Praxis
Beim SS-2 Soft Sustain handelt es sich um ein Overdrive-Pedal für absolute Klangfetischisten. Wer dieses Pedal einmal gespielt hat, wird es so schnell nicht wieder hergeben. Sowohl mit Fender- als auch mit Marshall-Amps kommt es bestens klar. Es gibt viele Bluespedale, die nur mit Singlecoil-Pickups harmonieren, wie beispielsweise die von Fulltone. Wer mit unterschiedlichen Gitarren arbeitet und nicht unbedingt nur Blues spielen will, stößt dann schnell an seine Grenzen. Mit dem SS-2 ist ein Wechsel von der Strat zur Les Paul definitiv kein Problem, auch aktive Pickups harmonieren prächtig mit ihm – weder Matschen noch Komprimieren ist angesagt. Ich würde es auf eine Stufe mit dem Analogman KOT setzen, wobei der SS-2 eine offenere Klangstruktur im Obertonbereich besitzt, was sich vor allem im natürlichen, röhrenartigen Sound widerspiegelt. Ich habe es mit dem Baldringer Dual Drive in einem A/B-Vergleich getestet. Der SS-2 reagiert insgesamt etwas statischer als der Dual Drive und sein Mittenbereich ist stärker ausgeprägt. Dem organischen Klangverhalten tut dies jedoch keinen Abbruch. Mit dem Halspickup bekommt man den charakteristischen Gilmournöck sehr gut hin. Besonders leichte Verdichtung des Gitarrentons, die durch eine dezente Verzerrung zustande kommt, ist die Stärke dieses Pedals. Die meisten versagen in dieser Disziplin und klingen schlicht bröselig. Aber auch mittelfette Rocksounds kommen mit dem SS-2 sehr authentisch angeflogen. Dank dieser Eigenschaften hat man es hier mit einem sehr vielseitigen Pedal zu tun, das sowohl Live als auch im Studio erstklassige Dienste leistet.
