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Gibson Les Paul Standard HP 2017 HCSB Test

Die Gibson Les Paul Standard HP 2017 (High Performance) wartet im Vergleich zum Traditional-Modell mit ein paar Finessen wie dem G-Force Tuning System, einem massiven Mahagoni-Korpus mit AAAA-Riegelahorndecke oder dem verstellbaren Metallsattel auf. Hier wird an die Gitarren von 2015 angeknüpft, das Jahr, in dem Gibson in den Augen vieler versucht hatte, das Rad neu zu erfinden, und damit bei seiner Kundschaft nicht auf ungeteilte Zustimmung stieß.

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Nun hat der Hersteller reagiert und teilt seine Gitarren des Modelljahrgangs 2017 grob in zwei Kategorien ein, wobei sich Traditional, wie der Name schon sagt, am traditionellen Stil orientiert, während die High Performance Reihe mit allem ausgeliefert wird, was Gibson an Innovationen zu bieten hat. Was sich im Detail dahinter verbirgt, erfahrt ihr im folgenden Test.

Details

Korpus

Der Korpus unserer Test-Paula wird laut Herstellerangabe mit einem Ultra Modern Weight Relief versehen, bei dem einiges an Holz aus dem Body gefräst wird. Trotzdem setzt sich unsere Lady mit stolzen vier Kilogramm Lebendgewicht auf den Schoß. Optisch kommt die Gitarre mit einer gewölbten, attraktiven AAAA-Riegelahorndecke, das Ganze in unserem Fall in Heritage Cherry Sunburst mit cremefarbenem Binding. Alternativ ist das Instrument auch in Bourbon Burst, Honey Burst oder Blueberry Burst erhältlich.

Fotostrecke: 5 Bilder Mit der Les Paul Standard HP 2017 erweitert Gibson seine Modellreihen um die High Performance Serie.

Zwei Humbucker, vier Regler, Pickup-Wahlschalter, ein cremefarbenes Schlagbrett, die Tune-O-Matic Bridge mit Stop Tailpiece und ein Titan-Sattel für besseres Sustain gehören zur Ausstattung. Die Hardware ist verchromt genau wie Schalter und Regler, die Potiknöpfe zusätzlich im Zylinder-Stil mit geriffeltem Schaft für einen besseren Grip. Das sieht schick aus, ist aber meiner Meinung nach etwas unpraktisch, denn Reglerpositionen sind optisch nicht auszumachen – es gibt keinerlei Markierungen am Knopf, nicht einmal einen Punkt. Wer oft an den Reglern spielt, wird sich an die fehlende optische Kontrolle gewöhnen müssen. Dazu sind zwei Knöpfe schlecht aufgesetzt und laufen unrund. Das mag aus praktischer Sicht wie Haarspalterei klingen, weil es keinen Einfluss auf Sound oder Bespielbarkeit hat, aber bei einem Instrument für 2600 Euro sollten auch solche kleinen Fertigungsfehler eigentlich nicht auftreten.

Fotostrecke: 4 Bilder Standard auf Les Paul Modellen ist schon seit Jahrzehnten die klassische Brückenkonstruktion,…

Ein Novum im Vergleich zur traditionellen Les Paul ist der Fast Access Hals-Korpus-Übergang, der sehr ergonomisch gestaltet ist und somit das Spiel in den höheren Lagen enorm erleichtert. Der Hals ist wie gewohnt mit dem Korpus verleimt und auch die Anschlussbuchse sitzt auf dem angestammten Platz, den man ihr vor 65 Jahren zugewiesen hat.

Fotostrecke: 6 Bilder Auch beim Transportschutz geht Gibson keine Kompromisse ein…

Pickups

Zwei Burstbucker sorgen für die Tonübertragung, ein Burstbucker Rhythm Pro am Hals und ein Burstbucker Lead Pro+ in der Stegposition. Geschaltet werden sie über den 3-Wege Toggle-Switch und für jeden Pickup stehen separate Volume- und Tone-Regler zur Verfügung. Das war aber noch nicht alles, denn jedes Poti ist mit einer Push/Pull-Funktion ausgestattet und es gibt weitere Möglichkeiten, mit denen die Schaltung weiter modifiziert werden kann. So sind im Elektronikfach fünf DIP-Schalter eingebaut, mit denen sich einiges umschalten lässt. Die beiden Volume-Potis können entweder zum Coil Split oder Coil Tap benutzt werden. Bei Coil Tap wird eine geringere Anzahl an Wicklungen genutzt, bei Coil Split ist nur eine Spule im Einsatz (Singlecoil-Mode). Der Tone-Regler des Hals-Pickups aktiviert die Out-Of-Phase-Schaltung, die Pickups laufen dann gegenphasig, was naturgemäß nur dann hörbar ist, wenn beide Tonabnehmer eingeschaltet sind.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Gibson Les Paul Standard HP 2017 ist mit zwei Tonabnehmern ausgestattet.

Mit dem Tone-Regler des Stegpickups kann eingestellt werden, ob die inneren oder die äußeren Spulen aktiv sind. Dazu kommen drei weitere Funktionen, die über die DIP-Schalter 3 bis 5 aktiviert werden. Zum einen ein High-Pass-Filter, der einsetzt, wenn man das Volume-Poti am Halspickup zurückdreht (DIP 3), die gleiche Funktion für den Stegpickup wird mit DIP 4 geschaltet. DIP 5 aktiviert eine Transient-Suppression, die sich gut dazu eignet, Peaks beim Anschlag leicht zu unterdrücken, wenn man beispielsweise mit der Gitarre direkt in ein Audio-Interface spielt. Die unterschiedlichen Schaltmöglichkeiten mit den Push/Pull-Potis und DIP-Schalter hier noch einmal als tabellarische Übersicht.

