Gallien Krueger MB210 Test

Praxis

Der MB210-Combo ist tatsächlich einfacher zu transportieren als ein Kasten Bier, und das macht ihn natürlich zum perfekten Partner, um von einer Probe zur nächsten zu hechten – das Klassenziel ist also auf jeden Fall erreicht, und ich bin wirklich bei jedem erneuten Anheben des Gerätes dankbar – besonders,  weil ich zum Zeitpunkt des Tests tatsächlich „Rücken hatte“. Etwas enttäuscht hat mich die Qualität des Kunstlederbezugs. Der Combo ist an drei der vier Seiten durch Plastikecken geschützt. Warum solche nicht auch auf der Flanke angebracht sind, an dem das Elektronik-Chassis eingelassen wurde, ist mir ein Rätsel. Zur Folge hatte dies in meinem Fall, dass sich der Bezug an diesen Ecken auf dem Weg zum Gig abgerieben hat, da ich wie gewohnt die Box so transportierte, dass die Speaker nach oben zeigen und so „entspannt im Chassis hängen können“. Der Bezugsstoff der umgeklappten Rückbank hatte anscheinend bessere Argumente als der Bezug des GK – auf eine Art muss dieses zierliche Gerät also dann doch mit Samthandschuhen behandelt werden. Ansonsten macht der GK aber doch einen, in Relation zu Gewicht und Größe, annehmbar soliden Eindruck. Das Gitter ist gut befestigt und sorgt für den nötigen Schutz der Speaker. Um auf Nummer sicher zu gehen, hat das Hochtonhorn sogar noch eine extra Schutzkappe erhalten.

Man muss bei der Einschätzung natürlich auch sehen, dass dieser Combo-Amp wahrscheinlich weniger bei der Stadiontour einer Metalband zum Einsatz kommen wird. Er ist eher ein angenehm zu „händelndes“ Tool für Bassisten, die Proben und kleine Gigs mit möglichst wenig Stress bestehen wollen. Im Normalfall wird der MB210 also einige mehr Autofahrten ohne Blessuren überstehen – wenn man denn die ungeschützte Flanke mit einem entsprechenden Stück Stoff, o.ä. schützt.

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Quasi als Feuertaufe habe ich den MB210 zu einem Gig mit dem lautesten Drummer, den ich kenne, mitgenommen. Um den GK aber nicht von vornhinein zu überfordern, habe ich auch gleich noch eine zusätzliche 2×10“-Box eingepackt, die den Output des Amps auf 500 Watt (dann an 4 Ohm) hochpuscht. Dennoch war ich mir nicht sicher, ob dieser kleine Amp tatsächlich mit diesem Monsterdrummer mithalten kann – wurde aber positiv überrascht. Die Lautstärke war tatsächlich kein Problem. Mir hat gut gefallen, dass ich den Bass zu jeder Zeit sehr gut orten konnte und ich dabei nie Gefahr lief, verschwommen oder matschig zu klingen.

Nun gibt es in der Welt des Boxenbaus eine konstruktionsbedingte Grundregel: Von den drei Faktoren geringes Gewicht, kleine Abmessungen und gesunde Bassfrequenzwiedergabe können immer nur zwei  gleichzeitig vertreten sein. Der GK ist, wie wir ja mittlerweile wissen, sehr klein. 15 kg für einen 500Watt-Amp plus 2×10“-Box ist natürlich auch extrem wenig. Was bleibt? Genau , Tiefbass – mit großen Sprüngen kann man hier nicht rechnen. Wenn man einen solchen federleichten Amp kauft, erwartet man, dass möglichst viele Situationen mit diesem Amp zu meistern sind und da ist Ortbarkeit und Durchsetzungsvermögen vielleicht erstmal wichtiger als eine grandiose Tiefbasswiedergabe – zumal dies, wie gesagt bedingt hätte, dass der Combo entweder schwerer oder größer hätte werden müssen, was wiederum gegen das Grundkonzept arbeiten würde. Dementsprechend wird auch kein anderer vergleichbarer Kleinst-Combo anderer Hersteller dies leisten können – es liegt halt in der Natur der Sache.

Wenn es allerdings auf größeren Bühnen dann doch etwas mehr Tiefbass sein soll, kann man sich prima mit einer Zusatzbox, die evtl. schon eine etwas bassigere Ausrichtung hat, helfen und wird dann sicherlich nichts vermissen. Somit bietet sich der GK als eine Art „modulare Lösung“ an. Kleine Proben und Gigs im Kaffeehaus nur mit dem Combo und größere Gigs mit lauten Drummern mit einer Zusatzbox, um dem Sound mehr Fülle zu geben. Der Grundsound des GK passt sehr gut zum Gesamtkonzept des Amps.

Ich persönlich musste beim Gig die Mitten des MB210 reduzieren, da mir die Kombination aus Neodymspeaker + Digitalamp generell zu viele Mitten ausspuckt und ich diese dann nicht mehr als schön empfinde. Grundsätzlich kann der gewissenhafte Umgang mit den zwei Mittenbändern sehr gut dabei helfen, die Ortbarkeit des Instrumentes zu bestimmen. Wie bereits angesprochen, arbeitet der EQ des Amps wirksam und packt an den richtigen Stellen des Frequenzspektrums an. Einer optimalen Soundanpassung steht also nichts im Wege. Hier gilt die Regel: Lasse genauso viel Mitten im Sound, dass du dich gut hören kannst, aber nimm soviel raus, dass du nicht steril und hart klingst, und dann ist der MB210 ein super Partner in sehr vielen Situationen. Dabei geht der kleine Amp sehr gut auf Änderungen der Spielweise ein,  und Unterschiede zwischen nasalen Sounds mit dem Bridgepickup und Scooped-Sounds  mit beiden Pickups werden sehr gut herausstellt.

Ich muss gestehen, dass mir die Anwesenheit des Limiters eine gewisse Sicherheit gegeben hat. Auch bei den vom Pegel manchmal unberechenbaren Synthbässen hatte ich somit nie Angst, die Speaker durchzuhauen – und das beruhigt doch ungemein. Leider hatte ich den Eindruck, dass der Sound meiner Synths nicht so fett übertragen wird, wie gewohnt – aber der GK ist ja auch in erster Linie ein Amp für Bassgitarren und nicht für Keyboards mit erweitertem Subbass.

Den Tweeter habe ich wie erwartet nicht angeschaltet, denn auch ohne diesen gab es selbst mit den von mir gespielten älteren Flatwound-Saiten mehr als genug Hochfrequentes auf die Ohren. Für Slapper sieht das natürlich anders aus und die werden sich über die Strahlehöhen freuen. Getestet habe ich den Tweeter im Vorfeld natürlich schon. Auch da musste ich mich von einem Vorurteil verabschieden, denn soooo schrecklich wie ich Tweeter normalerweise finde, klingt dieser hier nicht. Man merkt halt, dass Gallien Krueger schon sehr lange ein Hauptaugenmerk auf seine Tweeterkonstruktionen legt – Kompliment.
Die Röhrenampsimulation des Amps mit dem „Boost“-Schildchen habe ich nicht eingesetzt, da diese den Sound meiner Meinung nach noch mittiger macht, als er eh schon ist, was ich persönlich nicht als angenehm empfunden habe.

Und jetzt, zurücklehnen und Lauscher aufsperren:

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