Beyerdynamic DT 990 Pro Test

Praxis

Verwendungszweck

Als Studiokopfhörer offener Bauart, also ohne nennenswerte Dämmung, ist der Beyerdynamic DT 990 Pro absolut nicht für den Aufnahmeraum geeignet. Sein potenzieller Arbeitsplatz ist in der Regie zur Unterstützung beim Mischen, Mastern und Editieren.

Die Ohrmuscheln des DT 990 Pro sind nicht gedämmt.
Die Ohrmuscheln des DT 990 Pro sind nicht gedämmt.

Tragekomfort

Der Beyerdynamic DT 990 Pro zählt aus meiner Sicht zu den bequemsten Kopfhörern, was nicht ausschließlich an der weichen und großzügigen Polsterung der körperaufliegenden Teile und dem moderaten Gewicht liegt. Sollte der Anpressdruck als etwas zu hoch empfunden werden, dann kann man gemäß Bedienungsanleitung den biegsamen Federstahlkopfbügel entsprechend der eigenen Vorliebe etwas „entspannen“.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Mechanik zur Größenanpassung ist auf angenehme Weise schwergängig, sodass sich der Kopfhörer nicht bei jedem Absetzen verstellt.

Klang des  Beyerdynamic DT 990 Pro

Der Beyerdynamic DT 990 Pro wurde für diesen Test an folgenden Kopfhörerausgängen/Verstärkern betrieben:
iPad 4
UAD Apollo 8
SPL 2Control
Lake People G93
Neben diversen akustischen Experimenten (Sinus Sweeps, übliche DAW-Tätigkeiten) habe ich einen stilübergreifenden Mix eigener und fremder Produktionen (gemastert und ungemastert) über den Beyerdynamic-Kopfhörer angehört und analysiert.
Frequenzgang
An dieser Stelle muss ich mich outen: Der Beyerdynamic DT 990 Pro entspricht nicht meinen persönlichen Anforderungen/Präferenzen an ein professionelles Abhörwerkzeug zum Mischen und Mastern, was primär an seiner Frequenzwiedergabe liegt, deren Bass- und Höhenanhebung mir für kritische Beurteilungen nicht neutral und differenziert genug ist. Weiterhin verschleiert die resultierende Mittenwiedergabe wichtige Tonalitäten, sodass die Wiedergabe über den offenen Studiokopfhörer aus Heilbronn immer ein wenig aufhübschend und kaschierend wirkt – ich würde niemals behaupten, dass der DT 990 schlecht klingt, aber eben nicht neutral! Vielleicht liegt genau hier das Geheimnis seines Erfolges, indem auch ungemastertes Material schon ansprechend klingt und einen vorauseilenden und motivierenden Blick auf das gemasterte Endresultat liefert. Die Wege zum Erfolg können durchaus unterschiedlich sein und wer auf eine lange Hörerfahrung mit dem DT 990 zurückgreifen kann, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die richtigen Mischentscheidungen treffen. Zum Editieren (tonale Korrekturen ausgenommen) ist die beherzte Höhenwiedergabe allerdings sehr zweckdienlich und entlarvt Schnittfehler unbarmherzig.
Impulsverhalten
Hochfrequente Transienten werden quasi als Nebenwirkung der expliziten Höhenwiedergabe sehr gut herausgestellt, was Beurteilungen und Dynamikbearbeitungen begünstigt. Die etwas breitbandige und undifferenzierte Frequenzabbildung im Bassbereich ist ein wenig kontraproduktiv zur Beurteilung tieffrequenter Attacks und Ausklingzeiten, wobei sich die Kompression von basslastigen Produktionen in Grenzen hält. In dieser Kategorie schneidet der DT 990 Pro insgesamt solide und mit den genannten Einschränkungen profitauglich ab.
Räumliche Abbildung
Der offene Beyerdynamic-Kopfhörer glänzt mit einer transparenten und natürlich angenehmen Raumabbildung, die eine entspannte wie präzise Ortung jeglicher Ereignisse auf der Stereobühne ermöglicht. Die Separierung ist im Direktvergleich nicht ganz so plastisch wie bei meinem deutlich teureren AKG K812, aber dennoch Spitzenklasse. Die letztgenannte Eigenschaft hebt den DT 990 Pro positiv von vielen Mitbewerbern ab, was möglicherweise einer der Hauptgründe für seine nicht schwindende Popularität sein könnte.

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