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Hughes & Kettner Tubemeister 36 Test

Praxis

Wer sich mit mehrkanaligen Gitarrenamps auskennt, kommt auch mit dem Tubemeister 36 klar. Der Amp besitzt dieselben Features wie seine beiden Vorgänger, darüber hinaus aber einen dritten Kanal und den integrierten digitalen Hall. Wir erinnern uns, dass der Tubemeister 5 nur einen Kanal vorweisen konnte, während der Tubemeister 18 bereits über zwei verfügte und mit einem seriellen Einschleifweg ausgestattet war. Betrachtet man die Ausstattung unseres Testkandidaten, dann muss man konstatieren, dass aus dem Tubemeister inzwischen ein erwachsener muskulöser Allrounder geworden ist, gewappnet für so gut wie alle Gelegenheiten. Dank der 36 Watt Röhrenpower bietet der Amp nun auch genügend Leistungsreserven, um auch auf mittelgroßen Bühnen mithalten zu können, und das bei sehr handlichen Abmessungen.
Auf die vielen Schalt- und Programmiermöglichkeiten, die der Amp durch seine MIDI-Fähigkeit bietet, wollen wir in diesem Test nicht näher eingehen. Uns soll in erster Linie der Sound interessieren, denn er ist das eigentlich spannende Kriterium bei jedem Verstärkertest.
Und der kann sich hören lassen, denn der Tubemeister 36 klingt rundum ausgewogen und direkt. Die größte Dynamik bietet der cleane Kanal, der von ultraclean bis zur leichten bluesigen Anzerre schon eine Vielzahl von Sounds in petto hat. Man kann den Ton nach Belieben anfetten und in eine leichte Kompression fahren, wodurch man einen sehr runden und singenden Cleansound erhält, und das ohne zusätzlichen Kompressor. Ich habe mit allen möglichen Trampelkisten versucht, den Sound noch weiter anzufetten, aber ohne Erfolg. Der Kanal liefert bereits einen absolut in sich schlüssigen Ton, der irgendwo zwischen Marshall und Vox angesiedelt ist. Dreht man den Gainregler auf Maximum, erhält man je nach Klampfe und Ausgangspegel einen schmatzigen klassischen Bluessound, mit dem sich manch ein Purist schon zufriedengeben würde. Aber natürlich ist hier klangmäßig noch lange nicht Schluss.

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Der Crunch-Kanal beginnt gainmäßig in etwa dort, wo der cleane Kanal aufhört. Die Kompression ist deutlich stärker, was aber in der Natur der Sache liegt, da diese parallel zur höheren Verzerrung zunimmt. Der Sound ist nicht so knarzig und trocken, wie ich sie von meinen alten Marshalls kenne, sondern kommt mit mehr „Sahne“. Die Zerrstruktur des Tubemeister 36 ist insgesamt breiter und weicher. Trotzdem wird hier nichts geschönt, im Gegenteil, spielerische Unzulänglichkeiten werden gnadenlos offengelegt. Bis in ACDC- und Aerosmith-Regionen reicht der Gain, beste Voraussetzungen also für transparente, aber dreckige Gitarrenriffs. Auch hier habe ich mit diversen Boostern herumprobiert, aber es klang ohne einfach am besten. Das heißt aber nicht, dass der Amp nicht auch mit vorgeschalteten Pedalen klarkäme. Wah-Wahs und besonders mein Phase 90 haben sich in diesem Zusammenhang bestens mit ihm verstanden.
Aber kommen wir zum Leadkanal, bei dem es noch komprimierter zur Sache geht und eine weitere Bratstufe mit noch mehr Gain als beim Crunch-Kanal zur Verfügung steht, Legatoflitzefinger und Metallarbeiter werden sich hier sofort heimisch fühlen. Der Ton ist fett und tragend und eignet sich sowohl für mächtige Gitarrenwände als auch für brachiale Soli. Nimmt man hier die Mitten heraus, um einen klischeehaften Metallsound zu erzeugen, fehlt es dem Ton schnell an Definition. Ich bin sowieso kein Freund von mittenlosen Brachialmetallsounds, die meistens nur dann funktionieren, wenn man für sich alleine spielt. Fehlen die für den Gitarrensound so wichtigen Mitten, bleiben im Bandkontext oft nur noch sirzige Höhen. Das liegt daran, dass der Bassbereich von den Frequenzen der Bassdrum und des Bassisten überlagert wird und im Low-End-Brei als Teil des Gitarrenklangs nicht mehr zu identifizieren ist.
Zum Glück haben die Ingenieure von Hughes & Kettner den Tubemeister 36 zu einem wirklich praxistauglichen Allroundamp gemacht, der im Wohnzimmer genau so gut funktioniert wie im Proberaum, und sowohl auf der Bühne wie im Studio wirklich brauchbare, professionelle Sounds liefert. Zusammen mit dem programmierbaren Einschleifweg und dem integrierten Hall kommen beim Tubemeister 36 jede Menge Klangvarianten zusammen, die eine große Palette abdecken, die nicht nur beinharte Rocker beeindrucken kann, denn auch Top 40 Gitarristen und Blueser kommen mit dem Amp auf ihre Kosten.

