Darkglass Alpha Omicron Test

Praxis

Was bei der Inbetriebnahme des Darkglass Alpha Omicron zwangsläufig zuerst auffällt, ist die Position der Netzbuchse, denn der Batteriebetrieb ist ja ausgeschlossen. Somit ist der erste Griff dem 9V-Netzteil gewidmet, welches der Käufer hoffentlich noch in seinem heimischen Zubehör-Arsenal herumliegen hat.
Hierbei empfiehlt sich übrigens die Verwendung eines geraden Netzsteckers. Ein Winkelstecker müsste so ausgerichtet werden, dass das Netzkabel nach vorne verläuft, da unmittelbar hinter der Netzbuchse die Klinkeneingangsbuchse für den Bass sitzt und ein Verlegen des Netzkabels nach hinten verhindert (wie man im Video sehen kann). Zwar wurde die Netzbuchse leicht versenkt, so dass der Stecker sicheren und festen Halt findet. Dennoch bleibt der Stecker aber eventuellen Fehltritten beim Schalten mit dem Fuß ausgesetzt.
Ich finde die Positionierung des Netzsteckers auf Fußschalterebene etwas fragwürdig. Sie einzige Ausnahme würde die Verwendung eines erhöhten (zweistöckigen) Pedalboards darstellen, bei dem z.B. ein Winkelstecker nach unten in eine Versenkung geführt werden kann.
Wenn wir schon bei den Kritikpunkten sind, dann fällt mir direkt bei der Erstbetrachtung ein weiteres Problem auf: Die zwei Filterschalter, normalerweise bei allen Darkglass-Geräten als Kippschalter konstruiert, wurden beim Alpha Omicron erstmals mit Druckschaltern aus Kunststoff ersetzt. Ästhetisch betrachtet wirken sie auf dem Gerät zwar optisch gut integriert und unterstützen das Gesamtdesign, aber aus praktischer Sicht lässt sich leider die Stellung der Schalter nicht ablesen. Man kann einfach nicht erkennen, ob die Schalter ein- oder ausgeschaltet sind, denn der Schalterweg zwischen gedrückt/aktiviert und nicht gedrückt/deaktiviert ist sehr kurz. Selbst aus der Nähe betrachtet muss man kurz durch Drücken ausprobieren, in welcher Stellung sich der Schalter gerade befindet – ein Alptraum auf dunklen Bühnen und aus größerer Entfernung! Kippschalter sind hier definitiv deutlicher erkennbar und wären meiner Meinung nach auch eine bessere Wahl.
Das war es dann aber auch schon mit den Negativpunkten, denn ab hier beginnt der Alpha Omicron im wahrsten Sinne des Wortes “aufzudrehen”. Im Direktvergleich zum großen Alpha/Omega klingt er von der Grundauslegung etwas milder und weniger harsch bzw. aggressiv in den Höhen, was ich als sehr positiv empfinde. Beim Alpha/Omega muss man die Höhen des internen EQ um einiges zurückfahren, um den gleichen Sound zu erhalten wie beim kleinen Alpha Omicron, der ja ohne EQ auskommt. Diese leicht mildere Grundauslegung des Alpha/Omicron wirkt auf mich ästhetisch angenehmer und leichter kontrollierbar.
Das ist insbesondere deswegen nützlich, weil man ja nicht unbedingt nur wegen einem Verzerrer seine Einstellung am Verstärker jedes Mal ändern möchte, wenn der Effekt in Betrieb genommen wird. Hier hat man bei Darkglass den Grundsound des Pedals wirklich clever angepasst, aber den generellen Charakter der beiden Verzerrerschaltungen beibehalten. Top!

Der "kleine" Darkglass Alpha Omicron überzeugt mit vielfältigen Klängen und überragender Klanggüte.
Der “kleine” Darkglass Alpha Omicron überzeugt mit vielfältigen Klängen und überragender Klanggüte.

Durch die mildere Grundsound-Gestaltung des Alpha Omicron erscheint mir die Wirkung des “BITE”-Schalters weniger drastisch als beim großen Alpha/Omega. Man wird also den Effekt des BITE-Schalters erst dann stärker wahrnehmen, wenn man am Amp auch die Höhen anhebt.
Dagegen verstärkt sich die Hörbarkeit der BITE-Schaltung deutlich, wenn sie mit dem GROWL-Schalter kombiniert wird. Hier wird der Gesamtsound merklich fetter und mit Zunahme des BITE-Schalters dann auch wesentlich aggressiver.
Die beiden Verzerrerschaltungen Alpha und Omega unterscheiden sich riesig voneinander im Klangcharakter, wobei die Omega-Schaltung erheblich aggressiver klingt. Toll ist vor allem die Möglichkeit, die beiden Verzerrer stufenlos miteinander mischen zu können. Ohnehin finde ich auch bei diesem Darkglass-Pedal (wie auch bei den anderen Overdrive-Pedalen der Company) die Gestaltung der Signalführung und die Möglichkeit, das originale Basssignal mit dem Effektsignal zu mischen, überaus effektiv und gelungen!
Grundsätzlich bleibt das trockene Basssignal auf Instrumentenpegel, wird also niemals zusätzlich geboostet. Man muss also, falls man das trockene Signal mit dem verzerrten Effektsignal mischt, immer den Pegel des verzerrten Signals im Verhältnis zum Clean-Signal anpassen. Diese Aufgabe erfüllt der Blend-Regler in Kombination mit dem Level-Regler. Selbst wenn man nun das Effektsignal mit dem Driveregler stark boostet, wird das Signal insgesamt nicht viel lauter. Der Level-Regler braucht also nicht übermäßig strapaziert zu werden, um die Gesamtlautstärke wieder auf Instrumentenpegel zu regeln. Ein A/B-Vergleich zwischen ein- und ausgeschaltetem Effekt ist hilfreich für das Einpegeln. Darüber hinaus bleibt es einem natürlich offen, ob und wie stark man das Effektsignal zusätzlich boosten möchte. Der Headroom ist beträchtlich und dürfte auch für die brutalsten Basssolo-Orgien ausreichen!

Audiobeispiele:

Alle Audiobeispiele wurden auf einem Xotic XJ5-1T mit dem Halstonabnehmer eingespielt. Die Zahlen der Reglerstellungen beziehen sich auf Uhren-Zifferblattstellungen.

Audio Samples
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Level: 9, Blend: 3, Mod = Alpha (voll), Drive: 2 Level: 9, Blend: 5 (voll), Drive: 2, Mod: 1 (Alpha/Omega-Mix), plus Bite & Growl Level: 9, Blend: 2, Mod: 5 (Full Omicron), Drive: 4, plus Bite
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