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Dreadbox Chromatic Modules Test

Praxis

Die Eigenschaften der einzelnen Module im Überblick

Ataxia

Ataxia heißt der Dual Modulator und der hat es in sich, denn eigentlich sind es drei Modulatoren auf zwei Kanälen. Zur Auswahl stehen ein ADSR Envelope, eine genannte AHR Hüllkurve und ein LFO mit programmierbaren Flanken und Delay. Allen gemein sind wirklich sehr lange Maximalzeiten bis 30 Sekunden und einstellbare Verlaufskurven von exponentiell über linear bis zu logarithmisch. Modulierbar sind die Modulatoren über CV Inputs, sowohl was die Zeiten angeht, als auch was die Levels betrifft.  Dazu gesellen sich zwei Trigger Inputs sowie zwei regelbare Outputs, denn – zur Erinnerung – es gibt zwei Kanäle, was heißt, dass man zwei ADSR Envelopes, zwei Modulatoren oder zwei LFOs zur Verfügung hat. Bei Modulatoren und LFOs kann man sogar mischen, man kann also auch einen AHR Envelope und einen LFO gleichzeitig haben. Und um die Möglichkeiten am LFO einmal aufzuzeigen: 

Das enorm vielseitige Modulationsmodul von Dreadbox: Ataxia.
Das enorm vielseitige Modulationsmodul von Dreadbox: Ataxia.

Der LFO hat einstellbare Rise- und Fallflanken, eine einstellbare Delayfunktion, er kann getriggert werden, die Geschwindigkeit (genauer, die Länge der Flanken) kann über CV moduliert werden und die Intensität kann sowohl händisch eingestellt, als auch über CV moduliert werden. Das ist mit einem normalen LFO mit Einstellungen für verschiedene Kurven und Tempo überhaupt nicht vergleichbar und einfach enorm! Vier weiße LEDs geben Auskunft über Triggersignale, Verlaufskurven und welchen Kanal man gerade einstellt, und das ist alles ziemlich klasse. Freilich, die beiden Kanäle teilen sich die Bedienungselemente und bei so weiten Regelspannen muss man auch hier sehr vorsichtig heran gehen. Aber es sind schon sehr viele interessante Möglichkeiten gegeben und die Envelopes sind sehr dynamisch und lassen von epischen Längen bis zu knackigen Bassdrums alles zu.

Audiobeispiele Dreadbox Ataxia

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30 Sek. Attack des Ataxia Triggerbarer LFO mit Delay Logarithmische, lineare und exponentielle Skalen

Dystopia

Das Noise-Crush-Filter Dystopia bietet einen Rauschgenerator mit einem 12db Hochpass- und einem 12db Tiefpassfilter, einem digitalen Bit Crusher und einer Scatterfunktion, die mehr oder weniger zufällig Gatesignale ausgibt. An Ausgängen haben wir zunächst einmal das gefilterte Rauschen, welches als rosa und blaues Rauschen aus der Buchse kommt und durch je zwei CV Eingänge und Fader geregelt werden kann. Außerdem das gecrushte weiße Rauschen, auch hier regelbar durch CV Eingang und Filter. Und schließlich die Scatter Box, die ein Gate Signal und das Rauschen nach geregeltem Zufallsprinzip ausgibt. Hier gibt es einen Regler mit dem man die Odds, also die Chancen, dass ein Gate Signal ausgegeben wird, in der Häufigkeit regeln kann. So, hört noch jemand zu? Ich habe das wichtigste nämlich noch gar nicht erwähnt: Anstelle des internen Rauschgenerators kann auch ein Audio- oder Steuersignal nach Dystopia geschickt werden. Laut Aussage der Anleitung ändert sich das Verhalten der Module dann ganz drastisch, aber so richtig kann ich das nicht sehen: Die Filter bleiben Filter, der Bit Crusher ein Bit Crusher, nur aus dem Gate Ausgang wird dann ein Distortion Ausgang und aus dem Scatter Ausgang wird ein ‚negative voltage slicer‘. Ah, ja. Die Google Suche nach ‚negative voltage slicer‘ bringt genau zwei Resultate, und die führen beide, genau, zurück zur Anleitung des Moduls. Ich schlage vor wir tun jetzt einfach alle so, als ob wir wüssten was das ist und gehen weiter. Denn wie hört sich Dystopia jetzt an? 

Das Noise-Crush-Filter Dystopia von Dreadbox
Das Noise-Crush-Filter Dystopia von Dreadbox

Weil die Filter keine Resonanz haben könnte man befürchten, dass sie ein bisschen langweilig klingen, aber so ist es glücklicherweise nicht. Der Bit Crusher langt sehr ordentlich zu und schon ab 50% des Regelwegs hört man nicht mehr sehr viel vom Originalsignal. Das soll aber nicht heißen, dass der Regler schlecht eingestellt ist, es ist bloß so, dass Dreadbox einfach noch ein bisschen weiter geht. Denn schiebt man den Regler bis zu seinem Maximum wird das Signal immer weiter zerstört, bis nur noch ab und an mal ein roboterhaftes Krächzen aus den Boxen zu hören ist. Die Entscheidung ist also klar: Hier geht es nicht um Wohlklang und einen Sound, der immer gut klingt, sondern durchaus auch um die Extreme. Und das finden wir bei allen Modulen. Aber bevor wir es vergessen: Es gibt auch noch vier verschiedenfarbige LEDs, die Übersteuerung, on/off-Signale und Intensität anzeigen. Damit sind wir dann bei neun Ein- und Ausgangsbuchsen, drei Drehreglern, vier Schiebereglern und vier LEDs auf gerade einmal 10 HP. Nicht schlecht, Herr Specht. 

