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Blue FiRe Test

Details

Beim App-Start ist das eigentliche Progrämmchen zunächst ausgegraut, es legt sich eine kleine Textinformation darüber, die in kurzen Worten die Bedienung des Helferleins erklärt. “Don´t Show Again” ist neben “Close” die Möglichkeit, zum eigentlichen Programm zu gelangen.

Die Aufnahmeseite sieht aufgeräumt aus, im oberen Teil sieht man die Anzeige der aktuellen Wiedergabe- oder Aufnahmeposition in Minuten, Sekunden und Zehntelsekunden (umstellbar u.a. auf Hundertstel). Direkt darunter befindet sich eine Pegelanzeige für die Audiowiedergabe oder – beim Recording – den Eingangspegel. Ein weißes Feld zeigt die Schwingungsform, die von rechts nach links am festen Playhead vorbeigezogen wird. Die Aufgaben des roten und des grünen Knopfes sind ebenfalls klar definiert: Record und Play. Die unterste Zeile erlaubt Zugriff auf den FTP-Bereich, die Marker und die Einstellungen. Dort lässt sich ein dreistufiges Input-Gain einstellen und die Aufnahmequalität einstellen. Ausserdem kann in diesen Settings bestimmt werden, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt oder nach einer bestimmten abgelaufenen Länge die Aufnahme abgebrochen wird. Das macht keinen Unterschied? Doch, denn es gibt zusätzlich noch eine Threshold-Option, die die Aufnahme erst dann aktiviert, wenn ein gewisser Eingangspegel überschritten wird. Unter “Info” kann man zudem jedem aufgenommenen File ein kleines Foto zuordnen – und ein GPS-Tag. Die “Recordings”-Seite ist eine Liste mit Informationen, aus der heraus man direkt vorhören kann (samt Shuttle-Leiste zur Navigation im File). Ein kleines Dreieck bringt den Benutzer auf die soeben beschriebene Hauptseite.
 
Blue hat offensichtlich in erster Linie die Gruppe der Podcaster im Blick. Neben USB-Mikros und XLR-USB-Konverter scheint eine derartige App in dieses Konzept zu passen. Wie hoch der tatsächliche Nutzen wohl in der Praxis ist? Ist die Ausstattung bei allem Minimalismus vielleicht einfach doch zu gering? Hmm … ausprobieren! Also ab in den “Record-Ready”-Modus:

Praxis

Die gewählten Record-Settings werden dem User vor der Aktivierung der Aufnahme auf dem Hauptbildschirm leider nicht angezeigt. Dies dient zwar der Übersicht, doch möchte man sich häufiger über diese Einstellungen informieren wollen. Schliesslich kann man eine Aufnahme bei Wahl der Qualitätsstufe “Low” ziemlich vergeigen: Bei gleicher Quantisierung wird hier die Samplingfrequenz in Low, Medium und High gewählt, was für 11,025, 22,05 und 44,1 kHz steht. Führt man sich das Shannon’sche Abtasttheorem vor Augen, bedeutet das, dass sich im Low-Modus die maximal darstellbare Frequenz aufgenommener Audios eigentlich schon im Grundtonbereich einiger Instrumente befindet: nicht gut. Und viel zu dumpf ist das allemal, selbst für Sprache. Zum Speicherplatzsparen sollten derart antiquierte Methoden gar nicht erst mit angeboten werden, dann schon lieber eine psychoakustische Reduktion à la MP3. Eine Kanalumschaltung erfolgt nicht, da das Programm die Kanalzahl zur Verfügung stehender Hardware (intern/extern) selbsttätig erkennt.

Bei der Aufnahme lässt sich sonst eigentlich nicht viel verkehrt machen. Es ist angenehm, dass die Erstellung der Schwingungsform schnell vonstattengeht. Es erleichtert die spätere Orientierung, wenn man sofort das mit dem Klang korrespondierende Bild erhält. Die Arbeit mit den Markern geht ebenfalls höchst einfach von der Hand. Ein simpler Klick auf den Playhead generiert eine Linie, eine Markerliste, die sich im unteren Teil des Bildschirms aufrufen lässt, zeigt den Zeitpunkst und kann zum Beispiel “Einleitung”, “Versprecher 1” oder “unnützes Solo” genannte werden. Es wäre aber schon schön, wenn man mit FiRe zum Beispiel den Bereich zwischen zwei Markern löschen könnte – das ist nicht wirklich schwierig zu programmieren und auch in Hardware-Fieldrecordern keine exotische Funktion. 
Es ist zwar wirklich löblich, dass FiRe mit der Möglichkeit zum FTP-Upload und Browserzugriff daherkommt, doch insgesamt bekommt die App bei der Konnektivität ein schlechtes Zeugnis. Um ein aufgezeichnetes File aus dem FiRe herauszubekommen, bleibt kein anderer Weg als der über einen Computer. Gemäß der strikten iOS-Regeln dürfen sich zwei Programme nicht eine Datei teilen, allerdings gibt es mittlerweile funktionierende Clipboard-Möglichkeiten. Ihr wollt unterwegs das aufgenommene Geräusch oder dergleichen mit einer anderen App wie Moog Filtatron oder FourTrack weiterverwenden oder schlicht eurem Gitarristen noch im Proberaum eine E-Mail mit dem von ihm verbrochenen Solo im ansonsten so schönen Song schicken? Geht nicht! Schade, oder? Hier zeigt sich wieder einmal, wie im App-Store die Light-Versionen funktionieren: Der tatsächliche Nutzen wird stark eingeschränkt, damit man dann doch zur Vollversion greift. Dort ist immerhin die Nutzung eines Soundcloud-Uploads möglich. Um eure Neugier zu befriedigen, seien hier noch kurz die weiteren wesentlichen Unterschiede zur Vollversion angemerkt: Es gibt ein einfaches Input-Processing von iZotope, die Möglichkeit, in diversen Formaten zu exportieren (darunter Broadcast-Wave, OggVorbis und FLAC) sowie Suchfunktionen. Eine direkte Möglichkeit zum Versand per Mail wie beim iOS-Standardprogramm “Sprachmemos” existiert aber auch dort nicht.
 

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