Denon DN-X1600 Test

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Kontaktaufnahme
Das ist schon ein ordentlicher Brocken, den Denon da auf die Szene loslässt. Der Straßenkreuzer oder besser gesagt „Club-Cruiser“ misst 320 x 91 x 357 Millimeter, bringt stattliche 6 Kilo auf die Waage und macht einen durch und durch robusten Eindruck. Die Bauteile stecken in einem sauber gefertigten Metallgehäuse, dass von einer schwarz-silbrigen Faceplate geziert wird. Schickes Design. Beim Schütteltest fällt nichts negativ auf – sämtliche Komponenten sitzen schön fest. Die Umverpackung fördert neben dem Mischpult je ein Strom und USB-Kabel, eine Treiber-Disc und eine Traktor-Demo-CD zutage. Und in Nullkommanix steht der Bursche auf dem DJ-Tisch. Ach ja, und dann ist da noch das teilweise lückenhafte englisch-japanische Handbuch, das mich ehrlich gesagt sofort dazu veranlasst hat, nach einer deutschen Ausgabe im Web zu fahnden. Auf den Herstellerseiten wurde ich fündig, die Dokumentation ist aber nicht wirklich gelungener.

Zurück zum Testkandidaten. Falls ich mich nicht verzählt habe, nennt er 5 Fader, je 4 Schalter und Switches, 30 Drehregler, 5 Endlos-Encoder mit Button-Funktion und 34 Tasten sein Eigen. Vier gesonderte Schaltflächen an den Hauptkanälen versetzen die einzelnen Baugruppen in den MIDI-Betrieb. Ich bin schon sehr gespannt, wie sich das in der Praxis bewährt. Die Neugier steigt.
Backpanel
In den Mixer hinein geht’s über acht Stereowege, von denen drei mit Phono-Preamps ausgestattet sind. Der Rest sind Line-Ins. Wer jemals mit drei Plattenspielern gearbeitet hat, kann vielleicht verstehen, warum Denon hier ein Limit gesetzt hat. Zudem arbeiten viele Multideck-Artisten inzwischen mit MIDI-Controllern, die eine weitaus komfortablere Steuerung von Loop und FX Decks zulassen. Und da spielt der 1600er mit seinem USB-Interface ganz vorn mit. Aber dazu später mehr. Für die Turntables ist oberhalb der Anschlussbuchsen eine griffige Erdungsschraube für die Massekabel der Plattenspieler platziert. Sie beugt Brummschleifen und akrobatischen Fingerverrenkungen vor. Die Vorverstärker klingen sehr transparent und zudem druckvoll. Da freut man sich richtig, während einer DVS-gepowerten Mixsession zwischendurch mal wieder ein paar Vinyl-Club-Classics aus der Plattenkiste zu ziehen und in den Mix zu integrieren. Wer möchte, kann kompatible CD-Player und Turntables, wie etwa die Vestax-PDX-Serie, über vier separate Faderstart-Buchsen fernsteuern. Und zwar nicht nur per Crossfader, sondern auch mit den Linefadern oder mit beiden. 

Audio Samples
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Phono-Preamps

Beschallungsgerätschaften werden via XLR (Master), Cinch (Master, Record) und 6,3 Millimeter- Klinke (Booth) sowie einem koaxialen S/PDIF (mit maximal 96 kHz) angesteuert. Man ist also umfangreich ausgestattet, was den Anschluss an Klubanlagen, professionelles PA-Equipment, Studio-Aktivboxen oder einfach nur die Party-Stereoanlage angeht. Ferner verbaut Denon zwei Mikrofonanschlüsse für Moderatoren und MCs, sowie je zwei Monoklinken Send/Returns.

