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EAW MicroWedge MW12 Test

Details

Nachdem ich den MW12 aus seinem kartonierten Transport-Zuhause befreit hatte, fiel mein erster Blick auf das angeschraubte Metall-Typenschild auf der Unterseite – nicht, dass ich mir jede Box erst mal von unten anschauen würde, aber der Montitor ist so im Karton verstaut, dass man ihn mit der Unterseite zu sich herauszieht. Aber zurück zum Typenschild – dort musste ich lesen: „Designed in Whitinsville, MA, USA – Manufactured in China“. Upps. Vorurteilsbehaftet, wie wir Audio-Menschen ja nun mal sind, musste ich da schon kurz schlucken. Nichts gegen China, aber bei einem Bodenmonitor von 3000 EUR, der von einem amerikanischen Hersteller kommt, erwartet man doch eigentlich auch „Made in USA“, oder…? Naja, sei´s drum, Vorurteile beiseite schaufeln und das gute Stück näher beschauen. Design-technisch kann der MW12 (für meinen Geschmack) schon mal voll punkten.

Fotostrecke: 4 Bilder

Das Gehäuse hat etwas von einem sehr ergonomisch geformten Keil: Die Vorderseite ist sehr schmal (305mm) und geht nach hinten auseinander (439mm), die komplette Oberseite ist gebogen (wie ein edles Shaping bei Gitarren), an der Vorderseite ist der MW12 gerade einmal 102mm hoch, nach hinten geht es auf 334mm in die Höhe, am Boden nimmt der Monitor 579mm in der Tiefe ein. Zu den Ausmaßen passt also der Zusatz „Micro“. Beim Gewicht sieht es da etwas anders aus: Der „Kleine“ bringt nämlich stolze 27kg auf die Waage. Dies lässt generell auf eine massive Materialwahl und robuste Verarbeitung schließen – beim Menschen würde man „stabiler Knochenbau“ sagen. Und genau so ist es auch, der MicroWedge ist erstklassig verarbeitet. Das Gehäuse besteht aus solidem Birken-Multiplex, das mit einem stoßfesten, schwarzen Strukturlack („EAW RoadCoat“) versehen ist. Das robuste Stahlblechgitter auf der Oberseite erhält durch den Radius der Biegung eine massive Steifigkeit, sodass man sich auch mal bedenkenlos während der Bühnenshow auf den Monitor stellen kann („Let´s pose“) – zudem ist das Gitter nicht wie bei anderen Wedges nur mit Holz-Spaxschrauben, sondern mit Gewindeschrauben (M-Gewinde) verschraubt. In das Multiplex wurden Metall-Gewinde eingelassen – das ist wirklich vorbildlich. Auf der Gehäuse-Unterseite befinden sich vier große, viereckige, flache Gummifüße, die dem Monitor zu einem bombenfesten Stand verhelfen. Zusätzlich ist hier eine querseitige Metall-Befestigungsschiene eingelassen, die auch einen geflogenen Einsatz zulässt.

An der Vorderseite ist eine 20x8cm große Reflexöffnung, die aber nicht nur die Funktion der Gehäuse-bedingten Schall- bzw. Luftströmung übernimmt. An der Oberseite dieser Öffnung wurde ein großzügiger Tragegriff ins Gehäuse eingelassen, über den sich der MW12 wie ein Koffer bequem tragen lässt. Zusätzlich finden sich hier an den Seiten zwei Speakonbuchsen, deren Winkel die angeschlossenen Kabel so nah (und fast parallel) zum Gehäuse verlaufen lässt, dass keine Stolperfallen entstehen. Außerdem sorgt die Tatsache, dass die Kabel in Richtung Musiker verlaufen dafür, dass beim Gig kein übermutiger Zuschauer den Monitor durch „versehentliches“ Kabelziehen lahmlegen kann. Etwas versteckt im Inneren der Reflexöffnung sitzt noch ein 2Weg-Umschalter, der vom Hersteller etwas missverständlich als „Active/Passive-Mode-Schalter“ bezeichnet wird. Missverständlich deshalb, weil der MW12 keine integrierten Endstufen besitzt, somit also kein Aktiv-Monitor ist. Die Umschaltung besagt lediglich, dass man den Monitor auch im Bi-Amping betreiben kann, d.h., dass HF- und LF-Weg über einen entsprechenden Prozessor separat mit „Saft“ versorgt werden können (komischerweise ist dies auf dem eingangs bereits erwähnten Typenschild auf der Unterseite auch richtig ausgewiesen – lediglich im Manual und auf der Homepage des Herstellers ist von „Active/Passive“ die Rede). Zu guter Letzt hat die Frontöffnung noch eine letzte Funktion inne – man kann nämlich ein Bein seines Mikrofonstativs in die Öffnung hinein stellen und das Stativ somit zusätzlich gegen Kippen absichern. Klingt wirklich simpel, ist es auch, aber eben eine gute, einfache Idee für die Praxis.

Fotostrecke: 4 Bilder In die Reflexöffnung kann auch ein Bein des Mikrostativs geschoben werden, um es am Kippen zu hindern

Wo wir nun alle Äußerlichkeiten abgehandelt haben, widmen wir uns noch kurz den „Innereien“. Der MW12 ist mit einem 12“-Woofer für den Tiefton-/Mittenbereich und einem 1,4“ HF-Kompressionstreiber (mit 3“ Schwingspule) mit vorgesetztem Horn (90° horizontal) ausgestattet. Die Besonderheit ist, dass die beiden Treiber koaxial angeordnet sind, wodurch sich unter anderem natürlich ein wesentlich besseres (in der Theorie sogar „optimales“) Phasen-Verhalten gegenüber herkömmlicher Lautsprecheranordnungen ergibt. Die Belastbarkeit (an 8 Ohm) ist im Passiv-Modus mit 600 Watt (HF+LF) und im „Active“- bzw. BiAmp-Betrieb mit 600 Watt (LF) und 150 Watt (HF) angegeben. Der Übertragungsbereich beträgt 64Hz-20kHz (HF+LF) bzw. 60-930Hz (LF) und 730Hz-20kHz (HF).

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