ANZEIGE

Cole Clark Fat Lady FL-2A BB Test

Die Cole Clark Fat Lady FL-2A BB im bonedo-Test – Hinter der Marke “Cole Clarke” verbirgt sich ein in Europa noch relativ unbekannter Hersteller aus Melbourne (Australien), der nicht nur mit einem innovativen Tonabnehmersystem in den Fokus geraten ist. Der Hersteller verarbeitet vorzugsweise auch in seinem Land heimische Hölzer wie z. B. Bunya und Blackwood.
Im Line-Up dieser Firma befinden sich neben akustischen Steelstring-Gitarren auch Lap-Steels, Ukulelen und E-Gitarren, u. a. eine Stratocaster und eine Telecaster. Wir wollten uns diesmal von der Fat Lady 2A BB von Cole Clark verwöhnen lassen und haben uns deshalb die stattliche Dame aus Melbourne einmal genauer angeschaut. Die Initialen BB stehen schlicht und ergreifend für die Hölzer Bunya und Blackwood (und nicht für Brigitte Bardot).

Details

Unsere Testkandidatin macht auf den ersten Blick einen kerngesunden Eindruck und man hat nicht das Gefühl, dass sie sonderlich unter ihrem Gesamtgewicht (2150 Gramm) leidet. Ihren Body präsentiert sie mit einer Breite von 40,7 cm am Unterbug, einer Breite von 29,7 cm am Oberbug sowie einer Länge von 52,0 cm. Einen “Body Mass Index” (BMI) für die Akustikgitarre brauchen wir nicht einzuführen, um zu erkennen, dass die FL-2 A mit den typischen eckigen Schultern und der schmalen Taille (27,5 cm) zu den ausgewachsenen Akustikgitarren gehört und sämtliche Abmessungen der Form einer leicht überdimensionierten Square-Shoulder-Dreadnought entsprechen. Unsere “Fat Lady” ist eben – vornehm formuliert – eine “Deluxe Dreadnought”. Ob man dem voluminösen Body auch einen “fetten” Sound entlocken kann, werden wir noch prüfen. Die üppigen Dimensionen lassen jedenfalls hohe Erwartungen aufkeimen.

Ist eine Dreadnought mit üppigem Korpus – die Fat Lady

Korpus-Details

Doch nehmen wir zunächst die Decke ins Visier, die aus zwei massiven Hälften Bunya gefertigt wurde. Die Nahtstelle in der Mitte bleibt zwar sichtbar, wurde jedoch gekonnt kaschiert. Jedenfalls vermitteln die beiden Hälften ein vollkommen symmetrisches Erscheinungsbild, wobei das dunkelgelblich schimmernde Holz kontrastreich und lebendig von kurvenreichen Maserungen strukturiert wird. Das Holz vom Bunya-Baum wird in den Bunya Mountains in Australien geschlagen. Der Bunya erreicht dort eine Höhe von 30 bis 45 Meter und einen Stammumfang von etwa 1,5 Meter. Weil die natürlichen Bestände seit Jahren schrumpfen, wird der Riese auch auf Plantagen in Süd-Queensland gezüchtet.

Die Decke besteht aus zwei massiven Hälften Bunya – einem in Australien wachsenden Holz

Im Vergleich mit einer Sitkafichte ist Bunya dunkler, allerdings soll das Holz leichter und gleichzeitig härter sein, was der Deckenkonstruktion schon zugutekommen sollte. Die Oberfläche ist mit Nitrozellulose matt lackiert und hauchdünn versiegelt, um ihr ein gesteigertes Schwingungsmoment zu lassen. Ob sich Bunya grundsätzlich als Tonholz eignet, werden wir noch in Erfahrung bringen. Aber wer dem australischen Werkstoff misstraut, kann seine Lady auch mit einer massiven herkömmlichen Fichtendecke (Güteklasse AA) auflaufen lassen.
Ein eingelegter dunkler Holzstreifen am Deckenrand korrespondiert mit den beiden konzentrischen Kreisen, die das runde Schallloch mit einem Durchmesser von max. 10 cm (Normalgröße) begrenzen. Ein ästhetisch geformtes Tortoise-Schlagbrett schützt die Decke bei üppigen Schlagmanövern.

