Beyerdynamic MCE 530 Test

Praxis

Anders als bei vielen anderen Mikrofonen ist das Aufstellen und Ausrichten bei den Beyerdynamic MCE 530 eine angenehme Angelegenheit. Einem Mikroständer ist es nämlich egal, ob er die fliegengewichtigen Kleinmembran-Mikros trägt oder einfach gar nichts. Auch ein voll ausgezogener Galgen, der bei vielen schwereren Mikrofonen sonst gerne den werten Isaac Newton im Grab rotieren lässt, beeinflusst nicht die einmal gewählte Mikrofonposition. Die Mikrofonschiene ist für das beliebte ORTF hervorragend geeignet, bei XY gibt es das leidige Problem, das viele Schienen haben: Es ist nur umständlich möglich, die Kapseln übereinander (wie es korrekt ist) statt nebeneinander zu positionieren. Bei der Arbeit mit den 530ern ist mir leider eine der Banderolen am Fuß eines der Stäbchen abgegangen. Das passiert dann sehr schnell, wenn man beim Ausrichten an einem Mikrofon zieht: Die Klammer löst dann die aufgeklebte Fahne mit der Produktbezeichnung, dem Firmenlogo und der Seriennummer ab.

Fotostrecke: 2 Bilder Beyerdynamic Kleinmembran MCE-530 im Praxistest in XY-Anordnung

Was ich noch nicht angemerkt habe: Ich kenne die hier getesteten Kleinmembraner von Beyerdynamic seit über einem Jahrzehnt. Oder genauer: Ich habe sie damals kennengelernt und war durchaus angetan (den geringen Preis im Hinterkopf natürlich), sie aber seitdem nicht mehr benutzt. Ich war vor dem Test reichlich gespannt, ob sich meine Meinung womöglich geändert hat (oder sich eben meine Sinne geschärft haben oder Beyerdynamics Qualität geändert hat). Nun, irgendetwas wird es gewesen sein, womöglich auch eine Kombination, denn Begeisterung verspüre ich keine mehr. An der Akustikgitarre präsentieren sich die Stäbchen zwar wirklich gut gematcht, doch das Klangbild kann ich mit dem großen Namen Beyerdynamic nicht gut in Verbindung bringen. Gerade mit der Kenntnis der teureren Kleinmembraner fällt auf, dass man für eine gewisse Qualitätsstufe eben auch eine entsprechende Summe ausgeben muss – unter der die MCE 530 zweifelsohne liegen. Natürlich findet sich dieses Grundproblem bei eigentlich allen Herstellern, aber die beiden preiswerten Beyer-Mikros erklären diesen Zusammenhang recht deutlich. Sie reagieren trotz der hohen Abstimmung etwas träge, die herausgekehrten Höhen wirken recht unecht, sodass, wie bei so vielen preiswerten Mikros, die Assoziation mit – man vergebe mir die Wortwahl – “Plastik” naheliegt.

Vergleicht man die 530 mit hochwertigeren Mikros, auch und gerade solchen von Beyerdynamic, fällt auf, dass es einen scheppernden und resonierenden Aspekt in ihrem Klang gibt, der je nach Schallquelle stören kann. Sicher, manchen Signalen, ich denke da an Overhead-Mikrofonierung eines Rock-Schlagzeugs, kann das sogar zuträglich sein, aber insgesamt agieren die schwarzen Kleinmembraner zu ungenau und zu träge. Anhand der Akustikgitarre kann man gut nachvollziehen, dass viel von der feinen Saitentextur des schönen Instruments schlichtweg nicht mit aufgezeichnet wird. Nun ist das Stereoset auch keine Katastrophe, doch wirklich Freude wird vor allem bei der Aufzeichnung akustischer Instrumente und besonders eines Chores nicht aufkommen. Bessere Ergebnisse als mit einem üblichen dynamischen oder “Kaufhaus”-Mikrofon wird man mit den 530ern zwar auch dort erzielen können, doch sollte man eher auf nicht so fragile Schallquellen zurückgreifen – oder das Budget erhöhen.

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