Fabfilter Pro Bundle Test

Praxis

Das Bundle unter der Lupe

Alle Plug-Ins verfügen über eine ähnliche und übersichtlich gestaltete GUI (Retina-fähig), die für Ungeübte auf den ersten Blick sehr schnell zu verstehen und auch zu bedienen ist. Anfänger werden mit Tool-Tipps versorgt, die jeden Parameter beim Überfahren des Mauszeigers mit einem Popup-Text erklären. Eine ausführlicheres PDF-Handbuch wird über das Kontextmenü geöffnet. Auf der Fabfilter-Webseite finden sich zudem etliche interessante Erklärungsvideos zum Erlernen eines besseren Workflows mit den Plug-Ins.
Das Metering-System ist sehr vorbildlich auf der Oberfläche platziert und kann je nach Plug-In verschieden wichtige Werte exakt anzeigen. Das Plug-In-Fenster verfügt bei allen Effekten über zwei bis drei Größeneinstellungen und kann sogar bei einigen in den Vollbild-Ansichtsmodus geschaltet werden. Erwähnenswert ist die sehr gute grafische Umsetzung von eingestellten Parameterwerten zu einer bildlichen Grafik, wodurch ich genau sehe, was mit dem Audiomaterial passiert. Ein A/B-Switch für zwei verschiedene Einstellungen, die ich im direkten Vergleich beurteilen kann, ist ebenso präsent wie eine Undo- und Redo-Funktion.
Zur genaueren Berechnung des Effektes besitzen einige Plug-Ins der Reihe ein Oversampling-Feature, welches allerdings die CPU stark belastet. Deaktiviert können die Plug-Ins getrost in einem Live Umfeld mit einer nicht spürbaren Latenz eingesetzt werden. Alle Parameter sind MIDI-steuer- und in der DAW automatisierbar. 
Für die Soundbeispiele habe ich folgende Spuren verwendet:

Audio Samples
0:00
HouseLoop, unbearbeitet Vocal, Aufnahme unbearbeitet

Fabfilter Pro-L

Der Brickwall-Limiter der Fabfilter-Reihe ist sehr übersichtlich aufgebaut und verfügt über sehr viele Funktionen, was für eine Plug-In dieser Art nicht gerade typisch ist. Ein Limiter soll die Lautheit eines Signals durch eine starke Kompression und gleichzeitigem Anheben des Gains erhöhen. Ein maximales Limit des Ausgangspegels bis hin zur Sättigung schützt vor eventuellen Übersteuerungen. Fabfilter implementiert hierfür viele nützliche Parameter, die ein Verschlechtern der Soundqualität bei zu starkem Anheben des Signals verhindern. Diese müssen aber nicht zwingend genutzt werden. 
Schiebt man den Gain-Regler auf der linken Seite der Oberfläche nach oben, wird das Ergebnis sofort ordentlich lauter! Vier Limiting-Algorithmen erzeugen zusätzlich unterschiedlich klingende Sound-Charaktere.
Die „Intersample Peak Detection“ zeigt den exakten Peak Level der Audiodatei an, wie es nach der Digital/Analog Wandlung sein wird. Somit habt ihr hier vorher die Möglichkeit, genug Headroom für die Audiodatei einzuplanen, um nicht später eine Übersteuerung in Kauf nehmen zu müssen. Etliche genrespezifische Presets bilden einen guten Ausgangspunkt für das weitere Bearbeiten des Songs oder Kanals. Ein professionelles Meteringsystem (-48 dB, -32 dB, -16 dB, K-12, K-14, K-16) für fast alle Masteringaufgaben und ein professionelles Dithering-Paket runden das Produkt ab.

Fotostrecke: 5 Bilder Vollansicht des Pro-L
Audio Samples
0:00
Pro-L: HouseLoop, transparentes Electronic House Limiting Pro-L: HouseLoop, übertriebenes Limiting Pro-L: HouseLoop, HipHop Preset Pro-L: Vocal, transparentes Limiting Pro-L: Vocal, übertriebenes Limiting

