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Der Fender Cyber Twin SE Test

GEHÄUSE/OPTIK
Der Amp im Twin-Style steckt in einem Holzgehäuse, das mit schwarzem Vinyl überzogen und mit Metallbeschlägen an den sechs rechtwinkligen Ecken vor Stößen geschützt ist. Das Chassis ist mit sechs Schrauben an der Oberseite befestigt, die auch den Tragegriff beherbergt. Da der Amp mit 25 Kilo nicht gerade im Federgewicht zu Hause ist, hat man ihm vier Rollen spendiert, die auf der Unterseite eingesteckt werden können. Ohne Rollen steht er sehr stabil auf vier großen Metallfüßen. Betrachten wir den Verstärker von hinten, erhalten wir freie Sicht auf die zwei 12“ Celestion Lautsprecher, die nebeneinander angebracht sind. Von vorne sind Speaker und Front mit einem silbergrauen Bespannstoff geschützt, in dessen oberer linken Ecke der silberne Fender-Schriftzug glänzt. Von hinten außerdem sichtbar ragen aus dem Chassis zwei Metallhülsen hervor, die die beiden 12AX7WC Röhren von Groove Tubes aus der Preamp-Sektion schützen. Mit einer Tiefe von 30,8 cm ist der Cyber Twin etwas „dicker“ als seine anderen Kollegen aus der Twin Serie, was besonders beim Tragen etwas hinderlich ist.

BEDIENFELD
Zum Bedienfeld fällt mir sofort der Satz „Old school meets high tech“ ein. Auf der linken Seite sieht alles aus wie immer: die Input-Buchse für den Klinkenstecker ganz außen, dann kommen die einzelnen Regler mit den typischen Fender-Knöpfen. Neun sind es an der Zahl, und sie steuern die Parameter Trim, Gain, Volume, Treble, Middle, Bass, Presence, Reverb und Master. Allesamt bekannte Größen, aber was bedeutet Trim? Ganz einfach, mit dem Trim-Regler wird der Eingangspegel eingestellt. Bekanntlich haben ja Gitarren mit Humbucker-Tonabnehmern einen höheren Ausgangspegel als Gitarren mit Single-Coils. Mit diesem Regler werden die unterschiedlichen Pegel aufeinander abgestimmt, und Anpassungs- und Lautstärkeprobleme sind kein Thema mehr, wenn man auf der Bühne die Gitarren wechselt. Diese Einstellungen können selbstverständlich für jeden Sound abgespeichert werden. Auf der rechten Seite macht der Verstärker seinem Namen alle Ehre, willkommen in der Cyber-World!

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13 silberne Taster mit den dazugehörigen Kontroll LEDs, vier Regler in Silber und ein 120mm x 30mm großes Display können einem Vintage-Gitarristen schon ganz schön Angst einjagen. Aber alles halb so wild, denn das Ganze ist recht logisch aufgebaut. Ganz links finden sich die „Quick Access“ Taster eins bis vier, mit denen die vier bevorzugten Sounds aufgerufen werden können. Daneben befinden sich im Halbkreis angeordnet fünf weitere Taster:

SAVE – Einstellungen abspeichern.
TUNER – Stimmgerät einschalten, der Amp ist dann stummgeschaltet.
N GATE – Noise Gate ein- und ausschalten.
TAP – Eintippen des Tempos für einen Effekt mit Tempoveränderungen wie Delay – Verzögerungszeit oder Tremolo-Rate.
HUM REDUX – schaltet tiefe Brummgeräusche aus.
Die Kontroll-LEDs geben Auskunft über den jeweiligen Status (On/Off).

Unter dem Display haben wir die drei Regler, die für die Einstellung der Effekte zuständig sind: FX Level regelt den Effektanteil, und mit FX VAL1/FX VAL 2 werden die zwei wichtigsten Parameter des Effekts eingestellt. Es können zwar noch weitere im Edit Modus geregelt werden, aber für den schnellen Eingriff sind diese beiden zuständig. Beim Echo sind das beispielsweise mit Time die Verzögerungszeit und mit Feedback die Anzahl der Echo-Wiederholungen.
Rechts daneben befindet sich das Data Rad, die Steuerzentrale des Cyber Twins. Mit ihm können alle im Display angezeigten Parameter eingestellt werden. Nach dem Einschalten befindet sich der Amp im „Play-Modus“, der Sound-Name wird angezeigt, und mit dem Data-Rad können die verschiedenen Sounds angewählt werden. Drückt man dann einen der Taster AMP, EFFECTS oder UTILITY, die sich rechts neben dem Display befinden, dann erscheint eine neue Anzeige und der dargestellte Wert kann mit dem Data Rad verändert werden. Will man wieder zum Play-Modus zurückkehren, drückt man den Taster „Exit“. Genauer betrachtet sieht das Ganze dann doch nicht so kompliziert aus, wie man vielleicht zuerst denkt, aber hinter den FX und AMP Tastern verbergen sich eine Menge Einstellmöglichkeiten.