Volume Neck (Potiknopf oben)Coil Split oder Coil Tap (wählbar über DIP 1)
Volume Bridge (Potiknopf oben)Coil Split oder Coil Tap (wählbar über DIP 2)
Tone Neck (Potiknopf oben)Out Of Phase
Tone BridgeAuswahl der Spule bei Coil Split/Tap. Unten: Innere Spulen – Oben: Äußere Spulen
DIP 1Off: Hals-PU Coil Tap- On: Hals PU Coil Split
DIP 2Off: Steg-PU Coil Tap – On: Steg-PU Coil Split
DIP 3On: Hals-PU High Pass Filter
DIP 4On: Steg-PU High Pass Filter
DIP 5On: Transient Suppressor
Fotostrecke: 5 Bilder Auf den ersten Blick gar nicht zu erkennen, verbirgt sich in der Paula eine ausgefuchste Elektronik.

Hals

Der Mahagoni-Hals ist laut Hersteller für den “Modern Player” konzipiert, mit einem asymmetrischen Slim-Taper-Profil und einer etwas größerer Breite (44,3 mm Sattelbreite) als bei den Traditional-Modellen. Darauf befindet sich ein Palisandergriffbrett mit Compound-Radius, dessen Wölbung in den höheren Lagen etwas flacher wird, mit 22 sauber eingearbeiteten Medium-Frets. Während sich das String-Spacing am Steg im Vergleich zu den traditionellen Les Pauls nicht verändert hat, ist am Sattel der Abstand zwischen den Saiten schon etwas größer. Bei meiner Les Paul Studio beträgt dort die Distanz (Außenmaß) von tiefer zu hoher E-Saite 35,3 mm, bei der Les Paul Standard 2017 HP sind es 36,3 mm. Der eine Millimeter macht schon etwas aus, man kann Akkorde in den tiefen Lagen etwas entspannter greifen, ohne dass ein Finger die Nachbarsaite abdämpft. Zur Orientierung dienen auf dem Griffbrett Perlmutt-Trapezeinlagen und schwarze Punkte am cremefarbenen Binding der Halsleiste. Die Saiten laufen in Richtung Kopfplatte über einen Metallsattel mit Nullbund, eine Neuerung, die schon bei den 2016er Modellen an Bord war. Der Sattel ist per Inbusschraube in der Höhe verstellbar. Falls Positionen geändert werden müssen, ist man hier gut gewappnet, denn Brücke, Halsneigung und Sattel sind justierbar. Aber das ist bei unserem Testmodell nicht notwendig, denn hier passt alles. Eine große, silberfarbene Kunststoffabdeckung verschließt den Zugang zum Halsstellstab und die Tuning-Mechaniken sitzen wie gewohnt an beiden Seiten der Kopfplatte. Auf der Rückseite ist das G-Force Tuning System montiert, mit dem die Gitarre automatisch gestimmt werden kann.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Hals ist aus Mahagoni gefertigt und wie üblich per Leimung fest mit dem Korpus verbunden.

G-Force Tuning System

Das G-Force Tuning System ist als Nachfolgemodell des Min-eTune Systems von Tronical nun schon länger auf diversen Gibsons im Einsatz und wer sich näher dafür interessiert, der findet in einem speziellen Beitrag Tipps und Details zum Umgang mit dieser innovativen Stimmhilfe:
Gibson G-Force Tuning System Workshop – So funktioniert das neue Tuning System
Das System lässt sich einfach bedienen, man schaltet es ein, schlägt einmal leicht durch alle Saiten, die Tuner beginnen zu arbeiten, eventuell ein oder zwei einzelne Saiten nachjustieren, wenn sie noch rot angezeigt werden, fertig! Das geht recht fix, und wenn es mit der hundertprozentigen Stimmgenauigkeit doch einmal nicht auf Anhieb hinhauen sollte, hält man den On/Off-Schalter etwas länger gedrückt und gelangt in einen etwas langsameren Modus. In diesem kann jede Saite einzeln angeschlagen und gestimmt werden, das G-Force System arbeitet wesentlich präziser und viel mehr Zeit wird auch nicht benötigt. Der große Pluspunkt automatischer Tuning-Systeme zeigt sich vor allem beim schnellen Wechsel auf Open-Tunings. Von DADGAD auf Standard-Tuning messe ich gerade einmal 10:31 Sekunden im schnellen Modus! Das ist beachtlich und sogar wenn für ein perfektes Tuning nachgestimmt werden muss, ist das Ganze schneller erledigt als mit herkömmlicher Handarbeit. Und stressfreier ist es allemal, zudem eine Menge voreingestellter Stimmungen abrufbar ist. Es gibt die Main Tuning Presets und die Low Tuning Presets, wenn es richtig in den Keller gehen soll. In den Grafiken seht ihr die unterschiedlichen Presets. Die Anwahl ist recht einfach. Man drückt den On/Off-Schalter zweimal und wählt dann mit den Links/Rechts-Tastern das Tuning (Saitennamen-Buchstaben), die Preset-Bank (z.B. rot, grün, blau) wird mit den Up/Down-Tastern ausgesucht.

Fotostrecke: 5 Bilder Die sechs G-Force Mechaniken sitzen wie gewohnt an beiden Seiten der Kopfplatte.
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