Bettermaker 502P und 542 Test

Praxis

Der 502P ist ein modern klingender passiver EQ

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Das Design des Bettermaker 502P legt es natürlich nahe, den Vergleich mit museumsreifem Röhrenequipment zu wagen und das birgt erst einmal eine Überraschung. Der 502P klingt wesentlich moderner als alles, was mein Gerätepark an ähnlichen Schaltungen zu bieten hat. Das wirkt im direkten Vergleich mit einem echten Pultec härter, aber auch klarer, was sich durchaus als Vorteil sehen lässt. Nun ist mein Pultec im Unterschied zum 502P ein Röhrengerät, deswegen vergleiche ich zusätzlich mit einem passiven Neumann-EQ auf Transistorbasis – auch hier klingt der Bettermaker wesentlich gerader, im Vergleich – wenn man so will – harsch, aber dennoch fein und unaufdringlich. Wer mit passiven Vintage-EQs wie etwa den oben erwähnten bereits gearbeitet hat, wird vielleicht ahnen, was ich mit Begriffen wie Sweetness oder Feenstaub meinen könnte, sollte ich versuchen zu beschreiben, was diese Dinger tun. Das tut der 502 nicht. Da ist kein Glitzern, keine Erweiterung der räumlichen Tiefe.
Nun ist das zum Glück nicht alles. Was ein Pultec-Style-EQ auch können sollte, ist anfetten und Präsenz erzeugen. Das betrifft auch und gerade den Pultec-Trick, der beizeiten zu Matsch und im besten Fall zu einem Woweffekt führt. Diesen Effekt beherrscht der 502 bravourös. Eine gleichzeitige starke Anhebung von 5 kHz und Absenkung bei 10 kHz bei einer Vocalaufnahme kann sie dermaßen zum Glänzen bringen, dass man fast sorglos werden könnte, wie man eine Stimme aufnimmt – wo es doch mit dem 502P so mühelos gelingt, einen “Sounds like a record”-Effekt zu zaubern.

Audio Samples
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Vocals – EQ 502 P: 3 kHz/+5dB, 20 Hz/-8dB Vocals – EQ 502 P: 6 kHz/+10 dB, 20 kHz/-10 dB Vocals – dry

Auch bei Bassdrums kann ein beherzter Cut & Boost kleine Wunder bewirken. Nach meinem Eindruck sind das aber auch schon alle sinnvollen Einsatzgebiete für den Trick, tonales Material wie Gitarre oder E-Piano verliert bei dieser Behandlung schnell an Substanz. Aber auch bei reinen Anhebungen kann der Bettermaker was. Ein Bass lässt sich so stabil und sauber im Mix platzieren ohne herauszuragen, in einer Klarheit und Unaufdringlichkeit, die ich von anderen EQs nicht kenne. Man möchte Bass nie wieder ohne hören.

Audio Samples
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Bass – EQ 502 P: 4 kHz/+8dB, 20 kHz/-10 dB Bass – EQ 502 P: 60 Hz/+8 dB, 5 kHz/-10 dB Bass – dry

Auf einer Klavieraufnahme klingen Anhebungen der Mitten auch bei drastischen Eingriffen so natürlich, als sei nichts vorgefallen. Luft, Offenheit, alles da. Der 502P kann den Charakter einer Aufnahme ändern, ohne dass es aufgezwungen erscheint.

Audio Samples
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Piano – EQ 502 P: 3 kHz/+5dB Piano – EQ 502 P: 16 kHz/+10 dB Piano – EQ 502 P: 100 Hz/+3 dB Piano – dry

Der 542 ist ein Korrekturwerkzeug mit Fokus auf Tonalität

Auch der Bettermaker 542 kann natürliche Präsenz erzeugen. Er tut es nur eben vollkommen anders: als Korrekturwerkzeug, um Verzerrungen des Frequenzgangs einer Aufnahme zu bereinigen. Ich würde seinen Charakter als tonal beschreiben, es kann vorkommen, dass ein angehobener Bereich an musikalischer Glaubwürdigkeit gewinnt, während er gleichzeitig ein wenig an Detailzeichnung verliert. Das klingt im Ergebnis schön und weich. Bei drastischen Einstellungen kann es zur Selbstoszillation kommen, Anhebungen in Grenzbereichen, zum Beispiel unterhalb von 50 Hz oder über 10 kHz, können etwas aufdringlich wirken, wenn man es übertreibt.

Audio Samples
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Mix – EQ 542: 60 Hz/+5 dB, 10 kHz/+5 dB Mix – dry

Erstaunlich gute Ergebnisse erhalte ich beim schmalbandigen Filtern, wenn es darum geht, unerwünschte Resonanzen oder Kammfilter-Effekte auszugleichen. Hier gelingt es mitunter, gezielte Amputationen ohne Nebenwirkungen durchzuführen, was keine Selbstverständlichkeit ist. Insgesamt empfinde ich den Charakter des 542 als neutral mit einer leichten Tendenz zur Verdichtung.

Digitale Steuerung am Gerät und per USB

Die digitale Steuerung der Module ist sehr gut durchdacht und erfolgt intuitiv im Handumdrehen. Ich konnte die wichtigsten Aktionen ohne Handbuch in wenigen Sekunden herausfinden, alles ist in etwa so, wie man es erwarten würde. Ein kurzer Druck auf den Presetknopf lädt, ein langer Druck speichert, ein roter Punkt neben der Zahl zeigt an, ob ein Speicherplatz belegt ist und ein pulsierendes Display sagt, dass eine ungespeicherte Änderung vorliegt. Fluffiger geht nicht. Praktisch ist unter Umständen auch, dass es möglich ist, mehrere Einheiten gleichzeitig fernzusteuern. Die Plugins entsprechen optisch der Hardware, also könnte man diese auch unter dem Tisch verstecken, sodass man auch gleich die nervigen LED-Flutscheinwerfer los wäre. Praktischerweise bietet der Hersteller Hardware-Einheiten auch ohne jegliches Bedienpanel an.

Die Verknüpfung des Besten aus digital und analog ist hier keine leere Floskel.
Die Verknüpfung des Besten aus digital und analog ist hier keine leere Floskel.

Der Praxistest stellte mich erst einmal vor das Problem, dass die Plugins unter Cubase keinen Kontakt herstellen können. Dass es im Netz keinerlei Hilfestellung dazu gibt, fand ich umso ärgerlicher, als sich herausstellte, dass es ein bekanntes Problem ist, dem die Entwicklungsabteilung mit ein paar Zeilen abhelfen konnte. Meiner Meinung nach wäre es sinnvoll, diese paar Zeilen ins Handbuch zu integrieren, weil eventuell nicht jeder die persönliche Mailadresse eines der Software-Entwickler vorliegen hat. Dazu kam, dass der 502P sich bei meinem PC als 230P anmeldete und daher für sein Plugin nicht zu sprechen war, das war allerdings einem Defekt im Testgerät geschuldet und ist kein allgemeines Problem.
Einmal angeschlossen, erweist sich die Fernsteuerung der Bettermaker dann als reibungslos. Ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist lediglich, dass die Potis des 542 nicht nur gefühlt verkehrt herum platziert, sondern auch kopfüber belegt sind. Dadurch, dass die tiefen Frequenzen jeweils oben liegen, bewirkt eine Mausbewegung nach oben eine Frequenzänderung nach unten. Da kann man kurz mal einen Knoten im Kopf bekommen.

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