Digital DJ Solutions/Faderfox – 4midiloop Test

Eine Armada an Frickelwerkzeug
Also, mein unverblümter erster Eindruck, als ich die Kommandozentrale aus ihrem Karton gehievt habe, war: „Ach du meine Güte …“. So ungefähr muss sich Skywalker gefühlt haben, als er zum ersten Mal den imperialen Sturmtruppen gegenüberstand. Auf den ersten Blick eine echte Herausforderung. Ja, und auf den zweiten Blick fühlt man sich direkt angekommen. Quasi jedes „Treckersche“ GUI-Feature hat ein Bedienelement spendiert bekommen. An der Verarbeitung gibt es nichts zu beanstanden. Das CNC-gefräste Case entstand aus einem ganzen Aluminium-Block, die Präzision ist wirklich beachtlich. Ein echtes Kontrastprogramm zu manchen aktentaschengroßen 200 Euro Plastik-Bombern. Die Fader sind butterweich, die Drehregler sanft und die Mikrotaster mikrotastig. Ich sehe Status LEDs, wo es Sinn macht, Pegel- und Phasenmeter sowie Beschriftungen für alle Bedienelemente mit Ausnahme der Fader. Die Texte sind vielleicht etwas klein geraten, aber dank Eloxaldruck recht kratzfest. Und so langsam kristallisiert sich heraus, dass man hier einen herausragenden Quad-Controller für Traktoristen vor sich haben könnte. Das Ding, das man sich immer gewünscht hat. Aber nun ist erst einmal Schluss mit der Schwärmerei, denn ob 4midiloop diesen Ansprüchen tatsächlich gerecht werden kann, muss er erst noch beweisen. Hätten wir hier ein klassisches Mischpult, würde ich an dieser Stelle wahrscheinlich Front- und Backpanel begutachten, doch der Proband weist lediglich eine USB Typ-B Buchse auf der Rückseite auf. Sie dient als Schnittstelle zur Außenwelt und versorgt das komplette Gerät auch gleich mit Strom. Ein optionaler Netzteilanschluss ist leider nicht zugegen. Für den gediegenen Transport sollte sich der Besitzer auf jeden Fall eine passende Schutzhülle zulegen. Ob es eine spezielle Lösung geben wird, ist bei Kleinserien wie dieser meist unklar, aber man kann den Burschen vielleicht behelfsweise in die mitgelieferte Luftpolsterfolie wickeln, und der kostbare Inhalt ist vor Staub und Kratzern ein wenig geschützt. Alternativ bieten sich 20 Zoll Laptop-Taschen an – zum Beispiel der Marke Tech-Air für 20 Euro (500 x 65 x 370 mm) oder das Dicota Multi-Giant (52 x 41.5 x 15), welches für `nen Fuffi zusätzlichen Stauraum für Interface und Co stellt.

Die Qual der Wahl
Unser Testmodell hat sich ins schnittige Silver-Bullet-Design geworfen, weiterhin ist der Typus Silver-Moon, ein Black-Devil-Modell (Silver-Bullet mit schwarzer Faceplate) und die Variante Black-Pearl (Silver-Moon mit schwarzer Faceplate) erhältlich. Pearl und Moon verwenden statt der bunten Buttons hauptsächlich graue Mikrotaster, die in dunklen Umgebungen etwas schwieriger zu unterscheiden sind. Beim vorliegenden Vertreter heben sich die unterschiedlichen Funktionsgruppen etwas deutlicher voneinander ab und sind auch nach ein paar Hopfenkaltschalen noch zu handhaben, da bin ich sicher. Faderfox-Enthusiasten planen in dieser Hinsicht erst gar keine lange Einarbeitungszeit ein, denn die Farbgebung und Positionierung der Komponenten ist teilweise recht ähnlich geblieben, wie ihr dem Screenshot entnehmen könnt.

Wer hat, der hat
Der Testkandidat ist im Wesentlichen in sechs funktionale Baugruppen aufgeteilt. Von Nord nach Süd sind dies Master-, Effekt-, EQ-, Trigger- (Loops und Cues), Transport- und Fader-Sektion. Insgesamt zähle ich 47 Drehregler, 9 Encoder 166 Mikrotaster 152 LEDs und 5 Schieberegler. Das sind 227 Bedienelemente, die, wenn ich richtig überschlagen habe, inklusive Shift über 300 Software-Parameter steuern. Yeah. Trotz seiner Heerschar an Fummelwerk ist der Kontrolletti dennoch einigermaßen kompakt geblieben und wirkt ergonomisch und übersichtlich gestaltet. Mit seinen Abmessungen von 290 x 60 x 450 mm fordert er fast die gleiche Stellfläche wie ein Turntable in Scratchposition ein oder gut ein Drittel mehr Tiefe als mein Pioneer DJM-600 Mixer. Seine Größe und das Gewicht von 3,6 Kilo katapultieren ihn nah an die Grenze dessen, was in Ballungszentren beheimatete DJs nächtlich durch U-Bahn, Tram und Bummelzug schleppen wollen (da es sich um einen reinen MIDI-Controller handelt, gehören eine Soundcard, Kabelwerk und ein Laptop schließlich ebenfalls mit ins Gigbag). In ländlicheren Gebieten ist man aber meist mit dem Auto unterwegs, und dann passt das schon. Bis zum Airport haben alte Haudegen und Vinylisten auch schon schwerere Gerätschaften in Form von voll bepackten Plattenkoffer-Trolleys gefahren. Also alles tutti, oder? Im Praxisteil schauen wir uns an, wie die einzelnen Komponenten mit der Software zusammenwirken.

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