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GEWA DP340G Test

Praxis

Drückt man den leicht versteckten Einschaltknopf, so ist das Instrument nach einer Sekunde spielbereit. Beim Einschalten ist immer der akustische Piano-Sound ‚P1‘ angewählt. Es leuchtet die rote Indikator-LED an der Frontseite sowie die Taster “Voice” und “Reverb”. Zum Ausschalten muss man den Einschaltknopf länger gedrückt halten.
Zur Demonstration bietet das DP340G 10 DEMO-Songs, um sich so einen Überblick über den Klangvorrat des Digitalpianos verschaffen.

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Demosong P1 (Piano 1) Demosong OG3 (Orgel 3)

Die DEMO-Funktion startet man durch gleichzeitiges Drücken der Tasten “Voice” und “Metronome”. Drückt man dagegen “Reverb” und “Chorus” gleichzeitig, so gelangt man in das ‚Function‘-Menü, in dem viele wichtige Parameter des Instruments eingestellt werden können. Diese Werte gehen beim Ausschalten des Gerätes allerdings wieder verloren.

Klavierklang

GEWA hat dem DP340G Piano 20 verschiedene Sounds spendiert. Natürlich sind die akustischen Pianos die wichtigsten Klänge für ein Digitalpiano. Für den Klavierklang wurde ein Steinway & Sons D-274 aufwändig in vier Layerstufen gesampelt und mit über 1 GB an Datenmenge im PCM-Speicher abgelegt. Die leistungsstarke Polyphonie von 256 Stimmen wird auch bei heftigen Glissandi kaum an ihre Grenzen stoßen. Um die Unterschiede der drei akustischen Piano-Sounds des DP340G zu erkennen, habe ich ein Vergleichs-Midifile von einem Computer über USB in das Instrument übertragen und jeweils eine Audio-Aufnahme aus dem LINE OUT auf der Rückseite des Gerätes gemacht.
Ich selbst kann allerdings kaum einen Unterschied zwischen den Pianos P2 und P3 erkennen. P1 ist etwas wärmer und weicher und beim Umschalten klingt es so, als ob hier ein anderes Sample genutzt wird, als bei P2 und P3. Alle akustischen Pianos klingen sehr authentisch und ausgewogen. Der Diskant-Bereich ist bei stärkerem Anschlag sehr brillant. Die Dynamik des Flügel-Sounds ist sehr groß und die vier Sample-Layer sorgen dafür, dass man keine Velocity-Sprünge bemerkt. Vor allem über Kopfhörer hat man den Eindruck, vor einem echten Steinway zu sitzen.

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Vergleichs-Midifile P1 (Piano 1) Vergleichs-Midifile P2 (Piano 2) Vergleichs-Midifile P3 (Piano 3)

Im GEWA DP340G werden – wie mittlerweile in vielen Digitalpianos – auch Resonanz-Effekte des akustischen Flügels simuliert. Bei der Saitenresonanz beeinflussen sich gleichzeitig gespielte Töne gegenseitig. Im Audiobeispiel habe ich einen Akkord in mittlerer Lage so leicht angeschlagen, dass er nicht erklingt. Wenn ich nun einen kurzen tiefen Ton laut anschlage, schwingen die Obertöne der Saiten mit, deren Dämpfer gerade offen sind.
Der Effekt ist nur sehr leise zu hören. Wesentlich deutlicher nimmt man die Dämpferresonanz wahr: Wenn alle Saiten frei schwingen können, weil das Sustain-Pedal gerade gedrückt wird, werden auch die Obertöne vieler Saiten zum Schwingen angeregt. Die Stärke der beiden Effekte können im Function-Menü eingestellt werden. Eine Simulation der Hammer- und Dämpfer-Geräusche, die beim Loslassen einer Flügeltaste entstehen, gibt es beim DP340G nicht, das wird aber in dieser Preisklasse auch nicht erwartet.

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Piano-Saitenresonanz Piano-Dämpferresonanz

Die integrierten Lautsprecher strahlen den Schall nach unten ab, wodurch der Klang etwas indirekt wird. Außerdem sind die Speaker nicht sehr ausgewogen. Ihr Klang ist etwas zu mittig, wodurch die Spielfreude etwas eingetrübt wird. Andere Hersteller bauen zwei zusätzliche Hochtöner in den Korpus ein, die nach vorne abstrahlen und erreichen so einen direkteren Klang. Das Verstärkersystem des DP340G ist allerdings mit 2 x 20 Watt sehr kraftvoll und ohne jedes Rauschen. Ich habe den Lautstärkeregler nie weiter als bis zur Hälfte aufgedreht. Da ist noch viel Reserve. Eine Klangregelung gibt es bei diesem Digitalpiano leider nicht, lediglich ein Brillanz-Parameter (bri) im Function-Menü kann den Ton noch heller machen.

Weitere Sounds

Neben den wichtigen akustischen Klaviersounds sind noch weitere Klänge im DP340G vorhanden, die ich hier vorstellen möchte. Gut gelungen sind die elektrischen Pianos EP1 (Rhodes) und EP4 (Wurly), die sowohl trocken als auch angereichert mit Modulations-Effekten sehr angenehm zu spielen sind. Ich habe beim Rhodes einmal alle acht Effekte durchprobiert und beim Wurly den Effekt “Tremolo 2” verwendet.

