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Hughes & Kettner Coreblade Test

Details

Vorderseite:

Bis auf die verchromten Potiknöpfe und das silbergraue Logo zeigt sich der Verstärker komplett in Schwarz. Im Gegensatz zum Switchblade, der mit einem silbernen Frontgrill ausgestattet ist, bietet beim Coreblade ein reichlich geschnittenes Gitter freie Sicht auf die glimmenden Röhren. Ein Design, das entfernt an den Kühlergrill eines getunten US-Boliden erinnert und sofort mit Kraft und Selbstbewusstsein assoziiert wird. Kunstlederüberzug und schwarz lackierte Metallecken komplettieren das bullige Erscheinungsbild.  Unterhalb der breiten Gitterschlitze findet sich ein reichlich bestücktes Bedienfeld, das auf der rechten Seite von einem Zeigerknopf angeführt wird, über den mit Clean, Drive, Ultra 1 und Ultra 2 die vier Grundsounds des Amps anwählbar sind. Diese teilen sich gemeinsam nur einen einzigen Satz an Reglern, sodass die respektable Ansammlung von Potiknöpfen trotz allem übersichtlich bleibt.

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Von rechts nach links folgen die Regler für Gain, Bass, Mid, Treble, Resonance, Presence und Volume, wobei das Resonance-Poti im Vergleich zum Switchblade neu hinzugekommen ist. Dazu später mehr. Es folgt die digitale Effektsektion, aufgeteilt in Modulation, Delay und Reverb. Diese drei können beim Coreblade gleichzeitig und unabhängig eingesetzt werden, wobei die Modulationsabteilung jeweils einen aktiven Effekt ins Rennen schicken darf.  Dort wählt ein “Type“-Drehwähler zwischen Tremolo, Phaser, Flanger und Chorus, links daneben findet man den “Intensity“-Regler.
Beim Delay sind es die Parameter “Time“, “Feedback“ und “Volumen“, die sich individuell justieren lassen.

Nach alter Väter Sitte hat man dem Verstärker auch einen Federhall spendiert, wenn auch „nur“ digital nachgebildet, der mit einem einzelnen “Reverb Volume“-Regler auskommt. Der Clou dabei ist, dass dieser über eine automatische Anpassung verfügt, was nichts anderes bedeutet, als dass der Hall immer länger wird, je weiter man das Poti aufdreht. Wichtig zu erwähnen, dass alle Effekte parallel zugemischt werden. Das heißt, dass das Originalsignal in jedem Fall unangetastet bleibt und komplett analog seinen Weg von der Eingangsbuchse bis zur Lautsprechermembran durchläuft. Die auf dem Bedienpanel folgende Mastersektion beinhaltet sechs Druckschalter, einen Master-Regler und einen USB-Anschluss. Das Master-Poti, verantwortlich für die Gesamtlautstärke des Amps, ist der einzige Regler, der nicht programmierbar ist. Deshalb entspricht seine optische Position auch der tatsächlichen Stärke des Ausgangssignals, und das ist auch gut so! Denn damit behält man immer die Kontrolle über die Lautstärke, was unter Umständen auch das eine oder andere Trommelfell retten kann, denn dieser Amp ist sehr, sehr laut!

In der Regel heißt mehr Gain auch mehr Rauschen – eine alte Röhrenweisheit, die man sich bei Hughes & Kettner zu Herzen genommen hat. Gerade im Hinblick auf die umworbene Metaller-Klientel und deren Vorlieben wurde dem Coreblade ein Noisegate implantiert. Eine sinnvolle Einrichtung, denn vom brachial verzerrten Riff zum Stopp meint nichts anderes als vom Inferno zur Totenstille, und letztere lässt sich kaum effektiver und einfacher als mit einem Noisegate verwalten. Selbstverständlich lässt es sich auch für jedes Preset programmieren. Bei geringer werdender Lautstärke schließt es und öffnet, sobald die Saiten der Gitarre angeschlagen werden. Das Reaktionsverhalten kann auf der Rückseite des Verstärkers mit dem Sensitivity-Regler eingestellt werden. Dank der „ITB- Technologie“ (Intelligent Dual Breakpoint) werden die üblichen Parameter-Attack (Geschwindigkeit) und Threshold (Empfindlichkeit) automatisch angepasst. Das Besondere an dieser Technologie ist, dass das Signal direkt an der Eingangsbuchse und nach dem Preamp, aber noch vor der Effektabteilung gemessen wird. Aus diesen beiden Werten wird das optimale Reaktionsverhalten für das Noisegate errechnet und Reverb- oder Delayfahnen werden nicht mehr unvermittelt gekappt.

Aber der Amp hält noch weitere Überraschungen bereit. Das “SmartLoop“ Effektrouting bietet einen von seriell auf parallel umschaltbaren Einschleifweg für Effektgeräte. Damit lässt sich für jedes Preset separat programmieren, ob der Einschleifweg an- oder ausgeschaltet oder seriell oder parallel betrieben werden soll. Natürlich kann man ihn zweckentfremden, wie bei jedem anderen Verstärker auch. So kann an die Return-Buchse ein zweites Instrument angeschlossen werden, die Send-Buchse kann auch eine zusätzliche Endstufe antreiben. Oder man verkabelt ein analoges Volumenpedal mit Send und Return und benutzt den Effektweg als Lautstärkeregler. Mit dem “Store“-Taster lässt sich das jeweilige Preset speichern. Als erster Amp besitzt der Coreblade einen USB-Anschluss. Eine sehr clevere Einrichtung, die nicht nur zeitgemäß, sondern auch überaus praktisch ist. Per USB-Stick lassen sich so alle Einstellungen einfach und schnell sichern, von Amp zu Amp übertragen oder sogar per Email verschicken. Es lassen sich „Best Of“ Setups erstellen und abspeichern und es bleibt sogar die Wahl, statt auf die Presets im Amp-Speicher direkt auf die des eingesteckten Sticks zuzugreifen.

