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Egnater Renegade 1×12“ Combo Test

Details

Gehäuse/ Optik:
Die erste Überraschung erwartete mich direkt nach dem Öffnen des Kartons: Der Combo wird in einer üppig gepolsterten Schutzhülle geliefert, die den Verstärker umhüllt wie ein gut geschnittener Mantel. Das mit schwarzem und beigefarbenem Tolex bezogene Gehäuse besteht aus Birke und beherbergt einen 1×12“ Egnater Elite-1000 Speaker von Celestion. Es ist hinten geschlossen, nur ein Lüftungsblech sorgt für die nötige Kühlung der zahlreichen Röhren. Wie das Gehäuse ist auch die Lautsprecherbespannung schwarz und beige und verleiht dem Amp eine außerordentlich edle und individuelle Note. Mir ist jedenfalls bis jetzt kein Verstärker unter die Augen gekommen, der dem Renegade ähnelt.

Fotostrecke: 3 Bilder Edel und individuell – der Renegade ist ein Styler

Ein schwarzer Tragegriff macht den Transport des 25 Kilo schweren Boliden zwar nicht zum Kinderspiel, vereinfacht es aber ungemein, da der Amp sehr gut in der Hand liegt und das Gewicht gut verteilt ist. Auf dem Boden sorgen vier Gummifüße für solide Standfestigkeit. Die Bedienelemente befinden sich auf der Front und nicht auf der Oberseite – positiv bei höher gestelltem Verstärker. Damit die schöne Optik nicht allzu sehr unter den Folgen des Transports leiden muss, werden alle Ecken von schwarzen Kunststoffschonern geschützt.

Der Combo hat eine Leistung von 65 Watt, angetrieben wird er mit sechs 12 AX7 Vorstufenröhren, für die Endstufe kommen zwei 6L6 und zwei EL34 zum Einsatz.
Moment, höre ich da jemanden rufen: „Aber das geht doch nicht. Röhren kann man doch nicht mischen!“? Tja, der Renegade kann es. Und sogar mehr als das, aber dazu später mehr.

Bedienfeld:
Nicht wenig, was bei zwei völlig unabhängigen Kanälen so an Bedienelementen zusammenkommt: Ganz links wird die Gitarre eingestöpselt, ein Channel- Select Druckknopf ermöglicht die Anwahl der beiden Kanäle. Kanal eins und zwei sind identisch aufgebaut, wobei der einziger Unterschied in ihren Aufgaben besteht: Der erste ist clean und der zweite sorgt für die Verzerrung.
So finden sich in der Steuerzentrale jeweils ein 65/18 Watt-, ein Tight/ Deep- und ein Bright/ Normal-Kippschalter, Gain, Bass, Middle, Treble, Tube Mix und ein Volumenpoti pro Kanal.

Rechts neben Kanal 2 folgt die Masterabteilung mit sechs Drehreglern: Channel 1Rev, Channel 2Rev, Density, Presence, Main 1 und Main 2. Power- und Standby-Schalter dürfen natürlich auch nicht fehlen.
Mit dem 65/18-Watt-Schalter lässt sich der jeweilige Kanal auf die entsprechende Leistung umschalten. Mit den 65 Watt erreicht man mehr Headroom und Klarheit im Ton. 18 Watt lassen die Endstufe bei moderater Lautstärke wesentlich schneller ins Soundgeschehen eingreifen – eine sehr sinnvolle Maßnahme, denn der Combo ist ernsthaft laut.

Tight/ Deep räumt besonders bei verzerrten Sounds im Bassbereich auf. Im Tight-Mode wird der nämlich schlanker, weil die wirklich tiefen Bässe weggeschnitten werden.Wird Deep aktiviert, bekommt man einen wirklich fetten Rhythmus-Rocksound.Der Bright Modus wird per Bright/Normal-Kippschalter angewählt und addiert bekanntermaßen mehr Höhen zum Sound.Kanal Nummer Eins lässt sich trotz aufgedrehtem Gain nicht zum Zerren überreden. Der Sound wird einfach nur dicker. Im zweiten Kanal sieht das freilich ganz anders aus, denn der hat jede Menge Gainreserven.Und last, but not least sorgen Bass, Middle, Treble für die nötige Feinabstimmung.

