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Fender CLSC 60s Jazzmaster Test

Praxis

Sound und Praxis

Die Jazzmaster bringt einen ganz speziellen Twäng, der ein wenig an Gretsch-Gitarren erinnert. Der Ton ist offen und transparent und obwohl er typische Fendermerkmale besitzt, klingt er nicht nach Tele- oder Stratocaster. Das Klangspektrum ist im Vergleich zu den beiden Topmodellen von Fender im Obertonbereich etwas weicher aufgefüllt, obwohl es auch hier Höhen in Hülle und Fülle gibt. Bezüglich der Tonabnehmer bin ich ohnehin etwas hin-und hergerissen. Die hohe E-Saite ist mir oft einen Tacken zu hart, was man durch das dezente Zurücknehmen des Tonreglers jedoch gut ausgleichen kann, ohne den tiefen Saiten ihre Brillanz wegzunehmen. Das Tremolo sehe ich als zusätzliche Möglichkeit, bei Bedarf leichte Akzente zu setzen – bei heftigerem Gebrauch besteht die Gefahr, dass die Gitarre ihre Stimmung relativ schnell einbüßt. Klanglich macht die Gitarre genau das, was man von einer typischen Jazzmaster erwartet. Ihren Charakter bringt sie besonders im cleanen und angezerrten Bereich zur Geltung. Beginnen wir mit den cleanen Sounds. Wer sich immer schon gefragt hat, wie man einen leicht drahtigen Oldfashion-Cleansound mit einem gewissen Anteil an klanglichem Schmutz erzeugen kann, sollte sich einmal eine Jazzmaster umhängen. Im ersten Audiobeispiel hört ihr den Stegpickup über den cleanen Amp gespielt.

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Clean Sound – Steg Pickup

Beide Pickups zusammen bieten einen unglaublichen Glanz, den man so mit keiner anderen Gitarre hinbekommt. Dabei klingt es auch unverzerrt nie ultraclean, sondern immer etwas rauchig.

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Clean Sound – Beide Pickups

Mit dem Halspickup lässt sich im Handumdrehen ein James Bond Film oder Italowestern vertonen. Der Sound ist luftig und bietet auch in tiefen Lagen einen schönen knackigen Ton. Bei aller Kritik an dem leicht “rappeligen” Tremolo denke ich, das hier ein Teil des charakteristischen Jazzmastersounds geformt wird. Der Anschlag erhält so immer einen ganz besonderen, markigen Unterton.

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Clean Sound – Hals Pickup

Nun zum Klangverhalten vor dem angezerrten Amp. Der Klang der Gitarre kommt auch hier sehr gut zur Geltung, der Ton sprudelt förmlich vor Obertönen, die für meinen Geschmack allerdings an der oberen Grenze liegen. Mehr Höhen braucht kein Mensch.

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Angezerrter Sound – Steg Pickup

Die schimmernde Zwischenposition hat hier ganz klar die Nase vorn, denn auch mit beiden Pickups bleibt der leicht verruchte Gangstersound vollständig erhalten. Klasse! Ich habe bei meiner 77er Strat die Möglichkeit, Bridge- und Neckpickup gleichzeitig zu aktivieren, was der Zwischenstellung der Jazzmaster entspricht. Das Soundergebnis ist jedoch nicht vergleichbar, weil die Strat insgesamt aufgeräumter klingt. Wenn man auf 60er Oldschool-Sounds in Stil von Surf und Rockabilly steht, ist man hier ganz nah dran.

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Angezerrter Sound – Beide Pickups

Der Halstonabnehmer klingt bei unserer Jazzmaster weitaus schlanker, als man es von Gitarren mit P90-Bestückung kennt. Der Sound setzt sich dank des ausgeprägten Obertonspektrums sehr gut durch, ohne in den Höhen zu harsch zu wirken.

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Angezerrter Sound – Hals Pickup

Kommen wir zu den High Gain Sounds. Dass die Jazzmaster kein Metal-Monster ist und sein will, sollte jedem klar sein, denn die Gitarre hat ihren Sweetspot im cleanen und angezerrten Bereich. Aus diesem Grunde würde ich eine Jazzmaster nicht als Allrounder bezeichnen, denn dazu ist ihr Klang einfach zu individuell. Egal, wie viel Verzerrung man ihr zugesteht, der Twäng im Anschlag bleiben immer erhalten. Wie bei allen Audiobeispielen mit dem Stegpickup schimmert auch hier eine leichte Überbetonung der Höhen durch.

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High Gain Sound – Steg Pickup

Beide Pickups gleichzeitig gefallen mir hier ausgesprochen gut. Die Zwischenposition klingt auch mit viel Verzerrung traumhaft und sehr eigen. Interessanterweise wird der Ton nicht dünn, wenn man nach dem Akkordspiel in hohen Lagen soliert.

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High Gain Sound – Beide Pickups

Der Neck-Pickup macht als Zwischending von Singlecoil und P 90 eine gute Figur. Für meinen Geschmack könnte es in den Mitten etwas fülliger sein, aber man kann nicht alles haben.

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High Gain Sound – Hals Pickup

Zum Schluss hört ihr den Unterschied zwischen der normalen und der Rhythmus-Schaltung. Ich finde den Rhythmus-Sound übrigens sehr gut gelungen, denn der Ton ist nicht einfach nur dumpf, sondern lässt noch einen gewissen Twäng durch. Für echte Jazzer könnte das durchaus eine Alternative zum gewohnten Spaßbrettchen aus dem Hause Gibson sein.

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Hals Pickup – erst normale, dann Rhythmus-Schaltung
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