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EP1 (E-Piano 1- Rhodes) EP1 (E-Piano 1- Rhodes) mit Effekten EP3 (E-Piano 3- FM) EP4 (E-Piano 4-Wurly)

Die Orgeln klingen realistisch, praktisch ist, dass die Geschwindigkeit des Rotary-Effekts mit dem linken Pedal zwischen langsam und schnell umgeschaltet werden kann. Auch Harpsichord (mit Note-Off-Sample!) und Clavinet sind brauchbar.

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Pfeifenorgel Hammondorgel Harpsichord Clavinet

Die weiteren Sounds sind ‚Beiwerk‘. Strings und Pads können im Layermodus einem Pianosound unterlegt werden. Das Lautstärkeverhältnis wird mit dem Balance-Parameter im Function-Menü eingestellt. Leider verschwinden die Strings und Pads beim Betätigen des Sustain-Pedals recht schnell. Die Hüllkurve ist also für den Einsatz als Layer-Sound ungünstig programmiert, wie man im Audiobeispiel hören kann.

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Strings Pad Layer: Piano mit Strings

Abstimmung der Tastatur

Die Abstimmung zwischen Tastatur und Klangerzeugung ist sehr gut gelungen. Die verbaute Fatar-Tastatur aus Kunststoff ist von hoher Qualität und sehr nuanciert spielbar. Die Anschlagsempfindlichkeit kann im Function-Menü in sechs Stufen eingestellt werden. Eine Besonderheit des DP340G ist die Nutzerkalibrierung der Tastatur. Die Digitalpianos werden – so der Hersteller – bei GEWA kalibriert, d. h. die Dynamik der Tastatur wird in einem speziellen Verfahren gemessen und genauestens auf Gleichförmigkeit zwischen den einzelnen Tönen abgestimmt und diese individuelle Abstimmung wird in jedem Gerät gespeichert.
Sollten im Laufe der Zeit durch starke mechanische Beanspruchung oder durch einen Transport des Instruments Ungleichmäßigkeiten von der ursprünglichen Justage auftreten, so kann man über einen eingebauten Kalibriermodus die Regulierung einzelner Töne selbst durchführen. Beim akustischen Klavier müsste man dazu einen Klavierbauer kommen lassen. Im Kalibriermodus kann man den Dynamikwert für jede einzelne Taste von -64 bis +64 einstellen.
Dieser Wert ist anscheinend eine Art “Velocity-Offset”, der schon werkseitig für jede Taste individuell eingestellt wurde, um mechanische Fertigungstoleranzen auszugleichen. Wenn jetzt eine Taste z. B. altersbedingt einen etwas geringeren Velocity-Wert erzeugt, kann man durch einen positiven Offset diesen Wert anheben und so dafür sorgen, dass die Tastatur wieder gleichmäßig spielbar ist. Diese Nutzerkalibrierung lässt sich natürlich auch wieder auf die Werkseinstellung zurücksetzen.

Bedienung

Das DP340G bietet im Function-Menü viele Parameter, die in Form von Kürzeln mit den LED-Segmenten angezeigt und mit den Cursor-Tastern angewählt und verändert werden. Die Funktionen reichen von der Transponierung (Kürzel trA) über den Midi-Übertragungskanal (tr.C) bis zur Einstellung der Anschlagsempfindlichkeit (tch). Es sind 16 verschiedene Parameter.  Die Kürzel sind oft nicht einleuchtend und ohne die Bedienungsanleitung in der Hand wäre man hoffnungslos verloren. Ich werde das nicht als Nachteil bewerten, denn das DP340G ist natürlich keine Workstation. Es soll in erster Linie die Funktion eines gut klingenden Digitalpianos erfüllen, aber ein wenig mehr Bedienkomfort und Übersicht über die Parameter würde die Spielfreude ungemein erhöhen. Immerhin sind aber die Klänge und ihre Effekte durch die entsprechenden Taster schnell auszuwählen und zu verändern.

Player/Recorder

Der einfache MIDI-Recorder des DP340G erlaubt die Aufnahme von drei eigenen Musikstücken, die auch nach Ausschalten des Instruments erhalten bleiben. Ist ein Speicherplatz bereits belegt, muss er zunächst gelöscht werden, um eine neue Aufnahme darauf abspeichern zu können. 

Sonstiges

Über den Line-In Anschluss auf der Rückseite kann eine externe Soundquelle angeschlossen werden, um das Signal über das Piano zu hören. Die Lautstärke kann im Function-Menü eingestellt werden. Das ist eine hilfreiche Möglichkeit zum Üben, beispielsweise um zu einem Track mitzuspielen. Eine automatische Abschaltfunktion sorgt dafür, dass sich das Instrument nach einer einstellbaren Zeit selbstständig abschaltet, wenn das Piano während dieser Zeit nicht gespielt wurde. 

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