Fabfilter Pro-Q2

Der Pro-Q2 ist ein parametrischer Equalizer der Extraklasse: Linearphasiges Arbeiten mit acht Filtertypen und Flankensteilheiten von 12 dB/oct bis 96 (!) dB/oct, in Stereo, linker und rechter Kanal getrennt oder im Mid/Side-Modus – das lässt keine Wünsche offen. Frequenzen lassen sich somit schnell und sehr kreativ verbiegen. Chirurgische Eingriffe in das Soundmaterial sind mit einer Flankensteilheit von 96 dB/oct ein Kinderspiel. Die Filter klingen sogar bei solchen extremen Einstellungen wirklich sehr gut und haben keine negativen Auswirkungen auf das Ergebnis.
Ein interaktiver integrierter Analyzer, an dem ihr die Frequenzen, die ihr bearbeiten wollt, greifen und verändern könnt, gibt es so nur von Fabfilter im Pro-Q2 und das finde ich sehr arbeitserleichternd. Lasst einen Sound durch das Plug-in laufen, parkt den Mauszeiger unter der Nulllinie des EQs und Pro Q2 analysiert. Es werden alle Ausschläge, die über die Zeitdauer des Vorgangs entstanden sind, addiert und ausgefüllt als Block dargestellt. Danach könnt ihr erkennbare Störfrequenzen mit dem Mauszeiger packen und nach oben, beziehungsweise unten ziehen. Einfacher geht es wirklich nicht!
EQ Match transportiert Klangeigenschaften einer mit dem Plug-In gescannten Audiodatei auf den Zielsound und kann, wie die mitgelieferten Presets, als Ausgangspunkt für das weitere Verbessern genommen werden. Die automatische Gain-Funktion schützt zusätzlich vor Übersteuerungen.
Eine musikalisches Bearbeiten einer Audiodatei ermöglicht die Klaviatur, die unterhalb des EQ Bereichs des Plug-ins eingeblendet wird. Auf ihr sieht man mit farbigen Punkten, die der Farbe der einzelnen Filter entsprechen, wo sich die angehobene, beziehungsweise abgesenkte Frequenz musikalisch (also auf welcher Note) befindet. Liegt der Punkt dazwischen oder gar auf der falschen Note, ziehe ich ihn auf der Klaviatur auf die richtige Position. Der Equalizer wird damit harmonisch stimmig zum Song eingesetzt.

Fotostrecke: 5 Bilder Vollansicht des Pro-Q 2
Audio Samples
0:00
Pro-Q 2: Houseloop, Kill Kick Pro-Q 2: Houseloop, Preset Drum Verbesserung Pro-Q 2: Houseloop, Hi Cut mit 96 dB Flankensteilheit Pro-Q 2: Vocal, Stereo Enhancement einer Monospur Pro-Q 2: Vocal, Phone Effekt

Fabfilter Pro-C 2

Das Pro-C 2 ist das neueste Familienmitglied. Der Single-Band-Kompressor wurde in diesem Versionssprung unter der Haube erweitert und die Oberfläche komplett überarbeitet. Das Plug-In verfügt über acht Kompressionsstile:

  • Clean (Allround)
  • Classic (Vintage)
  • Opto (langsam, mit Soft Knee)
  • Vocal (für Gesang)
  • Mastering (transparent, mit einem Minimum an Verzerrungen)
  • Bus (für den „Glue“ Faktor)
  • Punch (Allround, analog-Style)
  • Pumping (für starke Kompressionen, EDM Style)

Große Drehregler und das übersichtliche Grafikfenster, in dem ihr das bearbeitete Audiomaterial grafisch dargestellt bekommt, fallen sofort ins Auge. Auf der rechten Seite befindet sich die Fabfilter typische Meteringanzeige.
Für parallele Kompression sorgt der Dry-Regler, um das Originalsignal zum komprimierten zuzumischen. Über die Pan-Regler wird das Signal von der reinen Mitte (Mid) zu den Seiten (Side) gefahren. Wichtige Neuerungen ist die zwischen 0 dB (Hard Knee) und 72 dB (Soft Knee für sättigungsähnlichem Sound) frei einstellbare Knee-Funktion und ein abschaltbares und somit „fast“ latenzfreies Lookahead von bis zu 20 Millisekunden. Eine Vorhöroption zum genaueren Einstellen der Kompressorparameter, mit superschnellen Attackzeiten (Minimum: 5 Mikrosekunden) und einer Auto-Gain Funktion, gibt es obendrein. Der Sidechain-Eingang des Fabfilter-Plug-Ins wird entweder mit einer externen Audiodatei gespeist oder ein integrierter Equalizer trennt und bearbeitet die zu betrachtende Frequenz der eigentlichen Audiospur des Kompressors. Wirklich gut einsetzbare Presets für alle Bereiche, für die ihr einen Kompressor einsetzen würdet, findet ihr im Preset-Menü. Das große Update ist wirklich gelungen und bereichert das komplette Bundle nochmals.

Fotostrecke: 5 Bilder Vollansicht des Pro-C 2
Audio Samples
0:00
Pro-C 2: HouseLoop, Mastering Preset Pro-C 2: HouseLoop, EDM Preset Pro-C 2: HouseLoop, übertriebene Kompression Pro-C 2: Vocal, Standard Vocal Preset Pro-C 2: Vocal, Lookahead Kompressor Pro-C 2: Vocal, übertriebene Kompression

