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Ibanez Artwood AW65ECE-LG Test

Schon im Jahr 1935 fertigte der japanische Gitarrenbaumeister Hoshino Gakki in Nagoya seine Instrumente unter dem Namen Ibanez Salvador, damals hauptsächlich Konzertgitarren. Später wurde der Markenname auf Ibanez gekürzt. In den 60er Jahren konnte sich die Firma dann mit preisgünstigen, aber sehr detailgetreuen Repliken amerikanischer Produkte von Gibson, Rickenbacker und Fender weltweit Geltung verschaffen. Erst in den 80er Jahren produzierte Ibanez dann wieder Gitarren mit einem eigenen Design.

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Manche Modelle aus dieser Zeit erreichten Kultstatus. Hersteller der Gitarren war und ist die Firma Fuji Gen in Matsumoto, die auch Instrumente für Fender baut. Ibanez lässt seine Gitarren aber auch in Korea, China und Indonesien produzieren. Unsere Testkandidatin, die AW65ECE, ist eine echte Dreadnought mit klassischen Abmessungen, die mit Zederndecke und Mahagonikorpus punkten will.

Details

Resonanzkörper

a) Größenverhältnisse
Ibanez hat sämtliche Abmessungen der AW65ECE im Maßstab 1:1 von der echten “Flachschulter” (Referenz: HD-28) übernommen. Ob der vergleichsweise voluminöse Korpus auch tatsächlich mit einem satten, sonoren Natursound punkten kann, hängt unter anderem natürlich auch von der Qualität der verbauten Hölzer ab.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Artwood-Serie von Ibanez ist die bekannteste unter allen Ibanez Gitarren-Serien.

b) materielle Beschaffenheit
Bei der Wahl der Hölzer setzt Ibanez auf eine Zederndecke und Boden und Zargen aus Mahagoni. Tatsächlich hat auch Martin die HD-35 (von 1978 bis 1996) mit einer Zederndecke produziert. Ob das gelblich schimmernde Deckenholz den sensiblen Ohren eines anspruchsvollen Musikers schmeichelt, soll noch nicht verraten werden. Jedenfalls besteht das seidenmatt lackierte Deckenholz aus zwei gleich großen Teilstücken, die sich zu einem symmetrischen Faserbild mit fein gezeichneten Maserungen zusammenfügen. Dem Hersteller ist es gelungen, die Verleimstellen in der Mitte der Decke optimal zu kaschieren, sodass die Illusion einer einteiligen Platte suggeriert wird.
Die AW65ECE benötigt keine protzige Intarsien, der Hersteller setzt bei diesem Modell auf schlichte Eleganz. Eine hölzerne Rosette aus zwei konzentrischen Ringen umrundet das Schallloch, ein schmaler Herringbone-Streifen am Deckenrand fällt dagegen kaum auf. Die Holz-Einlegearbeiten wurden korrekt ausgeführt, und mit einem selbstklebenden, authentischen Teardrop kann der Strummer die Gitarre problemlos nachrüsten, damit die Decke vor Kratzern geschützt wird.

Fotostrecke: 2 Bilder Zur Verzierung des Schalllochs wurde eine hölzerne Rosette aus zwei konzentrischen Ringen eingesetzt.

Der Saitenhalter mit einem auffällig ausladenden Unterbauch (bottom belly) besteht aus einem Stück dunkel gebeizten Palisander. Das unbearbeitete Material wirkt eher rustikal. Die Saiten werden ganz klassisch von schwarzen Pins aus Kunststoff gehalten. Mit einer einteiligen, längenkompensierten und diagonal eingelegten Kunststoff-Stegeinlage mit einer Nase für die B-Saite treten in der Regel keine Intonationsprobleme auf.
Boden und Zargen bestehen aus verwindungssteifem Mahagoni mit rötlich-braunem Farbton. Jedenfalls macht das verarbeitete Material mit attraktiv gezeichneten hellen und dunklen Strukturen einen soliden Eindruck. Unter veränderten Lichtverhältnissen scheint sich ein neues Muster zu ergeben. Die Nahtstelle, die längs in der Mitte verläuft, wurde gekonnt kaschiert. Ein Zierspan wird deshalb nicht vermisst. Zargen und Boden sind klar-seidenmatt versiegelt, die Initialen LG stehen für Low Gloss.

