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Don’t panic, it’s organic!

Bonedo: Ihr wart schon zweimal in Äthiopien, um dort ein Schulprojekt zu unterstützen. Wie war das für euch?

Jo: Es war krass – im Positiven, wie im Negativen. Das Negative: Wir haben zum ersten Mal vor Ort gesehen, wie es dort wirklich aussieht. Man kennt das zwar aus dem Fernsehen ein bisschen, aber das wirklich zu sehen, ist noch viel eindringlicher und geht sehr nah. Positiv war alles andere, die Leute, die wir kennengelernt haben zum Beispiel. Und alleine, dass wir es geschafft haben, zusammen mit unseren Fans 250 000 Euro zu sammeln und dort eine Schule aufzubauen, das war ein Megagefühl. Wir hoffen, dass wir das auch noch weiterführen können.

B: Wie lange seid ihr dort gewesen? Habt ihr auch etwas vom Land mitgekriegt oder nur diese Schule besucht?

Mäx: Das erste Mal, im Dezember 2006, waren wir knapp eine Woche dort und im Februar 2008 dann fünf Tage.

Fabi: Das zweite Mal war zur Einweihung der Schule. Da wurde ein großes Fest gefeiert und wir wurden mit einem großen Banner „Welcome Killerpilze“ begrüßt. Sie haben für uns getanzt und wir bekamen äthiopische Gewänder. Das war superschön.

B: Das heißt, es gibt auch in Äthiopien eine Killerpilze-Fangemeinde?

Jo: (lacht) Nein, das ist eine komplett andere Kultur, die können mit unserer Musik gar nix anfangen. Aber als wir mit den Akustikgitarren ein paar Songs gespielt haben, waren sie schon interessiert.

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B: Fabi, es heißt, du hättest den Namen Killerpilze in einer Pizzeria ins Spiel gebracht. Stimmt es, dass die Band so zu ihrem Namen kam?

Fabi: Ja, das mit den riesigen Champignons auf der Pizza stimmt.

Jo: Zumindest ist das die zensierte Version (lacht).

B: Und was ist die unzensierte?

Jo: Das hat mit Pilzen und Wald zu tun, den Rest kann man sich denken …

B: Ihr hattet ab der ersten Stunde jede Menge Auftritte, was für eine neue Band ja nicht unbedingt normal ist. Gab es damals schon ein Management, das mit angeschoben hat?

Jo: Wir waren auch bereit, von Anfang an überall zu spielen, wo sich was ergab. Auch in ganz kleinen Clubs.

Mäx: Es ging darum, Erfahrungen zu sammeln, auf der Straße zu sein. Nur wir und ein vollgepacktes Auto. Es war einfach cool.

Fabi: Anfangs waren wir nur im Raum Dillingen, unserer Heimatstadt, unterwegs. Langsam haben wir dann den Aktionsradius ausgeweitet. Ich denke, es war wichtig, viel herumzukommen und das Beste, was man machen kann, ist live zu spielen.

B: Das hört sich so an, als hättet ihr von Anfang an Großes vorgehabt.

Jo: Wir wollten von Anfang an live spielen. Es ging uns nicht darum, möglichst große Auftritte zu haben oder einen Plattenvertrag zu bekommen. Wir sind eine Liveband und deshalb wollten wir so oft wie möglich auf der Bühne stehen. Und wir genießen es nach wie vor aufzutreten, auch jetzt auf der Europatour.

B: Wäre auch eine Teilnahme bei einer Castingshow eine Option gewesen, um an Livegigs zu kommen?

Jo: Nein, das ist für uns nach wie vor Plastik! Die Leute werden von den Sendern gnadenlos verheizt – sie sind kurz da und das wars dann. Viele von den Teilnehmern haben Talent, aber keiner kümmert sich mehr darum, wenn der nächste „Superstar“ kommt. Das finden wir nicht gut.

Fabi: Unser Ziel war es immer, falls wir es schaffen, uns auch langfristig durch eigene Arbeit oben zu halten und nicht von anderen für kurze Zeit nach oben gezogen zu werden.