Fabfilter Pro-MB

Der bis zu sechsbandige Multiband-Kompressor von Fabfilter setzt sich aus den Möglichkeiten des einbandigen Pro-C 2 mit den Filtereigenschaften des Pro-Q 2 zusammen. Die Flankensteilheit zwischen den einzelnen Bändern kann frei zwischen 6 dB/oct und 48 dB/oct gewählt werden.
Wie die beiden Gefährten wird der Pro-MB im High-Quality-Modus ebenfalls linearphasig und mit einem Oversampling von bis zu vier Mal ausgeführt. Wer einen Mittelweg zwischen einer lastenfreien, aber auch höheren Qualität sucht, wird mit dem „Dynamic Phase Mode“ fündig. Somit bearbeite ich ohne Verzögerungen der Soundausgabe, aber trotzdem knackig und ohne Phasenprobleme mein Audiodatei. Die einzelnen Kompressorbänder können ebenfalls in einen Expander Modus umgeschaltet werden, was die Möglichkeiten dieses Effekt-Plug-Ins erweitert. Ein Singleband kann durchaus auch als Deesser eingesetzt werden, was durch den zuschaltbaren Sidechain-Eingang sehr kreativ auf verschiedenste Klangteppiche und Drumloops angewendet wird. 
Eine riesige Bandbreite an verschiedenen Presets für das gesamte Fabfilter-Plug-In, aber auch für einzelne Bänder, dienen als Vorgabe und zum Erlernen der Möglichkeiten, die dieser Effekt bietet – sowohl in der Masteringkette, als auch für Sounddesign-Aufgaben.

Fotostrecke: 3 Bilder Vollansicht des Pro-MB
Audio Samples
0:00
Pro-MB: HouseLoop, 3 Band Mastering Preset Pro-MB: HouseLoop, 5 Band Mastering Preset Pro-MB: Vocal, 3 Band Enhancement Preset Pro-MB: Vocal, 4 Band Vocal Control Preset

Fabfilter Pro-DS

Der Deesser ist eigentlich bekannt, um befremdliche Zisch und „Sch“ Laute, die bei Gesangsaufnahmen entstehen, zu minimieren oder sogar gänzlich zu entfernen. Doch auch im Mastering ist dieser Effekt oft eine gute Hilfe, um bestimmte und störende Frequenzbereiche dynamisch zu unterdrücken. Ein Equalizer würde diese Frequenz über die komplette Songlänge beschneiden, was eher unvorteilhaft für den Gesamtsound wäre. Der Fabfilter Pro-DS arbeitet zwischen 7 und 14 kHz mit einem frei bestimmbaren Frequenzbereich. Ein Sidechain-Eingang ist ein optionaler Trigger für den frequenzabhängig erzeugten Ducking-Effekt. Presets erleichtern auch bei diesem Plug-In den Einstieg und verschnellern das Arbeiten mit bestimmten Audiospuren. Optional bearbeitet ihr anstatt des Stereosignals auch die Mitten- beziehungsweise Seitensignale der Audiospur.

Fotostrecke: 2 Bilder Vollansicht des Pro-DS
Audio Samples
0:00
Pro-DS: HouseLoop, Entfernung resonanter Frequenzen Pro-DS: HouseLoop, High Frequency Isolator Pro-DS: Vocal, Deessing im Split Band Pro-DS: Vocal, Deessing im Wide Band

Fabfilter Pro-G

Das Pro-G des Fabfilter Pro-Bundle ist ein Expander/Gate-Effekt. Als Gate beschneidet das Plug-In das durchgeleitete Audiomaterial unterhalb eines gewissen Levels. Zum Beispiel wird es oft bei eingespielten Instrumentenaufnahmen genutzt, um Umgebungsgeräusche, wie den Klang des Raums, Rauschen oder leichtes Brummen eines Verstärkers, aus der Audiospur zu entfernen, ohne mit einem Equalizer die bestimmten Frequenzen herausschneiden zu müssen. Das würde den kompletten Sound verändern und ist daher meist nicht gewünscht. 
Schön ist beim Pro-G die Anzeige der Wellenform, über die ich grafisch eine Grenzlinie ziehe, unter welcher die Lautstärke latenzfrei gedämpft wird. Der Expander dagegen erwirkt die Anhebung der Transienten, wobei die leisen Passagen des Materials unbeeinflusst bleiben. Somit wird die Dynamik eines Titels oder einer Spur erhöht.
Das Plug-In verfügt über sechs verschieden arbeitende Charakteristika: Classic, Clean, Vocal, Guitar, Upward und Ducking, die je nach Ausgangsmaterial einsetzt werden können. Der externe Sidechain-Eingang triggert den Eingriff des Effektes mit einem weiteren Audiosignal unabhängig von der durchgeleiteten Audiodatei. Dass Pro-G über ein Arbeiten im Stereo- oder Mid/Side-Modus verfügt, ist mittlerweile bei den Pro-Plug-Ins von Fabfilter selbstverständlich und erweitert die Möglichkeiten eines normalen Gate-Effektes. Somit sind sogar Mix- und Mastering-Aufgaben mit dem Pro-G lösbar.

Fotostrecke: 3 Bilder Vollansicht des Pro-G
Audio Samples
0:00
Pro-G: HouseLoop, Kick im Mitten Focus Pro-G: HouseLoop, Ducking Preset Pro-G: Vocal, Parallel Punch Preset Pro-G: Vocal, schneller Gate Effekt
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.