AMP- UND EFFEKT-MODELING
Im Vergleich zu anderen Modeling Amps oder Effektgeräten, die in einzelnen Preamp-Setups die Amp-Klassiker per Software nachbilden, geht der Cyber Twin noch einen Schritt weiter. Er bietet das Ganze sozusagen in Baukasten-Form an. Das Stichwort dazu heißt Virtual Tone Interpolation, abgekürzt VTI. Dabei kann die Schaltung dank einer virtuellen Leiterplatte verändert und so der Amp virtuell in seiner fundamentalen Architektur (Röhren, Widerstände, Kondensatoren, etc.) neu verdrahtet werden. Auf diese Weise werden die unterschiedlichen Amp-Klassiker simuliert. Hierfür sind drei Parameter einzustellen:

TONE, STACK und TYPE
Mit ihnen wird der Grundcharakter der Klangregelung nach den entsprechenden Amp-Vorlagen wie beispielsweise Tweed, Blackface, British oder Modern ausgewählt.
TONE STACK LOCATION
Hier wird eingestellt, ob sich die Verzerrungs-Stufe vor oder hinter der Klangreglung befinden soll.
DRIVE CIRCUITRY
Auswahl der Verzerrungs-Schaltung. Auch hier werden wieder ein paar entsprechende Amp Vorbilder genannt.
Durch diese drei Einstellmöglichkeiten kann man beispielsweise einen Sound erzeugen, der eine Marshall Klangreglung hat und die Verzerrung eines Twins, oder umgekehrt. Außerdem stehen 17 Parameter allein für den Amp-Sektor zur Verfügung. Daraus ergeben sich zwar jede Menge Soundmöglichkeiten, aber die Gefahr, den Überblick zu verlieren, ist ebenfalls recht groß.

Auch bei den Effekten wurde nicht gespart, hier können 43 unterschiedliche Einstellungen angewählt werden. Dabei handelt es sich zum Teil um einzelne Effekte wie Tape-Echo, Tremolo, Phaser und andere, aber auch um Kombinationen von zwei unterschiedlichen Effekten wie zum Beispiel Fuzz mit Pedal Wah oder Overdrive mit Tape Echo. Das bedeutet, dass man von den 43 Möglichkeiten eine auswählen und maximal zwei Effekte gleichzeitig nutzen kann. Die Einstellmöglichkeiten hierbei sind sehr komfortabel, denn es lassen sich fünf oder sechs Parameter pro Effekt regeln. Das Reverb gehört allerdings nicht dazu, denn es ist ein Teil der Amp-Sektion.

RÜCKSEITE
Die Rückseite beherbergt diverse Anschlussmöglichkeiten: Auf der linken Seite finden wir die Footswitch Buchse für den mitgelieferten Vier-Tasten-Fußschalter, mit dem die Quick Access Presets angewählt werden können. An die zweite Buchse kann per Klinkenstecker ein Expression-Pedal angeschlossen werden, das allerdings nicht zum Lieferumfang gehört. Mit der dritten Buchse wird ebenfalls per Klinke der mitgelieferte Fußschalter zum Ein- und Ausschalten des Reverbs verbunden. Warum man die beiden Schalt-Funktionen nicht in einen Fußschalter mit fünf Tastern gelegt hat, will mir allerdings nicht einleuchten. Zum Umschalten von MIDI Effekten und der Übertragung von Sysex-Daten gibt es die drei klassischen Anschlüsse IN, OUT und THRU. Mit ihrer Hilfe können selbst programmierte Sounds auf einen MIDI-Sequenzer oder Computer übertragen und so abgespeichert werden.

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An Ausgängen stellt der Cyber Twin SE einen Digital SPDIF-Ausgang mit Cinch-Buchsen zur Verfügung, außerdem zwei symmetrische XLR-Ausgänge mit geschalteter Speakersimulation für Recording oder den direkten Anschluß an die PA. Ein Kopfhörer-Ausgang in Stereoklinke und zwei Lautsprecher-Anschlüsse, ebenfalls mit Klinkenbuchsen, komplettieren den Kontakt nach Außen. Und falls man doch einmal sein geliebtes Effektpedal oder einen Multieffekt benutzen möchte, kann man diese über den Effekt Loop mit integrierter Pegelanpassung (-10 dBV/+4 dBu) anschließen.

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