Fotostrecke: 3 Bilder Ein sauber verlegter Echtholz-Streifen und ein Tortoise-Schlagbrett verwu00f6hnen das Auge

Der konturierte und robuste Bauch-Saitenhalter aus dunkelbraunem Palisander ist aufgeleimt und überträgt die Schwingungen auf die hauchdünne Decke. Die Intonation sollte mit einer einteiligen längenkompensierten Stegeinlage (diagonal eingelegt) aus dem Kunststoff Tusq eigentlich stimmen. Die B-Saite ist außerdem mit einer “Nase” befeilt. Das Material kommt von der Firma Graph Tech, die ihren Sitz in den Vereinigten Staaten hat. Namhafte Hersteller wie Taylor, Fender, Gibson, Cort, Hagström, oder Aria sollen bereits mit diesem Werkstoff, der dicht und beständig sein soll, Erfolge erzielen. Angeblich soll er auch einen positiven Einfluss auf die Übertragung der Obertöne ausüben.

Bauch-Saitenhalter aus dunkelbraunem Palisander

Der dreiteilige (!) sanft gewölbte Boden besteht aus Blackwood (s.u.). Die dreiteilige Konstruktion ist nicht neu, sie wurde ursprünglich von Martin erfunden. Im Jahre 1968, als brasilianisches Palisander unter Artenschutz gestellt wurde und nicht mehr importiert werden konnte, wurde die neue Idee aus der Not heraus geboren. Die Abschnitte des Palisanderbaumes, die für eine Bodenhälfte zu klein waren oder aber der Verschnitt “liegen gebliebener” Teile wurden nun für diese Konstruktion gesammelt und verarbeitet. Allerdings erreicht der Stamm des Blackwood-Baumes oft einen Durchmesser von über einem Meter und überschreitet damit die Größe einer Bodenhälfte. Ein zweiteiliger Boden wäre deshalb auch “technisch” machbar. Gut sieht er jedenfalls aus und dem Klang (von Martin-Gitarren) hat eine dreiteilige Konstruktion auch noch nicht geschadet.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Boden der Fat Lady besteht aus drei Teilen Blackwood

Das Holz heißt zwar “Blackwood”, ist aber goldfarben bis nussschokoladenbraun mit dunklen Maserungen. Blackwood ist in Australien sehr beliebt, denn das Holz sieht gut aus, weil es sehr feine und homogene Strukturen ausbildet. Nach einer Dampfbehandlung lässt es sich gut biegen – ideale Voraussetzungen für den Instrumentenbau. Blackwood ist eines der schwersten und härtesten Hölzer. Aufgrund seiner hohen Dichte ist es relativ luftundurchlässig, das heißt, es “arbeitet” nicht und schwindet bei Trocknung kaum. Mit ihrem Gewicht von 2150 Gramm ist unsere Fat Lady aber trotzdem nicht übermäßig schwer, leichtes Ahorn (Hals) und Bunya (Decke) bilden wohl ein gesundes “Gegengewicht”.
Bei seitlicher Betrachtung sind die Zargen am Knopf (11,7 cm), wo der Gurt befestigt werden kann, etwas tiefer als am Hals (10,0 cm). Eine leichte Profilverjüngung (1,7 cm) kann das Handling und die Bespielbarkeit bei großen Gitarren spürbar erleichtern.