B: Wie kommt es dazu, dass ihr in Frankreich so groß seid? Sprecht ihr besonders gut Französisch?

Jo: Wir sprechen kein Französisch und haben dort auch kein eigenes Management. Es ist tatsächlich so, dass uns unsere Fans dorthin gebracht haben! Da hat das Internet geholfen. Wir hatten Songs auf myspace und irgendwann fragten uns Leute, ob wir nicht mal in Frankreich spielen wollen. Wir sagten damals, dass wir natürlich Lust darauf hätten, aber es gäbe ja noch keine Fans in Frankreich. Und im gleichen Atemzug fragten wir, ob sie nicht einen Fanclub aufmachen wollten. Unsere Kontaktperson von damals ist heute der Leiter unseres Fanclubs in Frankreich. Der Club hat 9000 Mitglieder und dementsprechend geht es dort richtig gut ab! Das Abschlusskonzert der Europatournee ist in Paris. Diese Erfahrungen sind unbezahlbar – die singen unsere deutschen Texte mit. Dieses Jahr waren wir in Paris sieben Mal ausverkauft! Wie gesagt sprechen wir kein Französisch, aber wir können uns in Deutsch unterhalten, weil die Leute dort die Sprache lernen. Deutsch ist dort populärer geworden. Und natürlich können wir uns auch in Englisch verständigen.

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B: Es waren heute auch einige Autos aus Frankreich vor der Halle …

Mäx: Ja, es gibt viele, die fahren uns nach. Fans aus Frankreich, Belgien. Das ist saugeil.

B: Ihr habt gesagt, ihr sprecht kein Französisch, aber einen Song mit französischem Text gibt es doch.

Jo: Ja, wir wollten den Fans dort ein Geschenk machen und in ihrer Sprache singen. Wir hatten einen Übersetzer, der mir den Text in Lautschrift aufgeschrieben hat und ich habe das dann nur nach Gehör nachgesungen. Ich denke aber, das klingt recht professionell und wir alle sind stolz auf den Song.

B: Seit dem Ausstieg von Schlagi seid ihr ja nur noch zu dritt und arbeitet mit dem Livebassisten Benni. Ist geplant, dass ihr euch irgendwann wieder zu einem festen Quartett aufstockt?

Jo: Eigentlich nicht. Wir spielen jetzt seit eineinhalb Jahren als Trio und es läuft gut. Wir fühlen uns zu Dritt stark genug, um es mit der Rockmusikwelt aufzunehmen.

B: Ein Song, über den ich gestolpert bin, ist „Stress im Nightliner“. Darin behandelt ihr ironisch und witzig die Vorurteile, die einen betreffen, sobald man erfolgreich ist.

Mäx: Den Song haben wir nach der ersten Tour geschrieben. Und da haben wir alle Vorurteile verarbeitet, mit denen man konfrontiert wird. Von den Schubladen, in die man gesteckt wird, bis hin zur Kritikerschelte. Viele Leute haben einfach ein Bild von Rockstars im Kopf, das nicht stimmt. So ähnlich wie: einmal im Fernsehen und dann gleich reich und arrogant.

B: Und wie sieht eure Beziehung zu Nightlinern aus? Manche Musiker hassen die Teile.

Jo: Eigentlich sind es eher die Hotels, von denen wir genug haben.

Fabi: Alle sind gleich, steril und langweilig.

Jo: Ja, das geht einem schnell auf den Geist. Nightliner fahren dagegen ist etwas Schönes für uns. Da sind wir mit der Crew zusammen, sind eine Familie und es macht riesig Spaß. Wir zocken zusammen Playstation, trinken nach dem Konzert noch etwas im Bus …

Fabi: Man hängt Tag und Nacht zusammen, es ist aber trotzdem cool. Jeder hat seine eigene Kabine, wo er schläft. Ich finde das gemütlich.

B: Wann gibt’s eine neue CD, habt ihr schon Songs fertig?