Einmal MIDI 5-Pol, je ein USB-Port Typ-A und Typ B, ein Kaltgerätekabel-Anschluss und ein dicker Einschaltknopf runden das Backpanel ab. Könnte man zunächst auf die Idee kommen, der USB-Schlitz diene dem Einschleifen von Musik, die auf einer externen Festplatte oder einem Stick gelagert ist, ermöglicht er in Wahrheit den Austausch anwenderspezifischer Mixer-Settings. Sollte der DJ also unter gleichen Bedingungen in Studio arbeiten, kann er seine bevorzugten Einstellungen in den Club oder auf die Tour mitnehmen. Im Praxistest stellte sich heraus, dass es während des Ladevorgangs zu einer guten Sekunde Stille kommt, wenn Audioeinstellungen betroffen sind. Also zum Beispiel, wenn das Interface von 48 auf 96 kHz umgestellt wird. Inwiefern Silentium im praktischen Einsatz vor feierwütigem Publikum tragbar ist, kann nicht pauschalisiert werden. Bei einem DJ-Wechsel auf einem Reggae Open Air würde die Schaltsekunde nicht gleich von einem Pfeifkonzert begleitet. In einem Techno- oder Houseclub kann das aber schon mal etwas anders aussehen. Doch egal, welche Musikrichtung auch immer gespielt wird: 32 Bit D/A-Wandler am Masterausgang sorgen jedenfalls für einen authentischen, kraftvollen Sound.

Draufgeschaut
Mit den Jahren hat sich ein gewisser Standard beim Clubmixer-Design durchgesetzt. In den meisten Fällen bedeutet das: Links wird die Mikrofon- und Preview-Sektion platziert, rechts die Effekte und in der Mitte das eigentliche Mischpult. Schauen wir uns zuerst den Mixer mit seinen vollausgestatteten vier Kanalzügen an. Im unteren Zentrum ist ein Modul mit vier sanft gleitenden 60 Millimeter ALPS-Linefadern (da freut sich das technoide Herz) und einem leichtgängigen, mechanisch regulierbaren 45 Millimeter langen Flex-Crossfader verbaut. Die Kanäle besitzen separate Cue-Buttons, was ein simultanes Abhören mehrerer Channels sicherstellt. Alternativ kann der Akteur von Multi-Cueing auf Solobetrieb wechseln, der alle Spuren außer der Ausgewählten stummschaltet. Jeder Kanal lässt sich auf Wunsch auf die Crossfaderpole A, B oder direkt auf die Summe routen.

An prominenter Stelle im oberen Zentrum ist die Klangregelung arrangiert. Eine Input-Matrix ermöglicht wahlfreies Routing der vier Kanäle und bietet zusätzlich zwei fest zugeordnete USB-/DVS-Stellungen. GAIN (-90 bis +20 dB) hilft beim Einpegeln, Channelmeter liefern ein sechzehn-schrittiges optisches Feedback (-40/+10). Die Aufholverstärker packen untenrum schon ordentlich zu, sodass man trotz der großzügig ausfallenden LED-Kette mit Bedacht zu Werke gehen sollte. Das trifft in ähnlicher Weise auch auf die 3-Band-Equalizer zu. Sie haben einen Boost von +10 (Hi, Mid) und + 6 (Bass). Die mittenrastenden, gummierten Drehregler sind mit 20 Millimetern schön hoch und griffig geraten und profitieren von einem großzügigen Abstand zueinander. An den Extrempositionen stellten sich unsensible Bereiche von lediglich einer halben Skaleneinteilung bei Fader und Pots heraus, was ein vergleichsweise gutes Ergebnis ist. Abweichungen in der Regelintensität untereinander, die auf Ungenauigkeiten in der Fertigung schließen ließen, konnte ich nicht feststellen. Ich empfand es aber als etwas irritierend, dass die Null-Markierungen der Kappen am Testmodell nicht alle auf 12-Uhr zeigen, sondern vereinzelt um wenige Grad verschoben sind. Wie bei anderen digitalen Clubmixern lassen sich Trennfrequezen (HI, LOW) für die EQS individuell festlegen, was bei den werkseitig voreingestellten Werten für manches Genre durchaus zu überprüfen ist. Während des Probelaufs unter Verwendung des Traktor-internen Mischpults waren Feinabstufungen von einem Prozent möglich. Mix it, Baby!

