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HK Audio Polar 10 Test

Praxis

HK Audio macht keinen Hehl daraus: Eine PA ist eine PA und sieht aus wie eine PA. Schwarz, kantig und ausreichend groß, um allen Bauteilen mit entsprechenden Resonanzraum Platz zu geben. Beim ersten Säulensystem des Herstellers gilt exakt diese Regel und so strahlt die Polar 10 einen professionellen, beinahe schon brutalen Willen zur Arbeitsaufnahme aus.
Der Subwoofer allein wiegt bereits netto so viel, wie andere Stäbchensysteme brutto wiegen. Hier soll aus dem Vollen geschöpft werden. Mit knapp 27 kg Eigengewicht gehört das Stäbchen noch gut ins Mittelfeld, ist allerdings kein Fliegengewicht.
Dabei hat HK Audio mit dem Lukas-System bereits einen Lautsprecher, der locker in die Kategorie „Stäbchen-PA“ fällt. Doch mochten einige Kunden die Optik der sichtbaren Kabel nicht und verlangten eher nach einer schlichten, kompakten und günstigen Audio-Lösung. Nach der Marktanalyse waren die Trends für die Polar 10 gesetzt. Sie sollte ein kräftiges Bassfundament bekommen, das in den unteren Mitten nicht zusammenbricht, dazu Reichweite haben und mit einem Mischer inklusive modernstem Bluetooth ausgestattet werden.
Allein schon die Konnektoren, oft eine der Schwachstellen allzu hastig entworfener Modelle, sind designpreisverdächtig. Die Aufnahmen sind in eine solide Metallplatte gebohrt, die passenden Zapfen schwimmend gelagert, so dass auch hektische Montagearbeiten nicht zu kraft- und nervenaufreibenden Strapazen führen.
Mittig befindet sich eine vergoldete Klinke, die für den sauberen Fluss der Ströme vom Verstärker zu den Tweetern sorgt. In die Konstruktion ist einiges an Gestaltungsarbeit geflossen, das nenne ich Pro Audio! Die Säule ist entsprechend schnell und ohne Probleme auf- wie abgebaut.

Fotostrecke: 7 Bilder 21 kg, 10-Zoll-Langhuber, 2000 Watt Spitze – der Subwoofer der Polar 10 ist kein Fliegengewicht

Ein Wermutstropfen: Leider ist die HK Audio Polar 10 nicht bequem aus der Ferne per App steuerbar. Zum einen ist der Preis hart kalkuliert, sodass diese digitale Erweiterung keinen Platz mehr fand. Auf der anderen Seite ist die Konkurrenz ähnlich gelagerter Systeme im ähnlichen Preissegment sehr hoch und der Bedarf, als Solokünstler seine Anlage vom Mikro aus nachzuregeln, ebenso hoch. Zumal ohnehin eine Bluetooth-Verbindung zuverlässig aufgebaut werden kann.
So müssen wir beim Einrichten der Box vor Ort stets von der Bühne bzw. dem Auditorium aus immer wieder den Weg zurück zur DSP-Matrix an der Rückseite der Polar 10 beschreiten. Ein wenig mühselig, aber dafür machen wir diese Gänge nur einmal. Muten oder gar Effekte einschleifen ist mit der Polar 10 ohnehin nicht möglich.

Sound

HK Audio legt großen Wert auf einen sauberen und kräftigen Bass und dieser rollt bei neutralen 0 dB und in der „MUSIC“-Einstellung rund aus der Polar 10. Garniert ist dieser mit etwas scharfen Höhen und dem doch obligatem Mittenloch.
Der Hersteller bescheinigt der Säule in der Einstellung MUSIC eine Bassanhebung bei 70 Hz bis runter auf 45 Hz, eine leichte Senke bei 2500 Hz und einen Boost ab 5 kHz. Bei der Filtereinstellung VOICE wird der Bass flach angefahren und fällt ab 80 Hz ab, die oberen Frequenzen werden ab 7 kHz in Kuhschwanzcharakteristik verstärkt. Beim Template DJ wird bei 2500 ordentlich abgesenkt, während die Höhen ab 5 kHz kräftig eingedreht werden, der Bass ist bei 55 Hz sehr prominent und geht bis 38 Hz runter.
In allen drei Presets kämpft die Säule baubedingt gegen das typische Mittenloch. Zwar sind die 3-Zoll-Mittentöner großzügig dimensioniert, doch sechs Stück reichen noch nicht aus, um die Senke zwischen 1400 und 1600 Hz voll auszufüllen. Hier helfe ich mit dem eingebauten Mid-EQ etwas nach. Die Höhen habe ich frei nach meinem Geschmack um 3 dB gesenkt. Die Indoor-Abhörsituation war zugegebenermaßen beengt, doch auch unter freien Himmel empfiehlt es sich, ein wenig Spannung aus den Höhen zu nehmen und die Mitten aufzupimpen. Der Mitten-EQ lässt sich zu diesem Zweck zwischen 70 Hz – 12 kHz zuerst in 10er Schritten, ab 1 kHz in 0,1 kHz Schritten dB-genau einstellen.
Am Bass muss dagegen nichts gedreht werden, der ist mit wunderbarem Punch und angenehmer Wärme stets präsent. Sollte uns doch einmal der Subwoofer zu fett oder vielleicht sogar zu dünn sein, können wir je nach Spielort, die Lautstärke gesondert absenken oder bis auf +10 dB aufblasen. Ein sehr sinnvoller Regler.