Jo: Es gibt schon Demos von neuen Titeln. Aber erst nach der Tour werden wir uns auf das Songwriting richtig konzentrieren. Ich mache in diesem Schuljahr mein Abi und dann wird die neue Platte kommen. Andererseits waren wir lange unterwegs und freuen uns auf eine kleine Auszeit. Und danach mit dem neuen Album zurückzukommen wird bestimmt toll.

B: Hattet ihr mal Zeit, darüber nachzudenken, warum gerade ihr so bekannt geworden seid? Es gibt ja viele gute junge Bands, die es auch wissen wollen.

Jo: Klar hat man dazwischen immer mal Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, aber ich denke, erst während der Auszeit können wir so richtig reflektieren, was in den letzten Jahren alles passiert ist. Ein Grund ist, dass wir nie halbe Sachen gemacht haben, sondern immer voll dahinter gestanden sind. Wir haben viel Arbeit reingesteckt, waren immer unterwegs. Auch an Wochenenden haben wir Nägel mit Köpfen gemacht. Es war klar, Fußballspielen geht nicht mehr, die Zeit geht in die Musik und in die Band. Logisch, es gehört auch ein bisschen Glück dazu, aber ich will unsere Leistung nicht runterspielen und sagen, dass es nur Glück war.

Mäx: Wir haben auch Talent dazu und arbeiten viel.

Fabi: Das Meiste hat sich durch die Liveauftritte ergeben. Wir schreiben unsere eigenen Songs, wurden immer besser und haben dann auch die Kontakte zu Leuten aus dem Business bekommen.

Mäx: Und wir haben natürlich auch das gewisse Etwas (alle lachen).

Jo: Wir sind schon stolz darauf, dass wir in diesem schnelllebigen Geschäft nun schon drei Jahre mitmischen. Wir haben selbst mitbekommen, wie schnell es vorbei sein kann.

Alois und die drei Pilze
Alois und die drei Pilze

B: Max, bei dir ist in vielen Videos die Zakk Wylde-Gitarre ein Blickfang. Ist das ein Hinweis auf deine musikalischen Vorbilder?

Mäx: Ich eifere Zakk Wylde nicht nach. Ich finde die Gitarre geil, sie lässt sich super spielen.  Aber ich mag viele Gitarristen. Ein Vorbild wäre zum Beispiel Slash, sein Style, sein Sound, wie er spielt. Farin Urlaub ist auch einer den ich mag. Ich denke, Die Ärzte haben uns schon beeinflusst, aber auch Bands wie Blink 182.

Jo: Aber wir hören nicht nur Rock. Wir hören auch HipHop oder elektronische Musik. Wir schließen da nichts aus.

Fabi: Wir machen ja auch verschiedene Sounds. Und es wird auch beim neuen Album so sein, dass wir versuchen, verschiedene Einflüsse und Stilrichtungen reinzubringen. Ich mag als Trommler zum Beispiel Travis Barker von Blink 182 und Taylor Hawkins von den Foo Fighters sehr gerne.

Jo: Da unser Vater Organist in der Kirche ist, haben wir auch einen klassischen Background.

B: Im Zusammenhang mit Euch kommt ja auch öfters der Vergleich mit Tokio Hotel. Glaubt ihr, dass deren inzwischen riesiger internationaler Erfolg sich auch positiv auf andere junge deutsche Bands auswirkt?

Jo: Ich denke, dass der Erfolg zunächst einmal rein auf Tokio Hotel fokusiert ist. Aber klar öffnet so etwas auch anderen Bands die eine oder andere Tür. Andererseits erarbeiten wir uns alles selbst. Es ist ja nicht so, dass Tokio Hotel in Frankreich einen Preis gewinnt und wir deshalb dort spielen wollen, um von deren Ruhm zu profitieren. Wir erspielen uns unsere eigene Fanbase, Schritt für Schritt auch in anderen Ländern. So kann es gerne weitergehen.

Mäx: Die nächste Platte wird simultan in ganz Europa veröffentlicht und das ist ein Riesenerfolg! Das haben wir uns alles live erarbeitet. Vielleicht öffnet sich durch den Erfolg von Tokio Hotel die eine oder andere Tür, aber durchgehen müssen wir immer noch selbst!

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