Soundbeispiele
Hier gebe ich euch ein paar Erklärungen zu den einzelnen Soundbeispielen, die ihr ganz unten findet:

Soundbeispiel 1
Cleaner Kanal, Treble 14 Uhr, Mid 11 Uhr, Bass 13 Uhr, Gain 11 Uhr
Für einen perligen, fast cleanen Stratsound kommt meine EMG-Stratocaster mit David Gilmour Pickups zum Einsatz und die erste Zwischenposition von Steg- und Mittelpickup ist angewählt. Die Klangregler der aktiven Elektronik bleiben neutral. Der Amp ist hier kurz vor einer leichten Anzerre, sodass er fett und leicht komprimiert klingt. Trotzdem bleibt es luftig und die silbrige Zwischenstellung kommt sehr gut zur Geltung. Es ist nicht leicht, den Sweetspot zu finden, da der Amp je nach verwendeter Gitarre und deren Output unterschiedlich reagiert.

Soundbeispiel 2
Cleaner Kanal, Gain Max, Treble, Mid und Bass 12 Uhr
Die EMG-Strat, jetzt mit dem Steg-Pickup. Dieses Mal habe ich den Gainregler des cleanen Kanals ganz weit aufgedreht und die Klangregler auf die 12 Uhr Position gebracht. Wie man hören kann, hat der Sound Biss und bietet viel Dynamik für kantige Rockriffs und bluesige Soloeinlagen.

Soundbeispiel 3
Crunch Kanal, Gain 16 Uhr, Treble 14 Uhr, Mid 12 Uhr, Bass13 Uhr
Hier hört man den Crunch-Kanal in Verbindung mit einer PRS, die mit Kloppmann-PAFs bestückt ist. Die Gitarre hat also keinen besonders hohen Output, aber eine gute Saitentrennung. Der Crunch-Kanal bietet eine angenehme Dynamik, wenn auch nicht so gut wie der cleane, aber damit kann ich leben. Der Sound ist griffig, rund und ehrlich, offenbart jeden Schnitzer und eignet sich perfekt für klassische Rockriffs a la Aerosmith, ACDC und Brian Adams.

Soundbeispiel 4
Lead Channel, Treble 15 Uhr, Mid 11 Uhr, Bass 13 Uhr
Zum Schluss ein stark verzerrter Sound, der sich ideal für wirklich fette Bretter eignet. Für Metal- und Punkangestellte sicher der Kanal der Wahl, denn hier werden keine Gefangenen gemacht. Motto sind höchste Gainreserven und gleichzeitig stärkste Kompression, womit aber nicht nur beinharte Rocker, sondern auch Fusionflitzefinger auf ihre Kosten kommen.

Audio Samples
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Soundbeispiel 1 Soundbeispiel 2 Soundbeispiel 3 Soundbeispiel 4
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Lian sagt:

#1 - 21.12.2012 um 02:25 Uhr

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Im Test steht, dass der Amp EL34-Röhren benutzt. Das ist so nicht ganz richtig, er benutzt eigentlich EL84-Röhren, wodurch ja das geringe Gewicht und die angemessenere Wattzahl zustandekommt.
Aber super Test ansonsten :)

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