Kommen wir aber jetzt zur wirklichen Überraschung des Amps, dem Tube Mix Regler. Mit ihm kann man zwischen dem “britischen“ EL34 oder dem “amerikanischen“ 6L6 Sound wählen. Und das Allerbeste: Sie lassen sich stufenlos mischen! Das ist wirklich eine außergewöhnliche Ingenieursleistung und ich bin sehr gespannt, wie das wohl klingt.

Schauen wir uns die Master Section noch etwas genauer an. Jeder Kanal besitzt einen eigenen Hall, der sich in der Intensität regeln lässt. Wird dieser deaktiviert – per mitgeliefertem Fußschalter etwa – klingt die Hallfahne aus. Dieses “Spillover“ kennt man sonst eigentlich von Delays. Gute Idee, so kann man den Hall sehr musikalisch einsetzten. Der Density-Regler sorgt für mehr Dichte und Bass im Sound. Allerdings sollte man vorsichtig damit umgehen, denn bei hoher Lautstärke entstehen automatisch mehr Bässe. Werden also Amp und Density-Regler gleichzeitig aufgedreht, kann es unter Umständen passieren, dass man damit den Lautsprecher beschädigt, weil der mit den Bässen nicht klarkommt. Der englische Fachausdruck dafür ist im übrigen “Fart out“, aber das nur am Rande …

Presence sorgt für mehr Obertöne und ist wie der Density-Regler für beide Kanäle zuständig.

Eine weitere gute Idee des Herrn Egnater bestand darin, dem Amp zwei unterschiedliche Masterlautstärken zu verpassen. Was man damit so alles anstellen kann, wird erst wirklich ersichtlich, wenn man sich den mitgelieferten Fußschalter einmal anschaut.

Fußschalter
Der besteht aus Metall, ist sehr robust gefertigt und sechs Gummifüße geben ihm einen rutschfesten Stand. Die vier Schalter beantworten jeden Schaltvorgang mit einem spürbaren Knacks und es ist ein leichter Widerstand zu spüren. Ich finde das sehr wichtig, denn ohne den kann es sehr leicht passieren, dass der Fuß bereits auf dem Schalter ruht und im Eifer des Gefechtes durch eine festere Bewegung ein Schaltvorgang zu früh ausgelöst wird.

Per Fußschalter lassen sich Channel, Effects, Reverb und Main 2 umschalten.
Begleitet werden außer Channel alle Taster von einem Minischalter, der festlegt, ob sich der eigentliche Schaltvorgang auf Kanal 1, auf Kanal 2 oder auf beide beziehen soll. Möchte ich zum Beispiel auf Kanal eins, also dem cleanen Kanal, einen Hall haben, nicht aber auf Kanal 2, wird der Mini-Kippschalter über dem Reverb-Taster auf CH1 gelegt. Genau so verhält es sich auch für Effekt und für den Master 2 Schalter. Oder soll der verzerrte Sound fürs Solo lauter sein, einfach den Kippschalter über Main 2 auf CH2 legen.

Rückseite
Hier befinden sich die beiden Anschlüsse, die der Fußschalter benötigt. Rechts daneben lassen sich die Endstufenröhren einstellen. Ein sehr cooles Feature, wie ich finde, denn dadurch ist es nicht mehr nötig, den Amp aufzuschrauben, um den BIAS nachzuprüfen oder einzustellen. Mit dem Bias wird der Strom gesteuert, der durch eine Röhre fließt, und der Arbeitspunkt der Röhre wird definiert, damit sie sofort anspricht, wenn ein Signal anliegt und es sauber überträgt. Im Grunde vergleichbar mit der Leerlaufdrehzahl eines Motors. Wie immer an dieser Stelle rate ich dazu, solche Einstellungen grundsätzlich von einem erfahrenen Techniker durchführen zu lassen.

In der Speakersektion lässt sich die Impedanz verändern, abhängig von einer eventuell zusätzlich angeschlossenen Box.  Ein Record Line-Out ermöglicht den Anschluss an ein Mischpult. Durch ihn erhält der Toningenieur ein bereits frequenzkorrigiertes Signal, das ihm die Arbeit erleichtert. Eine Send- und eine Returnbuchse warten auf den Anschluss eines externen Effektgerätes wie beispielsweise Delay oder Gate, das sich dann über das Fußboard, wie weiter oben beschrieben, einem Kanal zuweisen lässt.

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Holger birkicht sagt:

#1 - 08.05.2013 um 10:57 Uhr

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Warum wird der Egnater Renegate 112 Combo 65 Watt nicht mehr gebaut? grüße Holger

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