Focusrite RedNet Test

Praxis

Der Aufbau des Dante-Verbundes

Für den Praxistest wurden uns von der Firma Focusrite eine PCIe-Karte, zwei AM2, die Interfaces RedNet 2, 3 und 4 sowie einige zusätzliche Netzwerk-Switches und -Kabel zur Verfügung gestellt. Die PCIe-Karte wird in den Rechner eingebaut, auf dem die Host-Audioworkstation laufen soll, in meinem Fall Nuendo. Sobald die „RedNet Control 2“-Software inklusive PCIe-Kartentreiber installiert ist, schließt man den Ethernet-Port an das zu verwendende Netzwerk an, fertig. Ab jetzt kann das RedNet-Dante-System um Interfaces erweitert werden, indem man an irgendeinem Punkt innerhalb des selben Netzwerkes eines der Geräte per Netzwerkkabel anschließt. Um das Ganze zu einem funktionierenden Verbund zu machen, benötigt man softwareseitig so etwas wie eine digitale Patchbay, um die Ports der Geräte zu patchen, und eine Kontrolloberfläche, die Bedienung und eine gute Übersicht ermöglicht. Diese digitale Patchbay nennt sich Dante Controllerund ist kostenlos von der Firma Audinate erhältlich.

Red 2, 3 und 4 sowie zwei AM2 hat Focusrite uns zum Test gegeben. (Foto: Patric Louis)
Red 2, 3 und 4 sowie zwei AM2 hat Focusrite uns zum Test gegeben. (Foto: Patric Louis)

Die Software RedNet Control 2 ist die grafische Schnittstelle zwischen den angeschlossenen Hardware-Komponenten und der DAW. Mit ihrer Hilfe kann man mit der Maus direkt in Parameter wie beispielsweise Gain, Phantompower oder Filter eingreifen, und bekommt Status- und Pegelanzeigen aller RedNet-Geräte.

Fotostrecke: 6 Bilder Die Dante-Karte kommt in den PC. (Foto: Nick Mavridis)

Im Betrieb mit der DAW funktionieren die RedNet-Interfaces tadellos

Was in der analogen Welt die Arbeit mit Patchkabeln und die Beschriftung der Mischpultkanäle war, ist in der modernen Dante-Welt die Arbeit an Maus und Tastatur. Die Installation der benötigten Komponenten ans Netzwerk geht zwar schnell und reibungslos vonstatten, aber für eine gute Übersichtlichkeit und Benutzerfreundlichkeit ist es sinnvoll, sich ein wenig Zeit zum Beschriften zu nehmen, damit man später beim Einsatz der unterschiedlichen Interfaces und Ports den Überblick behält. Die Mühe lohnt sich, denn alle Einstellungen können natürlich gespeichert und geladen und so für unterschiedliche Verwendungen individuell angepasst werden.

Fotostrecke: 2 Bilder Control-Software für die RedNet-Interfaces (Screenshot: Patric Louis)

Nach ein wenig Fleißarbeit wage ich mich also zum endgültigen Praxistest an den Einsatz in Nuendo auf dem PC heran. Sobald ich dort den Dante-ASIO-Treiber ausgewählt habe, stehen mir die Ein- und Ausgänge gemäß Routing des Dante-Controllers zur Verfügung. Die analogen Linekanäle des RedNet 2, die AES/EBU-Signale des RedNet 3, die angeschlossenen Mikros am RedNet 4 und die Ausgänge der beiden Abhöreinheiten AM2 liegen entsprechend an meinen Nuendo-Spuren an und können zusätzlich bequem mit der Control-2-Software beobachtet und bedient werden. Das Gefühl ist vergleichbar mit damals, als ich zum ersten Mal einen Verbund aus fünf MIDI-Geräten gleichzeitig per Sequencer bedient habe. Es funktioniert einfach. 

Ein Red 2 in einer Editing Suite (Foto: Patric Louis)
Ein Red 2 in einer Editing Suite (Foto: Patric Louis)

Die neue Freiheit ohne Multicores genießend möchte ich den RedNet 4 mit seinen Mic-Preamps in einem anderen Raum ausprobieren. Im akustisch offenen Arbeitszimmer, in dem ich normalerweise keine Leitungen zu meiner DAW patchen könnte, in dem aber eine Netzwerkbuchse vorhanden ist, schließe ich das Focusrite-Interface per Ethernet an. Der Dante-Controller und RedNet Control 2 regen sich über meinen spontanen Umzug nicht auf: Routing und Beschriftung bleiben erhalten. Und der Klang ist tadellos. Ich entdecke kein zu lautes Rauschen von Preamps, nehme keine Klangverfärbungen war, die anliegenden Signale verhalten sich so wie erwartet.

Focusrite AM2 auf dem Produktionstisch – diese Kisten sind enorm praktisch! (Foto: Nick Mavridis)
Focusrite AM2 auf dem Produktionstisch – diese Kisten sind enorm praktisch! (Foto: Nick Mavridis)

Nach ein paar Aufnahmen mit Mikros und Synthesizern in unterschiedlichen Räumen bemerke ich, wie sehr solch eine Netzwerktechnologie von der ganzen Technik befreit. Dass es auf funktionierende Netzwerkstrukturen draufgesetzt werden kann, sich selbständig konfiguriert und ohne Sync-Aussetzer oder ähnlichen Störungen einfach läuft, sorgt für viel entspannteres Arbeiten. Das ganze RedNet-Angebot von Focusrite hier detailliert auseinanderzunehmen ist fast unmöglich oder hätte zumindest den Rahmen dieses Tests gesprengt. Einige Aspekte wie die vollständige Pro-Tools-Anbindung oder die vielen Kombinationsmöglichkeiten der Hardware-Komponenten konnten hier nur ansatzweise beleuchtet werden. Dennoch erkenne ich, wie groß die Spannweite der Einsatzzwecke sein kann. 

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