Aus diesem Blickwinkel zu erahnen: Die Profilverjüngung des Korpus

Allgemeinen sind die Höhenunterschiede bei einer “herkömmlichen” Dreadnought sichtlich bzw. spürbar größer (z.B. 2,6 cm bei Martin). In der Zarge unter dem Knopf befindet sich auch ein separater Klinkeneingang, der an dieser Stelle gut aufgehoben ist. Zargen und Boden sind perfekt seidenmatt lackiert. Wir werfen nun einen Blick durch das Schallloch in das Innere. Cole Clark bricht auf die eine oder andere Art mit althergebrachten Traditionen. Deckenleisten sollen nicht nur die Konstruktion stabilisieren, sondern auch den Klang beeinflussen. Die dünne Decke unserer FL-2A wurde zwar mit einem X-Bracing unterbaut – den Kreuzpunkt kann man auch gute 3-4 Zentimeter hinter dem Schallloch sehen – jedoch kann man links und rechts davon noch zwei längs angeordnete Leisten ertasten, sodass die Ausläufer der gekreuzten Deckenleisten nicht den Deckenrand erreichen. Das sieht bei einem “konventionellen” X-Bracing, wo es keine Längsleisten gibt, ganz anders aus. Die Reifchen, die in der Regel am Rand einen Ring aus keilförmig gesägtem Holz bilden, sind erst gar nicht vorhanden. Stattdessen bilden dünne Viertelstäbe einen Ring, am Decken- und Bodenrand. So eine Konstruktion sieht man nicht alle Tage. Ansonsten hält sich der Hersteller an die Konventionen. Ein traditionelles Leiter-Bracing, bestehend aus vier schmalen Querbalken, stabilisiert den dreiteiligen Boden. Am Halsblock werden auch Zargen, Boden und Decke stabil miteinander verleimt. Auch der flache Halsfuß ist dort mit dem Halsblock verzapft und verleimt. Man kann im Inneren, soweit das Auge reicht, jedenfalls keine Mängel entdecken. Unsere Lady macht also einen kerngesunden Eindruck.

Innen wie außen gut befestigt: Der Hals der Lady

Der Hals

Das Griffbrett mit Normalmensur (648 mm) besteht aus dunkelbraunem Palisander und kommt ohne Einfassung. Ein sanftes Shaping (low profile) erleichtert das Spiel mit großen Barrégriffen. Bundmarkierer (insgesamt 9) sind hier reichlich vorhanden, denn im 1.Bund , 3. Bund, 5. Bund, 7. Bund, 9. Bund, 12. Bund, 15. Bund, 17. Bund und 19. Bund geben große Block-Inlays aus Perlmutt die nötige Orientierung beim Lagenwechsel. Zusätzliche Dots auf der Griffbrettkante bilden eine sinnvolle Entsprechung. Die Bundkronen (insgesamt 20 Bünde) sind ziemlich hoch. Intonationsprobleme kann es geben, wenn man mit unterschiedlichem Druck an den (gleichen) Ton herangeht. Die Bünde an der unteren Griffbrettkante sollten allerdings noch (einmal) abgerichtet werden, da dort auf der gesamten Länge jeweils ein “Mückensack” übersteht. Die spitzen Kanten verursachen nicht nur ein unangenehmes “Körpergefühl” beim Lagenwechsel, sondern können auch zu Abschürfungen an den Fingern führen.

Die Bünde könnten eine Nachbearbeitung vertragen

Man sollte die Ursachen für dieses Defizit aber nicht in der Werkstatt in Melbourne suchen. Vermutlich hat die “Fat Lady” den Klimawechsel vom australischen Sommer in den deutschen Winter nicht vertragen und ist schon auf dem Flug, spätestens in einem geheizten Raum in Deutschland ausgetrocknet und “geschrumpft”. Vielleicht sind auch nur einzelne Instrumente betroffen.
Die Saiten laufen über einen sorgfältig gefeilten und ausgerichteten Sattel, der ebenfalls aus dem Werkstoff Tusq besteht. Selbstverständlich ruhen die Saiten dort tief und sicher in den Kerben und auch der härteste Anschlag kann ihre Lage nicht verändern. Am Sattel ist das Griffbrett geringfügig breiter (4,5 cm) als bei einer herkömmlichen Steelstring (zum Vergleich = 4,3 cm). Im 12. Bund werden aber 5,5 cm gemessen und das entspricht wieder der Norm. Der “Neck Joint” befindet sich standardgerecht am 14. Bund. Dort gehen Halsfuß und Griffbrett getrennte Wege. Das Griffbrett wurde passgenau auf einem Ahornhals aufgeleimt, der seidenmatt lackiert und versiegelt wurde. Der Hals ist jedenfalls relativ dünn und muss mit einem eingelegten Stahlstab stabilisiert werden. Auch die Halskrümmung kann mit diesem Truss Rod justiert werden, wenn es in der Zukunft mal irgendwo schnarren sollte. Den Zugang zur Stellschraube kann man sich über das Schallloch verschaffen, ohne dass die Saiten entfernt werden müssen.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Neck-Joint befindet sich standardmu00e4u00dfig am 14. Bund

