sodass die Seite sogar von Google mit einem Warnhinweis versehen wurde, wirft leider kein wirklich gutes Licht auf die Handlungskompetenz im Hause Icon.

Fotostrecke: 2 Bilder Zunächst schlug mein lokaler Virenscanner Alarm
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Profilbild von JensK

JensK sagt:

#1 - 17.07.2012 um 02:09 Uhr

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Seit über 10 Jahren verkauft man uns das selbe Gerät immer wieder als Neuheit. Stört sich eigentlich niemand daran, dass alle DAW Controller das selbe (ungünstige) Design haben? Warum traut sich nicht ein Hersteller mal eine andere Oberfläche zu entwickeln? 8 Fader + Selected Channel Strip wäre z.B. meine Traumkonfiguration - bei Digitalmixern gibt es das schon lange; warum nicht bei DAW Controllern?

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Backbeat sagt:

#2 - 22.08.2012 um 00:19 Uhr

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@JensKWenn du Cubase hast hätte ich da was für dich...
Einfach ne MCU mit einer BCR paaren schon hast du eine steuerung für den Selected Channelstrip.
Hier meine Anpassung an die Generic Remote:
http://recording.de/Communi...

Profilbild von Backbeat

Backbeat sagt:

#3 - 22.08.2012 um 00:29 Uhr

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P.S. Super Test !
Genau so stelle ich mir einen Richtigen Controllertest vor!
Mit Videos und Schwachpunkten.
Es scheint so als ob die Pitchbends nur ne auflösung von 256 haben....
Die MCU Pro hat wirklich die kompletten 14 Bit.

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Jay sagt:

#4 - 30.08.2012 um 23:44 Uhr

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The QCon Pro fader resolution is NOT 7-bit. The device has faders with a hardware resolution of 8 bits, like the Mackie D8B.
If you have a close look at what MIDIOX gives you in your screen capture, for each pitchbend message (data 2, from 00 to 7F) you get 2 different values for data 1 (either 00 or 40, hexadecimal), giving you 128x2=256 values. Then the DAW interpolates. Around unity gain (between +3dB and -12dB), the steps are about 0.1 dB.
Cheers.
Jay (http://www.espace-cubase.org)

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Alex sagt:

#5 - 01.10.2012 um 14:57 Uhr

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In dem Bericht heißt es,man kann den Qconex auch ohne den Pro laufen lassen. Das habe ich probiert, leider kann ich nur auf die ersten 8 Kanäle bei Cubase zugreifen. Kann ich von Cubase aus auf die Kanäle 9-16 wechseln? Wie?

Profilbild von Bernd

Bernd sagt:

#6 - 12.11.2012 um 23:21 Uhr

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@alex, genau das würde mich auch interessieren. Im Grunde benötige ich nur mehr Fader und da würde sich die Qcon EX geradezu anbieten.

Profilbild von Numinos

Numinos sagt:

#7 - 13.11.2012 um 21:18 Uhr

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Hallo Alex & Bernd, hmm, 100%tig kann ich euch das nicht sagen, da ich das Testgerät nicht mehr hier habe aber rein vom Layout her, gibt es ja keinen Taster, um direkt am EX in ein anderes Layout zu schalten. Wenn müsste das also über die Gerätekonfig von Cubase laufen. Ob es allerdings praktisch ist diesen Umschaltvorgang während des Produzierens durchführen, wage ich zu bezweifeln.

Profilbild von Tom

Tom sagt:

#8 - 22.11.2014 um 15:40 Uhr

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Seit 2 Tagen habe ich die Qcon im Betrieb mit Cubase. Keinen der monierten Verarbeitungsfehler (Zerfranste Schrift, falsches "Spaltmaß", eiernder Jog, etc) konnte ich bei meinem Gerät feststellen. Da wurde wohl zwischenzeitlich der Produktionsprozess nachgebessert oder es war ein Montagsmodell. Ich weiß nicht wie gut das doppelt so teure Mackie Teil ist, aber die Anzeige des Levels neben den Fadern ist schon genial. Im Vergleich zu meiner guten alten BCF 2000 ist es geradezu wie Rolls Royce gegen Trabant.
Wie man darüber hinaus > 16000 Werte mit einer 10 cm Regelstrecke kontrollieren möchte erschließt sich mir auch nicht, selbst bei 7 bit muß man schon eine ruhige Hand haben für 100mm/127. Das das Display nicht den Monitor ersetzt dürfte doch wohl auch für die MCU gelten. Die Anzeige der Tracknamen reicht mir völlig aus, der gelegentliche Blick auf den Monitor (den 2. kann ich mir fast sparen, da war immer das Mischpult) bleibt einem kaum erspart. Ich bin jedenfalls hoch zufrieden und werde mir noch das Ex Teil zulegen.

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Tom sagt:

#9 - 22.11.2014 um 16:24 Uhr

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Kleiner Nachtrag: Die Webseite von QCon ist dagegen ein Witz, nicht nur Designmäßig, allerdings nicht zum Lachen. Zubehör wird falsch angezeigt, Firmware wird nicht aufgelistet (meine ist 1.05, soll aber schon 1.09 geben), über einen anderen Weg käme man aber doch ran, dort registriert, man erhält aber nie die Confirmation Mail. Die Seite versucht auch Flash zu installieren. Wenn ich ein Spam Filter wäre, würde ich von denen auch nix durchlassen. Eine schlechtere Webseite habe ich in den letzten 2 Jahren nicht mehr gesehen.

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