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Gretsch New Classic Studio Test

PRAXIS

Wie auch schon vor ein paar Tagen bei den Snares fällt mir beim Auspacken zuerst die tolle Optik auf. Direkt im Anschluss bemerke ich die tadellose Verarbeitung des Sets, denn ich finde nicht viel, das mich an die Fernost-Herkunft des Schlagzeugs erinnert. Die Nahtstellen der Kessel verlaufen senkrecht und sind sowohl auf der Außen-, als auch auf der Innenseite des Kessels spitzenmäßig sauber verleimt. Ebenso gibt es an den Fellauflagekanten nichts auszusetzen.
Der Grat verläuft recht weit innen, ungefähr auf Höhe der dritten Holzlage. Die Innenseite der Kessel ziert der „Silver Sealer“. Böse Zungen behaupten, dass dieser seinerzeit nur verwendet wurde, um die schlechte Holzqualität zu verbergen. Heutzutage möchte man natürlich lieber an eine tolle akustische Maßnahme glauben. Schlechte Holzqualität gibt es im Falle der New Classic Kessel auf jeden Fall nicht zu verstecken.
Beim Blick auf die Kessel fällt mir noch mal der beträchtliche Wandstärkenunterschied zwischen den einzelnen Trommeln auf. Dabei erinnere ich mich an ein Gespräch, dass ich einmal mit einem Trommelbauer über das Thema Wanddicken bei Trommelkesseln hatte. Damals interessierte mich, woher das hohe „Zing“ oder auch „Gummiballgeräusch“ beim Anschlag von großen Toms und Bassdrums kommt. Er sagte, dass solche Störgeräusche nicht, wie ich vermutet hatte, durch Reflektionen im Kesselinneren erzeugt werden. Der wahre Grund seien zu schwache bzw. zu dünne Kessel. Vor dem Hintergrund macht es Sinn, dass inzwischen mehrere Hersteller die Kesseldicken (und damit auch die Stabilität der Trommeln!) mit steigendem Kesseldurchmesser wachsen lassen.

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Ich habe noch gar nicht erwähnt, wie hübsch ich die “Satin Walnut Burst”-Lackierung finde. Sie ist seidenmatt-transparent und gibt dem Holz einen leichten Walnußton –wie der Name schon vermuten lässt. Sie ist sehr gut gearbeitet und hat großen Anteil an der hochpreisigen Optik des Sets. Da ich mir gerade die Außenseite der Kessel ansehe, kann ich auch schnell noch einen genauen Blick auf die Böckchen im Tubelug-Stil werfen. Diese sind an zwei Punkten mit dem Kessel verschraubt und wie der Rest der Kesselhardware von außen mit Kunststoff unterlegt. Gretsch bezeichnet sie als „very low mass“. Ups, da fällt mir auf, dass eins der Böckchen etwas schief am Standtom angebracht ist. Endlich ein Grund zum Meckern!

Ich könnte jetzt noch viele Worte über einzelne Details verlieren, aber da das wirklich Interessante am Schlagzeug natürlich der Klang ist, fasse ich mich kurz und komme dann zum Soundcheck. Sowohl die Features als auch die Verarbeitung des New Classics befriedigen definitiv professionelle Ansprüche. Und nun zum Sound:

Audio Samples
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Beat 1 Beat 2 Toms hoch gestimmt Toms hoch gestimmt 2 Toms tief gestimmt Toms tief gestimmt 2 Toms tief gestimmt 3 Toms tief gestimmt 4

Der Grundcharakter des Sets ist rund, warm und trotz der traditionellen Zutaten eher modern. Sowohl die für Gretsch typischen, um 30 Grad abgewinkelten Fellauflagen als auch die Gussspannreifen geben den Trommeln die Note, die auch den Great Gretsch Sound ausmachen. Der Weg zum guten Sound ist allerdings bei meinem Testset nicht ganz eben. Ich beschreibe im Einzelnen, was ich damit meine: Ich beginne den Soundcheck mit einer eher hohen Stimmung. Dabei merke ich gleich, dass die Kessel mir deutlich erzählen, wie weit sie gehen wollen. Die Toms klingen schnell flach, wenn ich sie zu hoch drehe. Wenn ich versuche, eine hohe Stimmung der Resofelle mit tief gestimmten Schlagfellen zu kontern, fangen letztere sofort an, sehr unsauber zu flattern. Das liegt sicher weniger an den Trommeln alleine, als an einer Kombination verschiedener Faktoren. Besonders bei modernen Trommeln mit modernen Gratungen und modernen Aufhängungen wirkt dem freien Schwingen der Felle nicht viel entgegen. Im Gegensatz dazu haben Gratungen vieler Vintage-Sets eine deutlich größere Dämmwirkung durch eine große Fellauflagefläche. Auch die Montage eines Toms auf einem Snareständer beispielsweise beeinflusst das Schwingverhalten des Kessels und der Felle. Freies Schwingen dagegen stellt die Felle vor eine schwierige Aufgabe. Und die überfordert die Evans G1 offensichtlich. Aus dem Grund empfinde ich die Fellauswahl des New Classic als unpassend. Die Lösung des Problems liegt in einer schlauen und „klangneutralen“ Dämpfung der Resofelle. Das verhindert auch, dass sich die Trommeln gegenseitig zu sehr anregen. Nachdem das geschehen ist, habe ich auch mehr Spielraum mit den Schlagfellen. Jedoch ist der auch nicht riesig. Auch nach unten, also in Richtung tiefer Stimmungen, stoße ich bald an die Grenzen. Als Fazit für die Toms würde ich sagen: Solange ich mich innerhalb der Grenzen des Stimmbereichs aufhalte und ein paar Stimm- und Dämmtricks anwende, bekomme ich einen runden, dicken und charaktervollen Sound. Alles Weitere kann mit passenderen Fellen sicher noch verbessert werden. Ähnliches gilt für die Bassdrum, denn ihr Stimmumfang ist eingegrenzt. Der Sound ist aber sehr konturiert und ausgewogen. Auch ihr schadet eine leichte Dämpfung für meinen Geschmack nicht, ein weiss aufgerauhtes Schlagfell mit stärkerer Vordämpfung wäre keine verkehrte Wahl gewesen, nicht nur optisch. Angenehm finde ich, dass die Bassdrum von sich aus den Kick nicht stark betont. Der Schlägelsound lässt sich jedoch mit einem Patch oder einem härteren Beater problemlos herausarbeiten. Naturgemäß ist die Bassdrum wegen ihrer 20″ Durchmesser weniger bassstark als eine im Standardmaß 22″, doch selbst für eine Trommel in “Studio”-Größe ist sie insgesamt recht leise.

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