Pickup-System

Die Fat Lady überrascht mit einem innovativen dualen Tonabnehmersystem. Ein piezokeramischer Untersatteltonabnehmer wurde unter der Stegeinlage geparkt, während zusätzlich ein neuartiger Face Brace Sensor (der wie ein Mikro klingt) an der Unterseite der Decke angebracht ist. Die beiden elektroakustischen Signale werden an einen Pre-Amp weitergeleitet, der sich in der Zarge (an der Seite der Basssaiten) befindet. Das Panel ist simpel gestaltet und bietet dort fünf Slider, wobei jedem Buchstaben zugeordnet sind, die man aber mit bloßem Auge und sogar bei Tageslicht kaum erkennen kann.

Der Preamp und seine Bedienelemente parken in der Zarge

Die Signale der beiden Tonabnehmer sind mischbar. Der Faceblend-Fader, der das Verhältnis der beiden Einheiten überblendet, befindet sich an der zweiten Position. Die Buchstaben F und B an jeder Seite des Sliders bestimmen den Anteil des Signals. Der Face Brace Sensor (unter der Decke) gerät in den Vordergrund, wenn man den Silder in die Richtung F, der Piezo, wenn man den Slider in die Richtung B schiebt. Wählt man den Face Brace Sensor, wird gleichzeitig der Piezo ausgeblendet.
Mit dem ersten Slider (V = Volumen) regelt man die Gesamtlautstärke. Darüber hinaus gibt es jeweils einen Slider für Höhen (T = Treble), Mitten (M = Mid) und Bass (B = Bass), also keine separate Klangregelung für den Face Brace Sensor und den Piezo. Die Klangregler wirken sich gleichermaßen auf beide Komponenten aus. Allerdings bleibt festzuhalten, dass sich die beiden Systeme das Frequenzband teilen, auch wenn es einen mehr oder weniger überlappenden Bereich gibt. Der Piezo ist vor allem für den Bauch im Soundbild zuständig, während die Mitten und Höhen (ab 350 Hz) vom Face Brace Sensor kommen. Es sind also eigentlich immer beide Systeme beteiligt – ärgerlich, dass der Hersteller überhaupt keine genauen Angaben zur Verfügung stellt.

Kommentieren
Profilbild von norbert geiblinger

norbert geiblinger sagt:

#1 - 20.05.2013 um 06:27 Uhr

0

ich besitze eine fl2-ac seit ca. 2 jahren und naja, das die kein gutes preis/leistungsverhältnis haben soll und das mit dem "heikel bei klimawechsel" kann ich nicht bestätigen bzw. nachvollziehen.

Profilbild von Bernd Strohm

Bernd Strohm sagt:

#2 - 21.05.2013 um 13:03 Uhr

0

Danke für deine Rückmeldung, die mir (uns) fehlte und das „Urteil“ zumindest relativiert. Wahrscheinlich sollte man mit groben Verallgemeinerungen (noch) vorsichtig sein. Andererseits müssen wir bei einem (sonst guten) Instrument, das in dieser Liga spielt hohe Ansprüche stellen und konnten deshalb nichts „vertuschen“.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.