Moderatoren freuen sich über zwei getrennt pegelbare Mikrofonverstärker mit relativ niedrigem Eingangsrauschen. Auf Phantomspeisung wurde leider verzichtet, daher lassen sich nur dynamische Mikrofone nutzen. Jeder der beiden Anschlüsse (Kombi / Klinke) besitzt einen eigenen Zuschaltknopf, der anliegende Signale störfrei von der Summe trennt, und lässt sich wahlfrei vorhören. Ein digital konfigurierbarer, nachgelagerter Treble/Bass-EQ verleiht dem Sound ein wenig individuelle Würze. High- und Lowshelf stellen dazu einen Cut/Boost von +/- 15 dB in Aussicht, Ducking fährt die Hauptlautstärke in einem Rahmen von -20 bis -40 dB runter. Der DJ kann das Tempo der Absenkung in zwei Stufen festlegen, die manuelle Angabe eines Schwellwertes ist nicht vorgesehen. Schön, dass der geneigte User interne Effekte auch auf die Mikrofonwege abfeuern kann. Nachstehend habe ich für euch die EQ-Cuts und drei stellvertretende Effekte aufgezeichnet.

Audio Samples
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Mikro EQ Mikro FX Beat Breaker Mikro FX Delay Mikro FX Reverb Mikro FX Reverse Loop Mikro FX Scratch

Die bereits angesprochenen Line- und Crossfaderstarts werden durch zwei separate Schaltflächen aktiviert. Darunter befinden sich zwei Drehregler für die Faderkurven-Konturen. Regler eins kümmert sich um den X-Fader, Regler zwei um das Linefader-Quartett. Die Hauptkanäle weisen also stets eine identische Blendcharakteristik auf.

Der Kopfhörer-Ausgang liefert einen sehr klaren Sound. Er ist laut genug für den Club, und solange der Kanal-Gain nicht allzu hoch in den orangenen Bereich getrieben wird, auch sehr zerrfrei. In akustisch schwierigeren Umgebungen können Bässe und Höhen in den Utillities maximal um Plusminus 15 dB zulegen, um sich der Soundkulisse anzupassen. Hier wäre es vorteilhafter, anstelle eines dauerhaften Pegelhubs eine temporäre Lösung bei der Hand zu haben. Beispielsweise in Form von zwei Buttons, die auf Knopfdruck den jeweiligen Boost zuschalten. Etwa während einer nicht klar für das Ohr isolierbaren Überblendphase – auch wenn man natürlich mit der MONO-Split-Funktion und dem stufenlosen Master-Cue-Poti eigentlich gut zurecht kommen sollte. Bedenkt man, dass der Proband eine TSP-Zertifizierung besitzt und demnach auch einer Vierdeck-Session für DJ-Teams nicht abgeneigt sein sollte, ist es etwas schade, dass die Entwicklungsabteilung keinen zweiten Kopfhörerweg spendiert hat.

Am oberen rechten Rand sind die Regler für Master- und Monitorlautstärke platziert. Ihnen stehen ein Monoswitch und ein Panorama-Regler zur Seite. Zwei 16-stufige LED-Ketten (-40/+10) sorgen für den nötigen Überblick über die Pegelverhältnisse am Masterausgang. EFX schaltet die Effektsektion auf der Summe scharf.

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Kubiq sagt:

#1 - 09.08.2011 um 00:06 Uhr

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Hallo,
Erstmal danke für den tollen ausführlichen Bericht. Der hat unter anderem dafür gesorgt, dass meine Kaufentscheidung auf den x1600 gefallen ist.
Eine Frage hätte ich allerdings auch. Du schreibst, dass man die FX auf dem Kopfhörer vorhören kann, allerdings höre ich die bei mir nicht. Muss man das evtl erst einschalten. Allerdings weiss ich nicht wo. Der cue Knopf auf der effektsektion scheint keine Funktion zu haben...Danke und viele Grüße,
Kubiq

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twi.. sagt:

#2 - 30.08.2011 um 21:54 Uhr

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hey kubiq erst must du den effect auf einen kanal legen, danach den effect anschalten ,dan kannst du in der effect sektion die taste cue drücken der effect wird dan über den master und über die kopfhörer zur gleichen zeit wieder gegeben. ich glaub anders geht das nicht :)
beim dn-x 1500 ging das das man auch den effect vohrhören konnte befohr er über den master ausgegeben wirt.bis denne

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Merdee sagt:

#3 - 08.11.2011 um 21:43 Uhr

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Ist es Möglich die Midi Funktionen des Mixers zu nutzen und zusätzlich einen Controller (z.B. Traktor X1) anzuschließen?Grüße!!

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peter sagt:

#4 - 09.11.2011 um 18:15 Uhr

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Hallo Merdee.
Absolut. Du kannst unter Traktor so viele MIDI-Controller einsetzen, wie du willst.
Gruß
Peter

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