Audiobeispiele Dreadbox Dystopia

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Der BitCrusher und die Distortion von Dystopia Die Filter von Dystopia mit internem Rauschen und externem Signal

Eudemonia

Kommen wir zu Eudemonia, dem Filtermodul mit integriertem Mixer und VCA. Das Filtermodul überrascht zunächst durch seine serielle Anordnung: Das Signal geht zunächst in das Tiefpassfilter und dann in den Hochpass und daran lässt sich auch nichts ändern. Der 24 db Tiefpassfilter besitzt eine einstellbare Resonanz die ohrenbetäubend Pfeifen kann, da muss man ein bisschen aufpassen. Interessanterweise besitzt der Tiefpassfilter gleich zwei CV Inputs: Einen regelbaren 5 Volt Eingang für die sanftere Modulation und einen 12 Volt Eingang für das Filtertracking. Auch der 18 db Hochpassfilter kann jedes Signal ausblenden und wie bei den anderen chromatischen Modulen bisher greifen die Module schon sehr früh: Wo andere Hochpassfilter das Signal erst auf den letzten Millimetern ganz ausblenden ist das Signal bei Eudemonia schon bei der Mitte des Regelwegs ziemlich ausgedünnt, aber dann wird es eben doch noch einiges dünner bevor es ganz weg ist. Auch das Hochpassfilter hat einen 5 Volt Eingang, dieser ist allerdings nicht regelbar. Tiefpass- und Hochpassfilter sowie die Resonanz besitzen verschiedenfarbige LEDs die je nach Reglerstellung mehr oder weniger leuchten. 

Eudemonia, also gutes/gelungenes Leben, heißt das Filtermodul mit Mixer und VCA von Dreadbox.
Eudemonia, also gutes/gelungenes Leben, heißt das Filtermodul mit Mixer und VCA von Dreadbox.

Was an dieser Stelle vielleicht mehr ein Gimmick ist, denn die Regler zeigen das Level ja ohnehin schon an, ist beim VCA mit seinen drei regelbaren Eingängen Pflicht. Hier zeigt die LED an, ob das Eingangssignal übersteuert ist, und das kann bei drei Kanälen ja schon mal vorkommen. Der VCA ist ziemlich clean und sollte auch so benutzt werden, ein klammheimlicher Gebrauch als Overdrive ist hier klanglich nicht ergiebig. Beim Klang der Filter bei normalem Gebrauch gehen die Lichter am Kronleuchter nicht an, charaktervoll geht sicher anders, aber man braucht ja auch einmal saubere und nicht färbende Filter. Ganz anders aber bei der Reaktionszeit: Wir haben die Envelopes von Ataxia einmal in einen Arp 2600 Nachbau geschickt und einmal in Eudemonia und das Dreadbox Modul haut hier rein, dass der besprochene Kronleuchter von der Decke fliegt. Lange Filterfahrten also nein, schnelle und harte Elektronik, ja.

Audiobeispiele Dreadbox Eudemonia

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Erst Hochpass, dann Tiefpass, danach Tiefpass mit Resonanz Nur wenige Millimeter liegen zwischen diesen fetzigen Einstellungen

Nostalgia

Das Triple Delay Nostalgia wurde aus dem Erebus übernommen und auch hier muss man mit spitzen Fingern arbeiten. Und das nicht nur aufgrund der vielen Bedienelemente auf kleinem Raum, sondern weil sich auch hier der „musikalische“ Teil in der ersten Hälfte des Regelwegs abspielt und die zweite Hälfte dann komplett den „Experimenten“ gehört: Den Feedbacks und den Übersteuerungen. Dazu gehört auch der eingebaute LFO, der direkt auf die Delayzeit wirkt und von leichtem Schwurbeln bis zu derbem Leiern jedes Signal durchwalken kann. Ganz im Sinne der maximalen Ausnutzung kann der LFO auch separat abgegriffen werden, alle Ausgänge des Triple Delays, also 1/3, 2/3 und Master, natürlich auch. Der Wet/Dry-Mix überrascht dadurch, dass er nie vollständig dry ist und man muss auch wissen, dass ein Delay über 900 Millisekunden verzerrt.

Das Triple Delay Modul von Dreadbox heißt passenderweise Nostalgia.
Das Triple Delay Modul von Dreadbox heißt passenderweise Nostalgia.

Das ist beides zu verschmerzen und für Freunde und Freundinnen der Effektsektion des Matrixbrute, oder eben des Erebus ein Leckerbissen. Wer mit analogem Delay nichts anfangen kann, für den ist das dann natürlich auch hier nichts, das Trance Gate wartet wo anders. Dass aber der auffällig mit Input bezeichnete Eingang oben links nicht der Eingang für Euroracksignale sondern der für Gitarren und ähnliches gedacht ist, das kann schon verwirren. Wissen Gitarristen überhaupt, dass es 3,5 mm Klinkenstecker gibt? Ich frage ja nur. Egal, der Eingang für Eurorack ist auf jeden Fall der, welcher mit 10pp IN bezeichnet wird. Hoffentlich fangen jetzt nicht alle mit diesen supertechnischen Bezeichnungen an, das verstehen ja nur Elektroniker. Und was ist eigentlich ein negative voltage slicer? Wer es weiß, Antwort bitte in die Kommentare.

Audiobeispiele Dreadbox Nostalgia

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Triple Delay mit Feedback Triple Delay mit dem integrierten LFO Gepflegtes Absaufen mit Nostalgia
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