Fotostrecke: 3 Bilder Der ausladende Saitenhalter besteht aus Palisander und wirkt eher rustikal.

c) Interieur
Zwei unterbaute leichtgewichtige Holzleisten, die sich im Schalllochbereich kreuzen (X-Bracing) sorgen dafür, dass sich die Decke nicht aufwölbt. Zwei unterbaute Schalllochverstrebungen verschaffen dem fragilen Schalllochbereich Stabilität. Wer mit einem magnetischen Schalllochtonabnehmer oder Schalllochmikrofon arbeiten möchte, sollte deshalb prüfen, ob sich die Klemmen wackelfrei befestigen lassen. Ein Bodenmittelstreifen wird nicht benötigt.

Hals mit Griffbrett

Hals, Halsfuß und Kopfplatte bestehen aus separaten Komponenten. Die jeweiligen Verleimstellen sind deutlich zu erkennen, da sich die diversen Teile strukturell und farblich unterscheiden. Mahagoni, leicht und verwindungssteif, unterstützt die Tonentfaltung sehr gut. Ein spitzer Halsfuß wurde mit einer Schwalbenschwanzverbindung (Single-Dovetail) am Halsblock verzapft und verleimt. Ein eingelegter Stahlstab verleiht dem besonders dünnen Hals mit einem Umfang von nur 11,3 cm am Sattel mehr Festigkeit. Natürlich kann mit dem Stahlstab auch die Krümmung graduell eingestellt werden. Die zuständige Mutter befindet sich im Schallloch unter dem Griffbrett. Die Schraube wird mit einem Inbus gedreht, ohne dass dabei die Saiten entfernt werden müssen. Handlungsbedarf besteht aber nicht, da die Halskrümmung stimmt.
Das Griffbrett aus Palisander ist akkurat auf dem Hals verleimt. Palisanderholz nutzt kaum ab und bietet jedem Hammer-on die Stirn. Die Griffbrettwölbung soll das Spiel mit großen Barréakkorden erleichtern. Mit einem Radius von 40 cm ist sie allerdings sehr flach. Die Wölbung wird als Ausschnitt eines Kreises verstanden, dessen halber Durchmesser in der Regel zwischen 25 cm und 43 cm liegt.
Ein Bunddraht mit halbrunden Kronen wurde auch an den Griffbrettkanten sauber abgerichtet und goldglänzend poliert. Weiße Punkteinlagen aus Kunststoff auf dem Griffbrett und entsprechende Dots auf der Sichtkante bieten eine visuelle Hilfestellung z.B. beim Lagenwechsel. Das Griffbrett hat am Sattel eine Breite von 4,3 cm, was der Norm bei Stahlsaitengitarren entspricht. Die Saiten ruhen sicher (die Basssaiten zur Hälfte) in den Kerben und lassen sich auch bei harten Anschlägen buchstäblich nicht aus der Fassung oder besser gesagt aus den Kerben bringen. Hals und Halsfuß sind seidenmatt lackiert

Fotostrecke: 3 Bilder Die Gitarre besitzt ein sehr flaches Palisander-Griffbrett mit weißen Punkteinlagen.

Kopfplatte

Die schlicht geformte geschlossene Kopfplatte ist in einem leichten Winkel am Hals angesetzt und ihre Oberseite mit einem hauchdünnen schwarzen Furnier überblendet. Ibanez liefert die AW65ECE mit verchromten Mechaniken und Druckguss-Stimmflügeln (chrome die-cast). Da Zahnrad und Gewindeachse durch das mit Schmierfett gefüllte geschlossene Gehäuse geschützt werden, kann sich dort kein Schmutz ansammeln.

Fotostrecke: 2 Bilder Ein schwarzes Furnier ziert die schlicht geformte, leicht abgewinkelte Kopfplatte.

Elektronik

Mit dem Onboard-Preamp, einem Ibanez AEQ 210 RF in der oberen Zarge, erhält unsere Kandidatin bei Bedarf Zugang zu Verstärker oder PA. Der Strapjack befindet sich in der unteren Zarge. Das Paneel ist mit einem Volume- und einem 2-Band-EQ mit Treble und Bass spartanisch bestückt. Störende Brummschleifen oder Rückkopplungen können mit dem Phase-Taster wirkungsvoll eliminiert werden. Die Kosten für ein externes Stimmgerät kann man sich auch sparen, denn der Preamp integriert einen chromatischen Tuner, der präzise arbeitet, allerdings ohne die Möglichkeit, den Kammerton zu kalibrieren (a = 440 Hz). Ein Fishman Sonicore Tonabnehmer unter der Stegeinlage sendet sein Signal zu dem Preamp, der mit einem 9V-Block betrieben wird. Das Batteriefach befindet sich am unteren Gurtknopf, eine LED zeigt den Status der Batterie an.

Fotostrecke: 4 Bilder Die AW65 ECE wird mit einem Ibanez AEQ 210 RF Onboard-Preamp geliefert.
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