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Fostex TH-900 MK2 Test

Praxis

Geräuschdämpfung und Verwendungszweck

Trotz seiner eigentlich geschlossenen Bauform verhält sich der Fostex TH-900 MK2 eher wie ein halboffener Kopfhörer. Die Abschirmung von Außengeräuschen gelingt nur bedingt. Ein wenig besser schien mir die Geräuschdämpfung nach außen hin zu sein. Das Übersprechen auf ein Mikrofon hielt sich in einem vernünftigen Rahmen. Somit eignet er sich zumindest bedingt für Aufnahmen, eher jedoch zum Abmischen und zum Kontrollhören für die Korrektur von Details. Für den mobilen Einsatz ist er offenbar nicht gedacht, denn eine 3,5-mm-Klinken-Version des Kabels wird nicht einmal optional angeboten. Im Hinblick auf den Preis und den Verarbeitungsaufwand wäre er ohnehin nicht mein Favorit als Reisebegleiter. Am wohlsten fühlt er sich sichtlich im heimischen Ambiente zwischen Stereo-Anlage und gemütlicher Couch. Hier fügt er sich auch optisch ein und gibt dem Musikgenuss einen Hauch Raffinesse bei.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Kopfhörer ist zwar in geschlossener Bauweise hergestellt, schirmt aber dennoch nicht übertrieben stark ab.

Tragekomfort

Der Sitz des Kopfhörers ist relativ weich und dank der Polsterung spürt man ihn trotz seines etwas höheren Gewichts kaum. So ist er auch bei längerem Musikgenuss nicht lästig. Die Schienen zur Größenverstellung laufen sauber und die Rasterpunkte halten an der richtigen Stelle fest. Das drei Meter lange Kabel lässt ausreichend Aktionsspielraum, doch der etwas zu geringe Anpressdruck sorgt für ein nicht ganz unbeschwertes Bewegen beim Arbeiten. Bei Kopfdrehungen hatte ich des öfteren das Gefühl, der Kopfhörer könnte verrutschen oder gar herunter fallen. Das stört ein wenig die Konzentration und verstellt den Blick auf wichtige Klangdetails.

Klang des TH-900 MK2

Wie klingt nun so ein fast 2000 Euro schwerer Kopfhörer? „Sehr gut“, könnte man ohne große Umschweife sagen. Der Kopfhörer arbeitet äußerst präzise und sauber, zeichnet klare Konturen, egal in welchem Frequenzband. Der Frequenzgang an sich scheint nicht komplett ausgewogen zu sein, die Höhen und Tiefen wirken etwas präsenter als der Mittenbereich, ohne jedoch die typische Badewannenkurve abzubilden. Vielmehr bestechen die Bässe durch starken Detailreichtum und ein erstaunliches Low-End. Man meint, den – im positiven Sinne – hölzernen Klangcharakter des verwendeten Materials hören zu können.

Leichter Support von Höhen und Tiefen, aber noch weit von der "Badewanne" entfernt: TH-900 MKII
Leichter Support von Höhen und Tiefen, aber noch weit von der “Badewanne” entfernt: TH-900 MKII

Die etwas zurückgenommenen Mitten verlaufen sich nie, sondern werden jederzeit klar dargestellt und verstehen es, die Klangfarben sämtlicher Instrumente exakt wiederzugeben. Die (mir persönlich etwas zu) präsenten Höhen zeigen jegliche Details und Schwächen im Mix, seien es Schnittfehler, Verzerrungen oder übermäßige Verwendung von De-Essern schonungslos auf. Allerdings besteht auch die gefährliche Tendenz, beim Mischen die Höhen zurückzunehmen, oder sie nach längerem Hören mit dem Kopfhörer dazuzugeben, weil die eigene Abhöre plötzlich stumpfer klingt als gewohnt. In puncto Stereo-Panorama und Bühnenbild spielt das Spitzenmodell aus dem Hause Fostex in den oberen Rängen mit. Hier stand bei der Abstimmung eine realistische Bühnendarstellung im Mittelpunkt. Und diese ist den Japanern ohne Zweifel gelungen.

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