Blue Sadie Test

Praxis

Der Sadie im Einsatz

Schon beim bloßen Tragen ohne laufende Musik beweist der Blue Sadie eine sehr gute Außengeräuschdämpfung. Straßenlärm durch das offene Fenster wird quasi komplett geschluckt und selbst die Anschlaggeräusche auf der Tastatur mildert der Kopfhörer spürbar ab. Gleiches gilt für die Schallabstrahlung in die entgegengesetzte Richtung: von außen ist quasi nichts von der Musik zu hören. Das bringt entscheidende Punkte im Studio, wo ein Übersprechen auf das Mikrofon nur selten geduldet wird, aber genauso in der Tram, in der man keine genervten Blicke auf sich ziehen will. Damit eignet sich der Kopfhörer selbst auf Flügen und ist theoretisch eine lohnenswerte Alternative zu teuren Noise-Cancelling-Kopfhörern. Einzig das hohe Gewicht macht mir nach wie vor Sorgen, weshalb ich den Kopfhörer während des Tests doch hin und wieder abnehmen musste.

Klang

Wie klingt er nun, der Kopfhörer mit eingebautem Verstärker, lohnt sich die Mehrinvestition oder reicht das Smartphone zum Musikhören on the go doch aus? Ich starte den Test des Blue Sadie an meinem iPhone 7 und werde direkt von der klanglichen Kraft des Kopfhörers überrascht. So klingen andere Kopfhörer am Smartphone nicht. Positiv ist die neutrale Grundabstimmung, die weder in den Höhen klirrt, noch in den Bässen zu sehr schiebt. Im Gegenteil: Slap-Bass-Einlagen etwa von Marcus Miller klingen schön straff und knackig. Der Grundtonbereich wird realistisch abgebildet und bringt sogar eine leichte Wärme mit ins Spiel. Die Höhen halten sich angenehm zurück, sodass weder Schlagzeugbecken noch Gesangsstimmen zischeln. Das sorgt für ein entspanntes Hörvergnügen und damit auch für ein relaxtes Reisen, wofür der Kopfhörer letztendlich primär gemacht ist. Für den reinen Studiobetrieb würde ich mir noch etwas mehr Fokus auf die Detailwiedergabe wünschen, um im Mixdown in den Höhen nicht zu viel Gas zu geben.

Neutraler Klang statt Badewanne – ungewöhnlich für einen Mobilkopfhörer.
Neutraler Klang statt Badewanne – ungewöhnlich für einen Mobilkopfhörer.

Die räumliche Abbildung liegt ebenfalls auf einem guten Niveau. Instrumentengruppen lassen sich über die komplette Stereobühne eindeutig ihren Plätzen zuordnen und auch die Effektstaffelung in die Bühnentiefe lässt sich einwandfrei rekonstruieren. Natürlich ist der Blue Sadie durch seine geschlossene Bauform in der Raumdarstellung nicht mit einem offenen Studiokopfhörer zu vergleichen. Das ist aber auch nicht die Intention des Kopfhörers und geht damit vollkommen in Ordnung.
In meiner Laufbahn als Kopfhörer-Tester ist mir schon oft aufgefallen, dass gerade geschlossene Modelle oft mit dem typischen Badewannen-Frequenzgang ausgestattet sind. Das ergibt in der Regel auch durchaus Sinn, schließlich muss sich der Kopfhörer oft in besonders lauten Umgebungen behaupten und dabei können ein paar Dezibel mehr an den Frequenzgang-Enden durchaus hilfreich sein. Insofern ist der Blue Sadie tatsächlich eine Ausnahme mit seinem Fokus auf eine natürliche Wiedergabe. Dank der sehr guten Dämpfungseigenschaften muss der Kopfhörer nicht mit Umgebungsgeräuschen konkurrieren und kann sich damit klanglich frei entfalten.
Dank des integrierten Ein- und Ausschalters am Kopfhörer lässt sich ganz einfach zwischen internem Verstärkerbetrieb und klassischer Wiedergabe umschalten. Der Vergleich gestaltet sich in sofern schwierig, da das bloße Aktivieren der Endstufen bereits eine leichte Pegelanhebung mit sich bringt. Dennoch profitiert der Kopfhörerklang hörbar von mehr Frische im Hochtonbereich, einer gestrafften Basswiedergabe und allgemein von mehr Lebendigkeit. Bei mir blieb der verbaute Verstärker während der kompletten Testphase über aktiviert.

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Mario Mehlitz sagt:

#1 - 25.12.2022 um 11:28 Uhr

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Ich habe mir den Blue Sadie vor einigen Jahren aufgrund der hervorragenden Testergebnisse zugelegt und finde nach wie vor, dass er klasse klingt. Als allerdings nach ca. 2 Jahren die ledernen Ohrpolster anfingen, sich aufzulösen und ich im Netz nach Ersatz suchte, musste ich feststellen, dass es diesen nicht gibt. Irgendwann war der Kopfhörer so unansehnlich, dass ich ihn aus dem Wohnzimmer verbannt und ein zweites Mal über 300 Euro für neue Kopfhörer in die Hand genommen habe. Den Sadie nutze ich aufgrund seines Klanges immer noch in meinem Musikzimmer an meinem Multieffekter zum Gitarre spielen. Im Wohnzimmer nutze ich mittlerweile einen Bowerss & Wilkins PX7 S2, der den Sadie klangmäßig noch übertrifft. Fazit: Sadie ist ein toller Kopfhörer, aber es ist eine Schande, dass man einen über 300€ teuren Kopfhörer nach so kurzer Zeit im Grunde ausmustern muss, weil er einfach ekelig aussieht und noch nicht mal neue Ohrpolster zu erwerben sind. Darum von mir leider kein Empfehlung.

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