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Rückseite:

Hier finden sich naturgemäß die Lautsprecheranschlüsse, die beim Coreblade keine Möglichkeit auslassen und für eine 4-Ohm-Box, oder jeweils eine oder zwei 8- oder 16-Ohm-Boxen ausgelegt sind.

Die beiden Taster Amp to Stick und Stick to Amp ermöglichen die komplette Sicherung der Amp-internen Presets auf einen USB-Stick oder das Zurücklesen vom Stick in den Amp-Speicher.

Effects On/Off: Schließt man an diese Klinkenbuchse einen Doppelfußschalter an, können mit dem ersten die internen und mit dem zweiten Schalter die externen, also die eingeschleiften Effekte an- oder ausgeschaltet werden. Eine simple, aber sehr effektive Lösung, die das aufwendige Programmieren unterschiedlicher Presets erspart, wenn derselbe Sound einmal mit und einmal ohne Effekte erklingen soll.

Stageboard Channel Select: Hier lässt sich mit einem einfachen Fußschalter zwischen Clean und Ultra 2 umschalten. Im Notfall könnte auch der Vierfach-Fußschalter FS-4 von Hughes & Kettner zum Einsatz kommen, wie er beim Trilogy oder dem Attax zum Lieferumfang gehört, und alle vier Kanäle umschalten, falls das eigentliche Fußboard zuhause vergessen wurde.

MIDI In: Diese Buchse nimmt sieben Pins auf, also zwei mehr als ein normaler MIDI-Anschluss. Die zusätzlichen Kontakte dienen dem mitgeliefertem Fußboard FSM 432 als Stromversorgung, sodass ein einzelnes Kabel zum Verbinden reicht.

MIDI Thru: Alle eingehenden MIDI-Befehle werden hier weitergeleitet. Hat man zum Beispiel ein MIDI-fähiges Multieffektgerät eingeschleift und verbindet es mit der MIDI-Thru-Buchse, lässt es sich mit den Presets umschalten.

Fotostrecke: 2 Bilder Click to enlarge

TSC: Mithilfe des “Tube Status Control“ wird kontinuierlich der Ruhestrom der Endstufenröhren gemessen und nötigenfalls korrigiert.
Normalerweise wird die Einstellung des BIAS-Stroms spätestens nach einem Wechsel der Endstufenröhren fällig. Das ist notwendig, da jede Röhre durch ihre Bauweise eine andere “Kennlinie“ mitbringt. In Gitarrenverstärkern verwendet man normalerweise Röhren, die in ihrer Kennlinie übereinstimmen, also im sogenannten Matching liegen. Das garantiert für gleichmäßige Belastung aller Röhren, verlängert ihre Lebensdauer und sorgt für optimalen Klang.
Die “TSC“ Technologie von Hughes & Kettner prüft beim Anschalten und in Spielpausen den Status Quo der Röhren und passt sie nötigenfalls an. Sogar solche mit unterschiedlichen Kennlinien werden gleichmäßig belastet.
Sogar im Falle eines Röhrendefekts muss der Gig nicht abgebrochen werden: Eine LED zeigt den Übeltäter an und die Elektronik sorgt für seine Abschaltung. Zwar steht jetzt nur noch die halbe Lautstärke zur Verfügung – was beim Coreblade nicht unbedingt ein Problem ist – aber es kann weitergespielt werden!

Es lassen sich Röhren verschiedener Hersteller mit unterschiedlichen Kennlinien betreiben und es ist sogar möglich, 6L6GC und EL34 zu mischen! Allerdings ist der Amp und vor allem der Sound der Presets ab Werk auf EL34 eingerichtet, sodass bei einem Wechsel auf andere Typen unter Umständen einige Anpassungsarbeit wartet. Wichtig: Röhren immer paarweise einsetzen und matchen! Wer experimentieren möchte, dem öffnen sich natürlich jede Menge Schranken und völlig neue Soundwelten tun auf. Die Überprüfung der Kennlinien selbst ist denkbar einfach, denn alles, was benötigt wird, ist ein Plektrum. Das wird einfach in den vorgesehenen Schlitz gedrückt und löst so den Test aus. Trotzdem sollte ein Röhrenwechsel von qualifiziertem Fachpersonal vorgenommen werden, denn Röhrenverstärker arbeiten mit hohen Stromstärken und Unachtsamkeit und Fehler bedeuten Lebensgefahr.

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Kommentieren
Profilbild von Chris

Chris sagt:

#1 - 20.10.2011 um 21:16 Uhr

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Ein echt guter Bericht !
Danke dafür.
Ein echt toller amp der sich wohl gut in meinem Proberaum machen würde :P

Profilbild von Metalized

Metalized sagt:

#2 - 27.07.2012 um 18:22 Uhr

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Wie klingt der Coreblade mit 6l6GC Tubes ?Was ist mit den Vorstufenröhren bei einem Tubewechsel?

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