HK Audio Polar 10
HK Audio Polar 10

Unter freien Himmel konnte ich locker einen Umkreis von 50 m beschallen, der theoretischen Reichweite der Bluetooth-Strecke ohne Hindernisse und mit einem Sender, der ebenfalls die Version 5.0 vorhält. Mit meinem V4.2 Sender kam ich noch gute 35 m ohne Störungen von der Box weg. Befinden sich leichte Hindernisse im Weg, schränkt sich die Sendestrecke auf 25 m ein.
2000 Watt Spitze und 1000 Watt RMS, das entspricht genügend Leistung, um ca. 170 Leuten eine schöne Party von der Tanzfläche bis an die Bar zu bescheren. An dem Leistungslimit erreiche ich mit der Box 110 dB(A) in 1 m und noch 104 dB(A) in 3 m Abstand. Das ist viel Dampf und gerade mit dem stattlichen Bassfundament eine Empfehlung für den reisenden DJ, der an der Box auch gleich zwei Mikrofone und eine Gitarre für die Guerilla Events einstöpseln kann.
Die Feedback-Festigkeit ist dabei recht gut, zumal der heiße Hochtöner über Kopf montiert ist und sich so keine direkte Linie zwischen Mikrofon und Tweeter aufbaut. Montieren wir allerdings die Polar 10 nur halb ohne Spacer, um sitzendes Publikum zu erreichen oder von hohen Bühnen aus zu beschallen, kann es bei der Leistungsgrenze und stark aufgedrehtem Mikrofon eng werden. Speziell, wenn wir die Polar 10 zum kombinierten Monitor- und PA-Zweck hinter uns aufstellen.
Die Vorverstärkung des internen Mischpultes ist passend dimensioniert, sodass wir stets ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Playbacks, Mikrofonen und Instrumentarium bekommen. Alle Eingänge funktionieren wie zu erwarten ist. Ein Kuhschwanz-EQ an den Mic-Eingängen ist wünschenswert, um auch minimalen Produktionen einen guten Klang zu ermöglichen. Für Kanal 4 wünsche ich mir neben den Cinch-Eingängen noch Klinkenbuchsen, was eine seriösere Verbindung mit meinem externen Mischpult zum Beispiel als DJ gewährleistet.
Vorträge, Reden und ähnliche Anwendungen können im Voice-Modus locker auch für Audienzen um 200 Personen mit nur einem System bestritten werden. Es empfiehlt sich, hierbei eher wieder hinter der Box zu stehen. Die Dispersion des Hochtöners erlaubt eine große Abdeckung bei 120° Verteilung in der Horizontalen. Im Leerlauf säuselt die Polar 10 vor sich hin, gerade bei Sprachanwendungen kann dies ein wenig stören, da die Box in Redepausen immer zu orten ist.

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Profilbild von Zelly Tellz

Zelly Tellz sagt:

#1 - 27.02.2020 um 22:51 Uhr

0

Ärgerlich ist es, darauf schon 1,5 Monate warten zu müssen und es taucht eine neue Lieferterminverzögerung um 5 Wochen auf.

    Profilbild von Axel Erbstoesser

    Axel Erbstoesser sagt:

    #1.1 - 25.03.2020 um 14:14 Uhr

    0

    Das tut uns leid. Für die Liefertermine können wir als Magazin nichts. Auch habe ich die Zeiten dahingehend nicht im Test berücksichtigt und kann auch nichts zu dem aktuellen globalen Shutdown sagen.
    Eins steht fest: Die Polar 10 wird kommen und sie wird rocken.

    Antwort auf #1 von Zelly Tellz

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Blackhorn sagt:

#2 - 05.03.2020 um 19:48 Uhr

0

Klingt interessant. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Säulen-PA´s und herkömmlichen PA´S?
Hat diese PA auch genügend Power bei kleineren Veranstaltungen ordentlich einzuheizen?

    Profilbild von Rob F

    Rob F sagt:

    #2.1 - 15.01.2021 um 14:23 Uhr

    0

    Bei den Säulen ist der Schallpegelabfall kleiner, die Raumakustik beeinflusst den Sound deutlich weniger.
    Allerdings, es sind immer noch kompakte Systeme und diese haben ihre Grenzen in der Basswiedergabe. Man kann zwar erstaunlich tiefen Bass aus kleinen Laustprechern holen, aber nicht bei hohen Pegeln.
    Ich kenne Erfahrungsberichte, in denen man die Säulen so nutzte, wie man es bei 12" Fullrangeboxen macht, die man ja auch mit einem 15" oder 18" Subwoofer ergänzt und nur mit Frequenzen über 100 Hz speist, das kann diese Boxen sehr gut erweitern.
    Ich hatte Gelegenheit, so meine HK Audio LUCAS nano 300 aufzuwerten und erlebte, dass die Augen sagten "kleine schwache Lautsprecher" und die Ohren "eine ganz normale große Clubanlage"

    Antwort auf #2 von Blackhorn

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Bruno sagt:

#3 - 06.03.2020 um 05:29 Uhr

0

Wenn man sie jetzt auch noch kaufen könnte, wäre es perfekt. Warte auch schon mehrere Wochen, Liefertermin wurde jetzt nochmals um ca. 3 Wochen verschoben. Das ist der Preis, wenn das Zeug aus China kommt.

    Profilbild von Axel Erbstoesser

    Axel Erbstoesser sagt:

    #3.1 - 25.03.2020 um 14:12 Uhr

    0

    Das tut uns leid. Aber für die Lieferkette sind wir als Magazin nicht verantwortlich. Zu dem Zeitpunkt des Tests war HK-Audio zuversichtlich, liefern zu können (lt. Telefonat).

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DASC Studio sagt:

#4 - 21.03.2020 um 07:21 Uhr

1

Das ist doch nicht das erste Säulensystem von HK. Sie schreiben so, als hätte HK bislang noch keine solche PA im Portfolio. Aber seit knapp 10 Jahren haben die Saarländer doch sehr erfolgreich einige Säulen (oder immer die gleiche) im Programm: "Elements"? Zählt das nicht dazu?

    Profilbild von Axel Erbstoesser

    Axel Erbstoesser sagt:

    #4.1 - 25.03.2020 um 14:00 Uhr

    0

    Tatsächlich ist die Polar 10 das erste Säulensystem von HK-Audio. Die Firma grenzt die Polar 10 deutlich von der Elements Serie und Lucas Nano ab, da die Polar als Stäbchen ein in sich abgeschlossenes System ist.
    Die Elements habe ich früher auch fälschlich zu den Stäbchen gezählt, doch ist diese Serie modular aufgebaut und erweiterbar. Zudem müssen die einzelnen Komponenten auf Polstangen aufgepflanzt und extern verkabelt werden. Das macht den Unterschied. Da nimmt es HK Audio sehr genau und hat mir das telefonisch auch bestätigt.
    Also: Das erste Stäbchen aus dem Hause HK Audio, auch wenn Elements und Lucas Nano schon sehr nah dran sind.

    Antwort auf #4 von DASC Studio

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    +1
Profilbild von Rob F

Rob F sagt:

#5 - 15.01.2021 um 12:40 Uhr

0

Also ich finde es angenehm, dass HK Audio den Preisbereich unter 1000 EUR nicht nur mit den Systemen der kleineren LUCAS nano abdeckt, sondern in einem Bereich sich engagiert, in dem bisher in erster Linie nur von LD Systems die MAUI 5 und 11 waren und die Bose L1 compact, wenn sie gerade im Sonderangebot ist.Mich würde mal interessieren, wie sich die Polar eigentlich im Vergleich zu einer vergleichbaren Elements Konfiguration schlägt, welche Abstriche man machen muss.Denn die Elements ist ja doch einen Tick teurer, als Bose, klingt aber auch einen Tick besser, hat dafür aber einen engeren Abstrahlwinkel.

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